S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 05.10.2022 um 10.30 UTC

Leicht wechselhaftes, herbstliches Wetter, meist aber ohne markante
Wettererscheinungen und abgesehen von Nebel auch teils störungsfrei. Relativ
mild.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 12.10.2022

Zu Beginn der Mittelfrist am Samstag liegt Deutschland auf der Vorderseite eines
Troges, dessen Achse uns im Tagesverlauf bzw. spätestens im Laufe der Nacht zum
Sonntag überquert. Damit einhergehend überquert uns eine Tiefdruckrinne mit
eingelagerter Kaltfront, die zu einem Tief über Nordskandinavien gehört. Im
Frontbereich kommt es von Nordwest nach Südost fortschreitend gebietsweise zu
schauerartigen Regenfällen, rückseitig der Front befinden wir uns noch im
Bereich des Troges samt höhenkalter Luft, so dass es postfrontal zu weiteren
Schauern, im Nordwesten und insbesondere im Nordseeumfeld vielleicht auch noch
einem Gewitter kommt. Ganz im Norden nimmt mit Frontdurchgang auch der Gradient
etwas zu, so dass Windböen im Küstenumfeld auftreten können. Von Nordwesten
sickert in der Höhe vorübergehend etwas kühlere Luft ein, die 5 Grad-Isotherme
wird von Norden bis in den Donauraum gedrängt, im Norden liegen die 850
hPa-Temperaturen bei 1 bis 2 Grad. Von Westen her steigt der Luftdruck an, ein
Hoch mit Schwerpunkt über der Normandie verlagert sich allmählich ostwärts nach
Deutschland. Es klart nachts weitgehend auf, bei von der Küste abgesehen
schwachem Wind bildet sich häufiger Nebel, nach Süden hin besteht teils
eventuell auch Gefahr von Frost in Bodennähe.

Am Sonntag dominiert zunächst Hochdruckeinfluss – das Hochdruckgebiet liegt mit
seinem Schwerpunkt über dem Osten Deutschlands und Polen. Auch in der Höhe ist
nach Abzug des Troges zunächst ein Keil wetterbestimmend. Über Westeuropa steht
allerdings bereits die nächste Austrogung samt korrespondierendem Bodentief mit
Zentrum südöstlich von Island in den Startlöchern. Der Sonntag selbst bleibt
unter Hochdruckeinfluss aber weitgehend störungsfrei, bei schwachen
Luftdruckgegensätzen kann sich allerdings der nächtliche Nebel teils recht zäh
halten, Niederschläge werden aber nicht erwartet. Abseits des Nebels kann sich
häufiger die Sonne zeigen. Im Vorfeld der Austrogung dreh allerdings die
Strömung zunehmend auf Süd bis Südwest und es fließt relativ milde Luft ein. Die
10 Grad-Isotherme in 850 hPa erreicht den Südwesten und im Laufe der Nacht zum
Montag die Mitte und den Westen. Das Temperaturniveau ist also relativ mild.

Am Montag verlagert sich das Hochdruckgebiet weiter ostwärts in Richtung
Osteuropa hält aber voraussichtlich in Form einer Hochdruckbrücke über den
mittleren Landesteilen Kontakt zum atlantischen Hochdruckgebiet. In der Höhe
nähert sich der westeuropäische Trog, der sich relativ weit nach Süden erstreckt
und dabei aber relativ flach ist. Es kristallisiert sich ein recht flacher
Troganteil heraus, der den Norden Deutschlands überquert und mit dem
Frontensystem eines Tiefkomplexes über dem Nordmeer und Skandinavien
korrespondiert. Dieses erreicht den Nordwesten im Tagesverlauf mit leichtem
Regen und verliert im Bereich der Hochdruckbrücke allerdings weiter an
Wetterwirksamkeit. In den mittleren Landesteilen deutet sich ein weiterer,
störungsfreier und gebietsweise auch freundlicher Tag an, abgesehen von einigen
Nebelgebieten. Im Süden und vor allem Südwesten zeigt sich vom Alpenraum her
etwas mehr Bewölkung – diese stammt von einem flachen Troganteil (kleines
Höhentief) der sich über Frankreich in Richtung westliches Mittelmeer erstreckt
und über Korsika/Sardinien/Tyrrhenischem Meer zu einer Zyklogenese führt. In der
dadurch bedingten südlichen Strömung findet ein Feuchtetransport und
Warmluftadvektion nach Norden statt, die sich bis ins südliche Deutschland
auswirken kann. Dies beschränkt sich aber voraussichtlich auf etwas mehr
Bewölkung im Süden, Niederschläge sollten die Ausnahme bleiben. Mit 850
hPa-Temperaturen um 5 Grad im Norden und etwa 10 Grad im Süden bleibt es relativ
mild.

Am Dienstag liegt über Deutschland das okkludierte Frontensystem des
mittlerweile gen Finnland gezogenen Tiefs, dessen Wetterwirksamkeit unter der
Hochbrücke über Mitteleuropa allerdings sehr beschränkt ist. Das Mittelmeertief
verlagert sich gen Adria und Balkan und sorgt von Süden her voraussichtlich
weiterhin für stärkere Bewölkung, am unmittelbaren Alpenrand (v.a. im Südosten
Richtung Berchtesgadener Land) kann es auch zeitweise etwas Regen geben. Weiter
nördlich, in den mittleren Landesteilen kann sich nach Nebel zeitweise die Sonne
zeigen, noch weiter nach Norden zeigt sich dann etwas Bewölkung im Bereich der
ansonsten wenig wetterwirksamen Front. Das Temperaturniveau in 850 hPa liegt
zwischen 5 Grad im Norden und 10 Grad im Süden und ändert sich damit nicht.

Am Mittwoch greift ein weiterer, recht flacher Trog von Westen her auf
Kontinentaleuropa über, auf dessen Vorderseite befindet sich ein wellender
Frontenzug, der den Nordwesten Deutschlands mit leichtem Regen voraussichtlich
in den Abendstunden/zur Nacht zum Donnerstag erreicht. Zuvor sorgt leichter
Hochdruckeinfluss für einen weiteren, von morgendlichem Nebel weitgehend
störungsfreien Tag. Bei recht gleichbleibendem Temperaturniveau weiterhin
relativ mild.

Auch in der erweiterten Mittelfrist deutet sich eine weitere Austrogung über dem
Atlantik und das Übergreifen weiterer Frontensysteme an. Der Grundtenor lautet
also weiterhin wechselhaft. Dabei keine größeren Amplituden im Temperaturniveau
und damit weiterhin mild.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe ist zu Beginn der Mittelfrist am
kommenden Wochenende gut, wobei allerdings die aktuelleren Modellläufe das
Trog-Keil-Muster gegenüber dem gestrigen 00-UTC-Modelllauf leicht markanter
(etwas weiter südlich ausgreifende Tröge) simulieren und somit das am Samstag
durchziehende Frontensystem vor allem nach Süden hin etwas wetterwirksamer
(etwas mehr Niederschlag) vorhergesagt wird. Am Sonntag gibt es keine
prognoserelevanten Unterschiede, es wird ein weitgehend störungsfreier Tag
erwartet.
Nach dem Wochenende nehmen die Unsicherheiten peu á peu zu, die Auswirkungen im
Detail sind unsicher, der Grundtenor der Wetterentwicklung zu Beginn der
kommenden Woche ist leicht wechselhaft. Zur erweiterten Mittelfrist nimmt
voraussichtlich der wechselhafte Witterungscharakter zu, wobei hier auch die
Unsicherheiten noch relativ groß sind. Hinsichtlich des Temperaturniveaus stehen
keine größeren Schwankungen an – es bleibt relativ mild.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Mit Blick auf GFS und ICON lässt sich feststellen, dass sowohl das GFS als auch
das ICON das Trog-Keil-Muster leicht markanter simulieren. GFS ist zudem etwas
progressiver, also flotter im zeitlichen Ablauf aufgestellt. Zu Beginn der
kommenden Woche zeigt sich insbesondere auch das ICON etwas zyklonaler, dies
könnte für Deutschland etwas mehr Regen als im IFS und vor allem im Norden
Deutschlands etwas mehr Wind bedeuten.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse für den ersten Zeitintervall von Samstag 00 UTC bis Sonntag
00 UTC (+72 bis +96 h) liefert vier Cluster, die allesamt dem Regime NAO-positiv
zugeordnet werden und mit 16, 14, 13 und 8 Membern ähnlich stark besetzt sind.
Haupt- und Kontrolllauf werden jeweils Cluster eins mit insgesamt 16 Membern
zugeordnet. Die Cluster behandeln den Trogdurchgang am Samstag teils etwas
markanter und teils etwas flotter als der deterministische Lauf. Insgesamt
scheinen sich die prognoserelevanten Unterschiede aber sehr in Grenzen zu
halten. Im Folgezeitraum von Montag 00 UTC bis Mittwoch 00 UTC (also +120 bis
+168 h) werden sechse Cluster angeboten. Eine Außenseiterlösung mit 5 Membern
stellt Cluster 6 dar, der zum Dienstag bzw. Mittwoch hin einen dominierenden
Keil von den Britischen Inseln über die Nordsee gen Skandinavien vorankommen
lässt und ein Blocking hervorruft. Alle anderen Cluster setzen auf eine
zyklonale geprägte West- bis Nordwestlage mit dem Durchgang eines mehr oder
weniger markant ausgeprägten Trog. Interessanter Weise wird der deterministische
Lauf dem Cluster 6, also eher der Außenseiterlösung zugeordnet. Somit zeigt
sich, dass die Unsicherheiten hinsichtlich der oben beschriebenen Entwicklung zu
Beginn der kommenden Woche und insbesondere im Übergangsbereich zur erweiterten
Mittelfrist noch relativ groß sind und hinsichtlich der Ensemblemehrheit eher
etwas wechselhafter als oben beschrieben ausfallen können. Dagegen scheint der
Grundtenor für die erweiterte Mittelfrist relativ klar. Es werden im
Zeitintervall von Donnerstag 00 UTC bis Samstag 00 UTC (+192 bis +240 h)
lediglich zwei Cluster angeboten, die beide einen erneuten Trogvorstoß über dem
Atlantik und der nachfolgenden Trogverlagerung gen Osten zeigen. Die Details
sind freilich noch variabel, an der prinzipiell wechselhaften Witterung bestehen
aber wenig Zweifel.

Bei der Betrachtung der Rauchfahnen einiger Städte in Deutschland zeigt sich ein
gewisses Nord-Süd-Gefälle. Die Bündelung der Ensemblemitglieder in Bezug auf das
Geopotenzial in 500 hPa ist bis einschließlich Sonntag recht gut, nachfolgend
nimmt der Spread zu und zwar im Norden etwas deutlicher als im Süden. Eventuell
durchgehende Tröge machen sich demnach eher im Norden als im Süden bemerkbar.
Die Niederschlagssignale sind alle recht unruhig, mit einer Tendenz zu höherem
Niederschlagspotenzial nach Norden hin. Der Sonntag ist recht einheitlich der
niederschlagsärmste (weitgehend trockene) Tag. Hinsichtlich der Temperatur in
850 hPa zeigt sich eine gute Bündelung bis Sonntag mit einem Minimum im Laufe
des Samstages bzw. der Nacht zum Sonntag. Nachfolgend kommt es zu einer
Milderung bei deutlich zunehmendem Spread. Dabei laufen Haupt- und Kontrolllauf
überwiegend am oberen Rand bzw. im oberen Drittel der Kurvenschar und zeigen
einen relativ milden Verlauf in der Mittelfrist, beim Blick auf die andere
Ensemblemitglieder zeigen sich wellenartig aber durchaus auch mögliche deutliche
Temperaturrückgänge in Richtung Dienstag/Mittwoch und dann erneut zum
Folgewochenende.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Am Samstag leicht auffrischender Wind im Norden, vor allem im Küstenumfeld.
Voraussichtlich aber kaum markante Böen, sondern lediglich zeitweise Bft 7.

GEWITTER:
Am Samstag einzelne Gewitter der Marke Kaltluftgewitter vor allem im
Nordseeumfeld nicht ausgeschlossen. Dabei vielleicht mal vereinzelt Bft 8, sonst
keine markanten Begleiterscheinungen. Zeigt sich auch in leichten Signalen bei
EFI CAPE und CAPESHEAR.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger