S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 07.11.2022 um 10.30 UTC

Hochdruckeinfluss

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 14.11.2022

Großwetterlage in der Mittelfrist: BM Übergang zu HM bzw. SEa.

Zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag ziehen Trog und Tiefausläufer nach
Osteuropa ab. Damit klingt auch der Niederschlag im Südosten Deutschlands ab.
Durch massive Warmluftadvektion vor einem Sturmtief im Seegebiet westlich von
Island wölbt sich über Westeuropa ein Höhenrücken auf. Dieser ist mit
Druckanstieg über Westeuropa und dem Aufbau eines Hochdruckgebietes über
Frankreich verbunden, das sich in der Folge nach Mitteleuropa hin ausdehnt. Das
Wetter beruhigt sich über Deutschland entsprechend rasch wieder. Die
Grundschichtproblematik wird wieder ein Thema sein.

Am Freitag schnürt sich im Keil ein abgeschlossenes Höhenhoch über Westeuropa ab
und verlagert sich langsam nach Deutschland. Entsprechend wandert das
Bodenhochdruckgebiet über Süddeutschland ebenfalls nach Osten. Unter Absinken
erwärmt sich die Luftmasse niedertroposphärisch, bodennah setzen
Alterungsprozesse ein und das Wetter wird durch Vorgänge in der Grenzschicht
geprägt. Vor allem in der Mitte und im Süden halten sich dann ganztägig Nebel-
und Hochnebelfelder. Der über Osteuropa liegende Trog tropft dann zu einem
Höhentief über dem Balkan ab. Dies wird auch im weiteren Verlauf die Prognose
komplizierter machen.

Am Samstag verlagert sich das Höhenhoch über Polen, während wir an den Rand des
nunmehr über Polen und Belarus liegenden Hochs in eine südöstliche Strömung
gelangen. Neben Nebel und Hochnebel gibt es auch Aufheiterungen, vor allem im
Lee der Berge (Nordwestseite). Die Temperaturen liegen insgesamt auf einem für
die Jahreszeit recht hohem Niveau. Das Höhentief wandelt sich um in einen
Kaltlufttropfen und zieht Richtung Adria und Mittelitalien, aber es hat noch
keinen Einfluss auf das Wettergeschehen in Deutschland.

Am Sonntag verlagert sich das Höhenhoch nach Südosten, während das
Bodenhochdruckgebiet über Osteuropa die Stellung hält. Die milde, antizyklonale
Südostströmung über Deutschland dauert somit an. Unsicher ist die Entwicklung
des Kaltlufttropfens. Er könnte über die Alpen nach Nordwesten ziehen und im
Südwesten und Westen unseres Landes Hebung mit der entsprechenden Bewölkung und
leichten Regenfällen auslösen. Ansonsten bleibt das alte Spiel mit der
„Nebellotterie“.

Die Unsicherheiten nehmen in der erweiterten Mittelfrist zu. Es deutet sich in
der aktuellen Lösung mit einem Trogvorstoß nach Westeuropa für Deutschland
wieder unbeständigeres Wetter an, wobei alle Modelle nicht mitgehen. Eine
halbwegs vernünftige Prognose ist daher nicht möglich: Von einer Nebellotterie
(Hochdrucklage) bis eine windige und unbeständige Wetterlage ist alles dabei.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist zunächst gut. Am Aufbau des
Hochdruckgebietes am Ende der Woche bestehen keine Zweifel. Unsicher wird die
Entwicklung im Verlauf des Wochenendes und Anfang nächster Woche, wenn der
Kaltlufttropfen ins Spiel kommt. Er wird uns dann viel Kopfschmerzen bereiten.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen globalen Modelle, GFS und ICON gehen zunächst in dieselbe Richtung
und zeigen ab Donnerstag Hochdruckeinfluss. Wie es so oft ist, sehen die
Lösungen was den Kaltlufttropfen angeht, dann aber sehr unterschiedlich aus,
sowohl zwischen den Modellen als auch innerhalb des Modells zwischen den
Modellläufen.

ICON lässt aus dem abziehenden Trog nach Osteuropa ein Teil des Troges nach
Italien abtropfen, während IFS und GFS den Vorgang später und weiter östlich
simulieren. Dies hat zur Folge, dass die Position des Kaltlufttropfens z. B. am
Samstag komplett unterschiedlich gerechnet wird: ICON über Frankreich, IFS über
Mittelitalien und GFS über dem Balkan.

Zunächst hat es noch keine große Auswirkung auf das Wetter in Deutschland. Der
hochdrucklastige Wettercharakter bleibt zunächst erhalten. Aber für den weiteren
Verlauf, wenn der Kaltlufttropfen auf dem West nach Nordwesten wieder vom
Langwellentrog gefangen wird.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen stützen die Ensembles die Lösung des Hauptlaufs zumindest
in groben Zügen, was den Hochdruckeinfluss angeht. Niederschlagssignale gibt es
nämlich ab Donnerstag kaum noch, erst wieder ab Montag im Westen. Die Kurven der
Temperatur und des Geopotentials fächern aber rasch auf. Die genaue Lage des
Hochs und in hohem Maße die Entwicklung des Kaltlufttropfens sind unsicher. Die
meisten Member lassen ihn nicht über die Alpen nach Nordwesten ausgreifen.

Die Clusterung liefert für die ersten beiden Zeitschritte jeweils 3 Cluster. Die
Unterschiede sind bis +96h vernachlässigbar. Dabei wird von allen Clustern der
Übergang von NAO positiv zu Blocking gezeigt mit einem starken Höhenrücken über
Zentraleuropa. Beim Zeitschritt t+120-168 ergibt sich 2 Cluster, beide stehen
für ein starkes Blocking über Mitteleuropa.
Der Kaltlufttropfen wird unterschiedlich gerechnet. Der Hochdruckeinfluss ist
jedoch bis dahin ziemlich sicher.
In der erweiterten Mittelfrist liegt die zyklonale Lösung des Hauptlaufs in
Cluster 1 (16 Member), Cluster 2, 3 und 4 mit den meisten Membern setzen
weiterhin auf Blocking mit antizyklonalem Einfluss.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Mittelfristig ist nicht mit signifikanten Wettererscheinungen zu rechnen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS (EPS), ICON, GFS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta