SXEU31 DWAV 081800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 08.11.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
An der Nordsee und im höheren Bergland zeitweise windig mit einzelnen
stürmischen Böen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC

Aktuell … liegt ein umfangreicher Trog vor den Toren des europäischen
Kontinents und weitet sich über Westeuropa nach Osten aus. Die Hauptachse
erreicht England und Frankreich, sodass wir unter der Vorderseite in einer
südwestlichen Strömung verbleiben. Die Kaltfront des entsprechenden
Tiefdruckgebiets im Bodendruckfeld zwischen Schottland und Island kommt über
Norddeutschland bis etwa Vorpommern nach Osten voran, gerät dann aber nach
Südwesten hin ins Schleifen. Sowohl die Luftmasse präfrontal, als auch die
dahinter einfließende sind insgesamt sehr mild.
Während die Wetteraktivität im Norden durch leichte Kaltluftadvektion gedämpft
wird und dort nur wenig Regen fällt, intensivieren sich die Regenfälle vor einer
Welle über Frankreich von Südwesten her und breiten sich über Rheinland-Pfalz
und Hessen Richtung Thüringen aus. Im Verlauf der Nacht werden auch größere
Teile von Baden-Württemberg und Franken erfasst. Gebietsweise sind 5 bis 10 l/qm
Regen möglich, im Südwesten stellenweise mehr. Warnrelevante Mengen zeichnen
sich aber nicht ab.

Über der Nordsee labilisiert die Schichtung mit Annäherung des Troges und es
gibt dort einzelne Schauer.

Der Süd- bis Südwestwind ist nach Norden und Westen hin teilweise mäßig
unterwegs, Windböen und stürmische Böen sind auf aber exponierte Berglagen und
die Nordseeküste beschränkt, wobei dort die Bft 8 eher über der offenen See zu
finden sein dürften. Auch in den Alpen wird leicht föhnig mit Sturmböen auf
einigen exponierten Gipfeln.

Im Südosten hält sich der Einfluss einer Hochdruckzone über dem Mittelmeerraum
und SE Europa. Bei höchstens schwachem Wind baut sich eine feuchtkalte
Grundschicht auf, in der sich teils dichter Nebel oder Hochnebel bilden kann. In
einigen Tallagen geht die Temperatur auf Werte um 0°C oder knapp darunter
zurück, gebietsweise gibt es im Südosten Bodenfrost. Sonst bleibt es frostfrei,
in der Nordwesthälfte generell sehr mild mit Minima um 10°C.

Mittwoch … macht der Trog bei deutlicher Verkürzung seiner Wellenlänge Boden
bis in die Nordsee und nach Nordostfrankreich gut, so dass über Mitteleuropa die
südwestliche Strömung bestehen bleibt. Dies lässt das Schleifen der über
Deutschland liegenden Kaltfront andauern, wobei sie aber insgesamt dennoch eine
gewisse Progression aufweist. Bis in den Südosten schaffen es die frontalen
Regenfälle aber auch bis zum Abend nicht.

In einem breiten Streifen vom Südwesten bis zur Oder sind teils länger
andauernde Regenfälle zu erwarten. Die kurzwelligen Troganteile in der Strömung
sind aber recht schwach, zudem dämpft schwache Kaltluftadvektion die Hebung,
sodass gebietsweise 5 bis 10, in Staulagen eventuell nahe 20 l/qm Regen
zusammenkommen. Warnschwellen werden wahrscheinlich nicht erreicht. Nur im
Südschwarzwald gibt es zaghafte Hinweise auf vereinzelt mehr als 25 l/qm in 12,
oder mehr als 30 l/qm in 24 Stunden, Warnungen drängen sich da aber nicht
wirklich auf. Die letzten Läufe haben die Mengen auch zurückgenommen.

Im Nordwesten und Norden werden durch den sich weiter nähernden Trog Schauer und
mit Hilfe des warmen Meerwassers in Nordseenähe auch kurze Gewitter ausgelöst.
Für den äußersten Südosten Deutschlands ergibt sich kaum eine Änderung. Die
feuchtkalte Grundschicht bleibt dort noch weitgehend unangetastet und der Nebel
löst sich teilweise nur sehr zäh auf.

Nachdem der Wind tagsüber zeitweise noch mal aufleben konnte, beginnt der
Gradient zum Abend wieder etwas aufzufächern und der Wind lässt nach. Zuvor gibt
es über der offenen Nordsee teils stürmische Böen, sonst an der See steife Böen
aus südwestlicher Richtung. In höheren Lagen der Mittelgebirge und auf einigen
Alpengipfeln sind Bft 7 bis 8, exponiert 9 aus Südwesten zu erwarten, mit
nachlassender Tendenz im Tagesverlauf. Eventuell reicht es auch in
windexponierten Leelagen für einige steife Böen bis ins Flachland.

Auflockerungen kommen am ehesten in Alpennähe, rund um den Bayerischen Wald,
falls dort der Nebel mitspielt sowie rückseitig der Front im Nordwesten und
Westen Deutschlands zustande.
Ansonsten hat die Sonne kaum Chancen. Mit Tageshöchsttemperaturen von 11 bis 16
Grad bleibt es mild. Unter zähem Nebel sind 5 bis 10 Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Donnerstag zieht der Trog über Deutschland nach Osten, was die
schleifende Kaltfront bis in den Südosten vorankommen lässt. Auch die Regenfälle
verlagern sich in den Südosten, sind aber nicht warnrelevant, es fallen meist 5
bis 15 l/qm in 12 Stunden. Über dem Norden gibt es im Trogbereich Schauer und
einzelne kurze Gewitter, besonders nahe dem labilisierenden Meerwasser.

Dazwischen beruhigt sich das Wetter mit Annäherung eines Hochdruckgebietes über
Frankreich und SW Deutschland. Die Wolken lockern teilweise stärker auf und im
Südwesten kann sich das ein oder andere Nebelfeld bilden. Exponiert an den
Küsten und im höheren Bergland sind zunächst Bft 7 aus Südwest bis West möglich,
auf einigen Gipfeln wären auch Bft 8 nicht ausgeschlossen, Warnungen erfordert
das aber nicht und der Wind lässt auch weiter nach. Mit 9 bis 4°C bleibt es
frostfrei, auch in Bodennähe.

Donnerstag … greift von Westen ein breiter Höhenrücken auf Deutschland über.
Dieser ist von Warmluftadvektion überlaufen, die zusammen mit der Warmfront
eines Islandtiefs im Norden dichte Bewölkung und leichte Regenfälle auslöst.
Dazu frischt der Südwestwind zeitweise mäßig bis frisch auf mit einzelnen Bft 7
an den Küsten, exponiert über der offenen Nordsee sind auch stürmische Böen
nicht ausgeschlossen.

Auch ganz im Südosten ziehen die Regenfälle am Vormittag ab. Ansonsten ist eine
große Hochdruckzone über Südwest- und Mitteleuropa wetterbestimmend. In den
Leegebieten der Mitte und des Südens sowie in höheren Lagen ist es freundlich.
In Stau- und Tallagen überwiegt längere Zeit tiefe Bewölkung. Teils gibt es
aufliegende Wolken und schlechte Sichten.

Die Temperatur bewegt sich je nach Wettercharakter zwischen 11 und 16°C.

Während im Norden noch so etwas wie eine westliche Strömung vorhanden ist, kommt
die Luftmasse ansonsten zur Ruhe und es ist meist nur schwachwindig.

In der Nacht auf Freitag verstärkt sich der Hochdruckeinfluss weiter. Der Rücken
bildet eine eigenständiges Höhenhoch über Frankreich aus. Das vorderseitige
Bodenhoch erstreckt sich von Süddeutschlands bis nach Ungarn. Entsprechend
windschwach ist es in der Südhälfte des Landes, wo sich verbreitet Nebel
ausbildet, häufig mit Sichten im warnwürdigen Bereich.

In der Nordhälfte ist der Südwestwind dank etwas Gradient noch zu spüren. Am
Rand des Hochs hat Warmluftadvektion dort mehrschichtige Bewölkung zur Folge. Es
bleibt entsprechend mild mit 12 bis 8°C, während weiter nach
Süden vor Nebelausbildung die Werte zwischen 6 und 0°C liegen, mit Frost in
Bodennähe in Tallagen der Mittelgebirge sowie im Alpenvorland.

An den Küsten gibt es einige steife Böen aus Südwest, über der offenen Nordsee
und exponiert an der nordfriesischen Küste sind stürmische Böen dabei.

Freitag … legt sich der Höhenrücken über West- und Mitteleuropa, mit
Schwerpunkt des Höhenhochs genau über Deutschland. An dessen Ostflanke tropft
aus dem Kurzwellentrog, der uns zur Wochenmitte überquerte, ein Höhentief zum
Balkan ab.
Im Bodendruckfeld hat sich derweil ein großes Hoch etabliert, das weite Teile
Zentral-, Süd- und Südosteuropas überdeckt. Aufgrund des schwachen
Druckgradienten und der Ausbildung einer Absinkinversion löst sich der Nebel und
Hochnebel aus der Nacht tagsüber nur zögernd, in typischen Nebelgebieten gar
nicht auf.
Sonniger ist es nördlich der Mittelgebirge, in höheren Lagen und Leelagen über
der Mitte und dem Süden. Dichtere Wolkenfelder (ohne Regen) ziehen nahe der
Frontalzone über den äußersten Norden hinweg. Dort ist auch der Südwest- bis
Westwind spürbar mit einigen steifen Böen an den Küsten.

Wenn für längere Zeit die Sonne scheint, steigt die Temperatur auf 10 bis 15, im
Westen und in einigen Leelagen bis 17°C. Bei Dauernebel bleibt es bei
einstelligen Höchstwerten.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich, ohne größere Unterschiede. Die
Signale für Dauerregen im Südschwarzwald sind aktuell noch schwächer, als sie
vorher schon waren.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner