SXEU31 DWAV 041800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 04.11.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Im sächsischen Bergland noch Dauerregen. In den Folgetagen an der See und im
Bergland zeitweise windig bis stürmisch, vor allem im Süden gebietsweise dichter
Nebel.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC

Aktuell … erstreckt sich ein Langwellentrog von der Ostgrönlandsee über das
Nordmeer und die Nordsee bis ins westliche Mittelmeer. Seine Achse und damit
auch die kälteste Luft in der Höhe liegt noch etwas westlich unseres Landes.
Dementsprechend ist in der Westhälfte Deutschlands die Luftmasse recht labil
geschichtet und erlaubt Schauertätigkeit, die vor allem im Südwesten und im
Nordseebereich im Gange ist. Für Gewitter sollte es wohl nicht ganz reichen. Der
Langwellentrog wird flankiert von einem blockierenden Höhenkeil, der sich vom
Balkan bis nach Finnland erstreckt und einem Rücken, der sich auf der
Vorderseite des Ex-Hurrikans Martin durch massive Warmluftadvektion westlich der
Britischen Inseln aufwölbt. Dieser Rücken hat über Westeuropa schon für Absinken
gesorgt, so dass sich bodennah ein Hochkeil ausgehend vom Azorenhoch allmählich
bis nach Süddeutschland hereinschiebt. Diesem Hochkeil steht auf der Vorderseite
des Langwellentroges eine meridionale Tiefdruckrinne gegenüber, die mehrere
Tiefdruckzentren aufweist. Dazu gehört das Tief Nele, das heute früh und
Vormittag für Sturm an der Nordsee gesorgt hat, jetzt aber unter Abschwächung
von Jütland nach Norwegen abzieht. Im Bereich der Adria ist das Tief Ottilie
(international: Eva) aktiv und zwischen diesen beiden Minima befindet sich in
der Rinne noch ein weiteres Minimum über Polen. In dieser Rinne erstreckt sich
auch eine Kaltfront, auf deren kalter Seite sich über dem Osten Deutschlands
eine Gegenstromsituation eingestellt hat, wobei bodennah westlicher bis
nordwestlicher Wind weht, in der Höhe dagegen Südwind. Zudem läuft auch noch ein
Kurzwellentrog auf der Trogvorderseite nordwärts, so dass auch dadurch Hebung
zustande kommt. Das führt über dem äußersten Osten Deutschlands zu anhaltenden
Regenfällen, die bis zum Samstagmorgen vom mittleren Erzgebirge bis zum
Lausitzer Bergland teils um 30 l/qm bringen sollen, so dass für dieses Gebiet
eine Dauerregenwarnung ausgegeben wurde.

In der Nacht zum Samstag nähert sich der Rücken von Westen weiter an, während
der osteuropäische Keil weiter blockiert, so dass der Trog immer schmäler wird.
Vor allem über dem südlichen Mitteleuropa schiebt sich der der Bodenkeil weiter
voran und in der Höhe setzt zunehmend ein Abtropfprozess ein, so dass sich über
dem Tyrrhenischen Meer ein abgeschlossenes Höhentief bildet. Die Rinne zieht
weiter nach Osten, so dass sich auch das Niederschlagsgebiet an ihrem Westrand
allmählich aus Deutschland zurückzieht und nach Polen abzieht. An den Alpen
haben die Niederschläge schon nachgelassen, so dass in höheren Lagen kaum noch
Neuschnee hinzukommt. Vor allem in den südwestlichen Landesteilen sorgt der Trog
noch für etwas Hebung und auch etwas Labilität bleibt bestehen, zumal die
kälteste Luft in der Höhe den Westen Deutschlands erreicht. Somit treten über
dem Südwesten noch weitere Schauer auf.

Der Wind weht der Druckkonstellation zufolge meist um West, insgesamt aber nur
schwach bis mäßig. Meist überwiegen noch die Wolken, aber auch ein paar
Wolkenauflockerungen kann es geben, vor allem im Nordwesten. Wo die Wolken
auflockern, kann es auch mal etwas neblig werden, die große Rolle sollte das
aber in der kommenden Nacht noch nicht spielen. Die Tiefstwerte liegen meist
zwischen 8°C im östlichen Flachland und bis zu 2°C im Bergland bei
Wolkenauflockerungen.

Am Samstag … ist der Höhenrücken westlich unseres Landes weiter progressiv,
wird aber in seinem Nordteil langsam abgebaut. Seine Achse erreicht bis zum
Abend eine Linie von den Pyrenäen bis nach Jütland. Der kräftige Keil im Osten
rührt sich dagegen kaum vom Fleck, so dass der Trog weiter eingequetscht und
auch zunehmend zugeschüttet wird. Seine Achse verlagert sich dabei über
Deutschland hinweg nach Osten, die Labilität nimmt allmählich ab. Rege
Schauertätigkeit wird dabei vor allem noch über dem Süden Deutschlands (wo durch
die nordwestliche bis nördliche Höhenströmung leichte Staueffekte herrschen) und
über der Nordsee simuliert. An den Alpen muss oberhalb von etwa 1200 bis 1400
mit weiterer leichter Neuschneeakkumulation gerechnet werden, viel mehr als 5 cm
kommt aber auch dort meist nicht zusammen.

Bodennah schiebt sich der Keil des Azorenhochs weiter nach Süddeutschland
herein. Damit stellen sich über Süddeutschland recht windschwache Verhältnisse
ein. Im Norden und Nordwesten weht dagegen schwacher bis mäßiger Südwestwind, so
dass sich dort etwaige Nebelfelder im Tagesverlauf auflösen. Über der Nordsee
weht der Wind zum Abend zunehmend mit ersten steifen Böen aus Südwest, die sich
dann auch schon an der Küste Nordfrieslands bemerkbar machen können. Die
bodennahe Luftmasse behält ihr recht kühles Temperaturniveau mit um 0°C in 850
hPa bei, so dass es trotz recht viel Sonnenanteilen (diese vor allem in der
Nordhälfte) im Vergleich zu heute nicht milder wird. Die Höchstwerte erreichen
dann zwischen 7°C an den Alpen und 13°C im Nordwesten.

Über den Höhenrücken westlich unseres Landes läuft das okkludierte Frontensystem
des Ex-Hurrikans Martin (das Tief verbleibt weit draußen auf dem Atlantik).
Dessen zunächst hohe und später mittelhohe Wolken ziehen am Nachmittag
allmählich im Westen Deutschlands auf.

In der Nacht zum Sonntag wird der westliche Rücken im Norden stark abgehobelt
und erreicht mit seiner Achse Deutschland. Die ihn überlaufende Okklusionsfront
wird über der Nordsee rasch nach Osten geführt, hängt aber mangels Strömung nach
Süden stark zurück und legt sich strömungsparallel in die südwestliche
Bodenströmung und später auch Höhenströmung (da diese rückseitig des Keils auch
auf Südwest dreht). Damit bleibt die Front außerhalb unseres Landes über der
Nordsee liegen und bringt dort schauerartige und teils gewittrige Regenfälle.
Einige Schauer gibt es dann allenfalls im Nordseebereich und später in
Schleswig-Holstein.

Im Vorfeld der Front nimmt der Gradient deutlich zu, so dass über dem Nordwesten
Deutschlands der Wind mäßig aus südlichen Richtungen weht. Über der Nordsee gibt
es steife bis stürmische Böen, letztere können auch an der Küste Nordfrieslands
auftreten. An der Ostsee reicht es allenfalls für steife Böen. Auch der Brocken
kann dann wieder zunehmend mit Sturmböen dabei sein. Im Süden spaltet sich aus
dem Hochkeil eine eigenständige Hochdruckzelle ab, die den schönen Namen
Bahrudin trägt und sich nach Österreich verlagert. Damit stellen sich im
Südosten windschwache Verhältnisse ein. Somit können sich dort bei nur wenigen
hohen bis mittelhohen Wolkenfeldern, die weiterhin über Deutschland ziehen,
ausgedehnte Nebel- und Hochnebelfelder bilden. Auch weiter nach Nordwesten hin
ziehen nur wenige hohe- und mittelhohe Wolkenfelder über den Himmel, dort bilden
sich allenfalls in tief eingeschnittenen Tälern dichte Nebelfelder, ansonsten
ist der Wind zu stark. Nur ganz im Nordwesten hält sich stärkere Bewölkung.

Den Bewölkungs- und Windverhältnissen entsprechend stellt sich in der Nacht ein
deutliches Temperaturgefälle ein mit Tiefstwerten zwischen 10°C an der Nordsee
und -1°C in Teilen Süddeutschlands. Dort wird wohl mancherorts der erste
Frosttag der Saison auftreten. Bodenfrost muss in der Südosthälfte verbreitet
erwartet werden.

Am Sonntag … schwenkt der Höhenrücken rasch über Deutschland hinweg ostwärts.
Im Tagesverlauf nährt sich in westlicher Höhenströmung rasch ein neuer Trog,
dessen Achse am Abend Benelux erreicht. Bodennah wandert das Hoch Bahrudin nach
Nordosten in Richtung Polen und gliedert sich zunehmend dem namenlosen
Russlandhoch an. Damit greift der etwas stärkere Gradient zunehmend südostwärts
aus und im Tagesverlauf weht der Wind dann abgesehen vom äußersten Südosten
überall mäßig um Süd. Über der Nordsee gibt es weiterhin steife bis stürmische
Böen, über der Ostsee steife Böen. Auch in höheren Berglagen gibt es dann
vermehrt steife bis stürmische Böen aus Süd bis Südwest.

Die Kaltfront schleift zunächst noch über der Nordsee und bringt allenfalls dem
äußersten Nordwesten schauerartigen Regen. Mit Annäherung des Troges bildet sich
an ihr eine Welle, deren Kaltfront dann zum Abend recht flott nach Deutschland
hereinschwenkt. Vor allem Richtung Nordwesten, wo im Tagesverlauf die Hebung am
stärksten wird und die Welle am nächsten liegt, können vom Münsterland bis nach
Schleswig-Holstein bis zum Abend durchaus bis 10 l/qm fallen. In großen Teilen
des Landes bleibt es dagegen noch trocken und vielfach dominiert bei weiterhin
meist mittelhohen bis hohen Wolkenfeldern auch immer wieder die Sonne das
Wettergeschehen. Nur ganz im Südosten in der Schwachwindzone wird wohl
gebietsweise der Nebel sehr zäh sein.

In dieser Region muss man sich dann mit Höchstwerten um 5°C zufrieden geben,
ansonsten lässt die einfließende wieder etwas mildere Luftmasse Höchstwerte
zwischen 9 und 14°C zu.

In der Nacht zum Montag schwenkt der Trog mit hohem Tempo ostwärts über
Deutschland hinweg und auf der Rückseite stellt sich eine recht glatte
Westströmung ein. Auch bodennah dreht die Strömung Richtung West, das
Russlandhoch erstreckt dann einen Keil in den nördlichen Mittelmeerraum, während
über Skandinavien der Druck niedrig ist. Damit weht in der Nacht vielfach
spürbarer auf Südwest drehender Wind, über den Seegebieten weht er in Böen steif
bis stürmisch. Auch auf sämtlichen Bergen wird es windiger und es gibt in den
Hochlagen dann vielfach Sturmböen, auf dem Brocken schwere Sturmböen.

Die Okklusionsfront überquert den Süden und die Mitte nur mit schwachen
Regenfällen, im Bereich der stärksten PVA auf der Vorderseite des Troges, der
sich vom Westen in den Norden verlagert, regnet es dagegen mitunter in mäßiger
Stärke. Dort können gebietsweise um 5 l/qm zusammenkommen, in Schleswig-Holstein
auch bis 10 l/qm.

In der vielfach bewölkten und windigen Nacht ist Nebel kein großes Thema mehr.
Die Tiefstwerte sollten meist zwischen 9 und 3°C liegen.

Am Montag … wölbt sich auf der Vorderseite eines im Atlantik heranschwenkenden
Langwellentroges über Westeuropa ein Rücken auf, der auch zunehmend Deutschland
erreicht. Auch bodennah steigt von Süden her der Druck und der Süden des Landes
gelangt wieder zunehmend in einen windschwachen Bereich. Dagegen bleibt über der
Mitte und dem Norden ein mäßiger Gradient bestehen, so dass der Südwestwind dort
weiterhin mäßig weht. Im Bergland muss verbreitet mit steifen Böen in mittleren
Lagen bis Sturmböen und Kammlagen gerechnet werden. Auch an der See gibt es
weiterhin steife bis stürmische Böen.

Mit der südwestlichen Strömung gelangt eine recht durchschnittlich temperierte
(etwa 2 bis 4°C in 850 hPa) und feuchte und damit wolkenreiche Luftmasse zu uns.
Allzu viel Sonne darf in dieser Luft nicht erwartet werden, am ehesten kann sie
ganz im Süden, wo sich etwas Absinken durchsetzt, länger scheinen. Dafür fallen
insbesondere im Norden immer wieder Tropfen aus den Wolken, allerdings ohne
nennenswerte Niederschlagssummen. Da die Luftmasse ordentlich durchmischt wird,
wird es auch wieder etwas milder und es dürfen allgemein wieder 12 bis 16°C
erwartet werden, bei etwas Sonne kann es im Südwesten sogar noch etwas milder
werden.

Modellvergleich und -einschätzung

Im Großen und Ganzen simulieren die vorliegenden Modelle die Lage ähnlich. Am
Sonntagabend und in der Nacht zum Montag gibt es noch leichte Unterschiede bei
der Zugbahn der Welle. So zeigen die externen Modelle die stärksten
Niederschläge etwas weiter nordwestlich als ICON, so dass danach im Nordwesten
Deutschlands weniger Regen fallen würde.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann