S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Donnerstag den 20.10.2022 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 20.10.2022 um 10.30 UTC
Ungewöhnlich mild, unbeständig, aber keine markanten Entwicklungen.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 27.10.2022
Am Sonntag, dem ersten Tag des mittelfristigen Zeitraums, wölbt sich ausgehend
vom zentralen Mittelmeer ein Keil nach Norden auf, der über Mitteleuropa nach
Osten schwenkt. Wir gelangen im Tagesverlauf mehr und mehr auf die Vorderseite
eines Langwellentroges über Westeuropa und dem nahen Nordatlantik unter eine
südwestliche Strömung. Mit den Ausläufern eines sich südwestlich Irlands
regenerierenden hochreichenden Tiefs gelangt erneut ein Schwall feuchtmilder
Meeresluft subtropischen Ursprungs nach Mitteleuropa. Die 10°C Isotherme in 850
hPa kommt bis Norddeutschland voran, über dem Süden werden mehr als 15°C
erwartet. In 2m Höhe sind in Süddeutschland gebietsweise mehr als 20°C drin,
stellenweise mit Föhnunterstützung eventuell nahe 25°C. Gleichzeitig dürfte die
aufkommende kräftige Warmluftadvektion von Westen her wieder für Wolken und im
weiteren Verlauf im Westen und Norden für Regen sorgen.
Am Montag schwenkt ein markanter Troganteil über die Britischen Inseln zur
Nordsee, entsprechend verlagert sich auch ein kräftiges Tiefdruckgebiet im
Bodendruckfeld über Schottland nach Nordosten. Dessen Ausläufer überqueren
Norddeutschland zügig nach Osten, kommen aber über dem Süden unseres Landes,
unter der nunmehr westsüdwestlichen Höhenströmung, ins Schleifen, sodass dort
zum Teil für längere Zeit Regen fällt. Sonst gibt es in stark erwärmter
Meeresluft ein paar Schauer, vereinzelt auch Gewitter bei unverändert
ungewöhnlich milden Temperaturen, die extrem milde Luft wird aber nach Südosten
abgedrängt. An den Küsten und im höheren Bergland frischt der Südwest- bis
Westwind zeitweise stärker auf, es reicht dennoch kaum zu einer Windlage.
Am Dienstag erfolgt über dem Nordatlantik, ausgehend von Grönland ein
Kaltluftausbruch nach Süden, was den Langwellentrog vor den Toren des
europäischen Kontinents regeneriert. Stromab wird die nach wie vor südwestliche
bis westliche Höhenströmung antizyklonaler, allerdings setzt auch wieder
Warmluftadvektion ein, was dann doch wieder Hebung auslöst und von Westen her zu
Bewölkung führt und im Südwesten und Westen Regenfälle aufkommen lässt. Das
Temperaturniveau bleibt für die Jahreszeit hoch.
Am Mittwoch und Donnerstag tropft der Trog zu einem hochreichenden, steuernden
Tief mit Schwerpunkt westlich Irlands ab, das in der Folge nur sehr zögernd
progressiv ostwärts vorankommt. Davor wölbt sich vom zentralen Mittelmeer
ausgehend ein Höhenrücken nach Norden auf, der Mitteleuropa ebenfalls nur
langsam nach Osten überquert. Dabei dringt erneut extrem milde Luft aus dem
Mittelmeerraum zu uns vor, im Süden sind in 850 hPa wieder mehr als 15°C
möglich; fast ein Spiegelbild des Anfangs der Mittelfrist. Tiefausläufer
streifen dabei lediglich den Westen und Norden, sonst verstärkt sich der
Einfluss einer Hochdruckzone über Südosteuropa.
In der erweiterten Mittelfrist geht es wahrscheinlich unter der südwestlichen
Strömung insgesamt sehr mild und wieder wechselhafter weiter.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des europäischen Modells ist in den letzten Läufen sehr gut. Bis
auf Unterschiede in den kurzen Wellen ähneln sich die Ergebnisse sehr. Aus
dieser Sicht besteht am ungewöhnlich milden und unbeständigen Wetter
mittelfristig kein Zweifel.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch die anderen globalen Modelle bringen hier keine neuen Erkenntnisse. Lage
und Intensität der Tiefausläufer und den damit verbundenen Wettererscheinungen
sehen zwar immer etwas anders aus, an der zuvor getroffenen Grundaussage ändert
das aber nichts.
Wenn man überhaupt vom zeitlichen Ablauf differenzieren mag, so sieht der
Sonntag unter Hochdruckeinfluss etwas ruhiger aus, aber eben auch nicht überall.
Das gleiche gilt tendenziell für die nächste Wochenmitte.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen des Haupt- und des Kontrolllaufs. Die Kurven verlaufen zunächst eng
gebündelt und fächern erst zum Ende und in der erweiterten Mittelfrist stärker
auf. Die Kurven für die 850 hPa Temperatur und das Geopotential 500 hPa weisen
am Sonntag und zur nächsten Wochenmitte jeweils ein Maximum auf,
korrespondierend recht gut mit dem eingangs beschriebenen. Niederschlagssignale
sind über dem Norden fast durchgehend, im Süden vor allem am Montag und Dienstag
zu sehen.
Die Clusterung liefert im ersten Zeitschritt bis +96h 3 Cluster (Hauptlauf in
Cluster 2) 3 Cluster, die sich bei uns kaum unterscheiden. Im
Hauptmittelfristzeitraum bis +168h wird nur ein Cluster gebildet, der schön den
sich regenerierenden Trog und zur Wochenmitte den neuen Höhenrücken bei uns
zeigt. Aus dieser Sicht deutet sich eine recht sichere Prognose an.
In der erweiterten Mittelfrist stehen wieder 3 Cluster zur Verfügung, die den
Rücken insgesamt leicht progressiv zeigen und uns in der Folge wieder unter
einer milden Südwestströmung.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Mittelfristig sind kaum Hinweise auf signifikantes Wetter zu erkennen. Der vor
allem an der Küste und im höheren Bergland, bzw. in einigen Gipfellagen
zeitweise auffrischende Süd- bis Südwestwind erreicht kaum markantes Niveau.
Allenfalls in den Alpen wären Sonntag/Montag bei vorübergehendem Föhn mal
Sturmböen möglich. Auch die Regenfälle dürften meist nicht sonderlich intensiv
werden, in Staulagen des Schwarzwaldes sind eventuell lokal größere Regenmengen
möglich, ob das aber wirklich Warnungen erfordert, bleibt abzuwarten. Die
Signale sowohl deterministisch, als auch probabilistisch sind sehr spärlich.
Einzelne Gewitter sind vor allem am Montag nicht ausgeschlossen, hier ist lokal
Starkregen möglich, vielleicht auch mal eine stürmische Böe, für eine
überregionale Gewitterlage reicht es freilich im letzten Oktoberdrittel nicht
mehr.
EFI liefert außer einer deutlichen positiven Temperaturabweichung keine
Hinweise.
Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS (EPS)
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner