S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 17.09.2022 um 10.30 UTC

Von Westen her setzt sich in der kommenden Woche vorübergehend Hochdruckeinfluss
durch, bevor zum Wochenende ein Tief über dem Nordatlantik die Wetterregie
übernimmt.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 24.09.2022

Zu Beginn der Mittelfrist am Dienstag setzt sich am Boden von Westen her langsam
Hochdruckeinfluss durch, während wir in der Höhe noch unter dem Einfluss des
Troges stehen. Im Zustrom kühler Luftmassen aus Norden liegt die Temperatur in
850 hPa zwischen 1 und 3 Grad. Dabei gibt es vor allem in der Osthälfte weitere
Schauer, vereinzelt im Osten auch noch Gewitter. An den Alpen regnet es mitunter
längere Zeit. In den Hochlagen der Ostalpen fällt Schnee.

Mit Ausweiten eines Keils von Westen her und weiterem Rückzug des Troges nach
Osten trocknet es am Mittwoch weitgehend ab. Mit zunehmenden Sonnenanteilen
erwärmt sich die Luft tagsüber auf 14 bis 18 Grad, auch wenn in 850 hPa noch
keine großen Temperatursprünge erkennbar sind.

Am Donnerstag liegen wir auf der Keilvorderseite, am Boden herrscht verbreitet
hoher Luftdruck, wobei sich das Zentrum Richtung Polen/Ostsee verlagert, aus
Südwesten strömt mildere Luft ein (+5 Grad in 850 hPa). Kurzum: passables
Spätsommer- oder Frühherbstwetter mit viel Sonne, mäßigem süd-südöstlichem Wind
und nahe 20 Grad.

Am Freitag verschiebt sich die Keilachse ostwärts und liegt gegen Mittag
wahrscheinlich über Polen und Tschechien. Damit gelangen wir zunehmend auf die
Vorderseite eines Langwellentroges, ausgehend vom Nordatlantik und in den
Einflussbereich einer Frontalzone. Es strömt weiterhin relativ milde Luft ein,
allerdings sorgt der Hebungsantrieb für dichte Wolken und etwas Regen im Norden
und Westen. Im Osten und Süden ist es wahrscheinlich noch meist trocken bei mehr
Sonne als Wolken.

Am Wochenende liegt Deutschland im Bereich des Troges. Aus Nordwesten strömt
wieder kühlere Luft ein und es wird unbeständig. Voraussichtlich in der zweiten
Tageshälfte des Sonntags verlässt uns der Trog ostwärts und mit einem kleinen
Keil beruhigt sich das Wetter vorübergehend. In der erweiterten Mittelfrist
steht ein Tief bei den Britischen Inseln bereit, sich ostwärts zu verlagern.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle IFS-Lauf stimmt zu Beginn der Mittelfrist im Wesentlichen mit
seinen Vorgängern überein. Von Westen setzt sich zur Wochenmitte
Hochdruckeinfluss durch, aus Südwesten strömt mildere Luft ein. Zum Ende der
Woche rückt ein Tief über dem Nordatlantik näher, zugehörige Fronten und Tröge
beschäftigen uns am kommenden Wochenende. Hier gibt es noch größere
Unsicherheiten beim Timing, der aktuelle IFS-Lauf lässt eine erste Front
schneller übergreifen, rechnet dafür den Haupttrog deutlich stärker mit weiterem
Ausgreifen nach Süden.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Übereinstimmung zwischen den Modellen ist zu Beginn hoch. Abweichungen gibt
es nur bezüglich des Troges und eingelagerter Höhentiefs über Osteuropa, die
eventuell Einfluss auf die Reduktion von Bewölkung und Niederschlag zur
Wochenmitte im Osten und Südosten der Bundesrepublik haben. Hier liefert der
aktuelle IFS-Lauf einen Mittelweg zwischen ICON (schnell trocken) und GFS
(längerer Zustrom feuchter Luft aus Norden). Ein Durchgreifen des
Hochdruckeinfluss von Westen her scheint gesichert.
Auch das vom Nordatlantik näherkommende Tief zum Ende der Woche ist in den
Modellen drin, die weitere Entwicklung am kommenden Wochenende verläuft jedoch
vollkommen unterschiedlich.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Cluster starten in Zeitschritt 1 mit 5 Lösungen, alle wechseln von
atlantischem Rücken zu blockierendem Hoch und bieten für Deutschland nur wenig
Unterschiede. Ähnlich sieht es im zweiten Zeitschritt (+120 bis +168h) aus: Kaum
Unterschiede für Deutschland/Mitteleuropa in den 4 Clustern, alle mit
blockierender Lage. Hingegen bietet der dritte Zeitschritt ein wahres Potpourri
der Wetterlagen. In insgesamt 6 Clustern ist alles vertreten. Das zeigt, dass
das kommende Wochenende noch lange nicht sicher ist. Jede Lösung jedes Modells
scheint genauso wahrscheinlich.

Die Unsicherheit am nächsten Wochenende spiegelt sich auch in den Rauchfahnen
wieder. Bis Freitag ist der Spread gering, die Lösungen nah beieinander.
Anschließend wird es so diffus, dass eine Mehrheit schwer zu finden ist.
Auffällig ist, dass sich sowohl Haupt- als auch Kontrolllauf des IFS am unteren
Rand der Ensembles befinden. Die Ensembles des GFS haben ein ähnliches
Erscheinungsbild, allerdings erst nach dem kommenden Wochenende. Bis dahin
erscheint der Spread gering, der Hauptlauf schön eingebettet in der Mehrheit.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die (zu) kühle Witterung zu Beginn der Mittelfrist wird auch vom EFI erfasst,
sonst lassen sich aber keine Signale für „ungewöhnliches“ Wetter finden.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn