S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 18.10.2022 um 10.30 UTC

Mild und wechselhaft, dabei einzelne Gewitter

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 25.10.2022

Fazit vorweg: Zur gestrigen Betrachtung gibt es kaum Änderungen. Die Mittelfrist
bleibt mild und wechselhaft.

Am Freitagmorgen liegen wir auf der Vorderseite eines Tiefs mit Zentrum knapp
westlich der Britischen Inseln. In südwestlicher Strömung fließt milde Luft ins
Land, in 850 hPa liegen von Nordwest nach Südost 10 bis 14 Grad. Die zum Tief
gehörige Kaltfront überquert Deutschland im Tagesverlauf von West nach Ost und
kühlt die Luft in der Höhe auf etwa 8 Grad ab. An der Front treten vor allem im
Norden und über der Mitte neben Schauern auch Gewitter auf. Bei PPW (mögliche
ausfällbare Wassermenge) an die 30 Liter pro Quadratmeter ist Starkregen
wahrscheinlich. Da der Höhenwind meist zwischen 20 und 30 Knoten liegt, sind
Sturmböen an den Gewittern nur gering wahrscheinlich. Die Wahrscheinlichkeit für
Dauerregen mit mehr als 30 Liter pro Quadratmeter im Südwesten ist ebenfalls nur
gering.

Bis Samstagmorgen hat die Front die östlichen Regionen passiert, dahinter folgen
einzelne Schauer. Am Boden baut sich von Süden her Zwischenhocheinfluss auf. In
500 hPa wölbt sich ein flacher Keil auf, dessen Achse uns am Sonntag ostwärts
überquert, in 850 hPa fließt am Samstag jedoch noch kühlere Luft ein (4 bis 6
Grad).

Am Sonntag gelangen wir wieder auf die Vorderseite eines Tiefs über dem nahen
Atlantik (süd-südwestlich der Britischen Inseln). Seine Warmfront überquert uns
im Laufe des Tages und es fließt mildere Luft ins Land: im Süden um 14 Grad in
850 hPa, im Norden um 8 Grad. Über Südeuropa hält sich hoher Luftdruck und in
den Alpen stellt sich eine Südföhnlage ein. Dabei sind im Bergland Sturmböen, in
den Tälern vereinzelt steife Böen möglich.

Am Sonntagabend nähert sich die Kaltfront von Südwesten her, das Tiefzentrum
liegt dann knapp vor der Bretagne. Sie zieht in der Nacht zum Montag und am
Montagvormittag eingebettet in einen Trog nord-nordostwärts über uns hinweg. Ob
sich aus dem Trog tatsächlich ein Tief über dem Nordosten Deutschlands bildet,
bleibt abzuwarten. Verbreitet fällt etwas Regen, vereinzelt sind abermals
Gewitter mit Starkregen möglich. Aufgrund des erhöhten Druckgradienten und der
relativen Nähe zum Tief sind zudem Sturmböen wahrscheinlich. Insgesamt ist der
Wind aber nur moderat. Lediglich an der Nordsee und in den
Mittelgebirgshochlagen sind steife Böen, auf den Mittelgebirgsgipfeln auch
Sturmböen wahrscheinlich. Mit der Front wird die milde Luft zwar wieder
verdrängt, kalt wird es bei 7 bis 10 Grad in 850 hPa aber nicht wirklich.

Am Dienstag liegt der Trog knapp nördlich von uns, das zugehörige Tief über der
Nordsee füllt sich langsam auf. Zeitgleich bildet sich über der Biskaya ein
neues Tief. Seine Ausläufer erreichen Deutschland von Westen/Südwesten her
voraussichtlich gegen Abend. Das Tief zieht in der Nacht über Benelux und die
Nordsee nordostwärts und liegt am Mittwoch über Dänemark und der westlichen
Ostsee. Von Süden her macht sich erneut Hochdruckeinfluss bemerkbar, während der
Norden im Einflussbereich des Tiefs verbleibt.

Am Donnerstag dominiert wahrscheinlich Hochdruckeinfluss. Dabei fließt weiterhin
milde Luft ins Land. Der weitere Trend bietet keine Überraschung, die
Südwestlage scheint uns erhalten zu bleiben.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle IFS Lauf weist eine hohe Ähnlichkeit zu seinen Vorläufen auf.
Unterschiede ergeben sich in der Stärke der Tiefs und ihrer exakten Position,
die grundsätzliche Strömung und Potenzialverteilung ist aber konsistent.
In der erweiterten Mittelfrist tun sich sowohl beim Vergleich der Vorläufe des
IFS als auch im Vergleich zu den anderen Modellen größere Unsicherheiten auf.
Allerdings bleibt die Strömung wahrscheinlich auf Südwest.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der Vergleich mit den anderen Mittelfristmodellen weist eine hohe
Übereinstimmung auf. Die vergleichsweise sehr milde und wechselhafte Wetterlage
besteht in der Mittelfrist fort. Erst in der erweiterten Mittelfrist werden die
Unterschiede in Bezug auf Tiefdruckgebiete von Westen her größer, insgesamt
scheint sich aber hoher Luftdruck über Südeuropa zu halten. Dieser drängt die
Tiefdruckgebiete nordostwärts ab.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse bietet im ersten Zeitschritt 3 Lösungen, alle mit
blockierender Lage und über die Zeit abnehmendem Potenzial über Deutschland.
Zeitschritt 2 ist etwas breiter aufgestellt mit 5 Lösungen und allen
Wetterregimen. Der Hauptlauf liegt in Cluster 2 mit ausschließlich NAO negativ.
Der Kotrolllauf liegt in Cluster 3, der von atlantischem Rücken am Sonntag zu
NAO negativ am Montag und NAO positiv am Dienstag schwenkt. Das südwestliche
Strömungsmuster bleibt uns in jedem Fall erhalten.
Die Analyse der erweiterten Mittelfrist liefert einen Mono-Cluster mit Blocking
in der zweiten Wochenhälfte.

Die Rauchfahnen sind bis inklusive Samstag eng, die Abweichungen gering.
Auffällig ist nur, dass sowohl Haupt- als auch Kontrolllauf am Samstag eher am
unteren Ende der Temperaturensembles liegen. Da scheint noch etwas mildere Luft
möglich. Ab Sonntag wird der Spread etwas größer, allerdings sehen alle
Ensembles den „Aufwärtstrend“ bei Temperatur, Potenzial und Niederschlag. Haupt-
und Kontrolllauf liegen in der neuen Woche mittig in den Ensembles und deutlich
über 0 Grad. Ein überraschender Kälteeinbruch scheint ausgeschlossen. Der
Niederschlagstrend hat leichte Ausschläge nach oben. Mild und wechselhaft ist
uns also sicher.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI bestätigt den Eindruck einer etwas zu milden Strömung für diese
Jahreszeit. Auch die möglichen markanten Gewitter am Freitag, Sonntag und Montag
lassen sich im EFI-Cape finden. Die Signale für möglichen Dauerregen am Freitag
im Südwesten sind im EFI nur sehr gering.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-MOS, MOS-MIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn