S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 10.09.2022 um 10.30 UTC

Anfangs noch warm bis sehr warm, zum kommenden Wochenende deutlicher
Temperaturrückgang. Dabei vor allem im Süden und in der Mitte teils kräftige
Schauer und Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 17.09.2022

Am Dienstag, zum Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, befindet sich
über Skandinavien ein markanter Höhentrog. Daran gekoppelt ist eine wellende
Kaltfront, die über der Mitte und dem Süden Deutschlands liegt. In diesem
Bereich kommt es im Tagesverlauf zu Regenfällen, lokal auch zu Gewittern.
Zusammen mit Ex-Danielle im Südwesten, dem Russlandhoch und einem Hoch über dem
Nordostatlantik ergibt sich ein Viererdruckfeld, so dass die nach Deutschland
eindringende Kaltfront, die bis zum Abend die nördliche Mitte erreicht, sich
frontogenetisch verstärkt. Am Abend werden über dem Norden Deutschlands 10°C in
850 hPa erwartet, über dem Süden 18°C. Allerdings sind die Hebungsantriebe
trotzdem schwach, so dass im Norden nur leichter Regen durchzieht, während es im
Süden zwar wolkig ist, aber warm. In der Nacht verstärkt sich der Keil wieder
und von Westen wird die WLA stärker, so dass sich über der Mitte der Regen
verstärkt, mitunter gibt es auch einzelne Gewitter.

Am Mittwoch flacht der Rücken schon wieder ab und wandert ostwärts, so dass sich
bei uns die westliche Höhenströmung verstärkt. Insgesamt richtet sich das
gesamte Geopotentialfeld zonaler aus. Die Tiefdruckzone Ex-Danielles weitet sich
bis zu uns aus und die regenbringende Front liegt weiter über der Mitte
Deutschlands. Zunehmend zeigt sich auch der tropische Ursprung Danielles mit
mächtig CAPE an der Front, so dass die Regenfälle im Tagesverlauf auch stark
konvektiv werden.

Am Donnerstag wird das nordostatlantische Hoch etwas stärker und die
Höhenströmung dreht nordwestlich unseres Landes auf Nordwest. Dies ist dem
Aufbau eines Rückens über dem nahen Atlantik geschuldet, der auf der Vorderseite
des nächsten Ex-Hurrikans Earl liegt. Da die bodennahen Winde auf Nordwest
drehen, kommt die Luftmassengrenze als Kaltfront mit weiteren konvektiven
Regenfällen in den Süden voran. Ganz im Norden geht in 850 hPa die Temperatur
auf 3°C zurück, im Süden auf etwa 13°C.
In der Nacht zum und am Freitag findet am Rande des Hochs, das sich jetzt
zwischen Island und Irland einnistet, massive Kaltluftzufuhr in den Raum
Nordmeer und Skandinavien statt. Damit sind massiver Geopotentialabbau und eine
Ausweitung eines Troges von Skandinavien nach Mitteleuropa verbunden. Die
Kaltfront bleibt an den Alpen hängen, eine weitere Kaltluftstaffel mit
Regenfällen erreicht am Nachmittag den Norden.

Am Samstag verlagert sich das Bodenhoch zu den Britischen Inseln. Über
Skandinavien und Mitteleuropa befindet sich ein markanter Höhentrog. In einer
nordwestlichen Höhenströmung wird Kaltluft vom Nordmeer und Skandinavien nach
Deutschland verfrachtet. Die 850 hPa-Temperaturen liegen zwischen 0 Grad im
Nordosten und 5 Grad im Südwesten. Dabei ist es wechselnd bis starkbewölkt mit
gelegentlichen Schauern bzw. leichten Regenfällen.
In der erweiterten Mittelfrist dehnt sich das Hoch von den britischen Inseln
zunehmend nach Mitteleuropa hin aus. Damit beruhigt sich das Wettergeschehen in
Deutschland zunehmend. Bei insgesamt eher kühlen Temperaturen. In den Nächsten
kann es in ungünstigen Lagen im Südosten des Landes schon die ersten Nachtfröste
geben.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS ist heute deutlich besser als an den Vortagen. Von daher
scheint die prognostizierte Abkühlung verbunden mit teils starken, lokal auch
gewittrigen Regenfällen als recht wahrscheinlich.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die vorliegenden Modelle, wie ICON, GFS, GEM sowie UKMO zeigen durchweg ähnliche
Entwicklungen, allerdings ist die genaue Lage von stärkeren Regenfällen noch
unsicher. In der erweiterten Mittelfrist zeigt GFS den Kaltlufteinbruch von
Norden her nicht ganz so weit nach Süden ausgreifend.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das IFS-EPS verteilt sich im Mittelfristzeitraum von Donnerstag, 00 UTC bis
Samstag, 00 UTC auf fünf Cluster. Dabei zeigen C1 (17 Mitglieder incl.
Kontrolllauf) und C3 (14 Mitglieder plus Hauptlauf) sehr ähnliche Entwicklungen,
die im Wesentlichen den Hauptlauf widerspiegeln. C2 (13 Mitglieder) zeigt
bereits zum Freitag das Hoch über dem Atlantik etwas weiter nordwärts
ausgreifend und im Gegenzug den Trog stärker zu uns ausweitend (stärkere
Nordwestströmung). C4 (magere 7 Mitglieder) ist dagegen noch auf der stärker
antizyklonalen und warmen Schiene, also ähnlich zu gestern. C5 ist mit 2
Mitgliedern noch weniger stark besetzt, ähnelt aber ganz stark dem ersten
Cluster.

In der erweiterten Mittelfrist (Sonntag bis Dienstag) gibt es nur drei Cluster.
C1 (mit 21 Mitgliedern, Haupt- und Kontrolllauf) spiegelt den starken
Trogvorstoß und die markante Abkühlung wider. Bei C2 (27 Mitglieder) zeigt sich
ebenso der Vorstoß des Troges, aber nicht ganz so intensiv, also eher wie bei
GFS.
C3 mit 13 Mitgliedern ähnelt dann wieder eher dem ersten Cluster.
Insgesamt ist das Signal aber überdeutlich, dass uns zum nächsten Wochenende
eine markante Abkühlung bevorsteht.

Die Rauchfahnen des IFS zeigen für den Norden (Beispiel Hamburg) in der Mitte
der Woche bei der Temperatur einige Unsicherheiten, wobei der Schwerpunkt des
Ensembles in 850 hPa von 10 auf 5°C fällt. Es gibt aber auch einzelne Ausreißer
bis 20°C. Nachfolgend ist die Kurvenschar der Temperatur etwas enger gebündelt,
wobei sich die Mehrheit der 0°C-Marke nähert. Auch beim Potential gibt es –
wenngleich mit großen Unsicherheiten – eine sehr starke Rückgangstendenz auf 540
gpdam beim Ensembleschwerpunkt. Es gibt immer wieder Niederschlagssignale, wenn
auch keine besonders starken.
Im Süden (Beispiel Augsburg) zeigt das gesamte Ensemble einen markanten
Temperaturanstieg auf etwa 17°C beim Ensemblemittel, dann geht es abwärts auf
etwa 1 bis 4°C am Sonntag. Die 0°C im Hauptlauf liegen am unteren Rand des
Ensembles. Auch beim Geopotential ist der Rückgang deutlich, wenn auch nicht so
stark wie in Hamburg. Die wiederholten Niederschlagssignale sind stärker als im
Norden.

Beim GFS zeigen die Rauchfahnen für Hamburg ebenso die Temperaturausreißer nach
oben in der Mitte der Woche, der Rückgang des Geopotentials und der Temperatur
fällt aber beim gesamten Ensemble etwas schwächer aus als bei IFS. Auch im Süden
zeigt GFS keinen so starken Rückgang der Temperatur und des Potentials.
Insbesondere in der Wochenmitte sind starke Niederschlagssignale zu finden

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Starkregen:
Ab Mittwoch zeigen sich beim IFS-EPS als auch bei ICON sowie bei UKMO zunächst
in der Mitte und im Süden sehr schwache Signale für mehr als 25 l/qm Regen
innert 12 Stunden, im weiteren Verlauf auch an der See.
Da die erwarteten Regenfälle gewittrig bzw. konvektiv durchsetzt sein dürften,
erscheinen regionale Starkregenfälle (vor allem mehrstündig) sehr wahrscheinlich
und auch unwetterartige Entwicklungen sind nicht ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MOS-MIX, MOS-IFS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer