S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 25.11.2022 um 10.30 UTC

Übergang zu einer Ostlage im Randbereich eines blockierenden Hochs über
Nordosteuropa. Dabei allmählich kälter und nachts ab Mittwoch bei Aufklaren
teils mäßiger Frost.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 02.12.2022

Ein scharfer Höhentrog schwenkt nur langsam über die Britischen Inseln
südostwärts und tropft nach Südwesteuropa ab. Gleichzeitig wandert die
zugehörige Tiefdruckrinne langsam nach Benelux und Südostfrankreich.
Dabei ist eher milde Mischluft wirksam mit 850-hPa-Temperaturen zwischen 0 und
+3 Grad. Lediglich im äußersten Osten und Nordosten sickert von Osten bodennahe
Kaltluft ein.

Am Dienstag bildet sich über dem Mittelmeer eine Dipolstruktur an dem dort
liegenden Höhentief mit Zentren über den Seealpen und vor Sizilien und außerdem
tropft noch der Resttrog zur Nordsee ab, wo sich später ein kleines Höhentief
zeigt. Währenddessen kommt die Tiefdruckrinne vor der Westgrenze Deutschlands
nicht weiter ostwärts voran und füllt sich auf. Derweil verstärkt sich im Norden
und Osten Deutschlands die bodennahe Ostströmung im Randbereich des
umfangreichen und kräftigen, blockierenden Hochs über Nordwestrussland.
Das alte Höhentief über Ostpolen wandert zum westlichen Weißrussland und kann
als Kaltlufttropfen bezeichnet werden, da es im Bodendruckfeld nicht ausgeprägt
ist.

Am Mittwoch formiert sich aus den drei Höhentiefs ein Höhentiefkomplex. Dabei
bleibt das Höhentief im Süden vor Italien nahezu ortsfest, das kleine Höhentief
über der Nordsee zieht zum südlichen Emsland und das 3. Tief wird zum Tagesende
dicht östlich der lettisch-russische Grenze simuliert. Das blockierende Hoch
über Nordwestrussland verstärkt sich noch etwas und auch über Mitteleuropa
steigt der Luftdruck weiter an, so dass die 1030-hPa-Isobare zum Tagesende den
Nordosten Deutschlands erreicht. Auch im Süden verstärkt sich die bodennahe
Ostströmung, so dass etwas kältere Luft zu uns kommt.

Die blockierende Ostlage bleibt auch am Donnerstag und Freitag bestehen. Dabei
entwickelt sich aber ein neues Höhenhoch über dem südlichen Nordmeer, das das
kräftige (Teil-)Hochdruckgebiet über Südskandinavien stützt. Von dort reicht
eine Hochdruckbrücke zum Hoch über Nordwestrussland. Bis Freitagabend bildet
sich (durch einen weiteren Abtropfprozess) im Raum Baltikum ein kräftiges
Höhentief (mit höhenkalter Luft), das mit einer Bodentiefzyklogenese über dem
südöstlichen Weißrussland einhergeht. Trockenere Kaltluft kommt derweil bis zum
zentralen Deutschland voran.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der neue Modelllauf des EZMW ist im Wesentlichen konsistent zu den beiden Runs
von gestern.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen Vorhersagemodelle einschließlich ICON simulieren ebenfalls ab
Mittwoch eine Ostlage am Rande eines blockierenden Hochs über Nordosteuropa und
Skandinavien. Diese Wetterlage soll mindestens bis zum nächsten Wochenende
andauern. Einige Differenzen gibt es in der Lage der Höhentiefs an der
Südwestflanke des Hochs.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS berechnet heute 6 Cluster, wobei 5 Cluster die
blockierende Ostlage – ähnlich wie der operationelle Lauf – zeigen. Nur der 4.
Cluster mit insgesamt 8 Modellruns lässt eine deutlich mildere Winkelwestlage
oder Südwestlage erkennen, wobei das Hoch über Russland nach Süden verschoben
ist. Die Ostlage ist somit sehr wahrscheinlich und wird ja auch von den anderen
Modellen gestützt.

Die Rauchfahne von Frankfurt zeigt zum Ende des Kurzfristzeitraumes ein
Temperaturmaximum mit rund 5 Grad in 850 hPa. Die milde Luft strömt auf der
Vorderseite einer Okklusion/Tiefdruckrinne knapp westlich von Deutschland zu
uns. Ab Montag sinkt das Temperaturniveau auf Werte um 0 Grad, wobei die
Schwankungsbreite ab Mittwoch deutlich zunimmt. Das liegt unter anderem an der
Höhe der Absinkinversion, die sich in der Nähe von 850 hPa befindet.
In der Grundschicht bleibt zunächst die Mischluft wetterbestimmend mit
Höchstwerten im Bereich der Normalwerte. Im Norden und Osten liegen die
Höchstwerte ab Mittwoch, in der Südwesthälfte dann ab Donnerstag knapp unter den
Normalwerten. In der erweiterten Mittelfrist wird es noch etwas kälter. Strenge
Nachtfröste sind aber zunächst noch unwahrscheinlich, wenn man mal von den
östlichen Mittelgebirgen und von den Alpentälern absieht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Wahrscheinlichkeiten für markante Wetterwarnungen sind insgesamt gering.
Lediglich stürmische Böen sind exponiert an der See oder auf hohen Berggipfeln
nicht ganz ausgeschlossen.
Auch die Wahrscheinlich von strengem Nachfrost ist trotz der Ostlage noch nicht
erhöht.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden