S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 04.12.2022 um 10.30 UTC

Wechselhaft und zunächst nasskalt, im Norden windig. In der nächsten Woche etwas
milder.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 11.12.2022

Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Mittwoch liegen wir
zwischen niedrigem Potential im Norden und hohem Potential im Süden. Im
Tagesverlauf überquert uns ein Randtrog rasch ostwärts. In der Folge nimmt das
umfangreichen Höhentiefs über Skandinavien eine zonale Ausrichtung an, sodass
sich die vorübergehend unterbrochene Westströmung wieder einstellt. Am Boden
überquert uns die Kaltfront eines Bodentiefs über Skandinavien in Richtung
Süden. Dabei kommt es unter schwachen Hochdruckeinfluss und nimmt an
Wetterwirksamkeit ab. Immerhin sorgt es in den Höhenlagen der Mittelgebirge für
etwas Schnee. Im Norden kommt es im Einflussbereich der höhenkalten Luft zu
Schauern, die bis ins Flachland als Schneeregen oder Schnee fallen. Größere
Mengen sind nicht zu erwarten. Bei einer Temperatur im 850hPa-Niveau von -1 Grad
im Süden und -7 Grad im Norden steigen die Tageshöchstwerte auf 6 Grad am Rhein
und 3 Grad an der Ostsee. Nachts gibt es, abgesehen vom Niederrhein, leichten
Frost.

Am Donnerstag rutscht auf der Rückseite des Höhentiefs, aufgrund der
eingeflossenen Kaltluft, ein Randtrog nach Süden. In seinem Bereich kommt es
über der südwestlichen Nordsee zu einem Abtropfungsprozess. Das entstandene
Höhentief erreicht bis zum Tagesende Benelux, wobei es sich wieder abschwächt.
Dadurch dreht die Höhenströmung bei uns auf Südwest. Auf dessen Vorderseite
kommt es vor allem über dem nordwestlichen Mittelmeer zu einer Zufuhr von
subtropischen Luftmassen, an deren Grenzbereich barokline Wellen nach
Ost/Nordost ablaufen. In der Folge verlagert sich die Luftmassengrenze vom Süden
her wieder etwas nach Norden. Im Bereich der Luftmassengrenze kommt es zu
Schneefall. Sonst dominiert eine gradientschwache Strömung mit vielen Wolken, im
Süden teils neblig-trüb mit Schneegriesel, sonst meist in den Mittelgebirgslagen
etwas Schnee. Das Temperaturniveau ändert sich gegenüber dem Vortag kaum.

Am Freitag gewinnt die Austrogung im Westen weiter an Kontur und der entstandene
Langewellentrog erreicht Frankreich und das westliche Mittelmeer. Dadurch steilt
sich die Strömung bei uns noch etwas weiter auf. Darin wandert im Tagesverlauf
ein Randtrog über die Nordwesthälfte hinweg nordostwärts. Rückseitig wirkt ein
flacher Keil. Das stützt am Boden einen schwachen Hochkeil, der sich von
Frankreich aus in Richtung Süden und Mitte ausdehnt. In der Folge herrscht in
weiten Teilen des Landes meist ruhiges Wetter bei Tageshöchstwerten zwischen 1
und 4 Grad. Im Südosten kann es auf der Nordseite einer Tiefdruckrinne, die sich
von Italien bis in Baltikum erstreckt, noch leichte Niederschläge geben, meist
als Schnee.

Am Samstag kommt es im Trogbereich über Frankreich zu einem Cut-Off, wobei das
entstandene flache Höhentief im Tagesverlauf Deutschland ostwärts überquert.
Durch einfließende Kaltluft kommt es über den Britischen Inseln zu einer
erneuten Austrogung inklusive einem weiteren Cut-Off. Dazwischen wölbt sich ein
flacher Keil auf, der bei uns am Boden für weiterhin leichten Hochdruckeinfluss
sorgt. Am Sonntag erreicht das Cut-Off Tief den Nordwesten Deutschlands und
verliert im weiteren Tagesverlauf an Kontur. Vorderseitig erreicht uns am Morgen
das Frontensystem eines Tiefs bei England und bringt dem Westen und Teilen der
Mitte etwas Schneeregen oder Schnee. Dabei kann es in den Bergen auch mal etwas
kräftiger schneien. Im Rest des Landes bleibt es bedeckt aber meist trocken.

In der erweiterten Mittelfrist ab Montag wandert der Trog weiter nach Osten und
von Westen her näher sich ein flacher Keil, der ein Bodenhoch bei uns stützt. Im
weiteren Verlauf folgt aber in der mäandrierenden Frontalzone schon das nächste
Bodentief, dessen Frontsystem am Mittwoch auf uns übergreift. Insgesamt steigen
die Temperaturen in der neuen Woche wieder etwas an.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Insgesamt gesehen stimmt der aktuelle Lauf des IFS recht gut mit seinem Vorlauf
überein. Gegenüber dem gestrigen 00UTC-Lauf gibt es ab Samstag allerdings
Unterschiede bei der Simulation des hochreichenden Tiefs über den Britischen
Inseln. Diese Entwicklung wird von Lauf zu Lauf stärker betont. Daher ist als
Folge auch die Austrogung über Westeuropa und sein Vorstoßen in Richtung Süden
in den neueren Läufen deutlich stärker betont als bei gestrigen 00UTC-Lauf.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch die anderen Modelle stimmen im Grunde mit dem IFS recht gut überein. Alle
Modelle haben die Tiefdruckrinne, die sich von Südwesteuropa über den Alpenraum
bis in das Baltikum erstreckt auf der Karte. Das gilt auch für den flachen
Hochkeil, der sich bei uns ab Freitag zunehmend breit macht. Allerdings wird
diese Entwicklung beim IFS deutlich stärker betont. Die anderen Modelle folgen
zeitlich verzögert.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Cluster Szenarien von Mittwoch und Donnerstag zeigen alle den Übergang von
klimatologischen Bedingung Atlantischer Rücken zur negativen NAO. Die 3 Cluster
Lösungen des anschließenden Zeitraums von Freitag bis Sonntag sind dann alle dem
klimatologischen Regime negative NAO zugeordnet. Der aktuelle Lauf befindet sich
jeweils im 1. Cluster.

Die Rauchfahne einer Station aus der Mitte von Deutschland zeigt bei der
Temperatur einen langsamen Abfall von Temperatur und Geopotential bis Mittwoch.
Danach verbleiben beide Kurven auf einem niedrigen Niveau. Danach steigen ab
Montag beide Niveaus wieder an, allerdings ist auch der Spread recht hoch.
Niederschläge werden für jeden Tag der Woche prognostiziert, allerdings sind die
Menge auch meist unter 1 mm. Die Mediane der Tageshöchsttemperaturen liegen
dabei deutlich unter dem Mittel des Modellklimas. Ab dem nächsten Wochenende
steigen die Temperaturen wieder etwas an, die Mediane bleiben aber unter dem
Mittel des Modellklimas.

Bei der Verteilung der Windrichtung ist ab Samstag ein deutliches Signal auf
eine Drehung der Windrichtung von West auf Südwest zu erkennen.
Die Luftmassenanalyse der Großwetterlagen zeigen ab dem nächsten Wochenende eine
eindeutige Tendenz für eine Zufuhr von wieder gemäßigten bis warmen Luftmassen
aus Südwest bis West.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der Extreme Forecast Index (EFI) zeigt von Mittwoch bis Samstag im Norden und
Nordwesten Signale für einen im Vergleich zum Modellklima zu kalten
Witterungsabschnitt. Ansonsten gibt es für Deutschland keine Signale.

Für Mittwoch bis Samstag gibt es von den Ensembles Signale für markante Böen.
Vor allem für Freitag gibt es für die Alpengipfel Signale für Föhnsturm.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, IFS, EZMW-IFS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich