S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 21.10.2022 um 10.30 UTC

Mild bis sehr mild, wechselhaft, aber keine markanten Entwicklungen.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 28.10.2022

Deutschland befindet sich in der gesamten Mittelfrist in einer südwestlichen
Höhenströmung. Das Wetterregime pendelt zwischen SWz und SWa bzw. Sa.
Winterliche Erscheinungen werden daher nicht erwartet.

Am Montag schwenkt ein markanter Troganteil über die Britischen Inseln zur
Nordsee, entsprechend verlagert sich auch ein Tiefdruckgebiet im Bodendruckfeld
über Schottland nach Nordosten. Während die dazugehörigen Ausläufer
Norddeutschland zügig nach Osten überqueren, kommen sie über dem Süden unseres
Landes, unter der nunmehr westsüdwestlichen Höhenströmung, ins Schleifen, sodass
dort zum Teil für längere Zeit Regen fällt. Sonst gibt es in stark erwärmter
Meeresluft ein paar Schauer, vereinzelt auch Gewitter bei unverändert
ungewöhnlich milden Temperaturen. An den Küsten und im höheren Bergland frischt
der Südwest- bis Westwind zeitweise stärker auf, an der See und im Bergland
reicht es dann für steife bis stürmische Böen.

Am Dienstag erfolgt über dem Nordatlantik, ausgehend von Grönland ein
Kaltluftausbruch nach Süden, was den Langwellentrog vor den Toren des
europäischen Kontinents regeneriert. Über Mitteleuropa wölbt sich stromab einen
Rücken, der zunehmend von WLA überlaufen wird. Bodennah stellt sich
Zwischenhocheinfluss ein und sorgt für eine Wetterberuhigung. Einzelne Schauer
treten noch im Nordosten auf. Ansonsten kommt gebietsweise die Sonne durch,
bevor am Abend von Südwesten neue dichte Wolkenfelder einer Warmfront auf
Deutschland übergreifen. Veil Regen ist nicht dabei, da der Rücken uns erhalten
bleibt und die Hebungsvorgängen durch WLA kompensiert. Das Temperaturniveau
bleibt für die Jahreszeit hoch.

Am Mittwoch und Donnerstag tropft der Trog zu einem hochreichenden, steuernden
Tief mit Schwerpunkt westlich Irlands ab, das in der Folge nur sehr zögernd
progressiv ostwärts vorankommt. Somit verstärkt sich vom zentralen Mittelmeer
ausgehend den Höhenrücken und weiten sich nach Norden aus. Seine Achse überquert
uns langsam und liegt am Donnerstagnachmittag genau über Deutschland. Die
Warmfront, die dann entlang der Ostdeutschengrenze liegt, bleibt durch den
Rücken wenig wetteraktiv und die Kaltfront kommt aufgrund des Aufsteilens der
Strömung kaum voran, sodass Deutschland genau im Warmsektor liegt. Dabei dringt
erneut extrem milde Luft aus dem Mittelmeerraum zu uns vor, im Süden sind in 850
hPa wieder mehr als 15°C möglich und die 10°C die dänische Grenze erreicht. Die
erwähnte Kaltfront streift dabei den Westen und Norden und bringt dichtere
Bewölkung und etwas Niederschlag. In der Mitte und im Süden kann sich in den
Niederungen (Donau) für längere Zeit Nebel halten. Außerhalb der Nebelfelder
setzt die Sonne durch und die Höchstwerte können bis 23°C erreichen.

In der erweiterten Mittelfrist geht es wahrscheinlich unter der südwestlichen
Strömung insgesamt sehr mild und wieder wechselhafter weiter. Wobei sich ein
gewisses Blocking über Osteuropa einstellen kann. Deutschland bleibt aber
weiterhin eher in der südlichen bis südwestlichen Höhenströmung.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist in den letzten Läufen sehr gut. Bis
auf Unterschiede in den kurzen Wellen ähneln sich die Ergebnisse sehr. Aus
dieser Sicht besteht am ungewöhnlich milden und unbeständigen Wetter
mittelfristig kein Zweifel. In der erweiterten Mittelfrist nehmen allerdings die
Unterschiede zu: Der neuste IFS-Lauf simuliert ein Blocking (Omega-Lage) östlich
von uns.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Vergleich zu den anderen Globalmodellen gibt es keine großen Unterschiede.
Lage und Intensität der Tiefausläufer und den damit verbundenen
Wettererscheinungen sehen zwar etwas anders aus, an der zuvor getroffenen
Grundaussage ändert das aber kaum.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen des Haupt- und des Kontrolllaufs. Die Kurven verlaufen zunächst eng
gebündelt und fächern erst zum Ende und in der erweiterten Mittelfrist stärker
auf. Die 850-hPa-Kurve zeigt ein Maximum zum Beginn der Mittelfrist und zur
Wochenmitte ein Minimum, wobei sie immer noch über dem langjährigen Mittel
liegt. Ende nächster Woche stiegt die 850 Ger Temperatur erneut auf Werte über
10°C an. Sowohl der Haupt- als auch der Kontrolllauf gehen mit, jedoch die
Streuung nehmen dann zu.

Die 500-hPa-Kurve zeigt während der Mittelfrist relativ niedriges Geopotential
(mehr zyklonal) und erst am Ende nächster Woche steigt das Geopotential an (mehr
antizyklonal). Entsprechend nehmen die Niederschlagssignale ab der Mitte
nächster Woche tendenziell ab.

Die Clusterung liefert in den Zeitschritten t+72-96h und t+120-168h jeweils ein
Cluster mit leicht zyklonalem Einschlag vor allem in der Nordwesthälfte des
Landes. Dies stützt die obige Aussage, dass die Rauchfahnen recht gebündelt
sind. Ab dem Zeitschritt t+192h gibt es 3 Cluster, die alle mehr auf eine
Blocking-Lage aufweist, wobei Deutschland weiterhin auf der warmen Seite des
Blockings bleibt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Mittelfristig sind kaum Hinweise auf signifikantes Wetter zu erkennen.
Allenfalls einigen Berggipfeln (Alpen) bekommen immer wieder Sturmböen und vor
allem am Montag können vereinzelte markante Gewitter auftreten. Markante
Begleiterscheinungen wie Sturmböen und Starkregen sind eher gering
wahrscheinlich.
EFI liefert außer einer deutlichen positiven Temperaturabweichung keine
Hinweise.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (EPS), GFS, ICON, MosMix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta