SXEU31 DWAV 301800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 30.09.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Am Samstag in tiefen Lagen exponiert oder bei Gewittern stürmische Böen, im
Bergland stürmische Böen und exponiert teils schwere Sturmböen, auf dem Brocken
und im Hochschwarzwald orkanartige Böen.
Am Sonntag im Alpenraum und im Schwarzwald, eventuell auch in der Pfalz
Dauerregen. An der Küste exponiert stürmische Böen, auf den Bergen teils schwere
Sturmböen.
Am Montag aufkommender Hochdruckeinfluss und Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC

Aktuell … Ein Höhentrog hat den Osten erreicht und schwenkt in der Nacht unter
Abschwächung ostwärts. Gleichzeitig schwenkt ein Höhenkeil ebenfalls unter
Abflachung über uns hinweg vom westlichen Deutschland nach Westpolen. Somit
gelangen wir auf die Vorderseite eines neuen Langwellentrogs über dem
Nordostatlantik, in den ein neues und hochreichendes Islandtief (WALBURGA)
eingelagert ist. Vorderseitig setzt bereits im Bereich des Keils
Warmluftadvektion ein, die morgens den Osten erreicht. Die Ausläufer des Tiefs
erfassen in der zweiten Nachthälfte den Westen und Nordwesten mit Regen. Bis zum
Morgen erreichen die Niederschläge bereits eine Linie West-Mecklenburg –
Oberrheingraben. Die Niederschlagsmengen liegen meist zwischen 1 und 9 l/qm, in
Weststaulagen von Eifel und Rothaargebirge sowie im Raum Sylt auch 10 bis 15
l/qm in 12 Stunden.
Mit Ankunft des Frontensystems nimmt auch der Gradient deutlich zu,
sodass der Wind vor allem im Vorfeld der Front auffrischt mit steifen Böen Bft 7
in der Westhälfte. Im Bergland gibt es stürmische Böen Bft 8 oder Sturmböen Bft
9, auf den höchsten Gipfeln schwere Sturmböen Bft 10 oder sogar orkanartige Böen
Bft 11 (Brocken).
Präfrontal bleibt es von Vorpommern sowie Ostmecklenburg bis nach Bayern und
Württemberg noch trocken bei aber langsam sich verdichtender Bewölkung. Dort, wo
es noch länger klar ist, also in Südostbayern, kann sich Nebel bilden. Die
Temperaturen gehen auf 11 bis 7 Grad unter den Wolken und auf 8
bis 1 Grad sonst zurück.

Samstag … überquert der Trog unter Abschwächung Deutschland ostwärts und
dahinter gibt es eine recht glatte Westnordwestströmung. Das
okkludierende Frontensystem des Islandtiefs (WALBURGA), das an der Okklusion
einen Ableger über Südskandinavien bekommt, erreicht am Nachmittag Polen, wird
aber gegen Abend durch Wellenbildung südwestlich von Irland über Süddeutschland
bereits rückläufig und kommt ins Schleifen.
Die frontalen Niederschläge greifen bereits bis Mittag fast vollständig auf den
Osten und Südosten über. Nachfolgend erfolgt im Westen und Norden postfrontal
der Übergang zu Schauern und Gewittern. Es baut sich nämlich hinter der Front
immerhin ML-Cape zwischen 80 und 200 J/Kg auf bei mäßiger, in den nördlichen
Mittelgebirgen auch stärkerer Scherung.
Die Niederschlagsmengen liegen deutschlandweit in der Fläche meist
zwischen 2 und 10, in Staulagen vereinzelt um 15 l/qm in 12 Stunden.
Im Norden zeigt ICON-D2-EPS am Nachmittag geringe Starkregenwahrscheinlichkeiten
von mehr als 20 l/qm in 6 Stunden. Hier können also mehrere Schauer und Gewitter
für Starkregen sorgen.
Im Süden bestehen vor allem im Schwarzwald, im Kraichgau und im Alpenraum
erhöhte 36stg. bis 48stg. Dauerregenwahrscheinlichkeiten.
Bei den Schauern und Gewittern spielt zudem der Wind eine Rolle.
Allein vom Gradienten her weht er bis in tiefe Lagen in Böen schon
zum Teil stark (Bft 7). Im Bergland oberhalb 400 bis 600 m muss öfter mal mit
8er Böen gerechnet werden und auf exponierten Bergen können 9er und 10er Böen
auftreten (auf dem Brocken Böen Bft 11). Bei Schauern
und Gewittern sind damit stürmische Böen Bft 8 bis ins Tiefland
denkbar. Etwas geringer ist die Windentwicklung ganz im Osten von Ostbrandenburg
bis nach Ostsachsen.
Aus Südwesten strömt zwar mildere Luft mit T850 hPa von 3 bis 8 Grad, jedoch
sorgen Regen- und Schauerwolken eher für etwas niedrigere Höchstwerte, vor allem
im Osten und in Teilen des Südens: Hier sorgt der Regen am Nachmittag für
Höchstwerte um 14 Grad (statt 17 bis 18 Grad heute). Ansonsten werden 15 bis 17
Grad, im Rheinland örtlich 18 Grad erwartet.
In der Nacht zum Sonntag zieht die oben erwähnte Frontalwelle südwestlich von
Irland zum Ärmelkanal (ICON). Es fallen aber bereits erste Modellunterschiede
auf: Die externen Modelle berechnen den Kern der Welle um 06 UTC südlich von
Irland. Ihre Warmfront greift von Frankreich her auf den Südwesten über. So
verstärken sich die Regenfälle im Südwesten und im Süden wieder, vor allem im
Alpenraum. So werden 12stg Regenmengen zwischen 3 und 10 l/qm, in den
Weststaulagen auch 10 bis 20 l/qm, vereinzelt auch mehr Regen. Dabei kann man
die Westpfalz, den Schwarzwald und den Alpenraum nennen. In der Nordhälfte
Deutschlands lassen Schauer tagesgangbedingt nach, im Küstenbereich müssen
allerdings weitere konvektive Regenfälle, teils mit Blitz und Donner,
einkalkuliert werden.
An der Küste sind weitere 7er Böen möglich und bei Gewittern kann es stürmische
Böen geben.

Sonntag … überquert die Welle nach ICON Süddeutschland unter Abschwächung bis
zum Abend ostwärts. Dabei würde es vor allem in einem Streifen von der Südpfalz
bis nach Südbayern sowie im Stau des Schwarzwaldes kräftig und teils längere
Zeit regnen (bis zu 25 l/m², lokal mehr innerhalb von 12 Stunden).
Aufgleitbewölkung und schwächerer Regen würden bis in die Mitte ausgreifen.
Zudem würde der Wind südlich der Warmfront etwa südlich der Alb merklich
auffrischen, im Alpenvorland gar stürmisch (Leitplankeneffekt).
Da die Welle aber so oder so flach ausgebildet ist, fallen auch die Unterschiede
der Lage des Scheitels nicht besonders bei der Regenentwicklung ins Gewicht. Die
nördlichste Ausdehnung des kräftigen Regens hat ICON (bis zum Odenwald), die
südlichste Lage hat GFS (Alpenraum). 36stg. ergeben sich bis 18 UTC im
Alpenraum, im Schwarzwald und in der Südpfalz (ICON) Dauerregenmengen über 40
l/qm.

Im großen Rest des Landes stellt sich unter einer lebhaften, zyklonal
konturierten west-nordwestlichen Höhenströmung wechselhaftes und windiges Wetter
mit einzelnen Schauern ein. Für Gewitter wird es wohl nicht merh reichen, da
sich eine Sperrschicht bei 650 hPa einstellt.
Die Höchsttemperatur liegt meist zwischen 14 und 18°C, bei Dauerregen nur eher
darunter. Sollte der äußerste Südwesten (Hochrhein, südlicher Oberrhein)
tatsächlich in den Warmsektor der Welle gelangen und es sogar mal auflockert,
sind lokal Werte um 20°C möglich.

In der Nacht zum Montag zieht die Welle unter Auflösung ostwärts ab. Damit lösen
sich die Modellunterschiede wieder weitgehend auf, denn auf der Westflanke des
nach Osteuropa wandernden Langwellentroges liegt Deutschland vorderseitig eines
zur westlichen Nordsee schwenkenden Höhenkeiles in einer nordwestlichen
Höhenströmung, die anfangs noch leicht zyklonal konturiert ist. Da auch die
Bodenströmung voll auf Nordwest dreht, entwickelt sich in den Alpen eine
Staulage. Dabei werden nochmals Regenmengen zwischen 10 und 20, exponiert knapp
über 25 l/qm innerhalb von 12 Stunden berechnet. Eine Dauerregenwarnung könnte
also bis Montagfrüh andauern (36- bis 42stündig).
Sonst lockert sich die Bewölkung im Bereich des nach Benelux wandernden Hochs
auf, teils klart es auf. So können die Temperaturen auf 8 bis 3 Grad absinken,
an der See gibt’s Werte um 11 Grad.
An der Küste treten noch steife, exponiert stürmische Böen auf.

Montag … wandert der Höhenkeil unter Verstärkung zur mittleren Nordsee und
nach Südnorwegen und das Bodenhochdruckgebiet bewegt sich nach
Südwestdeutschland. Unter seinem Einfluss nehmen die Sonnigen Abschnitte vor
allem im Westen, Südwesten und im äußersten Norden zu. Sonst entwickeln sich
auch mal stärkere Quellwolken und einzelne Schauer können noch im Osten und im
Alpenraum fallen.
Die Temperatur ändert sich nicht viel, meist werden 14 bis 18 Grad erreicht, am
Oberrhein vielleicht auch 19 Grad oder mit etwas Glück auch 20 Grad.
Im Nordosten ist der Gradient anfangs noch gut ausgeprägt, so dass es an der
Ostsee noch 7er Böen, exponiert anfangs auch noch stürmische Böen geben kann.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modellunterschiede bezüglich der Frontalwelle am Sonntag wurden oben
angesprochen. Am Montag werden die Modelldifferenzen angesichts des aufkommenden
Hochdruckeinflusses wieder geringer.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden