S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 06.11.2022 um 10.30 UTC

Zunehmender Hochdruckeinfluss.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 13.11.2022

Am Mittwoch liegt Deutschland unter der Vorderseite eines Troges in einer
südwestlichen Strömung. Der Trog überquert uns bis Donnerstag nach Osten hin und
mit ihm eine schleifende Kaltfront. Dabei fällt Regen, der aber nicht
warnrelevant wird. Auch die damit einhergehende Gradientverschärfung führt wohl
nur an der Nordsee und im höheren Bergland zu stärkeren Böen. Die Kaltfront
verdient ihren Namen nur bedingt, da ihr weiterhin relativ milde Meeresluft
folgt.
Am Donnerstag ziehen Trog und Tiefausläufer nach Osten ab. Damit klingt auch der
Niederschlag ab, der anfangs im Südosten noch zu finden sein dürfte. Durch
massive Warmluftadvektion vor einem Sturmtief bei Island wölbt sich derweil über
Westeuropa ein Höhenrücken auf, verbunden mit Druckanstieg über Westeuropa und
dem Aufbau eines Hochdruckgebietes über Frankreich, das sich in der Folge nach
Mitteleuropa hin ausdehnt. Das Wetter beruhigt sich über Deutschland
entsprechend rasch wieder.
Am Freitag schnürt sich im Keil ein abgeschlossenes Höhenhoch über Westeuropa
ab, während das Bodenhochdruckgebiet über Deutschland nach Osten wandert. Unter
Absinken erwärmt sich die Luftmasse niedertroposphärisch, bodennah setzen
Alterungsprozesse ein und das Wetter wird durch Vorgänge in der Grenzschicht
geprägt. Der dann über Osteuropa liegende Trog tropft zu einem Höhentief über
dem Balkan ab.
Am Samstag verlagert sich das Höhenhoch in den Ostseeraum, während wir an den
Rand des nunmehr über Polen und Belarus liegenden Hochs in eine südöstliche
Strömung gelangen. Neben Nebel und Hochnebel gibt es auch Aufheiterungen und die
Temperaturen liegen insgesamt auf einem für die Jahreszeit recht hohem Niveau.
Das Höhentief wandelt sich um in einen Kaltlufttropfen und zieht Richtung Adria
und Italien.
Am Sonntag verlagert sich das Höhenhoch nach Südosten, während das
Bodenhochdruckgebiet über Osteuropa die Stellung hält. Die milde, antizyklonale
Südostströmung über Deutschland dauert somit an. Unsicher ist die Entwicklung
des Kaltlufttropfens. Er könnte über die Alpen nach Nordwesten ziehen und im
Südwesten und Westen unseres Landes Hebung mit der entsprechenden Bewölkung und
leichten Regenfällen auslösen.
Die Unsicherheiten nehmen in der erweiterten Mittelfrist zu. Es deutet sich in
der aktuellen Lösung mit einem Trogvorstoß nach Westeuropa für Deutschland
wieder unbeständigeres Wetter an.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist zunächst gut. Am Aufbau des
Hochdruckgebietes in der zweiten Wochenhälfte bestehen keine Zweifel. Unsicher
wird die Entwicklung im Verlauf des Wochenendes, wenn der Kaltlufttropfen ins
Spiel kommt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen globalen Modelle, GFS, ICON und UMKO schlagen zunächst in dieselbe
Kerbe und zeigen nach zyklonalem Start ab Donnerstag zunehmenden
Hochdruckeinfluss. Wie nicht anders zu erwarten, sehen die Lösungen was den
Kaltlufttropfen angeht, dann aber sehr unterschiedlich aus. Bei UKMO zieht er
zum Schwarzen Meer, ICON belässt ihn über dem Mittelmeer, GFS ähnelt der IFS
Lösung noch am ehesten und zeigt den Kaltlufttropfen kommenden Sonntag über den
Westalpen, aber letztlich noch ein gutes Stück weiter südlich als die Europäer,
die ihn dann nach Benelux vorankommen lassen. Was das angeht, ist also Abwarten
angesagt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen stützen die Ensembles die Lösung des Hauptlaufs zumindest
in groben Zügen, was den Hochdruckeinfluss angeht. Niederschlagssignale gibt es
nämlich ab Donnerstag kaum noch. Die Kurven der Temperatur und des Geopotentials
fächern aber rasch auf, die genaue Lage des Hochs und in hohem Maße die
Entwicklung des Kaltlufttropfens sind unsicher. Die meisten Member lassen ihn
nicht über die Alpen nach Nordwesten ausgreifen.
Die Clusterung liefert für die ersten beiden Zeitschritte jeweils 5 Cluster. Die
Unterschiede sind bis +96h vernachlässigbar. Danach wird von allen Clustern der
Übergang von NAO positiv zu Blocking gezeigt mit einem starken Höhenrücken über
Zentraleuropa. Die Geometrie sieht jeweils etwas anders aus, der Kaltlufttropfen
bildet sich in einigen Clustern ab, in anderen nicht. Der Hochdruckeinfluss ist
demnach ziemlich sicher.
In der erweiterten Mittelfrist liegt die zyklonale Lösung des Hauptlaufs in
Cluster 2 (19 Member), Cluster 1 und 3 mit zusammen 32 Membern setzen weiterhin
auf antizyklonalen Einfluss.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Mittelfristig ist nicht mit signifikanten Wettererscheinungen zu rechnen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS (EPS)

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner