S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 30.09.2022 um 10.30 UTC

Zunächst Übergang zu Trogvorderseite mit deutlicher Erwärmung zur Mitte der
Woche, nachfolgend antizyklonale Westlage

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 07.10.2022

Am Montag wölbt sich zwischen einem Atlantiktrog und einem Trog über Osteuropa
ein Keil über Westeuropa auf. Das korrespondierende Bodenhoch weitet seinen
Einfluss auf große Teile Deutschlands aus. In einer nordwestlichen Strömung ist
maritime Subpolarluft nach Deutschlands eingeflossen, die sich von Westen her
allmählich erwärmt. Der Nordosten wird dabei noch von einem Tief über Osteuropa
beeinflusst. Dort gibt es Schauer. Über dem Süden Deutschlands liegen die Reste
einer sich auflösenden Front, die vorwiegend an den Alpen noch etwas Regen
bringt. Ansonsten lockert die Wolkendecke auf.

Am Dienstag rückt der atlantische Langwellentrog unter Amplifizierung Richtung
Großbritannien vor. Dadurch meridionalisiert die Wetterlage über Mitteleuropa
weiter, wodurch die Keilachse den Westen Deutschlands erreicht. Im Osten hält
sich noch die fechte Nordseeluft und sorgt für viele Wolken, selten Schauer.
Ansonsten setzt sich von Westen her das Absinken unter Hochdruckeinfluss durch.
Nach Nebelauflösung wird es locker bewölkt oder sonnig.

Am Mittwoch rückt der atlantische Langwellentrog näher, kommt aber in seinem
Nordteil schneller voran, als im Süden. Dort wird er durch eine
Teiltiefentwicklung über Großbritannien und über der Nordsee etwas
zurückgehalten. Während die Keilachse südostwärts kippt und gegen 12 UTC sich
von der Schweiz über Bayern nach Tschechien und Polen erstreckt, gelangt
Deutschland in einer straffer werdenden südöstlichen Bodenströmung wodurch von
Westen her starke Warmluftadvektion einsetzt. Auf den Nordwesten greifen im
Tagesverlauf die Wolken und der leichte Regen einer flach hereinkommenden
Kaltfront über, die vom Teiltief ausgeht. Dieses verlagert sich bis zum Abend
nach Südschweden. Ansonsten sollte sich der Nebel wegen des starken Gradienten
relativ schnell auflösen und es wird abgesehen von der aufziehenden
Cirrusbewölkung meist sonnig.

Bis Donnerstag kommt die Front bis in die Mitte voran. Sie richtet sich
strömungsparallel in West-Ost-Richtung aus, beginnt über der Mitte Deutschlands
zu schleifen und sich aufzulösen. Die Strömung ist unterdessen zonalisiert. Die
Wetterlage hat sich auf eine antizyklonale Westwetterlage umgestellt. Während
der Norden unter schwachen Tiefdruckeinfluss liegt, dominiert im Süden eine
langgestreckte Hochdruckzone, die vom Atlantik über Italien und die Alpen bis
Osteuropa reicht.

Am Freitag amplifiziert sich der westliche Teiltrog über Großbritannien, wodurch
die Westdrift etwas zu mäandrieren beginnt und wir etwas mehr auf die
Trogvorderseite gelangen.

Im weiteren Verlauf baut sich über dem Atlantik ein neues Hoch auf, dadurch
entwickelt sich der Trog stromabwärts und Greift im Laufe des Wochenendes auf
Deutschland über.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Im Wesentlichen gibt es keine größeren Änderungen zu den Vorläufen. Die
Intensität der Austrogung in der erweiterten Mittelfrist und der Frontdurchgang
am Mittwochabend bzw. am Donnerstag wurde von den einzelnen Läufen
unterschiedlich bewertet.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch andere Globalmodelle simulieren im Wesentlichen dieselbe Entwicklung. GFS
lässt die Front erst im Laufe des Donenrstags deutlich später durchgehen. Dann
aber deutlich abgeschwächt mit kaum noch Wetteraktivität. ICON rechnet die Front
etwas schneller und lässt sie am Donnerstag am Alpenrand schleifen. Anschließend
soll bereits am Freitag ein Trog von der Nordsee übergreifen, wobei ein
schwaches Sturmtief vom Ärmelkanal über den Nordwesten Deutschlands zieht. GFS
berechnet den Trog zunächst auch etwas flacher, bleibt aber bei der nördlichen
Westlage. Erst zu Beginn der neuen Woche soll der Trog sich über Mitteleuropa
amplifizieren.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die IFS-ENS zeigen alle den Temperaturanstieg zur Wochenmitte. Ab Mittwoch
streuen die Ensembles vermehrt bezüglich des genauen Zeitpunktes des
Kaltfrontdurchgangs. Ab Freitag nehmen die Unsicherheiten weiter zu. Jedoch
lässt sich ein Abkühlungstrend mit gleichzeitig zurückgehenden Geopotenzial
deutlich erkennen. Damit einher gehen wieder vermehrt Niederschlagssignale.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Erwärmung durch die Vorderseite am
Mittwoch als relativ sicher gilt. Unsicher ist der genaue Zeitpunkt des
Kaltfrontdurchgangs und wie weit die Front nach Süden vorankommt. Die
ICON-Variante mit dem schwachen Sturmtief am Freitag ist unwahrscheinlich,
einerseits wegen der bekannten Schwächen bei Westlagen, andererseits wird diese
Lösung von den Ensmebles auch nicht gestützt. Darüber hinaus scheint ab dem
Wochenende die langsame Entwicklung einer Austrogung Richtung (nördliches)
Mitteleuropa als die wahrscheinlichste Variante. Nur ein Cluster mit 6 Membern
lässt den Trog über dem Atlantik bzw. Westeuropa abtropfen und zeigt eine
Regeneration des Rückens über Mitteleuropa. Fraglich bleibt die Ausprägung der
Troglage. Ob nur ein Kurzwellentrog den Norden streift, oder ob ein ausgeprägter
Trog zu Beginn der übernächsten Woche wieder kühles Schauerwetter bringt, ist
noch äußerst unsicher.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Abgesehen von einzelnen stürmischen Böen an der Nordsee und im höheren Bergland,
hat die Lage kein potenzial für signifikante Wettererscheinungen. Das schwache
Sturmtief, das ICON nächsten Freitag berechnet, gilt als unwahrscheinlich.

Basis für Mittelfristvorhersage
ICON/MOSMIX, ab Mittwoch IFS/MOSMIX und

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold