S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 22.10.2022 um 10.30 UTC

Mild bis sehr mild, vor allem im Norden leicht wechselhaft. Keine markanten
Entwicklungen.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 29.10.2022

Deutschland befindet sich in der gesamten Mittelfrist in einer südwestlichen
Höhenströmung. Das Wetterregime pendelt zwischen SWz und SWa bzw. Sa mit einer
Überraschung am Ende der Mittelfrist.

Zum Beginn der Mittelfrist am Dienstag erfolgt über dem Nordatlantik, ausgehend
von Grönland ein Kaltluftausbruch nach Süden, was den Langwellentrog vor den
Toren des europäischen Kontinents regeneriert. Über Mitteleuropa wölbt sich
stromab einen Rücken, der zunehmend von WLA überlaufen wird. Bodennah stellt
sich Zwischenhocheinfluss ein und sorgt zumindest im Süden für eine
Wetterberuhigung. Einzelne Schauer treten dann nur im Nordosten auf, dort
beeinflusst noch der abziehende Kurzwellentrog. Der aufwölbende Rücken wird in
der Nacht zum Mittwoch von einem Kurzwellentrog überlaufen. Bodennah
korrespondiert ein Ausläufer, der über Deutschland hinwegzieht und am
Mittwochnachmittag Ostdeutschland erreicht. Die Hebungsvorgänge halten sich
jedoch in Grenze, markante Wettererscheinungen werden nicht erwartet. Übrig
bleiben die dichten Wolken mit etwas Regen.

Am Mittwoch und Donnerstag tropft der Trog zu einem hochreichenden, steuernden
Tief mit Schwerpunkt westlich Irlands ab, das in der Folge nur sehr zögernd
progressiv ostwärts vorankommt. Somit verstärkt sich vom zentralen Mittelmeer
ausgehend den Höhenrücken und weiten sich nach Norden aus. Seine Achse überquert
uns langsam und liegt am Donnerstagnachmittag knapp östlich von Deutschland. Die
WLA ist dann voll im Gange, die 10-Grad-Isotherme erreicht am Donnerstagabend
den Nordosten und im Südwesten wird die 15-Grad-Isotherme überschritten. Die WLA
kompensiert das Absinken durch den Rücken und zusammen mit den Kurzwellentrögen
sorgen dafür, dass die Anteile der Sonnenstunden nicht so hoch sind. Die meisten
Sonnenstunden gibt es dann an den Alpen und im Lee der Mittelgebirge. Der
Nordwesten bleibt mehr an die Frontalzone, sodass es dort nur wenig Sonne zu
erwartet ist und zu einzelne Schauer bzw. zu gelegentlichem Regen kommen kann.

Am Freitag wird der Höhepunkt der WLA erreicht, die 15-Grad-Isotherme deckt dann
ganz Deutschland. Ein kurzwelliger Anteil des Langwellentroges schwenkt nach
Deutschland, dabei greift eine Kaltfront auf den Nordwesten über. Dies sorgt
dafür, dass der Gradient sich verschärft. Mit mehr Durchmischung könnte die
25-Grad-Marke in einigen Regionen im Osten und Süden erreicht bzw. knapp
überschritten werden. Dabei ist auch mit mehr Sonne zu rechnen. Lediglich im
Nordwesten kommen die dichten Wolken der Kaltfront im Tagesverlauf an und bringt
dort zeitweise Regen.
In der erweiterten Mittelfrist spaltet sich der quasistationäre Langwellentrog
im neusten Lauf in zwei Anteile. Ein Anteil tropft Richtung der Azoren ab und
der andere Anteil schwenkt nach Mitteleuropa und leitet einen Wetterwechsel ein.
Dies könnte diese lange, ungewöhnlich milde Witterungsphase beenden.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist in den letzten Läufen sehr gut. Bis
auf Unterschiede in den kurzen Wellen ähneln sich die Ergebnisse sehr. Aus
dieser Sicht besteht am ungewöhnlich milden und unbeständigen Wetter
mittelfristig kein Zweifel. In der erweiterten Mittelfrist nehmen allerdings die
Unterschiede deutlich zu: Der neuste IFS-Lauf simuliert ein Trog, der nach
Mitteleuropa schwenkt und für einen Wetterwechsel sorgt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Vergleich zu den anderen Globalmodellen gibt es keine großen Unterschiede.
Lage und Intensität der Tiefausläufer und den damit verbundenen
Wettererscheinungen sehen zwar etwas anders aus, an der zuvor getroffenen
Grundaussage ändert das aber kaum. Zum möglichen Wetterwechsel Ende nächster
Woche steht das IFS aber alleine da.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen des Haupt- und des Kontrolllaufs. Die Kurven verlaufen zunächst eng
gebündelt und fächern erst zum Ende und in der erweiterten Mittelfrist stärker
auf. Alle Rauchfahnen zeigen den markanten „Hitze“-Pick Ende nächster Woche
(15°C-850-hPa-Isotherme deckt ganz Deutschland). Danach könnte der
„Temperaturabsturz“ kommen. Sowohl der Haupt- als der Kontrolllauf zeigen dies,
aber die anderen Member sehen die Fortsetzung der milden Phase. Deswegen ist es
fraglich, ob dieser markante Wetterwechsel kommen wird.

Die 500-hPa-Kurve zeigt während der Mittelfrist relativ niedriges Geopotential
(mehr zyklonal) und erst am Ende nächster Woche steigt das Geopotential an (mehr
antizyklonal). Entsprechend nehmen die Niederschlagssignale ab der Mitte
nächster Woche tendenziell ab. Danach gibt es wie auch bei der Temperatur einen
„Absturz“ des Geopotentials seitens des Haupt- und Kontrolllaufs. Die
Niederschlagssignale nehmen wieder zu.

Die Clusterung liefert in den Zeitschritten t+72-96h ein Cluster und in
t+120-168h 3 Cluster mit leicht zyklonalem Einschlag vor allem in der
Nordwesthälfte des Landes. Dies stützt die obige Aussage, dass die Rauchfahnen
recht gebündelt sind. Ab dem Zeitschritt t+192h gibt es 5 Cluster. Dabei sind
mehre Wetterlage vertreten: von Blocking über Sa bis NWz. Die Member, die „kalte
Lösung“ vertreten, sind die wenigsten. Deswegen scheint eine Fortdauer der sehr
milden Phasen am wahrscheinlichsten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Mittelfristig sind kaum Hinweise auf signifikantes Wetter zu erkennen.
Allenfalls einigen Berggipfeln (Alpen) bekommen immer wieder Sturmböen.
EFI liefert außer einer deutlichen positiven Temperaturabweichung keine
Hinweise.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (EPS), GFS, ICON, MosMix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta