S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 18.11.2022 um 10.30 UTC

Zunehmend atlantischer Tiefdruckeinfluss, dabei wechselhaft mit zeitweiligen
Niederschlägen und ab und zu etwas auffrischendem Wind. In den Nächten
überwiegend frostfrei.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 25.11.2022

Montag … weist der dominierende Langwellentrog über dem Nordostatlantik und
Nordeuropa zwei markante Achsen und mehrere eigenständige Höhentiefs auf. Der
etwas schärfer ausgeprägte Teiltrog verläuft zum Mittagstermin mit seiner Achse
von Skandinavien über das Odergebiet bis zum westlichen Ungarn. Der zweite Trog
weitet sich von den Färöern in Richtung Irland und später Nordwestfrankreich
aus. Dazwischen wölbt sich ein Rücken zunächst über Westeuropa auf und verlagert
sich schließlich nach Mitteleuropa, bevor dessen Achse Deutschland in der Nacht
zum Dienstag bereits nach Osten verlässt. Im Zusammenspiel mit dem zunehmend
dominierenden atlantischen Trog lenkt ein Tief mit Kern über Irland und
Großbritannien ein Frontensystem über Deutschland hinweg, wobei der bez. Wetter
eher schwach ausgeprägten Warmfront bereits in der Nacht zum Dienstag die
Kaltfront von Westen her folgt. Damit werden im Tagesverlauf die Reste der
bisher vor allem über der Nordosthälfte lagernden Festlandskaltluft etwas nach
Osten abgedrängt und mit erwärmter Meeresluft subpolaren Ursprungs ersetzt (T850
zwischen etwa 0 und 5 Grad). Bei einem mäßig bis frischen Wind ergeben sich
somit gut durchmischte Maximalwerte zwischen 4 und 12 Grad, in der Nacht gibt es
vor allem im Bergland sowie im Nordosten eine gewisse Frostwahrscheinlichkeit.
Regen fällt besonders im Zuge der Kaltfrontpassage ab dem späteren Nachmittag
von Westen her, in der Nacht werden die mittleren Regionen erreicht. An den
Alpen gibt es nach Mitternacht aufgrund von Aufgleiteffekten durch ein Tief
südlich der Alpen längere Niederschläge, oberhalb etwa 900 bis 1000 m als
Schnee, der bis in den Dienstag hinein anhält.

Dienstag … weitet sich der mit Höhenkaltluft gefüllte Trog in den westlichen
Mittelmeerraum aus, gleichzeitig verlagert sich das Bodentief in die
südwestliche Nordsee und das Tief südlich der Alpen zieht zur oberen Adria.
Wesentliche Temperaturgradienten im Bodenfeld können in Ermangelung markanter
Fronten über Mitteleuropa nicht ausgemacht werden. An den Alpen gibt es weitere
Aufgleitniederschläge mit Schneefall oberhalb von etwa 800 m, sonst ist es
leicht wechselhaft, besonders im Westen und Nordwesten. Die Tageshöchstwerte
bewegen sich im mittleren einstelligen Bereich, in der Nacht kommt es im
Bergland zu Frost. Besonders dort kann auch Glätte auftreten. Der Wind ist
weiterhin mäßig bis frisch und kommt aus südlichen bis südöstlichen Richtungen.

Mittwoch … verlagert sich der Trog weiter nach Osten und die Höhenströmung
zonalisiert von Westen her etwas. Im Bodendruckfeld dominiert weiterhin der
Tiefdruckkomplex über Großbritannien und dem Nordostatlanik, wobei ein zur
Nordsee ziehendes Randtief eine Warmfront über Deutschland hinwegsteuert. Damit
verbunden ist eine weitere Milderung der Luftmasse, die zudem weiterhin einen
atlantischen Wettercharakter aufweist. In der Nacht verbleiben nur noch im
äußersten Nordosten negative Temperaturwerte in 850 hPa, sonst reichen diese
etwas über 0 Grad. Der allgemeine Wettercharakter bleibt wechselhaft mit
regnerischen Abschnitten, besonders im Westen kann der Südwind mäßig
auffrischen. Mit Nachtfrösten muss nur örtlich in der Osthälfte sowie bevorzugt
im Bergland gerechnet werden.

Donnerstag … wölbt sich vorübergehend ein Rücken über Mitteleuropa auf, bevor
dieser in der Nacht zum Freitag von einem rasch nachfolgenden Randtrog nach
Osten abgedrängt wird. Mit diesem geht erneut der Durchzug eines okkludierenden
Frontensystems einher, damit fällt die Witterung nach kurzem
Zwischenhocheinfluss wieder in einen wechselhaften Charakter zurück. Mit Schnee
muss aber weiterhin nur im höheren Bergland gerechnet werden.

Freitag … steht Mitteleuropa wieder unter dem Einfluss eines Langwellentroges,
der den wechselhaften Witterungscharakter mit Regenschauern fortsetzt. An beiden
Tagen reichen die Höchstwerte der Temperatur von 5 bis 12 Grad, zudem ist der
mäßig bis frischen Süd- bis Südwestwind spürbar. Im Bergland sowie besonders in
den Kamm- und Gipfellagen kommt es zu stürmischen Böen oder Sturmböen. In den
Nächten ist flächendeckender Frost weiterhin unwahrscheinlich.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der Großwetterlage ist bei IFS gut ausgeprägt. Der zunehmende
Tiefdruckeinfluss mit erwärmten, maritim geprägten Luftmassen subpolaren
Ursprungs scheint zumindest aus deterministischer Sicht sehr gut abgesichert zu
sein. Winterliche Wettererscheinungen beschränken sich meist auf das Bergland,
mit Ausnahme möglicher Glätte im Flachland bei raschem und länger anhaltendem
Aufklaren. Die West- bis Nordwestwetterlage bringt aber mit sich, dass
Anpassungen im zeitlichen Ablauf weiterhin notwendig sein werden.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Konsistenz zwischen den verschiedenen Globalmodellen kann ebenfalls als gut
bezeichnet werden, wenngleich die erwartbaren Phasenunterschiede auf der
Zeitachse erwartbar sind. Außerdem gibt es noch gewisse Unsicherheiten beim
Ausmaß der Aufgleitniederschläge an den Alpen sowie bei der genauen Stärke der
Tiefs über Nordwesteuropa sowie deren Lage und Zugbahn. Damit ergeben sich
Unsicherheiten bei der Windentwicklung, insbesondere für die Nordwesthälfte.
Markante Abweichungen treten dann in der zweiten Wochenhälfte auf, die
insbesondere auf dem Ausmaß des sich aufwölbenden Rückens basieren. Während
dieser in IFS nur flach dargestellt ist, simulieren ICON und GFS eine deutlich
markantere Variante. Dies hat u.a. Folgen für die Schnelligkeit der Frontpassage
am Freitag.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

EPS:
Die Rauchfahnen für verschiedene Orte in Deutschland stützen im Wesentlichen die
deterministischen Aussagen. Während der ersten Wochenhälfte verläuft das
Geopotential auf relativ geringem Niveau und erfährt ab Wochenmitte einen
leichten Anstieg. Eine gewisse Unsicherheit im Absolutniveau ist während der
gesamten Woche gegeben und vergrößert sich ab der Wochenmitte etwas. Der
wechselhafte Charakter zeigt sich auch gut im Rauschen der Niederschlagssignale,
wobei hohe Spitzenwerte nicht erwartet werden müssen. Die T850 mäandriert in
einem breiten Korridor um die Nullinie, wobei die Ausschläge in den positiven
Bereich im Süden gegenüber dem Norden deutlich überwiegen.

CLUSTER:
+120…168h: Es liegen 5 Cluster vor, wobei sowohl Haupt- als auch Kontrolllauf
in Cluster 1 mit einer Mitgliederzahl von 17 zu finden ist. Cluster 2 folgt mit
12 Membern und ist für Mitteleuropa C1 sehr ähnlich. Beide werden zunächst dem
Muster „negative NAO“ und später „positive NAO“ zugewiesen. Auch die anderen 3
Cluster stützen im Wesentlichen die westliche bis südwestliche Höhenströmung
über Westeuropa.

+192…240h: Das Clusterbild wird nun schon etwas diverser. Zum einen sind außer
dem Muster „atlantischer Rücken“ alle anderen Muster vertreten, zudem gibt es
unterschiedliche Zuordnungen von Haupt- (C3) und Kontrolllauf (C2) – dazu beide
nicht in das mit 16 Mitgliedern dominierende C1. Die Unsicherheiten bestehen vor
allem darin, in welcher Ausprägung sich ein schmaler Rücken auf Mitteleuropa
auswirken kann. Die Ableitung einer deterministischen Aussage aus dem diversen
Clusterfeld ist daher nur schwer möglich.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Im Bergland sowie besonders in den Kamm- und Gipfellagen zeitweise stürmische
Böen oder Sturmböen (Bft 8 bis 9) aus Süd bis Südwest. Am Montag und Freitag in
sehr exponierten Lagen (Brocken) einzelne schwere Sturmböen (Bft 10) nicht
ausgeschlossen. Auf der freien Nordsee zeitweise stürmische Böen (Bft 8) aus
Südost gering wahrscheinlich.

SCHNEE:
Am Dienstag am höheren Alpenrand (oberhalb von etwa 800 m) mehr als 10 cm
Neuschnee in 12 Stunden gering wahrscheinlich.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-det. und prob., MOSMix

VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri