S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 28.11.2022 um 10.30 UTC

Mäßig-kalte und recht ruhige Ostlage, dabei immer wieder leichte Niederschläge,
teils auch bis in tiefere Lagen als Schnee.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 05.12.2022

Der gesamte Mittelfristzeitraum ist von einem kräftigen blockierenden
Hochdruckgebiet über Russland geprägt, wobei dessen Schwerpunkt sich im Verlauf
allmählich von Westsibirien nach Westen verlagert. Über Mitteleuropa ist dagegen
tiefes Geopotential dominant.

Am Donnerstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, zeigt IFS in unserer
gesamten Umgebung nur recht schwache Geopotentialgegensätze und wenig Dynamik.
Dabei liegen wir im Bereich eines Langwellentroges, wohingegen sich über den
Britischen Inseln und über Russland Höhenrücken befinden. Das schon erwähnte
Bodenhoch hat seinen Schwerpunkt mit über 1050 hPa östlich des Urals und streckt
einen Keil bis nach England und die Biskaya aus, der im Westen durch den
erwähnten Höhenkeil über den Britischen Inseln gestützt wird. Über dem
Mittelmeerraum herrscht tiefer Luftdruck, so dass sich bei uns eine Ostlage
eingestellt hat, aber mit schwachem Gradienten. Bodennah weht der Wind schwach
bis mäßig aus Nordost. Mit der östlichen Strömung wird recht feuchte Luft zu uns
gesteuert, dementsprechend dominiert starke Bewölkung. Aus dieser kann auch
etwas Niederschlag fallen, auch wenn keine nennenswerte Hebung stattfindet. In
850 hPa liegt die Temperatur meist zwischen -2 und -4°C, ganz im Norden bei
-6°C. Auch wenn die Luftmasse bodennah nicht allzu gut durchmischt ist, heißt
das meist Niederschlag als Regen, nur im höheren Bergland ist es dann eher
Schnee.

Am Freitag ändert sich kaum etwas an der Wetterlage. Der Schwerpunkt des Hochs
verlagert sich langsam über den Ural hinweg nach Westen und erreicht über 1055
hPa. Zudem wird ein bodennahes Kaltluftgebiet mit unter -8°C in 850 hPa in den
Nordosten gesteuert, im übrigen Land geht die Temperatur nur wenig zurück.
Weiterhin kann gebietsweise etwas Niederschlag fallen, wobei mit der
zurückgehenden Temperatur die Schneefallgrenze etwas absinken kann, so dass auch
in tieferen Lagen (aber nicht im Westen!) mal ein paar Flocken dabei sein
können.

Auch zum Samstag sind die Änderungen nur gering. Mit allmählichem
Geopotentialanstieg über dem nördlichen Nordmeer entwickelt sich aus dem Trog
zunehmend ein mehrkerniges Höhentief im Zentrum Europas, bzw. streng genommen
ist es ein mehrkerniger Kaltlufttropfen. Das Kaltluftgebiet im Nordosten
schwächt sich etwas ab, es stellt sich in 850 hPa zunehmend ein
Temperaturverlauf zwischen -8°C im Norden und 0°C an den Alpen ein. Weiterhin
kann es bei vielen Wolken geringfügigen Niederschlag geben, aber nach Westen hin
steigern sich auch die Chancen auf Wolkenauflockerungen etwas.

Am Sonntag beginnt im Bereich des mehrkernigen Höhentiefs zunehmend ein Kern
über Benelux zu dominieren. Demzufolge liegt die niedrigste Temperatur zunehmend
über Nordwestdeutschland. Insbesondere über der Nordhälfte kommt es zu weiteren
Niederschlägen, die dann vornehmlich im westlichen Bergland als Schnee fallen.
Der tiefste Druck im Süden verlagert sich zunehmend Richtung Westen, so dass der
Wind tendenziell Richtung Ost dreht.

Zum Wochenbeginn verlagert sich der Kaltlufttropfen über Nordwestdeutschland
nach Jütland, da dieser zunehmend von einem Trogsystem auf dem Atlantik
gesteuert wird. Der Kaltlufttropfen paust sich zunehmend bis zum Boden durch, so
dass man doch wieder von einem Höhentief sprechen kann. Damit kommt es im Norden
Deutschlands zu umlaufenden Winden, insgesamt wird der Wind überall schwach, da
sich der stärkste Gradient nach Osten verlagert. Im Norden Deutschlands sorgt
das Höhentief für Niederschlag, der bis in tiefe Lagen als Schnee fallen kann.

In der erweiterten Mittelfrist soll sich das Hoch nach Osten zurückziehen,
während sich von Südwesten ein Tief zunehmend zur Biskaya verlagert. Damit dreht
der Wind allmählich immer weiter Richtung Süd bzw. Südwest und es gelangt wieder
mildere Luft zu uns, wobei es weiterhin unbeständig bleibt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen Laufs mit seinen beiden Vorgängern ist bis Samstag
einigermaßen gut, zumindest wenn man nur aufs Bodendruckfeld schaut und wenn man
das wenig spannende Wetter (naja, höchstens Glätte wird immer wieder in Thema
sein) betrachtet. In der Höhe gibt es durchaus recht unterschiedliche
Ausformungen des Troges mit den Kaltlufttropfen.

Dies zeigt sich ab Sonntag stärker, ab welchem nämlich der gestrige 00-UTC-Lauf
ein stärkeres Höhentief über Südskandinavien zeigte. Dieses fehlte dann im
gestrigen 12-UTC-Lauf komplett. Allerdings zeigten beide Läufe von gestern schon
ab Sonntag, vor allem aber am Montag die Rückkehr milderer Luft in den Südwesten
des Landes.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die vorliegenden Modelle zeigen im Detail mitunter sehr große Unterschiede in
der genauen Lage von Höhentiefs und Kaltlufttropfen innerhalb der Zone tiefen
Geopotentials, in der wir uns die ganze Zeit befinden. Dies führt zu einer
schwierigen Prognose der Lage der Niederschlagsgebiete und Auflockerungszonen,
wobei wir nur von schwachen Niederschlägen sprechen. Zum Wochenbeginn sind die
Modelle unterschiedlich schnell mit der Milderung von Südwesten her, ICON und
GFS sind da etwas forscher als IFS. GEM lässt den Wind schon ab Samstag auf
südliche Richtungen drehen, so dass nach diesem Modell die Milderung im Süden
schon deutlich früher einsetzt, wobei natürlich nicht ganz sicher ist, wie
schnell sie sich dann in tiefen Lagen durchsetzt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Im Zeitraum von Samstag, 00 UTC bis Montag, 00 UTC verteilt sich das IFS-EPS auf
vier Cluster. Allen ist die große Geopotentialanomalie gemein, die von
Neufundland über den Atlantik und Skandinavien hinweg bis zum Ural reicht,
während südlich davon das Geopotenzial tendenziell gering ist. Alle Karten
werden folgerichtig dem Regime „Blocking“ zugeordnet. Im Prinzip ähneln sich C1
bis C3 (46 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf) sehr stark und spiegeln die oben
beschriebene Entwicklung wider. C4 (5 Mitglieder) wartet am Montag mit einem
recht starken hochreichenden Tief über Süddeutschland auf, das könnte ein echter
Schneebringer für manche Regionen an der Nordflanke werden, ist aber halt auch
ziemlich wenig wahrscheinlich.

Die Rauchfahnen für verschiedene Städte Deutschlands zeigen folgendes: In
Greifswald (repräsentativ für den Nordosten) zeigt der Schwerpunkt der
850-hPa-Temperatur eine stetige leichte Abwärtstendenz von ca. -3°C am
Donnerstag auf -5°C am nächsten Mittwoch. Die Streuung nimmt vor allem ab
Sonntag deutlich zu mit auch einigen sehr milden Lösungen. Das Potential ist
sehr konstant gerechnet, auch mit zunehmender Streuung gegen Ende. Es gibt fast
durchwegs schwache Niederschlagssignale.
In Freiburg (repräsentativ für den Südwesten) wird bei der Temperatur mit etwa
-5°C die Talsohle schon ab Freitag erreicht, danach geht es bei sehr stark
zunehmender Streuung wieder aufwärts bis auf etwa +6°C im Schwerpunkt des
Ensembles. Auch zeigt sich beim Geopotential nach einem freitäglichen Minimum
ein deutlicher Anstieg zum Wochenbeginn hin. Der Hauptlauf folgt dieser Welle.
Auch im Südwesten gibt es durchwegs Niederschlagssignale, die ähnlich schwach
sind wie im Nordosten.

Die Rauchfahnen des GFS sehen generell sehr ähnlich aus, zeigen aber wesentlich
schwächere Niederschlagssignale.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Sturm:
Ab der Nacht zum Freitag und bis zum Samstag gibt es schwache Signale für
stürmische Böen auf der offenen Nordsee und den ostexponierten Lagen der Ostsee.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann