S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 28.10.2022 um 10.30 UTC

Unbeständiger und Temperaturrückgang.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 04.11.2022

Am Montag liegen wir im Randbereich eines langsam nach Osten abgedrängten
Höhenrückens in einer antizyklonalen südwestlichen Strömung. Das stützt ein
Bodenhochdruckgebiet, dessen Schwerpunkt zwar über dem östlichen Mitteleuropa
liegt, das aber noch seinen Einfluss auf das Wetter im größten Teil Deutschlands
behält. An seiner Westflanke gelangt sehr milde subtropische Luft zu uns, in der
erneut gebietsweise mehr als 20°C erwartet werden, leicht föhnig gestützt am
Alpenrand eventuell 24°C. Lediglich in den Nordwesten arbeitet sich langsam die
schleifende Kaltfront eines Tiefs über dem Nordmeer vor, die postfrontal etwas
weniger warme Meeresluft in den äußersten Nordwesten lenkt.
Am Dienstag weitet sich die Frontalzone vom Nordatlantik nach Westeuropa aus.
Ein erster markanter Trog erfasst die Britischen Inseln und die vorgelagerte
Kaltfront eines ins Nordmeer ziehenden Tiefs greift auf Deutschland über.
Während präfrontal sehr milde Luft in die Südosthälfte gelangt (T850 > 10°C)
setzt postfrontal die Advektion von moderater temperierter Meeresluft ein, die
es in 850 hPa auf ca. 5°C bringt. Die 20°C Marke wird vor allem noch mal im
Süden und Osten ins Visier genommen, mit mehr als 15°C bleibt es aber auch im
Nordwesten sehr mild. Die Regenfälle über der Nordwesthälfte bleiben meist
leicht und auch der Süd- bis Südwestwind legt nur etwas zu, warnwürdig im
Nordseeumfeld.
Am Mittwoch hat sich der Höhenrücken nach Osteuropa entfernt und über Westeuropa
schwenkt der Trog von GB über Deutschland nach Osten bis Nordosten. Die
Kaltfront überquert stark abgeschwächt auch den Südosten und nachfolgend stellt
sich schwacher Zwischenhocheinfluss ein, gestützt durch Kaltluftadvektion und
einen flachen Höhenrücken. Im Südosten regnet es dabei zunächst, über den Norden
ziehen ein paar Schauer, vereinzelt Gewitter hinweg. In der einfließenden
erwärmten Meereskaltluft (T850 <2°C) liegen die Höchsttemperaturen gut durchmischt bei ca. 15°C. An der Nordsee und im höheren Bergland ist es zeitweise windig. Am Donnerstag zieht der flache Höhenrücken über Deutschland nach Osten, gefolgt von einer wiederum markanten Austrogung über Westeuropa. Die Kaltfront des zugehörigen Tiefs bei Schottland greift im Tagesverlauf mit schauerartigem Regen auf die Westhälfte über. Präfrontal erfolgt in den Süden und Südosten nochmal die Zufuhr milderer Luftmassen mit T850 >8°C, in den Westen kommt ein neuer
Schwall erwärmter Meereskaltluft. Erneut bleiben die Regenfälle nicht allzu
intensiv und die Windauffrischung (Süd bis Südwest) überschaubar.
Am Freitag überquert der zuvor erwähnte Höhentrog Mitteleuropa mit Ostkurs, die
Strömung dreht dabei auf westliche Richtungen und die Luftmasse wird noch etwas
kühler, was die Temperaturen fast auf Normalmaße stutzt. In 850 hPa geht es
Richtung 0°C, die 2m Temperaturen sollte meist zwischen 10 und 14°C liegen. In
höhenkalter Luft (500 hPa nahe -30°C) kommt es wiederholt zu Schauern und
einzelnen, kurzen Gewittern. An der See und im höheren Bergland frischt der
Südwest- bis Westwind etwas auf, bei Gewittern auch sonst.
Die Nächte im Mittelfristzeitraum bleiben frostfrei.
Für die erweiterte Mittelfrist deutet sich bei einer westlichen Strömung
insgesamt unbeständiges Wetter, wobei vor allem im Süden etwas häufiger
Hochdruckeinfluss wirksam ist (nördliche Westlage).

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist insgesamt gut. Die Abläufe werden
zunächst in guter Übereinstimmung zu den Vorläufen simuliert, mit Abweichungen
in Phase und Amplitude der kurzen Wellen. Die Kaltfrontpassage, die mit
Monatswechsel die Wetterumstellung einleitet, lässt sich nach aktueller Lesart
etwas mehr Zeit, als in den Vorläufen. Zum Ende schwächelt die Konsistenz
deutlicher, da der große Abtropfprozeß über West- und Mitteleuropa im neuesten
Lauf nicht mehr gezeigt wird und der Trog, wie für den Freitag beschrieben, uns
nach Osten passieren soll.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Echte Alternativen lassen auch die anderen Globalmodelle, ICON, GFS und UKMO
nicht erkennen. Der Fahrplan im groben Maßstab steht. Während UKMO am Mittwoch
dem IFS (europäisches Modell) ähnelt, simulieren ICON und GFS einen kräftigeren
Trog, der die Option für größere Schaueraktivität birgt. Der Trog zum Ende ist
bei GFS etwas, im ICON deutlich markanter als bei IFS, vor allem ist er
langwelliger und greift viel weiter nach Süden aus mit starker Zyklogenese
südlich der Alpen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen des Hauptlaufs weitgehend. Die Temperatur- und Geopotentialkurven
zeigen, wenn auch leicht wellend, nach unten. Ab Montag gibt es im Nordwesten,
ab Mittwoch auch im Südosten Niederschlagssignale, allerdings ohne die ganz
großen Ausschläge. Die Unsicherheiten finden sich aber auch wieder. Zum Ende
zeigen die meisten Ensembles niedrigere 850 hPa Temperaturen und tieferes
Geopotential als der Hauptlauf, sprich einen stärker ausgeprägten Höhentrog,
wohl in Richtung GFS oder ICON Lösung. Auch den Anstieg der Temperatur- und
Geopotentialkurve in der erweiterten Mittelfrist machen viele Ensemblelösungen
nicht mit. Das lässt natürlich auch den Spread größer werden und nach
Wochenmitte dürfte die Vorhersage doch recht unsicher werden.
Im ersten Zeitschritt bis +96h werden ganze 6 Cluster gebildet, die sich aber
bei uns nicht groß unterscheiden. Im Hauptmittelfristzeitraum sind es dann 4
Cluster mit dem Hauptlauf in Cluster 1 (17 Member).
Cluster 2 und 3, zusammen 25 Member, haben einen breiteren Höhentrog zum Ende
der Mittelfrist, der auch schneller zu uns hereinkommt, Cluster 4 (9 Member)
ähnelt den gestrigen Lösungen mit einem großen Höhentief über Westeuropa.
In der erweiterten Mittelfrist tauchen erneut 6 Cluster auf, die dann aber alles
Mögliche anbieten. Von einer antizyklonalen Westlage, über Trog Mitteleuropa bis
hin zu einem starken Blocking scheint alles möglich.

Der Übergang zu einer zyklonalen Südwest- bis Westlage und wieder unbeständigem
Wetter bei sinkenden, im weiteren Verlauf fast durchschnittlichen Temperaturen
scheint gesetzt. Die Details bleiben vage, vor allem zum Ende hin.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Obwohl es herbstlich wechselhaft wird, bleiben markante Entwicklungen zunächst
wohl aus. Der Wärmeüberschuss wird abgebaut (EFI), darüber hinaus frischt der
Wind vor allem an den (Nordsee)Küsten und im höheren Bergland etwas auf, ohne
das eine echte Wind- oder gar Sturmlage erkennbar wird.

Einzelne Gewitter am Mittwoch und Freitag sind eher mit Wind- als mit
stürmischen Böen verbunden, vielleicht reicht es mal für Graupel als Begleitung.

Die Nächte sind frostfrei, sodass auch aus dieser Richtung keine Gefahr droht.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS (nebst EPS)

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner