SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 25.10.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Ungewöhnlich mild, aber keine markanten Entwicklungen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC

Aktuell … greift in der vorübergehend zonaleren Strömung ein Höhenrücken von
Westen her über, der sich vor einem Langwellentrog über dem nahen
Nordostatlantik infolge kräftiger Warmluftadvektion aufwölbt.
Damit stabilisiert es auch im Nordosten, wo letzte Schauer eines nach Polen
abziehenden Kurzwellentroges abklingen.
Die Warmluftadvektion führt zu hoher und mittelhoher Bewölkung, die sich auf
weite Landesteile, außer dem Nordosten, ausbreitet. Darüber hinaus bohrt sich
ein kurzwelliger Trog aus Westen in den Höhenrücken, der Mittwoch früh mit
seiner Achse den Westen und Südwesten erreicht.

Das zum Rücken gehörige Bodenhoch zieht sich etwas nach Südosten, Richtung
Alpen, östliches Mitteleuropa zurück, was uns bodennah in eine schwache
südwestliche Strömung bringt, mit der weiter milde und feuchte Meeresluft zu uns
gelangt.
Mit der Überlagerung von WLA und PVA setzt von Frankreich her etwas kräftigere
Hebung ein, die über der Südwesthälfte im Verlauf der Nacht kompaktere Bewölkung
und leichten Regen bringt.
Nach Osten und Nordosten hin hält sich leichter Hochdruckeinfluss und bei teils
geringer Bewölkung bildet sich gebietsweise Nebel.
Der Südwestwind nimmt vor allem im höheren Bergland etwas zu, exponiert Bft 7
bis 8, in tiefen Lagen ist es nach Süden und Osten hin schwachwindig.

Die Luft kühlt ab auf Werte zwischen 11°C im Westen und Südwesten und ca. 5°C im
Osten und Südosten.

Mittwoch … kämpft sich der kleine Trog durch den über Mitteleuropa zusehends
stationären Höhenrücken hindurch, es geht ihm dabei aber auch ein bisschen die
Puste aus. Schon am frühen Nachmittag verlässt er mit seiner Achse auch
Südostbayern.
Die dabei ausgelöste Hebung hält sich in Grenzen und reicht für starke Bewölkung
von der Mitte in den Südosten und etwas Regen oder ein paar Schauer über der
Südhälfte, wobei im Tagesverlauf nach Passage des Troges die Bewölkung von
Südwesten her relativ zügig wieder auflockert. Wirft man einen Blick auf die
Prognosesoundings, erscheinen sogar einzelne gewittrige Schauer im Südosten
nicht ausgeschlossen, wofür auch etwas CAPE im Tagesverlauf spricht, sonderlich
wahrscheinlich sind sie aber nicht.

Der Rest des Landes bekommt davon nicht viel mit, außer viel Bewölkung durch die
Warmfront des neuen Zentraltief bei Irland im Nordwesten und Westen sowie
Aufheiterungen nach Nordosten hin, gibt es wenig zu berichten.

Insgesamt steht ein unspektakulärer, sehr milder bis warmer Herbsttag an, an dem
nicht nur T850 ansteigt auf 8 bis 11°C. Auch in 2 m Höhe wird noch einer
draufgepackt mit 17/18°C im äußersten Nordosten und bis zu 23°C im äußersten
Südwesten.

Nach wie vor am Rand einer umfangreichen Hochdruckzone über Süd- und
Südosteuropa gelegen, dauert die schwachgradientigen Südwestströmung in der
unteren Troposphäre und bodennah an, was schwachen, vorübergehend mäßigen
südlichen Wind zur Folge hat. Nur in einigen Gipfellagen der süddeutschen
Mittelgebirge und in den Alpen sind stürmische Böen aus Süd bis Südwest nicht
ausgeschlossen.

In der Nacht zum Donnerstag kräftigt sich der Höhenrücken durch WLA vor dem
starken Langwellentrog über dem Atlantik wieder, die Kurzwelle verschwindet und
die Bodenhochdruckzone weitet seine Fühler wieder stärker zu uns hin aus. Das
bedeutet für uns eine ruhige Nacht mit Grenzschichtwetter und viel Nebel und
Hochnebel. Im Westen und Norden ziehen darüber wegen der WLA einige hohe und
mittelhohe Wolken. Es bleibt frostfrei, der Wind spielt keine Rolle.

Donnerstag … bleibt der Höhenrücken über Mitteleuropa für uns dominant, auch
wenn sich eine leichte Verlagerung gen Osten abzeichnet. Er wird durch WLA von
Westen her regeneriert. Am Rande des umfangreichen Bodenhochs über dem östlichen
Mittel- respektive Südosteuropa hält sich die schwache antizyklonale Süd- bis
Südostströmung.
In einigen Gebieten (vor allem in Flusstälern sowie im Luv einiger
Mittelgebirge) hält sich Nebel- und Hochnebel längere Zeit.
Ansonsten scheint nach Nebelauflösung, falls nicht gerade hohe Bewölkung da ist,
die Sonne und erwärmt die Luft (T850 zwischen 8°C in Vorpommern und 15°C im
Alpenvorland) auf 16 bis 22°C, im Rheintal sowie in Alpennähe z.T. 23 oder 24°C.

Wo sich der Nebel erst sehr spät auflöst, wird es mit dem Erreichen der 16°C
eng.

Etwas in der Hinterhand sind der Norden und Nordwesten, wo WLA und eine über
Westeuropa nordwärts schwenkende Warmfront für mehr Wolken und gebietsweise
leichten Regen sorgen.

Auf die Temperatur hat das aber nur wenig Einfluss, auch dort wird es mit 16 bis
20°C sehr mild.

In der Nacht zum Freitag überquert die Warmfront, die übrigens zu einer flachen,
von der Keltischen See zur nördlichen Nordsee ziehenden Welle gehört, den Norden
Deutschlands mit etwas Regen. In den übrigen Regionen herrschen
herbstlich-antizyklonale Grundschichtphänomene mit der üblichen
Nebelbildung.
Die Tiefstwerte liegen zwischen 15 oder 16°C im Westen und Nordwesten und bis zu
5°C im Südosten.

Freitag … kräftigt sich der Höhenrücken über Mittel- und Osteuropa durch einen
erneuten WLA Schub wieder. Die Hochdruckrandlage mit einer ungewöhnlich milden
südwestlichen Strömung geht weiter.

Nach Nebelauflösung, was aber nicht überall so ohne Weiteres klappt (siehe
Vortag) scheint meist die Sonne. Im Norden und Nordwesten ziehen einige dünne
Wolken durch, es bleibt niederschlagsfrei.

Die Temperaturen steigen in 850 hPa weiter an und erreichen zwischen 12°C
Richtung Nordsee und 17°C im Süden. In 2m Höhe dürften 18 bis 23, im Südwesten
stellenweise 25°C herausspringen. Der Sommer lässt grüßen.

In einigen Kamm- und Gipfellagen ist der Süd- bis Südwestwind in Böen mit Bft 7
bis 8 unterwegs, Brocken und Alpengipfel bis 9 Bft. Ansonsten frischt der Wind
im Mittelgebirgsraum und nach Westen hin etwas auf, ohne das sich Warnrelevantes
abzeichnet. Er bringt die für extrem milde Temperaturen nötige Durchmischung.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Entwicklung ist weitgehend unstrittig. Nur Detailfragen bleiben noch offen.
Angesichts der lokalen Gewitter heute im Nordosten, sind wohl auch morgen im
Südosten ein paar gewittrige Schauer dabei.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner