SXEU31 DWAV 091800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 09.10.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Am Montag schwache Kaltfrontpassage, zumeist ohne markante Wettererscheinungen.
Meist ruhiges, mildes Herbstwetter.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC

Aktuell … herrscht ruhiges, warnereignisarmes Hochdruckwetter. Der
wetterbestimmende Rücken über Mitteleuropa verabschiedet sich allerdings nach
Osten, sodass sich ein neuer Kurzwellentrog über Großbritannien und dem Nordmeer
in Stellung bringen kann. Das mit dem Rücken korrespondierende Hoch VANGELIS
verlagert seinen Schwerpunkt von Polen in die Westukraine, das mit dem Trog in
Verbindung stehende Tief BETTINA findet sich mit Kern über der Norwegischen See.
BETTINAs Kaltfront erreicht im Nachtverlauf die Nordsee, bleibt also – genauso
wie die vom Trog induzierten dynamischen Hebungsantriebe – noch westlich des
Vorhersagegebietes.

Am Rande eines kleinen Randtroges über Südfrankreich löst sich allerdings eine
kleine Störung ab, die über den Süden zum östlichen Mittelgebirgsraum zieht.
Damit geht die Advektion etwas feuchterer Luft einher, sodass sich die hohen und
mittelhohen Wolkenfelder, die tagsüber schon an den Alpen zu finden waren,
nordostwärts bis in den Osten des Landes ausweiten. Im Radarbild werden
gebietsweise Echos erzeugt, es handelt sich dabei aber um Niederschlag, der den
Erdboden kaum oder nur in Form weniger Tropfen erreicht.

Auch in den Nordwesten driften ein paar Wolkenfelder durch WLA, ansonsten bleibt
es meistens gering bewölkt oder klar. Einige dichte Nebelfelder bilden sich vor
allem im windschwachen Süden und Südwesten, örtlich auch in einigen
Mittelgebirgstälern.

Zwischen dem sich über Westeuropa nähernden Bodentrog von BETTINA und dem nur
zögerlich abziehenden Hoch VANGELIS zieht die auf Südost bis Süd aufsteilende
Strömung über dem Norden etwas an. Über der Nordsee und auf exponierten Inseln
sind dabei einzelne steife Böen möglich. An einer sich im Nachtverlauf
verschärfenden Inversion bildet über dem Osten und Südosten zudem ein recht
markanter, nächtlicher Low-Level-Jet aus, der im Zusammenspiel mit Um- und
Überströmungseffekten in den Kamm- und Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge
zu stürmischen Böen führt. ICON-EU scheint die orographischen Effekte wieder
über zu betonen und simuliert sogar Sturm- und schwere Sturmböen. Vor allem im
sächsischen Bergland könnte der Böhmische Wind mit steifen Böen bis in die Täler
durchgreifen.

Die Luft kühlt ab auf 6 bis 1 Grad, gebietsweise tritt Bodenfrost auf, vor allem
quer über der Mitte. Etwas milder bleibt es an der See und im bewölkten Süden
bei 11 bis 6 Grad.

Montag … erreicht die Achse des Troges den Norden und Nordwesten Deutschlands.
Die Kaltfront von Tief BETTINA über dem Nordmeer hat den Westen und Nordwesten
bis zum Abend bereits ostwärts überquert und liegt in etwa auf einer Linie
Baden-Harz-Mecklenburg.

Die Kaltluftadvektion überläuft die Front und kompensiert die frontalen Prozesse
und die PVA-bedingte Hebung teilweise, sodass die schauerartig durchsetzen
Regenfälle nicht allzu stark ausfallen und keine Warnrelevanz haben. Ganz im
Nordwesten lockert die Bewölkung in der einfließenden, recht trockenen
Subpolarluft (T850 auf 6 bis 1 Grad sinkend) am Abend wieder auf.

Präfrontal wird dagegen ein Schwall noch etwas milderer und zunehmend feuchter
Subtropikluft herangeführt (T850 zwischen 6 und 11 Grad). Vom Süden und Westen
bis zur Mitte ist diese auch instabil geschichtet, sodass mit Einstrahlung, die
nach Nebelauflösung bis zum Mittag und trotz einiger hoher Wolkenfelder
teilweise gegeben sein sollte, 100 bis 300 J/kg ML-CAPE aufgebaut werden kann.
Die Labilitätsfläche ist in den Prog-Soundings zwar nur sehr schmal, aber
durchaus hochreichend. Viel Auslöse wird aber nicht gerechnet, da es an
synoptisch-skaliger Hebung mangelt. Dennoch sind einzelne Schauer oder ein
kurzes Gewitter vor allem vom Bergland ausgehend nicht ausgeschlossen. Bei wenig
Scherung und PPW’s von teils über 25 mm sind das sich nur langsam verlagernde
Einzelzellen, die vereinzelt Starkregen bringen können.

Durchweg trocken bleibt es wahrscheinlich im Osten und Nordosten, dort scheint
die Sonne auch am längsten.

Der Gradient fächert präfrontal eher auf und auch der nächtliche Low-Level-Jet,
der dem östlichen Bergland steife, exponiert stürmische Böen bringt, löst sich
bis zum Mittag auf. Dafür folgt postfrontal eine recht markante
Druckanstiegswelle, sodass der Wind mit Drehung auf Nordwest wieder deutlich
auffrischt. Starke, eventuell auch einzelne stürmische Böen treten folglich
zunächst an der Nordsee, zum Abend auch an der westlichen Ostsee auf. Im
Binnenland bleibt es in der Fläche voraussichtlich bei Böen Bft 6.

Vor Ankunft der Kaltluft erwärmt sich die Luft landesweit auf 16 bis 20 Grad, im
Südwesten bis auf 22 oder 23 Grad.

In der Nacht zum Dienstag schwenken der Trog und die Kaltfront mit den
schauerartigen Regenfällen über die Nordhälfte zügig ostwärts durch, rückseitig
setzt sich eine recht glatte west-nordwestliche Höhenströmung durch. Das
Küstenumfeld wird dabei von Höhenkaltluft gestreift, sodass den frontalen
Niederschlägen dort ein paar Schauer folgen. Dabei bleibt es windig mit steifen
Böen, die erst in der zweiten Nachthälfte von Westen nachlassen.

Über der Mitte schläft der Wind mit dem Vorstoß eines westeuropäischen Hochkeils
dagegen, sodass sich in der feuchten Grundschicht Nebel bilden kann.

Im Süden sind an der Kaltfront bzw. im präfrontalen Bereich anfangs noch
einzelne Gewitter möglich, später beginnt die Front ganz im Süden durch
strömungsparallele Exposition zu schleifen. Da sich aber auch dort leichtes
Absinken durchsetzt, verlieren die Regenfälle an Intensität.

Mit Aufklaren geht die Temperaturen im Westen und in der Mitte auf 6 bis 2 Grad
zurück, ansonsten bleibt es mit 12 bis 6 Grad relativ mild.

Dienstag … wird in der westlichen Höhenströmung ein flacher Rücken über den
Süden ostwärts gesteuert. Dieser stützt den o. e. Hochkeil, innerhalb dessen
sich eine eigenständige Hochparzelle über der Mitte Deutschlands herausbilden
kann.

Dort ist das Absinken folglich auch am stärksten, sodass die Luft
niedertroposphärisch stark abtrocknen kann. Wie zügig sich das auch in der
Grenzschicht durchsetzt, ist bei windschwachen Verhältnissen allerdings
fraglich. Die Nebelfelder können sich regional bis in die frühen
Nachmittagsstunden halten, danach scheint aber die Sonne von einem oft nur wenig
bewölkten Himmel.

Über dem Süden des Landes halten sich dagegen noch Frontreste in Form dichterer
Wolkenfelder, aus denen es zunächst noch etwas regnet. Im Tagesverlauf
labilisiert die recht feuchte Luft, sodass die Bewölkung zunehmend eine
konvektive Erscheinung annimmt und es zu einzelnen Schauern kommt. Mangels
Antrieb beschränken sich diese aber auf das Bergland. Die Labilitätsfläche ist
schmal, aber hochreichend, womit sogar ein vereinzeltes Gewitter nicht
ausgeschlossen ist. Den Zellen steht nur wenig ML-CAPE zur Verfügung und auch
die PPW’s gehen im Vergleich zum Vortag eher etwas zurück. Die etwaigen
Einzelzellen können daher wohl meist mit „Gelb“ abgewarnt werden.

Auch im Norden ist etwas feuchtere Luft wirksam, die mit der westlichen Strömung
an der Nordabdachung des Hochkeils herangeführt wird. Dort sind die Quellwolken
etwas zahlreicher und mächtiger, allerdings sind Schauer eher selten und
beschränken sich zumeist auf das Küstenumfeld.

Bei den Temperaturen stellt sich ein für eine nördliche/antizyklonale Westlage
typisches Süd-Nord-Gefälle ein (T850 zwischen 9 Grad an den Alpen und 0 Grad im
Norden). Damit liegen die Höchstwerte zwischen 13 und 18 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch intensiviert sich die Hochparzelle und zieht mit
Schwerpunkt nach Polen, sodass die Strömung über Deutschland generell auf Südost
bis Süd dreht. Damit sollten die wenigen Schauer im Norden auch der
Vergangenheit angehören, allerdings ziehen in den Norden und Nordwesten mit
einsetzender WLA einige hohe und mittelhohe Wolkenfelder. Die Quellbewölkung im
Süden geht in recht flächige Sc-Bewölkung über, ansonsten klart es gebietsweise
auf, vor allem in der trockensten Luft über der Mitte.

Dort wird es auch am kältesten mit Tiefsttemperaturen zwischen 5 und 0 Grad,
örtlich gibt es leichten Frost. Im Norden und Süden liegen die Tiefstwerte bei
10 bis 5 Grad. Stellenweise bildet sich wieder Nebel.

Mittwoch … setzt sich das ruhige Hochdruckwetter fort. Vorderseitig des
nächsten, zu den Britischen Inseln schwenkenden Troges wölbt sich nämlich ein
weiterer Rücken auf, der in der westlichen Höhenströmung im Tagesverlauf nach
Deutschland gesteuert wird. Dieser stützt das Bodenhoch mit Schwerpunkt über
Ostpolen und der Westukraine. Am Randes des sich noch etwas intensivierenden
Hochs herrscht über Deutschland eine meist schwache südliche bis südöstliche
Grundströmung vor.

Während in der trockensten Luft quer über der Mitte nach Nebelauflösung wieder
die Sonne scheint, hält sich im Süden die teils hochnebelartige Sc-Bewölkung
ziemlich zäh und geht in stärkere Quellbewölkung über. Eine geringe
Schauerneigung besteht über dem Bergland. Auch über dem Norden zeigen sich ein
paar mehr Quellwolken und hohe/mittelhohe Wolkenfelder, es bleibt aber zumeist
trocken.

Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 13 Grad in Vorpommern und 19 Grad am
Oberrhein.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle rechnen sehr übereinstimmend.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Adrian Leyser