S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.11.2022 um 10.30 UTC

Es wird kalt und oft trüb. Dabei fällt zeitweise Niederschlag, teils bis in
tiefe Lagen als Schnee.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 06.12.2022

Die Mittelfrist beginnt am Freitag mit hohem Luftdruck über Nordeuropa und
Russland. Dieser bleibt bis zu Wochenbeginn erhalten. Erst dann bildet sich von
Skandinavien bis zur Iberischen Halbinsel langsam eine Tiefdruckrinne, in der in
der erweiterten Mittelfrist ein Tief über Deutschland entsteht.

Zu Beginn der Mittelfrist liegt Deutschland am Boden im Einflussbereich des
Hochs über Skandinavien. In der Höhe (500 hPa) erstreckt sich allerdings ein
Langwellentrog von Schweden bis zu den Balearen. In östlicher Strömung fließt
also kalte Luft ins Land (0 bis -7 Grad in 850 hPa), während die im Trog
eingelagerten Höhentiefs für Hebung und Niederschläge sorgen. Mindestens in den
Mittelgebirgen fällt etwas Schnee, in den tiefen Lagen könnte es noch Regen oder
Schneeregen sein.

Am Samstag zieht ein Höhentief Richtung Frankreich, ein weiteres verlagert sich
von Schweden nach Dänemark. In den Süden Deutschlands gelangt mildere Luft (+2
Grad in 850 hPa), im Norden bliebt die kältere Luft liegen. Die Feuchtigkeit
nimmt aber ab und so werden Niederschläge vorübergehend selten. Die
grundsätzliche Strömung verbleibt bei Ost-Nordost.

Am Sonntag erreicht das Höhentief aus dem Norden den Norden Deutschlands mit -10
Grad in 850 hPa, dreht dann aber Richtung Nordsee ab. Für den Norden und
Nordosten bedeutet das etwas Regen oder Schneefall, wobei in den östlichen
Regionen die Schneefallgrenze teils in tiefen Lagen liegt. An der Nordsee
frischt der östliche Wind zudem auf. Das Höhentief über Frankreich spaltet sich
in einen Teil über der Biskaya und einen Teil über den Pyrenäen. Das ermöglicht
im Süden den weiteren Zustrom relativ milder Luft aus dem Mittelmeerraum (um +4
Grad in 850 hPa im Hochschwarzwald und am Alpenrand).

Am Montag setzt sich das Höhentief unter leichter nordwärtiger Verlagerung über
der Nordsee fest, am Boden bildet sich ein korrespondierendes Bodentief. Die
Strömung dreht auf Nordwest und auch in den Süden Deutschlands fließt wieder
negativ temperierte Luft. Über Osteuropa wird mildere Luft aus dem
Mittelmeerraum advehiert. Dazwischen bildet sich eine Luftmassengrenze, die über
der Osthälfte Deutschlands liegt und an der es zeitweise zu Niederschlägen
kommt. Dabei fällt Schnee teils bis in tiefe Lagen, die Mengen sind aber gering.

Am Dienstag liegt das Tief weiter über der Nordsee, verlagert sich aber etwas
Richtung Britische Inseln. Von Osten her dehnt sich der Einfluss hohen
Luftdrucks auf Deutschland aus und zwischen dem Baltikum und Frankreich bildet
sich vorübergehend eine schwache Hochdruckbrücke. In der Nacht zum Mittwoch
reißt sie aber schon wieder auseinander. Nichtsdestotrotz fließt im Süden und
Südwesten etwas mildere Luft ein (+4 Grad in 850 hPa). Gestützt wird der Zustrom
vom Tief über der Nordsee und eher westlicher Strömung. Nur in den Norden
Deutschlands kann die mildere Luft nicht vordringen, hier bleibt es bei -2 bis
-4 Grad in 850 hPa.

Am Mittwoch wird der Kaltlufttropfen über der Nordsee vom Langwellentrog
ausgehend vom Nordmeer verschluckt. Das Bodentief füllt sich auf. Allerdings
liegt über dem nahen Atlantik ein Tief, welches seine Fühler nach Mitteleuropa
streckt. Aus der Tiefdruckzone entstehen kleinere Bodentiefs, die vom breiten
Trog gestützt werden. Sie zapfen die feuchte Luft über dem Mittelmeer an und
bringen wieder vermehrt Niederschläge. Auf der Vorderseite der Tiefs ist die
Luft noch relativ mild, auf der Rückseite gelangt aber in 850 hPa wieder die -6
Grad in den Norden.

Am Donnerstag verlagert sich ein Tief vom Norden Deutschlands in die Ostsee und
am Freitag zum Baltikum. Die zugehörige Frontalzone erstreckt sich bis zum Tief
über dem Atlantik und liegt über dem Süden der Bundesrepublik. Sie trennt kalte
und trockenere Luft im Norden von feuchter und etwas milderer Luft im Süden.

Fazit: Der Dezember startet winterlich trüb. Nachts gibt es verbreitet Frost,
tagsüber ist in den östlichen Regionen Dauerfrost möglich. Dazu gibt es hin und
wieder etwas Niederschlag, der im Bergland als Schnee fällt. In den Niederungen
ist vor allem nach Westen hin meist die flüssige Phase vertreten. In der
erweiterten Mittelfrist sieht es nach kurzer Milderung aus.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Anfangs sind der aktuelle IFS und der gestrige 12 UTC Lauf noch ähnlich, das
ändert sich ab Montag. Zum gestrigen 0 UTC Lauf tun sich gleich zu Beginn der
Mittelfrist große Differenzen auf. Gestern zog am Wochenende noch ein Höhentief
über Benelux in den Westen Deutschlands. Heute zieht besagtes Tief behäbig in
die Nordsee. Das verändert sowohl die Niederschlags- als auch
Temperaturverteilung. Einigkeit herrscht zum Ende der Mittelfrist beim IFS in
der Milderung von Südwesten her. Bei der Lage der Tiefdruckgebiete ist jedoch
keine Übereinstimmung zu finden.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der Vergleich mit anderen Modellen bringt auch kein besseres Ergebnis: Hoher
Luftdruck über Skandinavien und Russland ist sicher, wo genau sich welches
schwache Tief über Mittel- und Westeuropa befindet, hingegen nicht. Bei GFS
setzt sich ein Tief über Mitteleuropa quasi fest und zieht erst in der zweiten
Wochenhälfte nächster Woche nach Ost-Nordost. ICON und IFS haben die Tiefs mehr
über West- und Nordwesteuropa drin. Entsprechend variieren die Vorhersagen der
Niederschlagsmenge und Phase und auch der Temperatur.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Cluster liefern im ersten Zeitschritt 6 und im zweiten 3 Lösungen. Allesamt
Blocking, wobei Haupt- und Kontrolllauf jeweils in Cluster 1 liegen. Die
Unterschiede für Deutschland liegen in Abweichungen der Tiefdruckeinflüsse, das
haben wir bereits ausreichend diskutiert.
Zeitschritt 3 (ab Mittwoch) zeigt 3 Cluster, wobei 1 von blockierender Lage zu
NAO-negativ schwenkt, 2 durchgehend NAO-negativ angibt und 3 von Blocking zu
atlantischem Rücken wechselt. Haupt- und Kontrolllauf liegen in
Cluster 2. Der sieht durchgehend Tiefeinfluss bei uns, wohingegen die anderen
beiden Lösungen zwischendrin einen kleinen Keil mindestens für den Westen
Deutschlands andeuten.

Die Rauchfahnen gehen im Mittelfristzeitraum auseinander. Die Temperatur in 850
hPa weist ab Sonntag einen Spread von etwa 15 Kelvin auf. Zwischen -10 und +5
Grad ist sowohl im Norden als auch im Süden offenbar alles möglich. Immerhin
gehen nur sehr wenige Ensemblemitglieder über +5 Grad. Auch beim Geopotential
gibt es einen größeren Spread. Auffällig ist, dass in den nördlichen Regionen
Haupt- und Kontrolllauf eher mittig der Ensembles zu finden sind, nach Süden hin
liegen sie im oberen Drittel. Dort sind auch Bewegungen in den Läufen
auszumachen, in den nördlichen Regionen wird der am Wochenende erreichte Zustand
kaum mehr verlassen.

Die Ensembles des GFS sehen ähnlich aus, weisen in der erweiterten Mittelfrist
aber einen größeren Spread auf. Bemerkenswert hier: Haupt- und Kontrolllauf
liegen am Wochenende im unteren Drittel der Ensembles.

Die Niederschlagsensembles sind in allen Modellen nichtssagend. Lediglich zur
Mitte nächster Woche sind deutliche Ausschläge zu sehen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI zeigt für den Norden Deutschlands leicht unterdurchschnittliche
Temperaturwerte an. Sonst gibt es keine Hinweise auf signifikantes Wetter.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn