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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 05.12.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Nasskalt mit Schnee im Bergland. In der kommenden Nacht Gefahr von gefrierenden
Sprühregen im westlichen Bergland.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC

Aktuell … befinden wir uns im Einflussbereich eines Höhentiefs über
Ostfrankreich und der Schweiz. Das Höhentief wandert im Verlauf der Nacht zum
Dienstag langsam ostwärts. Sein Hebungsantrieb verursacht an den Alpen
Schneefälle in den höheren Lagen, die sich bis zum Morgen weiter ostwärts bis
zum Berchtesgadener Land und zum Bayerischen Wald ausbreiten. Eine weitere Folge
des Höhentiefs ist der Niederschlag im Bereich einer konvergenten Zone, die sich
von NRW über Niedersachsen bis nach Mecklenburg-Vorpommern ausdehnt. Hier wird
für kommende Nacht im Bergland wenige Zentimeter Neuschnee und für die tieferen
Lagen teils Schnee, teils Schneeregen oder Regen vorhergesagt. Die Niederschläge
lassen im Verlauf der Nacht nach. Im Tiefland können die Schneefälle maximal für
Schneematsch reichen, das die Luft- und Belagstemperatur zu hoch ist.

Auch sonst liegen die Tiefsttemperaturen im Flachland über 0 Grad und daher
sollte Glätte dort kein Thema sein. Dagegen wird es im Bergland bei Frost
häufiger glatt durch Schneeglätte oder überfrierende Nässe. Für das westliche
Bergland gibt es in der Nacht Signale für gefrierenden Sprühregen, der eine
markante Glättewarnung erforderlich machen würde.

Dienstag … verlagert sich das Höhentief weiter ostwärts. Gleichzeitig weitet
sich der Trog von Nordeuropa langsam weiter nach Süden aus. Die Mengen liegen
jedoch meist unter 2 mm/12h. Im Bergland, von Rhön über den Thüringer Wald bis
zum Erzgebirge können 0,5 bis 2 cm Neuschnee fallen, in tiefen Lagen gibt es
Schneeregen oder Regen. Für das Thüringer Becken wird auch eine Schneedecke
simuliert, es handelt sich dabei wahrscheinlich um nassen Schnee, der rasch
schmilzt.

Am Abend greift von Norden her ein kurzwelliger Trog, der auf der Rückseite des
Langwellentrogs über Skandinavien nach Süden geführt wird, auf den Nordwesten
über. Mit dem Trog labilisiert sich aufgrund er Höhenkaltluft die Schichtung und
wird zunehmend konvektiv. In der Folge können ab dem Nachmittag von der Nordsee
her Schauer (u.U. auch ein kurzes Gewitter) auf den Norden und Nordwesten
übergreifen. Ein weiterer Aspekt der Labilisierung ist die bessere Durchmischen
und dadurch kann man vor allem an der Westküste von Schleswig-Holstein die
Wolkendecke auflockern kann.

Die Tageshöchstwerte steigen im Nordwesten auf bis zu 6 Grad, sonst werden meist
nur 3 bis 5 Grad erreicht. Im Bergland herrscht leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Mittwoch zieht das Feuchteband südostwärts aus Deutschland ab.
Anfangs kann es dann vor allem noch zwischen Ostsee und Erzgebirge zu etwas
Schnee kommen. Nennenswerte Neuschneemengen kommen aber nicht zusammen.

Weiterhin weitet sich in der Nacht zum Mittwoch der Langwellentrog weiter nach
Süden aus und die Trogspitze erreicht bis Mittwochfrüh etwa die Mittelgebirge.
Dadurch wird Höhenkaltluft unter -30 Grad in 500 hPa in die Nordhälfte geführt.
Das führt zu Labilisierung und zu Graupel- und Schneeschauer. Liegen bleibt der
Schnee nicht, immerhin simuliert ICON in Vorpommern sogar eine dünne
Schneedecke.

Glätte ist vor allem im Bergland ein Thema. bei leichtem Frost gibt es
überfrierende Nässe oder Schneeglätte. In Schleswig-Holstein lockert die
Wolkendecke auf, sodass dort auch Reifglätte ein Thema sein könnte.

Die Temperaturen liegen in der Südhälfte sowie nördlich der Elbe im leichten
Frostbereich. Sonst liegen die prognostizierten Lufttemperaturen über dem
Gefrierpunkt, allerdings gibt es verbreitet Bodenfrost.

Mittwoch … ist geprägt durch den Höhentrog, dessen Achse über Westpolen liegt.
Damit werden mit einer nordwestlichen Strömung kalte Luftmassen polaren
Ursprungs herangeführt. Die 850 hPa liegt mit einem Süd-Nord Gefälle zwischen -4
und -8 Grad. Die Höhenkaltluft in 500 hPa ist am kältesten im Norden des Landes,
wo die Werte zwischen -36 und -40 Grad liegen.

Die Folge ist wechselhaftes Schauerwetter, vielleicht ist ganz im Norden auch
mal ein kurzes Kaltluftgewitter eingelagert. Allerdings zeigen die
Prognosesoundings derzeit noch keine ausreichend hochreichende CAPE-Fläche.

Die Schauer fallen in tiefen Lagen als Regen, Schneeregen und Graupel. Nicht
ausgeschlossen, dass bei stärkeren Schauern auch mal die reine Schneephase
auftritt und entsprechend kurzzeitig Glätte auftreten kann. Allgemein ist etwas
Neuschnee nur für mittlere und höhere Berglagen ein Thema. Dort können im
Tagesverlauf wenige Zentimeter Neuschnee hinzukommen.

Zu erwähnen sei noch, dass das ICON-Modell einen Lake-Effekt Streifen über
Vorpommern zeigt, wo es – wenn alles passt – auch mal ein paar Zentimeter Schnee
im Binnenland geben könnte.

Bis in das Alpenvorland schafft es die Höhenkaltluft nicht. Das liegt auch
daran, dass der Trog im Tagesverlauf beginnt abzuflachen. Teils kann in den
alpennahen Gebieten im Tagesverlauf auch mal die Sonne zum Vorschein kommen.

Sonst ist Sonne nur ein Thema im Nordwesten. Trockenere Luft, ausgehend vom
Skandinavischen Gebirge sorgt dort vor allem am Nachmittag für sonnige
Abschnitte.

Erwähnenswert ist noch der Wind, der in küstennahen Gebieten und im höheren
Bergland stark, auf Gipfeln auch teils stürmisch weht. An der Nordsee können bei
auflandigem Wind stürmische Böen, auf der Nordsee auch Sturmböen auftreten.

In der Nacht auf Donnerstag bleibt der sich weiter abflachende Trog wetteraktiv.
Vor allem im Norden liegen die Werte in 500 hPa weiter teils unter -35 Grad.
Entsprechend muss auch in den Nachtstunden mit weiteren Schauern gerechnet
werden. Teils Graupel, teils Schneeregen, teils Schnee. Im Tiefland kann es
vereinzelt auch mal eine dünne Schneedecke geben, das bleibt aber die Ausnahme.

Im Bergland können hingegen wieder ein paar Zentimeter Schnee hinzukommen.
Während ICON bezüglich des Schnees zurückhaltender ist, bringt das ECMWF
durchaus einen Streifen von mehreren Zentimetern Schnee von der Nordsee bis ins
nördliche Brandenburg. Details bleiben also noch abzuwarten.

Glätte dürfte deutlich stärker vertreten sein, als in den Vornächten. Am
unwahrscheinlichsten ist diese im Nordwesten und dem westdeutschen Tiefland.
Sonst kann man sie aber nirgends ausschließen. Glätte kann es neben Schnee- und
Schneematsch vor allem durch überfrierende Nässe geben.

Der Wind an der See lässt nach.

Donnerstag … liegen wir südlich des umfangreichen Höhentiefkomplexes über
Skandinavien in einer westlichen bis nordwestlichen Höhenströmung. Auf der
Westseite des Höhentiefkomplexes wird im Tagesverlauf ein Randtrog nach Süden
geführt und es kommt dabei über England zu einem Cut-Off. Als Konsequenz dreht
die Höhenströmung bei uns allmählich auf südwestliche Richtungen. Dadurch dehnt
sich ein Bodentief von der Iberischen Halbinsel weiter nach Osten und Nordosten
aus, wobei etwas mildere Luft in den äußersten Süden geführt wird. Das
verschärft den Temperaturgradienten in 850 hPa zwischen Süden nach Norden noch
einmal. Er liegt an den Alpen bei -2 Grad im Süden und bei -9 Grad im Nordosten,
bzw. im 500 hPa Niveau zwischen -25 Grad im Süden und -38 Grad im Norden.

Das Wetter am Donnerstag ist im Norden und in der Mitte durch wechselnde bis
starke Bewölkung geprägt. Dabei kann es im Bereich der Mittelgebirge leichten
Schneefall geben, an der Nordseeküste Regenschauer. Die Mengen liegen jedoch
meist im Bereich unter 2 mm/12h. Im Süden lockert die Wolkendecke gebietsweise
sogar etwas auf und es bleibt weitgehende trocken.

Der westliche bis südwestliche Wind frischt auf den Alpengipfeln auf und es kann
stürmische Böen oder auch Sturmböen geben. Die Temperaturen erreichen 5 Grad an
der Nordsee und 1 Grad im Alpenvorland.

In der Nacht zum Freitag ändert sich an den großräumigen Randbedingungen nicht
viel. Aufgrund des langsamen Einschwenkens des Randtroges auf der Rückseite des
Höhentiefkomplexes in Richtung Süden, dehnt sich auch das Bodentief, ausgehend
von der Iberischen Halbinsel, weiter in Richtung Ost/Nordost aus. Dadurch wird
etwas wärmere Luft in den Süden geführt und die T850 steigt im Südwesten auf
über 0 Grad an. Als weitere Folge kommt es im äußersten Südwesten zu
Niederschlägen, im Schwarzwald fällt Schnee, im Flachland Regen. Auch die Gefahr
von Glatteis muss ins Kalkül gezogen werden, da die Temps eine „warme Nase“
aufweisen.
Die Temperaturen sinken in der Nacht auf Werte zwischen 1 Grad an der Küste und
-6 Grad in den Alpentälern ab.

Modellvergleich und -einschätzung

Die deutschen Modelle stimmen gut mit den anderen Modellen überein.
Unsicherheiten gibt es weiterhin bei Ausbildung von Schneedecken auch in
tieferen Lagen und bei der Einschätzung der Glättesituation. Vor allem beim
gefrierenden Sprühregen in der kommenden Nacht ist Nowcasting angesagt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich