S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 13.09.2022 um 10.30 UTC

Zyklonale Nordwest- bis Nordlage. Kühl und wiederholt Schauer.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 20.09.2022

Am Freitag liegt Deutschland an der Südflanke eines Langwellentroges, der von
Skandinavien aus weiter nach Osten schwenkt. Vor einem markanten Troganteil, der
über die Nordsee nach Südosten vorankommt, dreht die Höhenströmung vorübergehend
etwas nach Südwesten zurück. Bodennah strömt aus Nordwesten, hinter der
Kaltfront des Zentraltiefs bei Finnland, kühle und feuchte Meeresluft heran, in
der durch den Trog Schauer und vereinzelt kurze Gewitter ausgelöst werden. Nach
Osten hin sind die Schauer seltener und die Chancen auf Aufheiterungen größer.
Vor allem im Norden weht lebhafter West- bis Nordwestwind.
Am Samstag führt die Passage des kurzwelligen Troges dazu, dass sich der
Haupttrog nach Osten verschiebt und die lebhafte Strömung gesamttroposphärisch
auf Nordwest dreht. In der labilen Kaltluft kommt es zu Schauern und einzelnen
kurzen Gewittern. In der Nordosthälfte weht kräftiger West- bis Nordwestwind mit
einzelnen stürmischen Böen oder Sturmböen an der Küste und exponiert im
Bergland. Die Temperaturen liegen tagsüber um 15°C.
Am Sonntag folgt über die Nordsee und Südskandinavien ein weiterer markanter
Troganteil, der mit einer Zyklogenese über der Ostsee verbunden ist. Die Zufuhr
der feuchtkühlen Luft setzt sich fort und bei 0 bis 5 °C in 850 hPa liegen die
Maxima bei ca. 15°C.
Von Nordwesten her breiten sich damit erneut Regenfälle über Mitteleuropa und
Deutschland nach Südosten aus, die im weiteren Verlauf wieder konvektiver werden
und mit kurzen Gewittern einhergehen. Dazu frischt der West- bis Nordwestwind
auf mit steifen, vereinzelt stürmischen Böen und mit einzelnen Sturmböen an der
See und im höheren Bergland.
Am Montag verschiebt sich die Haupttrogachse etwas nach Osten, wobei hinter dem
Kurzwellentrog die Höhenströmung vor dem Höhenkeil über GB fast nach Nord dreht.
Dazu verlagert sich das blockierende Hochdruckgebiet vom Seegebiet zwischen
Irland und Island nach Süden und erreicht mit Schwerpunkt in etwa die Irische
See. Für uns bedeutet das weiter wechselhaftes, teils windiges und kühles Wetter
unter der Ägide des Troges.
Am Dienstag verschiebt sich das ganze Strömungsmuster langsam nach Osten und der
Rücken greift auf die Nordsee über, während sich ausgehend vom Hochdruckgebiet
über Frankreich zögernd ein Keil in den Südwesten vorschiebt. Weite Landesteil
sehen aber einen weiteren kühlen Tag unter dem Einfluss des Troges und
feuchtkühler Meeresluft, die nur langsam nach Osten abgedrängt wird. Es kommt
nach wie vor zu Schauern und vereinzelten kurzen Gewitter, der Wind könnte
allerdings schon etwas auf dem absteigenden Ast sein.
In der erweiterten Mittelfrist scheint sich das Hoch zunächst mal bei uns
durchzusetzen mit einer spürbaren Wetterberuhigung. Wie nachhaltig das ist,
bleibt abzuwarten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS Modells ist aktuell gut. Die Lösung des 00z Laufs ist
entsprechend brauchbar. Die kühle Nordwest- bis Nordlage wurde in den Vorläufen
unisono gebracht, mit nur kleinen Abweichungen. Timing und Phase der kurzen
Wellen bleiben natürlich einigermaßen unsicher. Zum Ende deutet sich eine
Wetterberuhigung an, aber auch deren Eintreffen wird immer wieder hin und her
geschoben.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen Globalmodelle zeigen keine echten Alternativen. Bis auf Unterschiede
in den kurzen Wellen ähneln sich die Lösungen und zeigen die gleiche
Großwetterlage in der Mittelfrist. Zum Ende, bzw. im Übergang zur erweiterten
Mittelfrist deuten alle Modelle die Wetterberuhigung an.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles lassen keine Zweifel an der kommenden Entwicklung aufkommen. Mit
wenig Spread folgen die Ensemblelösungen der des Hauptlaufs, auch die Passage
des Randtroges am Sonntag machen die Ensembles brav mit. Der Hauptniederschlag
fällt freilich kurzfristig, aber auch über den Mittelfristzeitraum gibt es
durchweg Niederschlagssignale auf niedrigem Temperaturniveau. Während sich das
Geopotential zum Ende schon wieder deutlich auf dem aufsteigenden Ast befindet,
folgt die T850 Kurve weniger markant und verzögert nach oben. Dann nehmen auch
die Unsicherheiten zu.

Aus Sicht der Cluster besteht bis +168h kein Diskussionsbedarf. Es wird in
beiden Zeiträumen ein Cluster gebildet, der die langsame Verlagerung des Troges
über Mitteleuropa nach Osten zeigt. GWL Typ ist dann übrigens „Atlantic ridge“.

In der erweiterten Mittelfrist geht das über zum Blocking. Neben den
überwiegenden antizyklonalen Lösungen, gibt es aber auch etliche, die zyklonale
Strukturen über Mitteleuropa zeigen. Die Unsicherheiten nehmen demnach rapide
zu.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI liefert Hinweise auf zeitweise auffrischenden West bis Nordwestwind mit
einzelnen stürmischen Böen an der See und im Bergland, auch Sturmböen sind nicht
ausgeschlossen. Landeinwärts und in tiefen Lagen fallen schon die Signale für
stürmische Böen sehr spärlich aus, hier sind eher steife Böen, vor allem Samstag
und Sonntag möglich.
Dazu gibt es vor allem an den Küsten und in Staulagen Hinweise auf wiederholte
und teils kräftige Schauer, die akkumuliert warnwürdige Regenmengen liefern
können.
Die kurzen Gewitter, die uns über die Mittelfrist begleiten, dürften eher durch
stürmische Böen oder Graupel glänzen, als durch sonderlich viel Regen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS und EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner