#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Donnerstag, den 01.12.2022 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 011800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 01.12.2022 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Am Freitag und anfangs auch am Samstag örtlich leichte Schneefälle. Nach Osten
hin im Bergland ab 300 bis 400 m häufig, in den Niederungen nur ganz vereinzelt,
Dauerfrost. Am Sonntag gebietsweise etwas milder und in tiefen Lagen meist kein
Dauerfrost mehr.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
Aktuell … wir befinden uns aktuell in einer flachen Potentialrinne zwischen
dem Höhentief über Nordskandinavien und dem Höhentief über dem westlichen
Mittelmeer. Dabei befindet sich ein kleines Höhentief im Bereich der Achse der
Rinne im Raum Hamburg. Es verlagert sich nur wenig süd- bis südwestwärts und
verstärkt sich. Östlich der Rinne driften Wolken nach Norden (die durch
Warmluftadvektion gebildet werden). Aktuell hat sich im Bereich Südbrandenburg,
Nordsachsen und Sachsen-Anhalt schon ein Niederschlagsgebiet gebildet, wobei es
meist schneit. Die leichten Schneefälle greifen im Laufe der Nacht noch nach
Nordbayern und Thüringen aus, abgeschwächt auch auf Osthessen und ein Paar
flocken kommen morgens vielleicht sogar im Westerwald an. In Ostseenähe fällt
durch den Lake-Effekt örtlich etwas Regen oder Schneeregen. Dabei spielt die
Nordost- bis Ostströmung im Randbereich des Hochs über Nordwestrussland mit Keil
über Südnorwegen eine wichtige Rolle.
Auch wenn sonst Wolkenlücken eher selten sind, so macht sich die nordöstliche
bodennahe Windkomponente auch durch leicht zurückgehende nächtliche Temperaturen
bemerkbar. Während es in weiten Teilen Deutschlands noch frostfrei bleibt,
stellen sich im Osten und Nordosten sowie in der Mitte Temperaturen um oder
knapp unter null Grad ein. Glätte ist vor allem in dem genannten
Schneefallgebiet zu erwarten. Der Nordostenwind spielt nur an der See eine
gewisse Rolle. Es treten dort einzelne 5er-Böen auf.
Freitag … hält sich der von Skandinavien über Mitteleuropa hinweg bis ins
westliche Mittelmeer tiefe Geopotential. Das kleine Höhentief (Kaltlufttropfen)
verlagert sich dabei von Norddeutschland nach Nordostfrankreich. Dabei vereinigt
sich das Höhentief mit dem Höhentief an der französischen Mittelmeerküste, wobei
ein Randtrog von Süden zu den Alpen schwenkt.
Am Nordostrand des Kaltlufttropfens dauert die WLA an, so dass leichte Hebung
mit Niederschlägen die Mitte, den Westen und das südliche Norddeutschland
betreffen. Dabei fällt in der Mitte und im Osten meist Schnee, im Westen in
tiefen Lagen auch mal Regen. Die 850-hPa-Temperaturen bewegen sich dabei um -5
Grad, sind also gar nicht extrem kalt, Im Osten steigen sie sogar auf gut 0
Grad, wobei hier der Niederschlag nachlässt (Lausitz). In den Schneefallgebieten
werden meist Niederschlagsmengen zwischen 1 und 5 l/qm berechnet, wobei aber
nicht der gesamte Schnee liegen bleibt. Ansonsten bleibt es weitgehend
niederschlagsfrei.
Aufgrund der weiterhin etwas zunehmenden nordöstlichen bodennahen Windkomponente
gehen die Temperaturen noch etwas zurück, so dass nur noch Maxima zwischen 0 und
4, in Rheinnähe bis 5 Grad zu erwarten sind. Im Bergland in der Mitte kann es
oberhalb 300 m Dauerfrost geben.
Der Nordostwind spielt nur im Küstenbereich und im höheren Bergland eine Rolle
und bringt dort 5er und 6er Böen, exponiert vielleicht auch mehr.
In der Nacht zum Samstag setzt sich das Höhentief über Westfrankreich fest, das
südliche löst sich auf. Der oben erwähnte Randtrog schwenkt zur Südhälfte
Deutschlands, wobei sich ein kleines Höhentief über dem Vogtland zeigt. Dabei
sind die Geopotentialgegensätze weiterhin gering. Nördlich des Troges gibt es
etwas PVA und Hebung, so dass es nachts weitere leichte Schneefälle gibt, etwa
in einem Dreieck Sachsen-Osthessen und Nordbayern. Vor allem in etwas höheren
(Stau-)Lagen sind etwas größere Mengen zu erwarten, nämlich erneut rund 5 cm
Schnee in 12 Stunden. Auch in tieferen Lagen zeichnet sich zusehends die feste
Phase ab. Zudem wird an der Küste die Schauertätigkeit aufrecht gehalten, wobei
meist die Mischphase, landeinwärts auch die Schneephase fällt. Abgesehen vom
Küstenbereich und tieferen Lagen Südwest- und Westdeutschlands stellt sich
leichter Frost ein. Zudem besteht streckenweise Glättegefahr.
Samstag … geht das Spielchen mit den kleinen Höhentiefs munter weiter. Während
das eine, aus dem Vogtland kommende, nach Ostbrandenburg wandert, zieht ein
weiteres vom Skagerrak zur äußeren Deutschen Bucht. Das Haupt-Höhentief über
Frankreich bewegt sich nur wenig südwärts. Die beiden nördlichen Tief können als
Dipol bezeichnet werden, wobei die Wetterwirksamkeit aber limitiert ist. So
lassen die Niederschläge im Osten auf ihrem Weg nach Norden mehr und mehr nach.
An der See gibt es hingegen weitere Schauer, wobei im Bereich eines Bodentroges
eine quasistationäre Konvergenz entsteht mit resultierender Schauerstraße,
wobei die relativ warme Ostsee den Antrieb und die Feuchte liefert. Die
Niederschlagsmengen liegen hier meist zwischen 0,5 und 5 l/qm, wobei die
Mischphase weiter die größte Rolle spielt. Hier sind aber Überraschungen möglich
(kräftigere Graupelschauer).
Ansonsten dauert die östliche Strömung auf der Südflanke des von
Nordwestrussland ausgehenden, nach Schottland gerichteten Hochkeils. Der
Nordost- bis Ostwind bleibt dabei meist nicht warnrelevant und bringt allenfalls
Böen Bft 5 bis 6.
Die Sonne wird abermals über eine Komparsenrolle nicht hinauskommen, am ehesten
setzt sie sich in den Hochlagen des südlichen Berglands inkl. der Alpen durch.
Die Temperatur erreicht Höchstwerte von 0 bis 5°C. Im Osten und in der Mitte ist
örtlich, im Bergland allgemein, leichter Dauerfrost zu erwarten.
In der Nacht zum Sonntag ändert sich die Wetterlage kaum. An der See bleibt die
Schauerstraße, die vom Raum Bornholm über Schleswig-Holstein bis zu den
Ostfriesischen Inseln reicht, erhalten. Dabei gibt es ähnliche Mengen wie am
Vortag, wenn nicht sehr lokal eine Überraschung passiert (0,5 bis 5 l/qm in 12
Stunden). An der See fällt Regen, Schneeregen oder nasser Schnee, landeinwärts
schneit es meist mit Schneeakkumulation. Ansonsten gibt es meist nur örtlich
etwas Schneegriesel, am ehesten in den östlichen Mittelgebirgen.
Bei häufig bedecktem Himmel liegen die Tiefstwerte in den westdeutschen und
südwestdeutschen Flusstälern und an der Küste bei +1 Grad. Sonst werden 0 bis -2
Grad, im höheren Bergland um -4 Grad.
Oberhalb der kalten Grundschicht wird es durch eine auf Süd bis Südost drehenden
Strömung deutlich milder mit Werten zwischen 1 und 6 Grad in 850 hPa, so dass
eine kräftige Inversion entsteht.
Sonntag … bilden das Höhentief über der Nordsee und Südfrankreich zusammen mit
einem neuen Cut-Off-Tief westlich von Irland einen Tripol. Dabei herrscht in der
Höhe weiterhin eine Südostströmung (nunmehr antizyklonal gekrümmt), mit der in
850 hPa die milde Luft bis fast zur Küste vorankommt (0-Grad-Isotherme knapp
südlich der Küste). Am Boden bleibt die Ost- bis Nordostkomponente erhalten, so
dass die Grundschicht kalt bleibt. Insgesamt ziehen aber die Niederschläge nach
Nordwesten ab, so dass es abgesehen von etwas Sprühregen oder Schneegriesel
meist trocken ist. Die Sonne macht sich unter der Hochnebeldecke weiterhin rar.
Lediglich in höheren Lagen Süddeutschlands (Alpen, Bayerischer Wald und
Schwarzwald) kommt sie zum Vorschein.
Zwischen dem Tief über den Seealpen und dem Hochkeil über Südskandinavien
herrscht im Norden ein kräftiger Gradient, so dass an der See verbreitet frische
bis starke Böen (Bft 5 bis 6) auftreten aus Ost bis Nordost. Exponiert sind
steife Böen möglich (Helgoland, Raum Borkum, Fehmarn und Kap Arkona).
Mit der Erwärmung in 850 hPa wird es auch am Boden örtlich etwas wärmer: Meist
werden Werte zwischen +1 und +4 Grad erreicht. Dauerfrost gibt es wohl nur noch
im Höhenbereich zwischen 500 und 800 m.
Modellvergleich und -einschätzung
Kleine Differenzen bei den Modellen sind nicht relevant für das Management
markanter Warnungen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden