SXEU31 DWAV 231800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 23.11.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Leicht unbeständig und vor allem im Westen verhältnismäßig mild. Kaum markante
Wettererscheinungen, lediglich in einigen Gipfellagen zeitweilig Böen Bft 8 bis
9, im östlichen und ostbayerischen Bergland kommende Nacht örtlich Glatteis
nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … hat sich über dem Vorhersagegebiet eine winkelförmige Westlage
etabliert, die häufig mit einem „Frontenfriedhof“ über Mitteleuropa einhergeht
und zu dieser Jahreszeit in der Regel (noch) arm an signifikanten
Wettererscheinungen ist.
Dabei steht dem schon seit längerer Zeit blockierenden Hochdruckgebiet über dem
nord- und nordosteuropäischen Raum ein umfang- und hochreichendes sowie
zentralsteuerndes Tiefdrucksystem über dem Seegebiet nordwestlich der Britischen
Inseln gegenüber. An dessen Südflanke wird die Frontalzone durch die
Blockadewirkung weit nach Süden abgedrängt und reicht vom Seegebiet nördlich der
Azoren über die Biskaya und Südfrankreich bis in den zentralen Mittelmeerraum.
An deren Nordflanke hat sich über Mitteleuropa eine nur flaue und leicht
zyklonal konturierte südwestliche Höhenströmung eingestellt. Darin eingebettet,
hat ein aktuell noch recht markanter kurzwelliger Höhentrog auf Benelux und
Ostfrankreich übergegriffen, so dass sich die Höhenströmung vorübergehend etwas
aufsteilt. Im Laufe der Nacht schwenkt er über das Vorhersagegebiet hinweg
nordostwärts, gefolgt von weiteren kurzwelligen Troganteilen.
Derweil erfolgt ein weiterer Trogvorstoß über dem Ostatlantik westlich von
Irland. Auf dessen Vorderseite kommt markante WLA in Gang, die auch weiter
stromab Einfluss auf die kurzwelligen Troganteile über dem Vorhersagegebiet hat,
die dadurch mehr und mehr an Kontur verlieren.
Im Bodenfeld korrespondiert der Kurzwellentrog mit dem bereits weitgehend
okkludierten Frontensystem des Zentraltiefs. Es hat aktuell auf den Westen und
Südwesten des Landes mit teils schauerartigen Regenfällen übergegriffen, kommt
allmählich ostnordostwärts voran, schwächt sich dabei aber ab. Morgens haben die
Niederschläge bereits weite Teile des Vorhersagegebietes überquert, von
Ostvorpommern bis nach Ostsachsen bleibt es aber noch trocken.
Die bis Donnerstagfrüh simulierten Mengen betragen meist nur wenige mm,
lediglich an den Alpen fallen mehr als 5 bis gebietsweise knapp über 10 mm
(Staulagen des Oberallgäus bis nahe 20 mm). Von Relevanz für die Warntätigkeit
ist lediglich die Phase der Niederschläge. Innerhalb der einströmenden, maritim
erwärmten Subpolarluft (etwa -1 bis +2 Grad in 850 hPa) sinkt die
Schneefallgrenze auf etwa 1000 m, vorübergehend auch mal etwas darunter. Darüber
sind aber nur in einigen Mittelgebirgsgipfellagen wenige Zentimeter Neuschnee zu
erwarten, an den Alpen sind es etwa 5 cm, in Staulagen je nach Exposition und
Höhenlage auch bis 15 cm.
Vor Eintreffen der Niederschläge sinken die Temperaturen vor allem im
ostbayerischen und östlichen Mittelgebirgsraum, aber auch im ostdeutschen
Tiefland nochmals in den leichten Frostbereich, während es sonst mit 7 bis 1
Grad frostfrei bleibt.
Bevorzugt im Bergland kann dann gebietsweise auch Glatteis durch gefrierenden
Regen auftreten, ganz ausgeschlossen ist das aber auch in den Niederungen nicht,
am ehesten wohl im westlichen Sachsen, Sachsen-Anhalt und im westlichen
Brandenburg.
Nach Abzug der Okklusion lockern die Wolken vor allem im Westen auf, es gibt
aber mit Passage der kurzwelligen Troganteile noch einzelne Schauer.
Von Warnrelevanz ist auch der Wind. Vor allem mit Frontpassage, aber auch
postfrontal frischt er zeitweise böig auf und dreht von Süd bis Südost auf
Südwest. In einigen Kamm- und Gipfellagen gibt es stürmische Böen, vor allem auf
dem Brocken, den Alpen- und Schwarzwaldgipfeln vereinzelt auch Sturmböen. Über
der Nordsee reicht es für steife Böen, ebenso an den Nordrändern einiger
Mittelgebirge und mit Durchzug der Druckwelle auch im südlichen Alpenvorland.

Donnerstag … schwenkt der markante Randtrog vom Ostatlantik nach Irland.
Gestützt durch WLA wölbt sich ein schmaler Höhenkeil über Westeuropa auf und
erreicht am Abend bereits den äußersten Westen Deutschlands. Der in mehrere
kurzwellige Anteile zerfallene Trog über dem Vorhersagegebiet zieht nach
Nordosten ab bzw. wird von einem Höhentief über Südostpolen inkludiert, so dass
sich eine schwachgradientige nordwestliche Höhenströmung einstellt, wobei von
Westen her zunehmend Absinken dominiert.
Im Bodenfeld löst sich die Okklusion über dem Osten des Landes mehr oder weniger
auf, während von Südwesten her sich von Frankreich her ein flacher Hochkeil nach
Süddeutschland ausweitet. Somit fächert der Gradient nur zögernd auf und
zumindest in den Kamm- und Gipfellagen vor allem der süddeutschen Mittelgebirge
bzw. der Alpen gibt es bis in den späten Nachmittag hinein noch stürmische Böen,
exponiert Sturmböen aus Südwest. Ansonsten sollte der Wind warntechnisch kaum
mehr eine Rolle spielen.
Nachdem sich die Niederschläge an der Okklusion über der Osthälfte bis zum
späten Vormittag/Mittag mehr oder weniger in Wohlgefallen aufgelöst haben
(anfangs ist ganz vereinzelt auch Glatteisregen nicht ausgeschlossen, am ehesten
im Bergland), gibt es vor allem vom zentralen Mittelgebirgsraum bis in den
Südosten noch einzelne Schauer, im Stau der Alpen können die Niederschläge auch
länger anhalten. Dort werden bis zum Abend um 5 bis örtlich über 10 mm
simuliert, wobei die Schneefallgrenze meist zwischen 900 und 1200 m schwankt, je
nach Intensität der Niederschläge. Oberhalb von 1000 bis 1300 m können somit
nochmals in Staulagen um 10 cm zusammenkommen. Ansonsten sind lediglich im
Bayerwald in den höchsten Lagen noch 1 bis 5 cm zu erwarten.
Vor allem im Westen und Südwesten lockern die Wolken dagegen stärker auf,
zeitweise kommt die Sonne zum Zuge, ganz im Westen ziehen später mit zunehmender
WLA hohe und mittelhohe Wolken auf.
Die 850 hPa-Temperatur beträgt über dem Osten des Landes etwa -2, im Westen +2
Grad. Zudem sorgen etwas Wind und zeitweiliger Sonnenschein dort für eine etwas
bessere Durchmischung. Somit bleibt das Temperaturgefälle erhalten mit
Höchstwerten zwischen 3 und 7 Grad im Nordosten und 6 bis 12 Grad sonst, mit den
höchsten Werten am Rhein.

In der Nacht zum Freitag schwenkt der Höhenkeil über das Vorhersagegebiet hinweg
ostwärts, wird dabei aber allmählich eingebremst, so dass sich dessen Achse
morgens noch über der Osthälfte des Landes befindet. Der Höhentrog über
Westeuropa überquert die Britischen Inseln ostwärts und greift auf die Nordsee
bzw. Frankreich über, ist aber zunehmend breiter aufgestellt und weist im
weiteren Verlauf mehrere kurzwellige Anteile auf.
Im Bodenfeld verlagert sich der Hochkeil über Süddeutschland Richtung Balkan und
mit Annäherung bzw. Passage des Höhenkeiles klingen auch im Südosten die
Niederschläge abends bzw. eingangs der Nacht rasch ab. Generell lockern die
Wolken im Osten und Südosten auch mal stärker auf, wobei sich dann in den
Niederungen wieder rasch Nebel- und Hochnebelfelder ausbreiten können. Die
Temperaturen sinken vor allem in Süd- und Südostbayern sowie in den
Mittelgebirgen gebietsweise in den Frostbereich, örtlich kann es durch
Überfrieren glatt werden.
Von Westen her nähert sich allerdings ein mit dem weiter oben erwähnten
Höhentrog korrespondierendes und weitgehend okkludiertes Frontensystem. Im
Nordwesten und Westen des Landes werden die Wolken somit rasch wieder dichter
und im Laufe der zweiten Nachthälfte setzt etwa vom Saarland bzw. der Pfalz bis
zum Weser-Emsgebiet Regen ein. Dort bleibt es allerdings allgemein frostfrei, so
dass Glätte bzw. Glatteis keine Rolle spielen.
Der Wind frischt mit Annäherung der Front auf, in einigen Mittelgebirgskammlagen
und über der offenen Nordsee gibt es morgens steife Böen aus Süd bis Südost.

Freitag … greift der breit angelegte Höhentrog auf Mitteleuropa über, läuft
aber gegen das über dem Osten Polens fast quasistationäre Höhentief, das
seinerseits nach wie vor durch das Hoch über Nordosteuropa blockiert wird, und
verliert dabei deutlich an Kontur.
Ähnlich ergeht es der korrespondierenden Okklusion, die nur zögernd nach Osten
vorankommt und erst nachmittags mit nur noch geringen Niederschlägen auf die
Osthälfte übergreift (von Ostvorpommern bis nach Ostsachsen bleibt es
voraussichtlich sogar noch komplett trocken). Lediglich an den Alpen und in
einigen Mittelgebirgsstaulagen fallen bis zum späteren Abend um oder knapp über
5 mm (Oberallgäu nach ICON-EU in Staulagen auch über 10 mm), die
Schneefallgrenze liegt meist zwischen 1000 und 1300 m.
Postfrontal entwickeln sich im Trogbereich innerhalb der relativ labil
geschichteten Höhenkaltluft (-27 bis -30 Grad in 500 hPa, 0 bis -2 Grad in 850
hPa) noch einzelne Schauer, die meisten wohl im Nordwesten bzw. über der
Nordsee, wo über dem verhältnismäßig warmen Wasser auch noch die diabatische
Komponente zum Tragen kommt. Am ehesten dort ist wohl auch das ein oder andere
kurze Gewitter nicht ganz ausgeschlossen.
Der Wind weht anfangs noch gebietsweise lebhaft aus Südwest mit steifen bis
stürmischen Böen in den Kammlagen einiger Mittelgebirge. Er schwächt sich im
Tagesverlauf aber mehr und mehr ab, da der Gradient zunehmend aufweicht.
Präfrontal zeigt sich die Sonne anfangs noch in der Lausitz sowie in
Südostbayern (wobei sich dort in den Niederungen gebietsweise Nebel bzw.
Hochnebel hält), postfrontal lockern die Wolken vor allem im Westen und
Südwesten mittags und am Nachmittag auf. An der Luftmasse (T850 hPa -2 bis +1
Grad) ändert sich nur wenig, somit liegen die Höchstwerte zwischen 5 Grad an der
Oder und 11 Grad am Niederrhein, bei beständigem Nebel im Südosten kann es auch
kühler bleiben.

In der Nacht zum Samstag kann sich über dem mittleren Nordatlantik im Seegebiet
südwestlich von Island erneut ein hochreichendes Zentraltief etablieren. Der
zugehörige Trog greift im weiteren Verlauf auf den Ostatlantik über, gestützt
durch kräftige WLA wölbt sich auf dessen Vorderseite über den Britischen Inseln
ein etwas breiter als sein Vorgänger aufgestellter Höhenkeil auf und erreicht
morgens den Westen bzw. Nordwesten Frankreichs sowie die Nordsee. Der nur noch
flache Höhentrog über dem Vorhersagegebiet füllt sich weiter auf und wird
allmählich nach Osten abgedrängt. Somit stellt sich über Deutschland eine flaue
nordnordwestliche Höhenströmung ein.
Die Okklusion überquert mit nur noch geringen bis leichten Niederschlägen nun
auch den Osten und äußersten Südosten des Landes, wobei die 850 hPa-Temperatur
auf etwa 0 bis -3 Grad zurückgeht und es gebietsweise auch bis knapp unter 1000
m herab etwas schneien kann. An den Alpen können dabei nochmals um 5 cm, in
Staulagen auch mehr Neuschnee zusammenkommen, sonst sind keine nennenswerten
Mengen zu erwarten.
Postfrontal steigt der Druck deutlich an und morgens erstreckt sich ein
Hochdruckgebiet mit über 1030 hPa von Zentralfrankreich bis nach
Südwestdeutschland. Somit lockern die Wolken vor allem in der Westhälfte stärker
auf, wobei sich dann erneut vielerorts Nebel- und Hochnebelfelder ausbreiten.
Nur dort, wo der Himmel mal länger klar bleibt, kann es in ungünstigen Lagen
eventuell für leichten Frost reichen, sonst liegen die Tiefstwerte meist
zwischen 6 und 0 Grad.

Samstag … kommt der Höhenkeil westlich von uns kaum mehr nach Osten voran, so
dass wir bis Tagesende noch auf dessen Vorderseite unterhalb einer nach
Nordosten zu leicht zyklonal konturierten, sonst aber recht glatten
nordnordwestlichen Höhenströmung bleiben.
Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt allmählich nach Süddeutschland. Vor
allem im Nordosten, Osten und Südosten können sich innerhalb der leidlich und
auch nicht sonderlich hochreichend labil geschichteten Luftmasse noch einzelne
Schauer entwickeln, an den Alpen sowie in den höchsten Mittelgebirgslagen (etwa
oberhalb von 800 bis 1100 m) als Schnee, allerdings ohne nennenswerte
Neuschneemengen. Nachmittags und abends trocknet aber auch dort die Luftmasse
von Westen her ab. Im Rest des Landes bleibt es weitgehend trocken und im Westen
und Südwesten sowie in der Mitte kommt auch mal die Sonne durch, wobei sich
stellenweise auch lange der Hochnebel halten kann.
An den Höchstwerten ändert sich gegenüber dem Vortag kaum etwas und der Wind
spielt warntechnisch keine Rolle mehr.

Modellvergleich und -einschätzung

Abgesehen von kleineren Differenzen, die räumliche Verteilung der simulierten
Niederschläge betreffend, zeigen alle Modelle eine sehr ähnliche Entwicklung im
Kurzfristzeitraum. Warnrelevante Unterschiede sind keine auszumachen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff