S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 02.12.2022 um 10.30 UTC

Stabiles Blocking bei Grönland, zyklonal über Europa, zunächst aber „nur“
nasskalt.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 09.12.2022

Am Montag der nächsten Woche verläuft die Frontalzone weit südlich über dem
Mittelmeer nach Osten. Im Raum Grönland/Island findet sich ein blockierendes
Hochdruckgebiet, an dessen Ostflanke ein Trog mit hochreichend kalter arktischer
Polarluft nach Süden vorstößt und zur Wochenmitte Richtung Skandinavien und
Nordwesteuropa abtropft. Über Mitteleuropa liegt ein flaches Tief, geknüpft an
ein Höhentief über Süddeutschland in dessen Bereich es in nasskalter Meeresluft
gebietsweise zu leichten Niederschlägen kommt. Im Bergland fällt zumindest
teilweise Schnee, in tiefen Lagen eher Regen. Nachts kann es auch weiter runter
schneien.
An der Nordflanke des Tiefs weht teils frischer Ostwind mit starken, vereinzelt
stürmischen Böen an den Küsten, während im Bereich des Tiefs über der Mitte und
dem Süden eher schwacher Wind zu verzeichnen sein sollte mit stärkeren Böen
lediglich auf einigen Gipfeln der Alpen.
Am Dienstag ist die Strömung weiter nachhaltig blockiert, die Austrogung nähert
sich von Norden her und führt vorderseitig das Höhentief als Randtrog nach
Osten. Damit setzt sich vorübergehend leichtes Absinken durch, was aber der
feucht kalten Grundschicht wahrscheinlich nicht viel anhaben wird. Der
Bodendruck steigt vor allem nach Süden hin und die Niederschlagsneigung lässt
nach. Es bleibt aber oft stark bewölkt oder trüb bei maximal +2 bis +6°C.
Am Mittwoch weitet sich der Trog eher Richtung Britische Inseln aus, was bei uns
die Höhenströmung auf Westsüdwest drehen lässt. Dabei gelangt am Rand eines
Tiefs über Südskandinavien nasskalte Meeresluft in den Norden und die Mitte,
während nach Süddeutschland auf der Vorderseite tiefen Drucks über Frankreich
mildere Meeresluft gesteuert wird. Die an der Luftmassengrenze aufkommenden
Niederschläge fallen im Bergland als Schnee, im Flachland bzw. in tiefen Lagen
regnet es eher. Die Temperaturen liegen tagsüber häufig im niedrigen
einstelligen Bereich, nachts bei Werten um den Gefrierpunkt.
Am Donnerstag dreht die Höhenströmung noch etwas weiter nach Südwest, da der
Langwellentrog über Nordwesteuropa sich eher nach Südwesten ausdehnt und ein
Randtrog über der Biskaya nach Osten geführt wird. Das eröffnet die Option für
eine stärkere Zyklogenese über Südwesteuropa. Es bleibt über Mitteleuropa bei
der Luftmassengrenze über der Mitte oder Süddeutschland unbeständig mit
zeitweiligen Niederschlägen. In milder Meeresluft über Süddeutschland regnet es
meist bis in Lagen weit über 1000m, während im Norden und der Mitte die
Schneefallgrenze bis in mittlere Lagen um 600m sinken kann. Die Verteilung der
Luftmassen und der Niederschläge sind aber, wie schon an den Vortagen, sehr
unsicher, was aber letztlich auch für die Niederschlagsphase gilt. Für die
Temperaturen heißt das: tagsüber eher leicht über, nachts um den Gefrierpunkt.
Am Freitag liegt die Haupttrogachse weiter über Südskandinavien und der Nordsee
und wir somit unter einer südwestlichen Höhenströmung, allerdings auch auf der
kalten Seite der Frontalzone über dem Mittelmeer. Der Schwerpunkt des Tiefs im
Bodendruckfeld verlagert sich über den Alpenraum nach Osten, wobei kalte
Meeresluft in der Folge auch Süddeutschland flutet. Ein überlagerter
kurzwelliger Trog bringt weitere schauerartige Niederschläge, teils bis in
tiefere Lagen des Berglands, nachts auch bis ins Flachland als Schnee. Die
Temperaturen ändern sich zunächst nur wenig.

Die Entwicklung in der erweiterten Mittelfrist bleibt sehr unsicher. Der
Wettercharakter ist nach wie vor wechselhaft, ob bei nasskalten Temperaturen,
oder vielleicht doch winterlichen Verhältnissen bleibt offen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist allenfalls mäßig. Zwar wird die
nachhaltige Blockierung unisono simuliert, die zyklonalen Strukturen über Europa
unterscheiden sich teilweise aber erheblich und damit auch die Lage eventueller
Luftmassengrenzen, der Niederschläge, deren Intensität und damit muss auch die
Phase der Niederschläge weitgehend offenbleiben.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der Modellvergleich schafft aus dem Dilemma auch keinen Ausweg. Die
grundsätzliche Lage mit Blockierung und Langwellentrog über den zentralen Teilen
Europas ähnelt sich zwar, die kleineren Strukturen mit Höhentiefs und Trögen
stellen die Modelle vor große Herausforderungen, die in große Unsicherheiten
münden. UKMO simuliert zum Ende eher eine Troglage über Zentraleuropa, im GFS
ziehen die Tiefs genau über Deutschland nach Osten mit entsprechend großen
Gegensätzen bei uns.
Als Aussage lässt sich festhalten, es wird unbeständig und tendenziell nasskalt.
Für mehr Details fehlt die Basis.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen des operationellen Laufs. Bis Mittwoch verlaufen die Kurven
enggebündelt, fächern danach aber auch deutlicher auf, wobei Haupt- und
Kontrolllauf dann milder und höheres Geopotential simulieren als die meisten
Ensembles. Dies spräche dann für teilweise winterliches Wetter, auch bis in
tiefe Lagen, zumal der Wind in einigen Membern auch auf Ost dreht. Die stets
vorhandenen Niederschlagssignale deuten unbeständiges Wetter an, auch wenn
bezüglich der Mengen die großen Ausschläge fehlen.
Im ersten Zeitschritt der Clusterung fällt das massive Blocking im Raum Grönland
auf, dem sich über Mitteleuropa eher diffuse, schwachgradientige und zyklonale
Strukturen anschließen.
Das Blocking bleibt auch danach, bis +168h in Stärke und Lage kaum verändert, da
sich aber südlich und östlich daran deutlicher Tröge und Höhentiefs
herauskristallisieren, geht das Muster über von Blocking in negative NAO. Der
Hauptlauf liegt in Cluster 2 (15 Member). Cluster 1 und 3 (zusammen 28 Member)
sehen uns noch näher an der Trogachse, was sich mit den Eigenschaften der
Rauchfahnen (zum Teil stärkere KLA, tieferes Geopotential) deckt.
Die Blockinglage von Grönland ins Nordmeer mit niedrigem Geopotential über
großen Teilen Europas geht bis in die erweiterte Mittelfrist weiter, was in der
Folge größere Chancen für winterliches Wetter in Deutschland bietet.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Da die Mittelfrist zunächst mal eher nasskalt ausfällt, bleiben eventuelle
kräftigere Schneefälle aufs Bergland beschränkt. Aber auch dafür sind die
Chancen überschaubar. So sind beispielsweise im EFI keine Hinweise auf markante
Entwicklungen zu erkennen. Auch die Ensembles für Wind und Niederschlag (auch
Schneeanteil) zeigen einen gutmütigen Verlauf, ohne groß auf den Putz zu hauen.
Auch wenn der Temperaturpfeil in der nächsten Woche leicht nach unten zeigt,
wird es mit größerflächigem Winterwetter zunächst mal (wahrscheinlich) noch
nichts.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS (+EPS). Mos im Laufe der nächsten Woche wohl etwas zu warm.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner