S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 25.10.2022 um 10.30 UTC

Abgesehen vom Norden zunächst überwiegend ruhiges und freundliches Herbstwetter,
deutlich zu mild. Ab Montag unbeständiger.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 01.11.2022

Der mittelfristige Zeitraum wird nach der neusten det. Berechnung von einem Trog
über dem Ost- bzw. Nordostatlantik sowie einem Rücken über dem östlichen
Mitteleuropa geprägt. Entsprechend ist die Wetterlage Südwest vorherrschend. Das
EPS lässt aber durchaus auch noch die Lösungen vergangener det. Läufe zu, indem
West antizyklonal oder sogar Hoch Mitteleuropa als Wetterlage auftauchen.
Allerdings haben sich die Auftrittswahrscheinlichkeiten hin zu Südwest
verändert. Das hauseigene Klassifikationsverfahren nach P. James weist dabei
antizyklonale Strömungsbedingungen aus. Dies ist allerdings mit Blick auf
Deutschland nur zeitweise bevorzugt zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums der
Fall.

Grundsätzlich zeigt der aktuelle IFS-Lauf also eine deutliche
Rücken-Trog-Struktur, die sich im Verlauf langsam ostwärts verlagert.
Entsprechend wird bis über das kommende Wochenende hinweg eine signifikante
meridionale Komponente ausgegeben. Da Deutschland schon zu Beginn des
mittelfristigen Zeitraums am Freitag im Bereich der Rücken-Achse liegt, die sich
dann von Korsika über den Alpenraum zur Nordsee erstreckt, gelangt das Land
nachfolgend zunehmend auf die Trog-Vorderseite in eine mehr oder weniger
kräftige südwestliche Grundströmung. In diese eingelagert wandern neben schwache
kurzwellige Anteile auch gering amplifizierte Rücken nordostwärts.

Der Freitag ist dabei schnell erzählt uns aus Wettersicht recht langweilig. Zu
Beginn ins Wochenende bestimmt der Rücken das Wetter, der bodennah eine
Hochdruckzone vom zentralen Mittelmeerraum bis nach Russland aufspannt.
Deutschland liegt auf der Westflanke des Hochs in einer mit schwachen
kurzwelligen Anteilen durchsetzten Strömung. Etwas PVA sorgt schließlich vor
allem im westlichen und zentralen Mittelgebirgsraum für eine geringe
Niederschlagsneigung. Ansonsten sollte bei wechselnder Bewölkung vor allem in
der Südhälfte auch häufiger die Sonne zum Zug kommen. Mit der Südwestströmung
wird zudem sehr milde Subtropikluft aus Südwesteuropa ins Land geführt, sodass
die Temperaturen in 850 hPa auf Werte zwischen 11 und 17 Grad steigen. Bodennah
sind demnach teils sommerliche Höchstwerte zwischen 18 und 27 Grad zu erwarten.

Am Samstag wird der Rücken auf seiner Nordflanke abgehobelt, sodass die Achse
rasch Richtung Slowakei und Baltikum schwenkt. Vor allem im Norden und
Nordwesten Deutschlands macht sich resultierend ein Kurzwellentrog bemerkbar,
der bodennah mit einem schwachen Tief korreliert. PVA sowie schwache
frontogenetische Prozesse sorgen schließlich im Nordwesten und Norden für etwas
Regen. Im Osten gibt es induziert durch das Tief über Mecklenburg zaghafte
Hinweise auf kurze Schauer. Ansonsten bleibt noch schwacher Hochdruckeinfluss
bestimmend. Vor allem im Süden kann dabei die Sonne länger scheinen und die sehr
milden Temperaturen weiter befeuern. Denn auch am Samstag sorgen nach IFS Werte
von 7 bis 19 Grad in 850 hPa von Nord nach Süd für Höchstwerte zwischen 16 bis
27 Grad.

Am Sonntag ist auf der Südflanke des Höhentiefkomplexes ein Randtief auf
Abwegen, indem des weit nach Süden zieht und so den Trog bei geringer
Wellenlänge signifikant amplifiziert. Nachfolgend steilt sich die Strömung noch
weiter auf. Gleichzeitig stützt vorderseitige WLA aber auch einen breiten
Rücken, der sich dann mit seiner Achse von Italien über Ostdeutschland bis nach
Schweden aufbäumt. Am Boden kann sich das Hoch stärken und wieder etwas nach
Westen rutschen. Abgesehen vom Norden Deutschlands, wo der abziehende
Kurzwellentrog samt Luftmassengrenze in Bodennähe anfangs noch für schauerartige
Niederschläge sorgt, führen antizyklonale Strömungsbedingungen für
Wetterberuhigung und nach Nebelauflösung zu viel Sonnenschein. Bei Temperaturen
von 10 bis 18 Grad in 850 hPA sowie entsprechenden Höchstwerten zwischen 16 und
26 Grad bleibt es weiter sehr mild.

Am Montag schwenkt der Kurzwellentrog von der Iberischen Halbinsel zu den
Britischen Insel und drängt hierzulande den Rücken samt Bodenhoch ostwärts ab.
Das zum Kurzwellentrog gehörende Bodentief verlagert sich gleichzeitig in die
Nordsee, sodass dessen Kaltfront langsam auf Deutschland übergreift. Vor allem
bodennah lösen zyklonale Strömungsbedingungen den Hochdruckeinfluss ab.
Allerdings lässt die Wetteraktivität an der Front wahrscheinlich zu wünschen
übrig. Mehr als Wolken und eine geringe Schauerneigung wird derzeit nicht
prognostiziert. Der Grund könnte an den nicht passenden Phasen von
Höhenstrukturen und Bodenfronten liegen. PVA ist dabei vorlaufend. Zudem ist die
Luftmasse noch sehr trocken, sodass es potentiellen Niederschlägen an Treibstoff
fehlt. Allerdings gehen die Temperaturen von Westen auf Sinkflug. Montagabend
werden vom IFS von Westen nach Ost nur noch 5 bis 15 Grad in 850 hPa simuliert.
Die Höchstwerte sollen demnach etwas auf Werte zwischen 15 und 22 Grad
zurückgehen.

Am Dienstag versucht ein neuer Kurzwellentrog, der unter Intensivierung über die
Britischen Inseln in die nördliche Nordsee zieht, das Wetter in Nordwest- und
Mitteleuropa zu beeinflussen. Dies gelingt ihm vor allem durch sein
korrelierendes, kräftiges Bodentief, welches etwa die gleiche, leicht nach Süden
verschobene Zugbahn wählt. Dessen Frontensystem greift schließlich auf
Deutschland überquert das Land ostwärts. Hinter der Kaltfront wird dabei auch
signifikant kühlere Luft herangeführt, sodass auch der Temperaturgradient
zunimmt. Entsprechend interagieren PVA, frontale Prozesse sowie auch diabatische
Aspekte. Das Resultat sind teils kräftige schauerartige Niederschläge, die
örtlich auch mit Gewittern einhergehen können. Bis Mittwochmorgen sinken die
Temperaturen dabei landesweit auf 2 bis 10 Grad in 850 hPa. Bei deutlich
geminderten Sonnenanteilen sind (auch nur) noch Höchstwerte von 13 bis 20 Grad
zu verzeichnen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Freitag und Samstag werden die
großskaligen Strukturen von den vergangenen IFS-Läufen konsistent abgebildet. Ab
Sonntag nehmen vor allem zum gestrigen 00-UTC-Lauf die Abweichungen signifikant
zu. Während der gestrige 00-UTC-Lauf noch länger antizyklonale
Strömungsbedingungen in Mitteleuropa gesehen hat und der Trog somit weiter
westlich blockiert wurde, zeigen die neusten Berechnungen die
Rücken-Trog-Struktur deutlich weiter östlich. Entsprechend liegt Deutschland
komplett auf der Trogvorderseite bei meist zyklonalen Bedingungen. Gleichermaßen
ist die Strömung nun meridionaler aufgestellt. Der gestrige 12-UTC-Lauf stellt
ein Mittelweg dar. Ab Dienstag schwenkt nun auch ein markanter Kurzwellentrog
über Mitteleuropa hinweg, während die Vorläufe eher zonale Verhältnisse mit
schwachen kurzwelligen Anteilen abbildeten. Resultierend würden frontale
Niederschläge nun nahezu das gesamte Land betreffen, während die Vorläufe nur in
der Nordhälfte Niederschläge produzierten.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Sonntag zeigen auch weitere Globalmodelle wie das GFS, ICON,
GEM und UKMO zum IFS vergleichbare Geopotential- und Luftdruckstrukturen über
Mitteleuropa. Die Abweichungen sind auch im Detail gering. Am Freitag zeigt das
GFS beispielsweise eine gewisse Niederschlagsneigung im Osten Deutschlands und
am Samstag greifen beim ICON die Niederschläge im Westen des Landes weiter nach
Süden aus.

Ab Montag nehmen die Abweichungen zwischen den Modellen zu. Das ICON zeigt dabei
etwas weniger amplifizierte Strukturen, wodurch die Verlagerungsgeschwindigkeit
etwas höher ist. Zudem fehlt beim ICON ein Kurzwellentrog im Vergleich zum GFS
und IFS. GFS und IFS zeigen demnach die gleiche Anzahl an Trögen, die zudem auch
etwa eine gleiche Amplitude und vergleichbare Wellenlänge aufweisen. Allerdings
verfügen die Strukturen über eine Phasenverschiebung. Gleichzeitig büßen die
Tröge beim GFS im Verlauf signifikant an Amplitude ein, während das IFS diese
mit etwa gleicher Intensität nordostwärts verlagert. Am Dienstag greifen die
GFS-Niederschläge rascher auf Deutschland über, fallen aber deutlich schwächer
aus.

Das GEM und das UKMO stützen bei den großskaligen Strukturen die Vorgaben des
IFS.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen verschiedener Städte in Deutschland weisen am Freitag bei einem
geringen Spread der Temperatur in 850 hPa und des Geopotentials in 500 hPa eine
hohe Vorhersagegüte. Ab Samstag spannt sich das ENs jedoch signifikant auf,
sodass die Unsicherheiten deutlich zunehmen. Bei den Temperaturen weist der
Spread schließlich Wert von rund 12 Grad auf, beim Geopotential sind etwa 20 hPa
zu verzeichnen. Während beim Geopotential die Mehrzahl der Member zusammen mit
Haupt- und Kontrolllauf mittig im ENS-Raum liegt, gibt es bei der Temperatur
zahlreiche Ausreißer hin zu kühleren Werten, wobei die Mehrheit den Hauptlauf
stützt. Erst ab Dienstag liegen Haupt- und Kontrolllauf sowohl bei der
Temperatur- als auch beim Geopotential im unteren Drittel des ENS. Beim
Niederschlag sind vor allem am Samstag gewisse Unsicherheiten zu verzeichnen.
Analog zum Modellvergleich gibt es durchaus auch im IFS-ENS Member mit
signifikanten Niederschlägen. Die Mehrheit bleibt jedoch abgesehen vom Norden
trocken. Ab Dienstag werden insgesamt unbeständigere Witterungsbedingungen
gezeigt.

Die Analyse der großskaligen Strukturen des ENS weist für den Zeitraum +72 bis
+96h insgesamt vier Lösungen aus. Dabei sind alle Lösungen dem blockierenden
Schema zugeordnet. Unterschiede zwischen den Clustern gibt es hauptsächlich bei
potentiellen Kurzwellentrögen, deren Amplitude sowie Phase in der Strömung.
Allerdings sind diese für das Wetter in Deutschland zunächst wenig bestimmend.
Haupt- und Kontrolllauf befinden sich dabei im ersten Cluster.
Im Zeitraum von +120 bis +168h werden schließlich sechs Cluster benötigt, um die
Unsicherheiten im ENS-Raum vollständig zu erklären. Dabei sind aber weiter alle
Lösungen dem Schema Blocking zugeordnet. Neben den Abweichungen bei den
Kurzwellentrögen und deren Amplitude, Lage und Phase analog zum vorangegangenen
Zeitraum variiert nun auch die Ausprägung des Rückens. Dieser kann nun ebenfalls
bei der Wellenlänge sowie auch Amplitude geringe Unterschiede aufweisen. Der
Hauptlauf befindet sich dabei im ersten Cluster, welches insgesamt über 13
Mitglieder verfügt. Das zweite Cluster zeigt im Vergleich zum ersten Cluster
aufgrund eines markanten Kurzwellentroges über den Britischen Inseln am Dienstag
einen leicht nach Nordwesten geneigten Rücken. Bei Cluster ein ist der etwas
schwächer simulierte Trog schon über der nördlichen Nordsee. Der Kontrolllauf
liegt im dritten Cluster, welches einen flacheren und gleichzeitig breiteren
Rücken zeigt. Cluster vier stützt Cluster 2 bei gleichzeitig noch etwas
meridionaler Strömung. Cluster 5 beschreibt vergleichbare Strukturen zum ICON
und Cluster 6 geht ganz andere Wege, indem der Langwellentrog weit auf dem
Atlantik bleibt und der Rücken das Wetter in Mitteleuropa nachhaltig dominiert.
Auffällig ist dabei, dass Cluster 2 bis 5 mit jeweils 10 Member gleichverteilt
sind und auch Cluster 6 mit 8 Mitgliedern nur wenig abfällt.
In der erweiterten Mittelfrist beschreiben drei Cluster die Unsicherheiten im
ENS-Raum. Diese springen zwischen den Schemata Blocking und dem einer pos. NAO
mit Vorteilen für das Zweitgenannte. Vor allem bei den Lösungen 1 und 3 bleibt
die mehr oder weniger starke Südwestdröhnung bestehen, wobei über dem Atlantik
eine Zonalisierung einsetzt. Bei Cluster 2 kann sich diese sogar bis nach
Mitteleuropa schieben. Dabei ist insgesamt ein Intensitätsverlust des Rückens zu
verzeichnen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Aus Sicht der signifikanten Wetterereignisse gibt es nur wenig zu berichten.
Allenfalls ein paar Sturmböen auf dem Brocken sind wahrscheinlich. Am Samstag
könnte sich dann auch an der Nordfriesischen Küste mal eine stürmische Böe
verirren. Sonst bleibt eher ruhiges und somit warnarmes Herbstwetter
dominierend. Nur der Blick auf die Temperaturen zeigt Außergewöhnliches. Der EFI
weist gleich von Donnerstag bis Sonntag im Vergleich zum Modellklima stark
überdurchschnittliche Temperaturen aus. Höchstwerte von 16 bis teils 27 Grad
liegen für die letzte Oktoberdekade durchaus auf Rekordniveau.

Basis für Mittelfristvorhersage
Anfangs auch det. IFS und ICON, ab Sonntag IFS-EPS, ICON-EPS, TT auch MosMix mit
geringem Aufschlag, da die sehr milden Temperaturen leicht unterschätzt werden.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel