SXEU31 DWAV 121800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 12.10.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Zunehmend wechselhaft. Im Süden ab der Nacht zum Samstag in Staulagen Dauerregen
möglich. Vor allem im Bergland windiger.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … liegen wir im Bereich einer von den Azoren bis nach Osteuropa
reichenden Hochdruckzone, in der sich ein Schwerpunkt über Polen und der Ukraine
langsam weiter entfernt. Druckfall über Westeuropa kündigt einen Kurzwellentrog
mit vorgelagerter Okklusion an, die sich Deutschland nähern. Da weder der Trog
noch der Tiefausläufer sonderlich markant ausgeprägt sind, halten sich die
Hebungsvorgänge in Grenzen und es zieht zwar zum Morgen im Westen und Nordwesten
kompakte Bewölkung auf, nahe der Grenze zu Benelux reicht es aber nur für
leichte Regenfälle.

Ansonsten schwächt sich der Hochdruckeinfluss nur langsam ab und vor
allem im Südosten und über Teilen der Mitte bildet, bzw. verdichtet sich Nebel
und Hochnebel.
Besonders im Osten kühlt es bei zunächst geringer Bewölkung bis in
Gefrierpunktnähe ab. Für Luftfrost reicht es wegen der im Weiteren
Verlauf dann doch zunehmenden (hohen und mittelhohen) Bewölkung aber
kaum noch; für Frost in Bodennähe aber schon.
Der auf südliche Richtungen drehende Wind lebt im Westen nur wenig auf, sonst
bleibt es meist schwachwindig.

Donnerstag … greift der kurzwellige Trog auf Mitteleuropa über und überholt
die nur zögernd auf den Nordwesten übergreifende Okklusion. Beide sind nach wie
vor nicht sonderlich wetterwirksam, der Tiefausläufer schwächt sich im
Tagesverlauf sogar deutlich ab. Dabei breitet sich in feuchterer Luft starke
Bewölkung über große Landesteile aus, es regnet aber meist nur leicht. Ganz im
Osten und Südosten kann sich noch etwas häufiger die Sonne zeigen.
Postfrontal kann es im Nordseeumfeld einzelne Schauer geben, kurze Gewitter
nicht ganz ausgeschlossen.
Derweil zieht sich die Hochdruckzone weiter nach Osten und Süden zurück und
macht Platz für eine schwache südliche bis südwestliche Strömung. Lediglich nach
Nordwesten hin lebt der Südwestwind etwas mehr auf, ohne warnrelevant zu werden.
Nur in einigen exponierten Hochlagen der Mittelgebirge sind nachmittags erste
steife, auf dem Brocken eventuell stürmische Böen möglich.

Präfrontal labilisiert die Luftmasse über dem Süden, sodass – wenn es
auflockert – mit Hilfe der Einstrahlung und Orografie eine leichte
Schauerneigung besteht. Für Gewitter sollte es kaum reichen. Während sich der
Nebel, nicht zuletzt wegen des etwas auflebenden Windes, über der Mitte meist
auflöst, kann das im Südosten eine zähe Geschichte werden, in einigen
Niederungen hält sich dort der Nebel eventuell den ganzen Tag.

Die Luftmasse ändert sich kaum, die Temperatur liegt nachmittags meist zwischen
13 Grad ohne Einstrahlung im Nordwesten und bis 19 Grad am Oberrhein.

In der Nacht zum Freitag erfolgt über dem mittleren Nordatlantik ein
markanter Trogvorstoß nach Südosten. Der Kurzwellentrog bei uns zieht nach Osten
ab, durch kräftige Warmluftadvektion über weiten Teilen West- und Mitteleuropas
wölbt sich über der Nordsee ein Höhenkeil auf und greift auf Deutschland über.
Die leichten Regenfälle der sich auflösenden Okklusion kommen noch
etwas nach Osten voran. Dahinter lockern die Wolken aber kaum auf, da
die WLA für hohe und mittelhohe Wolkenfelder sorgt, zudem bleibt die
Grundschicht feucht, so dass sich auch tiefe Bewölkung hält bzw. sich
bei Auflockerungen Nebel bzw. Hochnebel bilden kann.
Im Vorfeld der nächsten Tiefausläufer, die über Westeuropa anstehen, kann es
später im Südwesten wieder leicht regnen.
Dazu verschärft sich vor allem im Westen der Gradient leicht, viel Zählbares
springt aber nicht dabei heraus. Eventuell reicht es auf dem Brocken für
stürmische Böen aus Südwest, ansonsten wird der auf südliche Richtungen drehende
Wind nicht warnrelevant.
Aufgrund der dichten Bewölkung verläuft die Nacht mit Tiefstwerten 12 bis 5 Grad
mild.

Freitag … breitet sich der große Langwellentrog über dem Nordatlantik nach
Süden aus, ein vorlaufender kurzwelliger Anteil schwenkt über die Nordsee
Richtung Skandinavien. Damit verbunden zieht im Bodendruckfeld ein kräftiges
Tief ins Nordmeer und dessen okkludierendes Frontensystem überquert uns von West
nach Ost.

In feuchter und insgesamt milder Meeresluft werden insbesondere durch WLA
Hebungsimpulse geliefert, während die thermischen Gegensätze an den
Tiefausläufern überschaubar bleiben. Bei meist starker Bewölkung werden leichte
bis mäßige Regenfälle ausgelöst, die sich nach vorübergehend trockener, aber oft
stark bewölkter Phase, nachmittags erneut von Westen her über Deutschland
ausbreiten. In 12 Stunden können gebietsweise 5 bis 10 l/qm Regen fallen.

Im äußersten Nordwesten labilisiert zum Abend die Schichtung und es sind
Schauer, vereinzelt auch Gewitter möglich.
Der Wind kommt meist noch aus südlichen Richtungen und frischt etwas auf;
allerdings fällt die Gradientzunahme sehr moderat aus und stärkere Böen (Bft 7
bis 8) bleiben auf das höhere, bzw. exponierte Bergland beschränkt.

Trotz reichlich Bewölkung sind 15 bis 19 Grad auf der Karte.

In der Nacht zum Samstag liegen wir unter einer im Norden recht glatten, im
Süden leicht antizyklonalen westsüdwestlichen Strömung. Dabei zieht der
okkludierte Part der Tiefausläufer im Norden rasch ab, während die über dem
Süden zurückhängende Kaltfront vor einer Welle, die über Nordfrankreich folgt,
ins Schleifen gerät.
Die Regenfälle oder Schauer im Norden ziehen damit ab, außer ganz im Norden, wo
bei leicht instabiler Schichtung weitere Schauer folgen können. Nachfolgend
lockern die Wolken auf und örtlich kann sich Nebel bilden.
Anders dagegen im Süden: Hier setzen durch kräftige WLA und frontale Hebung
teils länger anhaltende und sich intensivierende Regenfälle ein, die eventuell
bis in die Mitte ausgreifen können. Vor allem in Staulagen des Südens sind
warnrelevante (Dauer-)Regenfälle möglich, die vor allem nachts, vielleicht aber
auch bis weit in den Samstag hinein andauern können. Sowohl die
deterministischen Modelle, aber auch die Probabilistik liefert entsprechende
Hinweise. Auch Mengen im Bereich der Unwetterschwellen sind möglich. Die Lage
der Regenfälle und die Mengen sind unsicher, ICON verschiebt die Schleifzone in
den letzten Läufen jeweils etwas nach Norden.
An der Windsituation ändert sich nicht viel; im Warmsektor sind im höheren
Bergland Sturmböen, eventuell schwere Sturmböen nicht ausgeschlossen.

Samstag … dreht die Höhenströmung vor dem sich insgesamt nähernden
Langwellentrog auf Südwest. In den Norden und die Mitte gelangt erwärmte
subpolare Meeresluft, in den Süden milde Meeresluft subtropischen Ursprungs.
Dabei zieht die Welle über dem Süden nach Osten ab und die Regenfälle lassen
nach. Die Luftmasse weiter nördlich ist nicht sonderlich instabil, weshalb sich
die Schauerneigung bei wechselnder Bewölkung sehr in Grenzen hält, lediglich
ganz im Norden und Nordwesten wird durch einen über die Nordsee nach Nordosten
schwenkenden Kurzwellentrog etwas höhenkältere Luft eingesteuert, was dort
Schauer, vereinzelt auch Gewitter zur Folge haben dürfte. Dazu frischt der
Südwestwind im Nordwesten auf, mit steifen bis stürmischen Böen an der Nordsee.
Auch im höheren Bergland über der Mitte und dem Süden sind entsprechende Böen im
Programm, exponiert sind auf einigen Gipfeln ganz im Süden zunächst auch
Sturmböen möglich, die aber mit Abzug der Welle nachlassen dürften.

Es bleibt weiter mild, im Süden sind stellenweise um die 20 Grad möglich.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Unterschiede halten sich zunächst in Grenzen, sind darüber hinaus auch
weitgehend irrelevant. Erst zum Samstag wird es interessant, wenn die Modelle
die Zugbahn der Welle und den Dauerregen abweichend simulieren. Punktuell sind
Mengen im Unwetterbereich zwar nicht ausgeschlossen, wahrscheinlich werden aber
eher markante Warnungen vor 12 bis 24h Dauerregen (25 bis 50 l/qm in 12/24h) in
Staulagen nötig.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner