#SXEU31 #DWAV S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Sonntag, den 02.10.2022 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 021800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 02.10.2022 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Anfangs im Süden noch teils kräftige Regenfälle, in der Nacht an die Alpen
zurückziehend. Ab Montag zunehmender Hochdruckeinfluss.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
Aktuell … befindet sich Deutschland noch unter einer zyklonal konturierten
nordwestlichen Höhenströmung, die Teil einer mäandrierenden, vom mittleren
Nordatlantik bis zum europäischen Kontinent reichenden Frontalzone ist. Über dem
nahen Atlantik respektive Westeuropa hat aber bereits Potenzialanstieg
eingesetzt, der zum Aufbau eines progressiven Höhenrückens führt. Von daher ist
es nur eine Frage der Zeit, wann der Rücken und natürlich auch das
korrespondierende Bodenhoch TIMEO bei uns auf der Matte stehen. Nun, ein
bisschen dauert es noch, aber bereits am morgigen Feiertag präsentiert sich das
Setup bei uns deutlich antizyklonaler als heute.
Zuvor gilt es heute Abend aber erst mal noch die Passage der flachen Welle XENIA
hinzunehmen, die von Frankreich her auf den äußersten Süden und Südwesten
übergreift. Dahinter setzt rasch Druckanstieg ein, der die Kaltfront der Welle
an die Alpen drückt, wo sie sich bis morgen auflöst. Mit der Front verlagert
sich das zugehörige Regenband, dass tagsüber an die Warmfront der Welle
gekoppelt von BeLux bis hinüber nach Ostbayern aktiv war, über Süddeutschland
hinweg ebenfalls gen Alpen, wo es durch Stau zu einer vorübergehenden
Intensivierung kommt. Akkumuliert über 12 Stunden kommen im Schwarzwald 5 bis
15, an den Alpen sowie im südlichen Vorland 10 bis 25, am östlichen Alpenrand in
Staulagen punktuell bis zu 40 l/m² zusammen, die in den gültigen
Dauerregenwarnungen aber schon eingepreist sind. In den frühen Morgenstunden
wird es dann auch direkt am Alpenrand spürbar weniger mit dem Regen. Bereits
zuvor lockert die Bewölkung im Südwesten und in der westlichen Mitte teils für
längere Zeit auf, was in der vom Regen angefeuchteten Luft Nebel zur Folge hat.
Und sonst so? Die Schauer und einzelnen Gewitter, die tagsüber im Norden und
Osten aktiv waren und z.T. auch noch sind, werden tagesgangbedingt immer
weniger. Weniger wird auch der westliche bis nordwestliche Wind, der schon
tagsüber etwas hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Zwar bleibt im
Nordosten zwischen dem Hoch über Frankreich und dem von der mittleren Ostsee zum
Baltikum ziehenden Teiltief WALBURGA II (das Muttertief WALBURGA I füllt sich
bei ISLAND merklich auf und steht somit vor ihrem unmittelbaren Karriereende)
ein solider Gradient erhalten. Warnwürdige Böen 7 Bft, exponiert 8 Bft sind aber
nur der Küste (Ostsee, Nordsee SH) sowie den höchsten Lagen der Mittelgebirge
vorbehalten.
Montag … verlagert das Hoch TIMEO sein Zentrum mit rund 1027 hPa nach
Westdeutschland, von wo aus sich ein Keil über die Alpen hinweg bis zum Balkan
erstreckt. Auch der leicht nach Westen versetzte Höhenrücken rückt dichter an
den Vorhersageraum heran. Zwar verbleibt seine Achse bis zum Abend noch deutlich
westlich von uns, trotzdem setzt auf seiner Vorderseite allmählich Absinken ein.
Erkennbar ist das u.a. an den Pognosetemps, die etwas zwischen 700 und 800 hPa
die Bildung einer Sperrschicht zeigen. Darunter ist die Grundschicht noch
ausreichend labil und feucht genug, um mit etwas Einstrahlung Quellungen zu
generieren, die im Osten und Nordosten sogar noch für ein paar schwache Schauer
gut sind. Dort ist abgesehen von den ostseenahen Gebieten auch die Wolkendichte
allgemein höher als im Westen und Südwesten, wo das Hoch schlichtweg ist näher
dran ist am Geschehen.
Der Nordwestwind weht im Osten und Nordosten noch mal mäßig, mitunter auch
frisch und stark böig, ein flächiges Erreichen der neuralgischen Windstärke 7
Bft ist aber nicht zu erwarten. Am ehesten trifft es anfangs noch die
Ostseeküste sowie die Hochlagen des Erzgebirges, bevor der Wind am Nachmittag
und Abend immer schwächer wird. Gleiches gilt übrigens auch für die Hochlagen
der Alpen, wo es am Vormittag noch stürmisch zugehen kann.
Thermisch bringt der Tag der Deutschen Einheit Tageshöchsttemperaturen von 13
bis 18°C.
Die Nacht zum Dienstag verlagert sich das Bodenhoch unter leichter Abschwächung
nach Süddeutschland. Auch der Rücken macht noch ein paar Meter nach Osten gut,
am Morgen reicht seine Achse (300 hPa) von Zentralfrankreich über die Nordsee
hinweg bis hoch zur Norwegischen See. Auf seiner Vorderseite greift weiterhin
munteres Absinken, was die Inversion immer tiefer rutschen und die Grundschicht
weiter stauchen lässt. Das Ergebnis ist ein vor allem im Südwesten
gesamttroposphärischer Temperaturanstieg, z.B. in 850 hPa auf Werte um 10°C.
Während vor allem im Osten und Nordosten noch dichtere Wolken unterwegs sind,
Schauer aber kaum noch ein Thema sind, lockert bzw. löst sich die Bewölkung in
den übrigen Gebieten zunehmend auf. Wo sie das nicht richtig tut, wandeln sie
sich in Hochnebel um. Ansonsten bildet sich der Jahreszeit entsprechend Nebel,
vornehmlich, aber nicht ausschließlich in Gewässernähe. Tiefstwerte 10 bis 4°C,
bei längerem Aufklaren bis 1°C. Insbesondere im Süden sinkt die Temperatur in
Bodennähe gebietsweise auf nahe 0°C oder sogar etwas darunter.
Dienstag … legt sich der Rücken mit südwest-nordost-ausgerichteter Achse genau
über den Vorhersageraum. Derweil wandert das Zentrum des Bodenhochs weiter gen
Osten, hält dabei aber weiter Tuchfühlung zum Azorenhoch. Kurzum, der
Hochdruckeinfluss dauert an und bringt weiten Teilen des Landes – nachdem sich
Nebel und Hochnebel z.T. etwas schleppend aufgelöst haben -einen sonnigen bis
locker bewölkten Frühherbsttag. Im Osten und Nordosten ist es etwas wolkiger und
zwischen Vorpommern und Osterzgebirge ist sogar ein schlapper Schauer nicht ganz
ausgeschlossen. Mit zunehmender WLA vorderseitig eines neuen, auf WALBURGA
folgenden Sturmtiefs unweit von Island (YAEL) gelangen am Nachmittag und Abend
hohe und mittelhohe Wolken in den Nordwesten, es bleibt zunächst aber noch
trocken. Bei weiter steigenden T850 auf 10 bis 13°C im Süden bzw. in der Mitte
und 6 bis 10°C sonst lassen sich auch die 2m-Temperaturen nicht lumpen. 15 bis
20°C, im Westen mit Leeeffekten (südliche Grundströmung) punktuell vielleicht
21°C stehen auf der Karte.
In der Nacht zum Mittwoch wandert der Rücken langsam über Deutschland hinweg
ostwärts, so dass die Höhenströmung auf West bis Südwest rückdreht. Sie ist
zunächst noch antizyklonal konturiert und auch am Boden bleibt uns die
Hochdruckzone erhalten. Entsprechend müssen wir uns in weiten Landesteilen auf
eine teils klare, teils (hoch)nebelige Nacht einstellen. Etwas anders läuft der
Hase im Nordwesten, wo zwar das doppelte Frontensystem des Tiefs YAEL noch außen
vor, die Zufuhr hoher und mittelhoher Wolken aber bestehen bleibt. Evtl. taucht
auch schon im unteren Stockwerk Bewölkung auf, die Regenwahrscheinlichkeit
bleibt aber gering. Dafür frischt der Süd- bis Südwestwind bereits ab den
Abendstunden über der Nordsee spürbar auf mit Böen 7 Bft, die am ehesten
Helgoland, die Nordfriesischen Inseln und die Halligen treffen. Während es
zwischen Revier und Deutscher Bucht mit 11 bis 14°C ziemlich mild bleibt, kühlt
es im Südosten gebietsweise auf unter 5°C ab, lokalen Bodenfrost inklusive. Im
Südosten ist auch die Nebelneigung am größten.
Mittwoch … ziehen sich Rücken und Hoch mehr und mehr nach Osten bzw. Südosten
zurück. Damit beginnt der antizyklonale Einfluss de jure zu schwinden. De facto
bleibt das Wetter in der Südosthälfte aber noch längere Zeit „freundlich“ mit
aufgelockerter Bewölkung und Sonne, wenn sich der Nebel aufgelöst hat. Zwar
nimmt der Cirren-Anteil im Tagesverlauf zu, viel mehr passiert aber noch nicht.
Das sieht nach Nordwesten hin ganz anders aus. Südlich des bei Island steuernden
Tiefs YAEL zieht eine offene Welle über Schottland hinweg ost-nordostwärts, die
sich vor Norwegen zu einem veritablen Randtief mausert. Verbunden ist das Ganze
mit einer Austrogung in der Höhe, die wiederum ein Rückdrehen der Höhenströmung
bei uns zur Folge hat. Entsprechend verzögert sich auch das Übergreifen der
Kaltfront (vom Doppelsystem ist nur noch eine Front übriggeblieben), die wohl
erst am Abend oder gar in der Nacht zum Donnerstag den Nordwesten erreicht. So
nimmt zwar die Bewölkung im Tagesverlauf zu, der Regen lässt zunächst aber noch
auf sich warten. Frühestens am Spätnachmittag fängt es zwischen Nordsee und
Emsland leicht an zu tröpfeln, vielleicht auch erst am Abend. Fakt ist, dass der
süd-südwestliche Wind insbesondere in der Nordwesthälfte mäßig bis frisch
auflebt mit Böen 7 Bft im nordwestdeutschen Tiefland, Böen 7-8 Bft im Bergland
inkl. Leelagen sowie im nordseenahen Binnenland und Sturmböen 9 Bft direkt an
der Nordsee (SH) und in exponierten Hochlagen (Brocken noch darüber). Bei guter
Durchmischung und T850 teils deutlich über 10°C wirdŽs recht mollig für Anfang
Oktober. 19 bis 24°C, im Breisgau mit Glück 25°C, an der See dafür nur 17°C ist
die Preisspanne der Tageshöchstwerte.
Modellvergleich und -einschätzung
Es ist alles gesagt.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann