SXEU31 DWAV 121800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 12.11.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Am Sonntag weiterhin Hochdruckeinfluss mit viel Sonne, aber auch zähem
Nebel/Hochnebel. Ab Montag einleitend durch einen von Süden übergreifenden
Kaltlufttropfen ganz allmählich zyklonaler.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC

Aktuell … befindet sich Deutschland inmitten einer umfangreichen Hochdruckzone
mit hohem Blockadepotenzial. In der Höhe bestimmt ein breit aufgespannter Rücken
mit integrierter elliptischen Höhenantizyklone das Geschehen, während am Boden
das von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer reichende Hoch CHARLY mit etwas über
1030 hPa den Hut aufhat. Im Laufe der Nacht bekommt die Höhenellipse auf ihrer
Südflanke eine leichte zyklonale Einbuchtung. Auslöser ist ein abgeschlossenes
Höhentief, in diesem Falle ein Kaltlufttropfen (KLT), der sich von Süditalien
her langsam in nordwestliche Richtung vorschiebt. Von ihm wird später noch die
Rede sein. Darüber hinaus gilt es kurz den LW-Trog über dem nahen Atlantik zu
erwähnen, der sich aufgrund der Blockadewirkung des Hochs immer weiter nach
Süden ausweitet. Vorderseitig wird ordentlich Warmluft nach Norden gepumpt, die
für Potenzialgewinn sorgt. In den Wetterkarten, aber natürlich auch in natura,
macht sich das in Form eines Höhenkeils bemerkbar, der sich ausgehend von der
Höhenantizyklone bis hoch in den Raum Island respektive das Europäische Nordmeer
erstreckt. Vorderseitig des Rückens steigt der Luftdruck über Skandinavien,
wodurch ein zweiter Schwerpunkt entsteht. Dieser ist der BWK/FU-Berlin sogar ein
zweiter Name wert, herzlich Willkommen DEJAN. Hahnenkämpfe zwischen den
Protagonisten sind nicht zu erwarten, stattdessen verbündet sich DEJAN zügig mit
dem treuen CHARLY, wodurch eine ausladende, zunehmend meridional ausgerichtete
Hochdruckzone entsteht.

Ja und was bringt das Ganze nun fürŽs nächtliche Wetter. Nun, für das, was
weiter oben alles geschrieben wurde, passiert eigentlich herzlich wenig. Durch
die Verschiebung des Hochschwerpunkts dreht der Wind auf östliche Richtungen,
wodurch im Nordosten des Landes hochnebelartige Bewölkung aus Polen importiert
wird. Ansonsten breitet sich insbesondere im Süden und in der Mitte noch
vorhandener Nebel wieder aus bzw. bildet sich neu. Örtliche Nebelfelder können
auch nördlich der Mittelgebirgsschwelle nicht ausgeschlossen werden. Dort, wo es
Nebel oder Hochnebel nicht auf die Anzeigetafel schaffen, verläuft die Nacht
gering bewölkt oder klar. Am mildesten bleibt es mit rund 9°C direkt an Nord-
und Ostsee, während es sonst auf 5 bis 0°C abkühlt. Vor allem im Südosten,
bedingt aber auch in der östlichen Mitte tritt leichter Luftfrost auf, während
Frost in Bodennähe häufiger und großräumiger zu verzeichnen ist. Voraussetzung
ist natürlich immer ein gering bewölkter oder klarer Himmel oder eine sehr späte
Nebelbildung.

Sonntag … nimmt die zyklonale Einbuchtung auf der Süd-Südwestflanke der
Höhenantizyklone Formen an, was nichts anderes bedeutet, dass der KLT dichter an
den Vorhersageraum heranrückt. Spätestens am Ende des Tages hat er die
Alpensüdseite erreicht, wobei noch nicht ganz sicher ist, ob mehr auf
österreichischer oder mehr auf schweizer Seite. Ist für den Tagesablauf aber
auch egal. Fakt ist, dass wir den Sonntag auf der Westflanke des nunmehr von
Skandinavien bis nach Südosteuropa reichenden kongenialen Duett CHARLY und DEJAN
verbringen. Dabei zieht der Gradient etwas an, was den östlichen bis
südöstlichen Wind anfacht. Hinzu kommt ein relativ kaltes Böhmisches Becken, so
dass es nicht verwundert, dass in den östlichen und südöstlichen Mittelgebirgen
(Sachsen und Bayern) regionale Windsysteme in Form des Böhmischen Windes Gang
geschmissen werden. In günstig geschnittenen Tälern sind durchaus Böen 7 Bft,
auf Kämmen und Kuppen sogar 8 Bft denkbar. Dagegen dürfte es am Alpenrand trotz
leicht zunehmender Föhntendenz relativ ruhig bleiben.

Wettermäßig ist die Tagesgeschichte rasch erzählt. Im Nordosten kommt die tiefe
Bewölkung noch etwas weiter nach Westen voran, wobei hinsichtlich der genauen
räumlichen Ausdehnung noch immer Unschärfen innerhalb der Modellwelt gegeben
sind. Ansonsten bleibt es bei der Binärwetterlage: 1 für Sonnenschein und
allenfalls ein paar hohe Schleierwolken, 0 für zähen Nebel oder Hochnebel.
Bedingt durch den auflebenden Ostwind könnte der Nebel im Lee der ostbayerischen
Mittelgebirge etwas schneller getilgt werden. Ansonsten bleibt es in einigen
Flusstälern/-niederungen wie z.B. an der Donau, am Hoch- und Oberrhein sowie am
Bodensee lange Zeit oder ganztägig neblig-trüb. Dort werden dann auch die
niedrigsten Tagestemperaturen angetroffen, z.T. werden 5°C nicht überschritten.
Dort, wo es irgendwann aufgeht bzw. unter der Bewölkung im Nordosten reicht es
für 6 bis 10, bei Sonne für 10 bis 15 und am Nordrand der Mittelgebirge sowie in
mittleren Höhenlagen für 15 bis 18°C, ganz vereinzelt vielleicht 19°C.

In der Nacht zum Montag erreicht der KLT via schweizer Mittelland Südbaden oder
auch bayerisch Schwaben (wird Žne knappe Kiste). Druckfall lässt die Inversion
und somit auch Nebel und Hochnebel im Südwesten etwas anheben. Hinzu kommen hohe
und mittelhohe Wolken und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass am frühen
Morgen im magischen Dreieck Augsburg-Oberstdorf-Basel die ersten Tropfen fallen.

Ansonsten verschiebt sich der Hochschwerpunkt mehr und mehr zum Baltikum, was
aber nichts an der Hochrandlage mit hochnebelartiger Bewölkung im Nordosten
sowie einer Mischung aus Nebel und klarem Himmel in den übrigen Gebieten ändert.
Der Gradient legt vorübergehend noch etwas zu, so dass neben den östlichen
Mittelgebirgen nun auch an und in den Alpen sowie auf der freien Nordsee Böen
7-8 Bft möglich sind. In den ostbayerischen Mittelgebirgen wirkt sich die
Rechtdrehung des Windes auf Südost eher dämpfend auf stärkere Böen aus. Wie auch
immer, gegenüber der Vornacht nimmt die Luftfrostgefahr ab, gleichwohl reicht es
im Osten und Südosten lokal für ein oder zwei Grad unter null. Leichter Frost in
Bodennähe tritt nach wie vor verbreiteter auf.

Montag … zieht der KLT über den Südwesten unseres Landes hinweg in Richtung
NRW bzw. Benelux, wo er spätestens in der Nacht zum Dienstag an den o.e. Trog
über Westeuropa und dem nahen Atlantik andockt. Das Höhentief sorgt vor allem in
BaWü sowie dem Saarland und RP nicht nur für eine deutliche Bewölkungszunahme.
Hinzu kommen am Vormittag von Frankreich und der Schweiz her vermehrt
schauerartige Regenfälle auf, die in Summe über 12 h gebietsweise 5 bis 10 l/m²,
lokal vielleicht um oder etwas über 15 l/m² bringen können. Ob im Tagesverlauf
sogar ein Gewitter am Start ist, wie z.B. von ICON simuliert, muss abgewartet
werden.

Ansonsten lässt sich konstatieren, dass sich der Schwerpunkt der Hochdruckzone
sowohl in der Höhe, als auch am Boden mehr und mehr gen Norden in den
fennoskandischen Raum verlagert. Trotzdem ändert sich bei uns zunächst gar nicht
so viel. Heißt, nach teils zäher Auflösung von Nebel und Hochnebel heiter bis
wolkig, nördlich der Mittelgebirge sowie in Ostbayern auch sonnig. Ob die
hochnebelartige Bewölkung im Nordosten gänzlich verschwindet, ist derzeit noch
unsicher. An den Alpen bleibt es zunächst noch föhnig, sonst macht der etwas
auflebende Südostwind vor allem im höheren Bergland sowie als Böhmischer Wind im
südlichen Sachsen auf sich aufmerksam (Böen 7 Bft, exponiert 8 Bft). Über der
freien Nordsee nimmt er hingegen wieder ab.

Bedingt durch die Zufuhr etwas kälterer Luft von Osten her sowie einem
insbesondere im Bereich des KLTs deutlichen Rückgang der 850-hPa-Temperatur (nur
noch um 3°C) wird es nicht mehr so mild wie an den Vortagen. 8 bis 14°C, an den
Alpen mit Föhnunterstützung lokal vielleicht 15°C oder 16, im südwestdeutschen
Bergland bei Regen nur wenig über 5°C lautet die Range für den Wochenanfang.

In der Nacht zum Dienstag zieht der KLT weiter zur Nordsee. In seinem Schlepptau
kommt es im Westen zu schauerartigen Regenfällen ähnlicher Größenordnung wie am
Tage. Auf der Südflanke des Tiefs wird von Frankreich her ein kleiner KW-Trog
angesaugt, der Südwestdeutschland erreicht und dort für weiteren Regen sorgt.
Nach Osten hin wird der Hochdruckeinfluss zwar schwächer, es bleibt aber noch
trocken. Teils präsentiert sich der Himmel bewölkt, teils klar, gebietsweise
bildet sich Nebel oder Hochnebel. Im Südosten sowie in der östlichen Mitte geht
die Temperatur vereinzelt auf 0°C oder etwas darunter ab (Bodenfrost etwas
verbreiteter), sonst bleibt es frostfrei. Abgesehen von einigen Hochlagen der
Mittelgebirge befindet sich der Wind auf dem absteigenden Ast.

Dienstag … gelangen wir zwischen die Systeme mit der Tendenz „zunehmend
zyklonal“. Im Westen der sich langsam gen Osten vorschiebende LW-Trog, knapp
östlich der ganz weit nach Norden reichende Höhenrücken. Auch bodennah
verbringen wir den Dienstag im Zwischenraum zwischen einer echten „Granate“
südlich von Island (gemeint ist ein 960-hPa-Sturmtief) und dem inzwischen mit
seinem Zentrum nach Nordskandinavien vorgerückten Hoch. Heraus kommt eine
schwache bis mäßiger süd-südöstliche Bodenströmung, die lediglich auf einigen
Kuppen sowie auf der freien See etwas ruppiger daherkommt (Böen 7-8 Bft, Brocken
vielleicht 9 Bft).

Wettertechnisch gilt es sich in weiten Landesteilen auf mehr (Westen) oder
weniger (Mitte/Osten) dichte Wolken einzustellen. Dabei fällt vor allem in der
Westhälfte mitunter etwas Regen. Die Chancen auf Sonnenschein stehen am
Alpenrand und im Bayerischen Wald sowie von Sachsen bis hoch nach Vorpommern am
besten. Dafür kann es in den Niederungen Süddeutschland z.T. längere Zeit
neblig-trüb bleiben. Die Temperatur steigt auf 9 bis 15°C, bei hartnäckigem
Nebel darunter.

Modellvergleich und -einschätzung

Die großräumige Entwicklung ist unstrittig. Kleinere Details (z.B. rund um den
KLT, aber auch hinsichtlich Nebel und Hochnebel) sind noch zu klären, sind auf
der anderen Seite aber nicht unbedingt substanziell.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann