S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 29.09.2022 um 10.30 UTC

Am Wochenende teils markante Niederschläge und windig, im Verlauf der kommenden
Woche Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 06.10.2022

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums befindet sich Mitteleuropa respektive
Deutschland in einer stark zonal orientierten Druckverteilung. Die Frontalzone
liegt mit einem gut ausgeprägten Jetstream über Deutschland, wobei diese
deutlich wellt. Die Welle, deren Scheitel in der Nacht noch über der Deutschen
Bucht liegt, zieht bis zum Nachmittag rasch nach Polen. Bereits an dieser Stelle
soll aber betont werden, dass die genaue Zugbahn der Welle noch mit größeren
Unsicherheiten behaftet ist, was die Vorhersage bereits zum Beginn der
Mittelfrist schwierig gestaltet. Unstrittig ist, dass mit Durchzug der Welle von
Westen her kräftige skalige Niederschläge auf den Westen übergreifen und sich
rasch ost(süd)ostwärts verlagern. Ob die Welle aber über die nördliche Mitte
oder gar über den Süden Deutschlands zieht, muss noch abgewartet werden. Auf der
Südseite der Welle weht ein strammer Westwind mit starken bis stürmischen Böen,
aber auch im Norden wird es windig.

In der Nacht zum und am Montag wölbt sich über Westeuropa ein Rücken auf und die
Niederschläge der wellenden Front ziehen sich an die Alpen zurück und im Verlauf
des Tages über die Alpen ab. Das zum Rücken korrespondierende Bodenhoch dehnt
sich von den Azoren bis zur norwegischen See und Süddeutschland aus, sodass im
Tagesverlauf von Südwesten her eine Wetterbesserung einsetzt. Allerdings bleiben
über dem Nordosten die Isohypsen weiterhin zyklonal konturiert (Rückseite des
Trogs über Nordosteuropa), weshalb v.a. dort im Tagesverlauf mit windigem
Schauerwetter zu rechnen ist. Mit 15 Grad bleibt es im Nordosten auch am
kühlsten, während am Oberrhein knapp 20 Grad erreicht werden.

Am Dienstag trogt der Trog über Osteuropa weiter aus, gleichzeitig kommt aber
auch der Rücken über Westeuropa ostwärts voran. Das Bodenhoch teilt sich in zwei
Teile, wobei der südwestliche Teil über den Azoren verbleibt und sich der
nordöstliche Teil bis zur Mittagszeit nach Deutschland verlagert. Letzterer ist
für uns wetterbestimmend und sorgt vor allem in der Südwesthäfte Deutschlands
für goldenes Oktoberwetter. In den Flussniederungen muss die Sonne allerdings
erst die Frühnebelfelder wegheizen. Im Osten und Nordosten macht sich noch die
Nähe zum osteuropäischen Trog bemerkbar, weshalb es dort erneut zu Schauern
kommen kann, der Wind ist aber auch dort kein Thema mehr. An den Temperaturen
ändert sich indes wenig.

Am Mittwoch schwenkt die Achse des Rückens über Deutschland hinweg und das
Bodenhoch verlagert sich nach Südosteuropa. Ausgehend von einem Langwellentrog
über dem Nordatlantik bildet sich an dessen Vorderseite ein Kurzwellentrog, der
sich im Laufe des Tages zur Nordsee und weiter nach Südskandinavien verlagert.
Auch am Boden entsteht ein Randtief, dessen Frontensystem im Laufe des Tages mit
Wolkenfeldern und nachfolgend auch Niederschlägen auf den Nordwesten übergreift.
Im Rest des Landes scheint nach teils zäher Nebelauflösung nochmals vielfach die
Sonne, wenngleich Cirrostratus den Himmel etwas milchig erscheinen lässt.

Am Donnerstag bleibt der Süden unter Hochdruckeinfluss, weshalb das ruhige
Herbstwetter dort in die Verlängerung geht. Über der nördlichen Mitte kommt die
zum Tief über Skandinavien gehörige Front ins Schleifen, wobei sich die
Niederschläge über Deutschland abschwächen und v.a. kompakte Wolkenfelder
zurückbleiben.

In der erweiterten Mittelfrist schwenken über den Norden und die Mitte immer
wieder Störungen oder Randtröge hinweg und gestalten dort das Wetter (leicht)
unbeständig, während der Süden vom andauernden Hochdruckeinfluss profitiert.
Niederschläge bleiben dort also eher die Ausnahme.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die großräumigen Strömungsverhaltnisse werden zwar recht konsistent simuliert,
gerade bei den signifikanten Wettererscheinungen kommt es aber bekanntlich ja
oft auf die kleinräumigen Strömungsmuster an und da zeigen sich schon am Sonntag
relevante Unterschiede. Während die Welle laut des gestrigen 00UTC-Laufs bereits
in der Nacht zum Sonntag über Deutschland ziehen sollte, mit einem Bodentrog
bereits am Sonntagmorgen über Tschechien, wird im gestrigen 12UTC- und heutigen
00UTC-Lauf eine andere Variante bevorzugt. Demnach formiert sich
Sonntagvormittag über der Biskaya ein scharfer Bodentrog, an dessen Vorderseite
sich die Welle befindet und daher deutlich zeitverzögert erst am Sonntag im
Tagesverlauf von West nach Ost über die Mitte Deutschlands hinwegzieht. In der
Nacht zum Sonntag schleift der kalte Anteil der Welle dann an den Alpen. Der
markante Kurzwellentrog, der laut dem gestrigen 00UTC-Lauf über der Nordosthäfte
lag und teils stürmisches Schauerwetter mit einzelnen Gewittern auslösen sollte,
ist in den nachfolgenden Läufen nicht mehr erkennbar. Schauer gibt es zwar
weiterhin, Sturmböen und Gewitter stehen aber nicht mehr auf dem Programm. Den
nachfolgenden Rücken am Dienstag und Mittwoch zeigen zwar alle Läufe, allerdings
schwenkt dessen Achse schneller über Deutschland hinweg als das gestern in den
Simulationen noch der Fall war.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Unsicherheiten bezüglich der Zugbahn und Ausprägung der Welle am Sonntag
sind noch groß. ICON favorisiert im 00UTC-Lauf eine wesentlich flachere Welle
als IFS, sodass das Niederschlagsgebiet über den Süden Deutschlands hinwegzieht.
Die Mitte wäre von den Niederschlägen demnach nicht mehr betroffen und auch Wind
wäre im Süden kein Thema mehr. Der gerade eintrudelnde 06UTC-Lauf setzt die
Welle aber wieder etwas weiter nördlich an und nähert sich somit dem 00UTC-Lauf
des IFS wieder an, weshalb der 00UTC-Lauf des ICON eher als Außenseiterlösung
angesehen werden kann. GFS lässt hingegen aus dem Bodentrog auf der Rückseite
der Welle am Sonntag über dem Süden Englands ein kräftiges abgeschlossenes Tief
entstehen, das im Lauf des Tages unter allmählicher Auffüllung über die Nordsee
nach BeNeLux zieht. Daher greift das Niederschlagsband noch weiter nördlich als
bei IFS auf Deutschland über und zieht im Verlauf ostsüdostwärts über die
(nördliche) Mitte hinweg. Der nachfolgende Rücken ist bei ICON und GFS etwas
progressiver, sodass es am Montag im Norden und Osten v.a. nach IFS noch zu
einer regen Schauertätigkeit kommt, während in den anderen Modellen die
Schauertätigkeit deutlich gedämpft ist. Inwiefern über dem Norden ab Wochenmitte
vermehrt Störungen hinwegziehen bleibt noch abzuwarten.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen stützen die Vorhersage des Hauptlaufs. Bei einem vergleichsweise
geringen Spread steigt das Geopotential an, was mit dem sich nähernden Rücken
zusammenhängt. Am Wochenende schlagen vor allem in der Mitte und im Süden (z.B.
Frankfurt, München) die Niederschlagssignale deutlich aus (bei München auch bis
in den Montag hinein), während die Ausschläge im Norden (z.B. Hamburg) deutlich
geringer ausfallen. Die Welle wird also wahrscheinlich über die Mitte oder
südliche Mitte durchziehen und nachfolgend am Alpenrand noch etwas schleifen. In
der kommenden Woche werden in der Mitte und im Süden kaum noch Niederschläge
angeboten, was den Hochdruckeinfluss und das ruhige Herbstwetter untermauern. Im
Norden hingegen gibt es einige Ausschläge, was an den erwähnten Störungen und
Randtrögen liegt, die mitunter über den Norden hinwegschwenken und dort für
leicht unbeständiges Wetter sorgen.

Bei den Clusteranalysen werden im Zeitraum t120h-168h 5 Cluster angeboten, die
durchaus etliche Unterschiede aufweisen, deren detaillierte Beschreibung hier zu
weit führen würde. Man kann daher konstatieren, dass die Vorhersage noch mit
Unsicherheiten behaftet ist. Unklar ist v.a., wie stark der Süden noch vom
schwachen Hochdruckeinfluss profitiert bzw. wie stark der Norden bereits von
zyklonalen Mustern beeinflusst wird.

Auch in der erweiterten Mittelfrist (t192h-240h) ist noch alles offen. Es gibt
weder klare Anzeichen für goldenes Oktoberwetter noch für sehr unbeständiges
Westlagenwetter, sodass noch abzuwarten ist, wohin beim Wetter die Reise geht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Wochenende hängen die signifikanten Wettererscheinungen maßgeblich von der
Zugbahn der Welle ab. Mit Durchzug der Welle kann es vor allem in den
Weststaulagen der westlichen, zentralen und/oder südwestlichen Mittelgebirge zu
warnwürdigen Regenmengen innerhalb von 12 Stunden kommen, nachfolgend auch an
den Alpen, dort staubedingt auch bis zu 24 Stunden anhaltend (wobei bei den
erwähnten Zeiträumen der Samstag nicht mit berücksichtigt wurde).

Südlich der Welle frischt der Wind stark bis stürmisch auf. Sollte sich hingegen
die südliche Zugbahn von ICON durchsetzen, wäre im Flachland Wind kein Thema
mehr und nur die Kammlagen mit schweren Sturmböen betroffen. Nördlich der Welle
wird es v.a. in Küstennähe windig.

Zu Beginn der kommenden Woche herrscht noch im Norden und Osten windiges
Schauerwetter mit stürmischen Böen vor allem an der Küste und nur vereinzelt bei
Schauern im Binnenland.

Nachfolgend setzt sich ruhiges Hochdruckwetter durch und es gibt keine
signifikanten Wettererscheinungen mehr.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel