S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 31.10.2022 um 10.30 UTC

Unbeständiger Wetterabschnitt mit zeitweisen Niederschlägen, dazu teils windig,
an den Küsten und im Bergland zeitweise stürmisch, am Freitag und Samstag in den
Alpen Schneefälle oberhalb etwa 1000 m.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 07.11.2022

Betrachtet man die Wetterkarten im mittelfristigen Zeitraum, dann wird schnell
klar, dass die Zeiten des ruhigen Herbstwetters vorbei sind.

Am Donnerstag befindet sich Mitteleuropa auf der Vorderseite eines Trogs mit
mehreren Drehzentren über Westeuropa und dem Atlantik. Eines der Drehzentren
verlagert sich im Tagesverlauf von Norden her nach Irland und im Verlauf der
Nacht zum Freitag weiter zur Biskaya. An dessen Vorderseite wird nach dem
aktuellen 00-UTC-Lauf des IFS auch ein Bodentief induziert, das in der Nacht zum
Freitag über BeNeLux zu finden ist. Bereits Donnerstagmorgen kann ein erstes
Frontensystem auf den Nordwesten mit Regen übergreifen, während die Südosthälfte
anfangs noch vom abziehenden Hoch über Südosteuropa profitiert. Bis in die Nacht
hinein bleibt es in der Westhälfte eher regnerisch, wobei die Niederschläge auch
auf den Süden und Südosten übergreifen können. Allerdings hängt die genaue
Niederschlagsverteilung noch von der Lage und Intensität des erwähnten Tiefs ab,
das von den Modellen noch unterschiedlich simuliert wird (s.u). Auch der Wind
rückt wieder in den Fokus mit gebietsweise starken bis stürmischen Böen bei noch
recht milden Temperaturen.

Am Freitag verlagert sich der Trog allmählich ostwärts, wobei sich am Abend die
Achse auf einer Linie Korsika – Bayern – Nordsee befindet, mit dem Kältezentrum
über Norditalien. Im Bodendruckfeld verlagert sich das Tief im Tagesverlauf von
BeNeLux nach Schleswig-Holstein und induziert durch den Kaltluftvorstoß nach
Süden kann sich laut dem aktuellen IFS-Lauf eine Genuazyklone bilden. Beide
Tiefs sorgen für einen unbeständigen Wettercharakter, wobei durch die
Aufgleitvorgänge des Genuatiefs im Alpenraum auch Schnee wieder ein Thema sein
wird. Es bleibt gebietsweise windig und die Temperaturen liegen nur noch um oder
etwas über 10 Grad, was eher der aktuellen Jahreszeit entspricht.

Am Samstag verlagert sich der Trog noch etwas ostwärts, sodass sich von Westen
her ein flacher Rücken nähert. Auch im Bodendruckfeld zieht das Tief nach Norden
ab und es setzt sich von Südwesten her vorübergehend Zwischenhocheinfluss durch
und die Niederschläge ziehen nordostwärts ab.

Am Sonntag zieht der flache Rücken rasch über Deutschland hinweg und über dem
Atlantik zieht ein neuer Trog Richtung Großbritannien. Diese Vorgänge sind auch
mit einem Bodentief verbunden, das bis zum Abend Nordirland erreicht. Sollte
diesem Tief – wie im aktuellen IFS-Lauf simuliert – ein Randtief vorgelagert
sein, würde bereits am Vormittag aus Westen ein Frontensystem mit neuen
Niederschlägen übergreifen, womit der kurze Zwischenhocheinfluss schon wieder
Geschichte ist.

Am Montag verlagert sich der Trog und das dazugehörige Bodentief in einem eher
zonal geprägten Setup nach Dänemark und Südschweden. Es bleibt daher unbeständig
mit Niederschlägen, wobei die Temperaturen wieder etwas ansteigen.

Im erweiterten Mittelfristbereich sorgt ein Rücken für eine vorübergehende
Wetterberuhigung. Nach einer Umstellung hin zu einer ruhigen Hochdrucklage sieht
es aber nicht aus.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Betrachtet man die Vorläufe des IFS, so ist unstrittig, dass uns ein
unbeständiger und zyklonal geprägter Wetterabschnitt bevorsteht. Schaut man
allerdings auf die Details, dann sind bereits zu Beginn der Mittelfrist am
Donnerstag und Freitag signifikante Unterschiede erkennbar. So wird der
Trogvorstoß nach Frankreich seit dem heutigen Lauf progressiver simuliert, was
die kräftige Zyklogenese über Frankreich und BeNeLux in Gang setzt. Dieses Tief
wird von den Vorläufen nicht simuliert oder allenfalls angedeutet, was natürlich
großen Einfluss auf Wind und Niederschlag hat. Diese Tatsache hat dann auch am
Samstag noch Einfluss und verzögert den Zwischenhocheinfluss. Auch im weiteren
Verlauf sind beim Übergreifen der Frontensysteme Phasenunterschiede auszumachen,
was aber der normalen Modellunsicherheit entspricht.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Zu den anderen Globalmodellen lässt sich ähnliches sagen. Die Umstellung hin zu
einer zyklonalen Wetterlage scheint in trockenen Tüchern zu sein (sofern diese
nicht draußen hängen). Die Unsicherheiten in den Details beginnen aber schon am
Donnerstag. Auch GFS und ICON haben die Zyklogenese über Frankreich und BeNeLux
nicht auf dem Programm und schlagen eher in die Kerbe der IFS-Vorläufe. UK10
simuliert allerdings eine dem aktuellen IFS-Lauf sehr ähnliche Entwicklung mit
einem kräftigen Tief über Frankreich/BeNeLux, sodass hier noch abzuwarten
bleibt, welche der Lösungen sich letztendlich durchsetzt. Dass nach nur kurzem
Zwischenhocheinfluss ab Samstagabend/Sonntag von Westen her neue Frontensysteme
mit Niederschlägen übergreifen, wird (von Phasenunterschieden abgesehen) von
allen betrachteten Modellen übereinstimmend simuliert.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen stützen den beschriebenen Wetterablauf. So geht das Geopotential
bis Freitag signifikant zurück, steigt anschließend aber bereits wieder an.
Dabei nimmt der Spread bereits ab Freitag zu, was die Unsicherheit beim genauen
Ablauf verdeutlicht. Zudem gibt es ab Donnerstag / Freitag beim Niederschlag
Ausschläge, wenngleich ohne große „Ausreißer“ nach oben. Daraus kann man
schließen, dass es zwar unbeständig wird, markante oder gar unwetterartige
Regenmengen aber unwahrscheinlich sind. Auch bei den 850hPa-Temperaturen nimmt
der Spread ab Samstag erheblich zu, wobei die Talsohle am Freitag und Samstag
erreicht ist und anschließend die Temperaturen je nach Ensemble-Lauf mehr oder
weniger schnell und stark wieder ansteigen.

Bei den Clustern (t120h-168h) werden 5 Cluster angeboten, wobei die meisten
Cluster dem Regime einer positiven NAO zugeordnet werden. Nur Cluster 4 (9
Member), in dem sich auch der Hauptlauf befindet, wird einer negativen NAO
zugeordnet. Über Mitteleuropa wird aber von allen Clustern ein mehr oder weniger
starker zyklonaler Einfluss simuliert.

Im Zeitraum t192h-240h werden nur noch 3 Cluster angeboten, wobei sich der
Hauptlauf in Cluster 2 (23 Member) befindet. Anhand der Unterschiede in den
einzelnen Clustern ist abzulesen, dass der Wetterablauf im erweiterten
Mittelfristbereich noch sehr unsicher ist.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Es stellt sich zwar ein unbeständiger Wetterabschnitt ein, die markanten
Wettererscheinungen halten sich aber in Grenzen und beschränken sich weitgehend
auf den Wind.
So sind je nach Lage und Intensität des Tiefs am Donnerstag und Freitag zunächst
an der Nordsee, am Freitag vor allem im westlichen, zentralen und südlichen
Bergland stürmische Böen zu erwarten. Bei einer starken Tiefdruckentwicklung
über Frankreich bzw. BeNeLux wären im Westen auch bis ins Tiefland stürmische
Böen wahrscheinlich, wobei dies noch als sehr unsicher einzuschätzen ist.
Auch an den Folgetagen bleibt es auf den Alpen- und Mittelgebirgsgipfeln
stürmisch.

Mit Erreichen der Kaltfront sinkt an den Alpen ab Freitagabend die
Schneefallgrenze auf rund 1000 m ab und vor allem in Staulagen des Allgäus muss
dort bis Samstagabend mit teils markanten Schneefällen gerechnet werden.
Signifikante Hinweise auf markante Regenfälle sind in der Probabilistik nicht zu
erkennen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel