#SXEU31 #DWAV S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Montag, den 05.09.2022 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 050800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 05.09.2022 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
SE a/z
Zunehmende Gewitterneigung, einzelne Unwetter, aber keine überregionale
Unwetterlage.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
Montag… liegen wir im Übergangsbereich von trockenwarmer Festlandsluft im
Nordosten zu feuchter und wärmerer Luft im Südwesten, wobei die Luftmassengrenze
aktuell von Sachsen zur Ems verläuft. Die trockene Luft gelangt mit einer
östlichen Strömung aus der Hochdruckzone über Skandinavien und Osteuropa zu uns,
während die feuchtwarme Luft auf der Vorderseite eines hochreichenden Tiefs bei
Irland mit südwestlicher Strömung zu uns gesteuert wird. Der überlagerte
Höhenkeil mit Achse über Deutschland verlagert sich kaum, er wird aber abgebaut;
u.a., weil kurze Wellen von Südwesten her in die Westflanke des Rückens
hineinlaufen.
Im Bodendruckfeld fällt im Tagesverlauf von Westen her der Druck und mit
Annäherung einer Tiefdruckrinne über Frankreich sickert in den Südwesten und
Westen wieder eine potenziell instabile Luftmasse, die aber teils noch recht
trocken ist, nur ganz im Südwesten und Süden steigen die PPW Werte auf 25 mm.
Mit der Einstrahlung können gebietsweise mehr als 500 J/kg ML-Cape generiert
werden. Ob es bis zum Abend irgendwo zur Auslöse reicht, bzw. ob von Südwesten
Gewitter von Frankreich, der Schweiz oder Benelux aufziehen, ist unklar. Am
ehesten könnte es im Schwarzwald, an den Alpen, vielleicht aber auch in der
Eifel klappen. Dann steht einmal mehr Starkregen im Fokus.
Auch in einem Streifen von Sachsen bis ins Emsland, wo die Luftmassengrenze,
aktuell als Warmfront zu finden ist, ist die Luft ebenfalls feuchter (PPW 30 mm,
spez. Feuchte in der Grenzschicht um 10 g/kg) und mit der Einstrahlung wird
etwas CAPE generiert, da mit Abschwächung des Rückens der Deckel gelockert wird
und die Temperatur in der mittleren Troposphäre etwas sinkt. Am ehesten über dem
Bergland und gestützt durch den konvergenten Bodenwind könnte es dort zu
einzelnen Schauern und Gewittern, ebenfalls vor allem mit Starkregen reichen.
Ansonsten scheint aber vielerorts die Sonne, am häufigsten im Südwesten und
Süden sowie ganz im Nordosten. Durch den ganz passablen Druckgradienten zwischen
Rinne und Hochdruckzone weht im Norden lebhafter Ostwind, mit einzelnen Bft 7 an
den Küsten bei auflandigem Wind.
Die Temperatur in 850 hPa steigt auf Werte zwischen 10 und 15°C, im Südwesten
bis 17°C. Nur ganz im Nordosten bleibt es bei 7 bis 10°C. Somit werden im Westen
und Südwesten die 30°C erreicht oder leicht überschritten, sonst gibt es nochmal
einen Sommertag bei 25 bis 29°C. Nur zwischen Schleswig-Holstein, Vorpommern bis
entlang der Oder werden die 25°C teilweise nicht geschafft.
In der Nacht zum Dienstag wird der der Höhenkeil weiter abgebaut, die Achse
bleibt aber stationär und bodennah
etabliert sich eine Bodentiefdruckrinne, die von England über Benelux bis nach
Süddeutschland reicht. Weitere kurze Wellen, gestützt durch schwache WLA lösen
Hebung aus mit der Folge, dass von Frankreich, Benelux Schauer und Gewitter auf
den Westen und Südwesten Deutschlands übergreifen. Bei MU CAPE teils über 1000
J/kg und mit aufkommender Scherung sind kräftige Gewitter nicht ausgeschlossen,
die „abgehoben“ mehr durch Starkregen und Hagel warntechnisch auffallen sollten.
Wo es genau trifft, bleibt fraglich, die meisten Modelle haben NRW und RLP im
Focus, aber auch Schwarzwald, Hochrhein bis Bodensee wären eine Option (ICON D2
EPS). Auch die Schauer und Gewitter an der Konvergenz im Norden und Osten lassen
nur zögernd nach.
Im Osten, Norden, Großteils über der Mitte bleibt es bei wechselnder Bewölkung
trocken und der Ost- bis Südostwind weht über der See frisch, exponiert an der
Küste in Böen steif oder sogar stürmisch und sonst schwach bis mäßig.
Die Tiefstwerte liegen im Westen zwischen 18 und 15°C, im Osten zwischen 14 und
9°C.
Dienstag… zeigt sich das Strömungsmuster recht festgefahren, weder das
hochreichende Tief, noch der Rücken oder die Hochdruckdruckzone verspüren großen
Bewegungsdrang. Das Geopotential fällt aber langsam weiter und von Südwesten bis
in die Rinne, die sich aber kaum verlagert, reichert sich weiter Feuchte an, PPW
steigt bis über 30 mm, die spez. Feuchte bis 12 g/kg. Die Reste der nächtlichen
Schauer und Gewitter gehen in die vormittägliche Depression und lassen nach,
hinterlassen teilweise aber starke Bewölkung, was dann für den Tagesverlauf
interessant werden könnte.
An der Konvergenz und südwestlich davon steigt ML Cape tagsüber, je nach
Einstrahlung auf 1000 bis 2000 J/kg mit hochreichender Scherung von 10 bis 15
m/s. Starkregen und Hagel bis in den Unwetterbereich werden regional Thema sein
und auch stürmische Böen oder Sturmböen begleiten die kräftigen Schauer und
Gewitter, die in den Gebieten etwa von Sachsen bis zur Wesermündung und
südwestlich davon auftreten können. Regionale Schwerpunkte können wegen der
ziemlich diffusen Tiefdruckrinne und möglichen Resten der nächtlichen Konvektion
kaum herausgearbeitet werden. Ein gewisses Minimum zeichnet über dem Süden und
Südosten ab, aber auch hier sind die Modellvorgaben uneinheitlich.
Meist wird es ein schwül-warmer Tag mit 25 bis 30°C. Nur im Nordosten ist es mit
21 bis 24°C angenehmer. Am Gradienten im Norden gibt es kaum Änderungen, sodass
der Ostwind dort weiter flott unterwegs ist und exponiert mit steifen,
vereinzelt mit stürmischen Böen aufwarten kann. Ansonsten weht er abseits der
Konvektion allenfalls schwach bis mäßig.
In der Nacht zum Mittwoch lässt sich eine gewisse Progression Höhenachse
erkennen, die nach Osten wandert. Damit breitet sich die Tiefdruckrinne etwas
nach Norden aus und der Wassergehalt, der mit südwestlicher Strömung advehierten
Luftmasse nimmt weiter zu (PPW 35 mm). Zudem können in der südwestlichen
Strömung kurzwellige Tröge weitere Hebung auslösen. Im Laufe der Nacht könnten
somit vor einem markanteren Kurzwellentrog mit kräftiger Hebung von Frankreich
her auf die Südwesthälfte teils kräftige Schauer und Gewitter übergreifen, die
bei hochreichender Scherung bis 20 m/s auch organisiert sein können. Vor allem
der Starkregen kann unwetterartig ausfallen, vor allem anfangs kann aber auch
Hagel und Sturmböen nicht ausgeschlossen werden. Im Nordosten und Osten bleibt
es ruhig bei 14 bis 10°C, sonst wird die Nacht recht warm bei 19 bis 14°C.
Mittwoch… setzt sich das mit nahezu senkrechter Achse ausgestattete
hochreichende Tiefdruckgebiet westlich von Irland endlich ein wenig in Bewegung,
kommt aber über nur wenig nach Osten voran. Der vorgelagerte Höhenkeil liegt mit
seiner Achse am Abend nahe dem deutsch-polnischen Grenzgebiet. Dadurch gerät der
Großteil des Vorhersagegebietes in den
trogvorderseitigen Bereich unterhalb einer leicht diffluent konturierten,
südwestlichen Strömung.
Der Kurzwellentrog verliert an Kontur und schwenkt nach Norden weg, dahinter
folgt eine recht glatte, im Süden teils antizyklonale Strömung, die zunächst
kaum noch Hebungsimpulse liefert.
Im Bodenfeld kommen die Tiefdruckrinne samt der instabilen Luftmasse allmählich
nach Nordosten voran, nach Lesart des ICON-EU etwa bis zur Elbe. Im Bereich der
Rinne sowie im Süden bleibt die Luftmasse potenziell instabil geschichtet,
wenngleich mangels Einstrahlung weniger Cape als am Vortag simuliert wird bei
ähnlich hohen bzw. vor allem entlang der Luftmassengrenze noch etwas höheren
PPW-Werten.
Somit spielt sich dort die Hauptniederschlagsaktivität ab, nach wie vor treten
einzelne kräftige Gewitter mit Starkregen und kleinkörnigem Hagel auf,
gebietsweise fällt auch mehrstündiger Starkregen. Nach wie vor besteht lokal
Unwetterpotenzial, das vielleicht etwas geringer ausfällt als am Vortag.
Regionale Schwerpunkte lassen sich keine ausmachen.
Rückseitig der Rinne, in die westlichen Landesteile, gelangt im Tagesverlauf,
eventuell mit einer schwachen Kaltfront, bereits eine stabiler geschichtete
Luftmasse, so dass es dort kaum mehr Schauer gibt und auch die Sonne vermehrt
zum Zuge kommen kann. Im Nordosten kann sich die Sonne ebenfalls länger
durchsetzen, eventuell auch im Süden, wo es zunächst ebenfalls nur orografisch
getriggert zu örtlichen Gewittern kommt.
Es bleibt bei 850 hPa-Temperaturen zwischen 10 und 14°C vor allem bei
zeitweiligem Sonnenschein warm bis sehr warm mit Höchstwerten zwischen 23 und 28
Grad, dort, wo sich längere Zeit Wolken und Regen halten, sowie an
Küstenabschnitten mit auflandigem Wind werden kaum 20 Grad erreicht.
An der Nordsee schwächt sich der Wind ab, an der Ostsee kann es aber nach wie
vor einzelne steife Böen aus Ost bis Südost geben.
In der Nacht zum Donnerstag stößt die Haupttrogachse über Frankreich nach Osten
vor, was uns unter die stärker diffluente Trogvorderseite bringt. Damit kommt
wieder verstärkt Hebung auf und von Südwesten her greifen teils kräftige Schauer
und Gewitter auf den Westen, Süden und die Mitte über. Bei nicht nur
hochreichender, sondern ganz im Südwesten an einer kleinen Rinne auch gut
ausgeprägter Scherung zwischen 0 und 1 km sind teilweise organisierte Strukturen
möglich, die Gewitter mit Unwetterpotential bringen können. Auch im Norden und
Osten sind noch einige Schauer und Gewitter unterwegs, wahrscheinlich weniger
kräftig, als die im Südwesten.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren im synopischen Scale recht einheitlich, ohne relevante
Unterschiede. Bei den Details, wie den überwiegend konvektiven Regenfällen sieht
anders aus. Die hochauflösenden Modelle ICON D2, Super HD sind teils sehr
zurückhaltend und simulieren weniger Niederschlag als die globalen Modelle. Hier
hilft eigentlich nur abwarten, die Warnungen sind aber ohnehin Nowcastgeschäft.
Insgesamt nimmt die Gewitterneigung in den nächsten Tagen stetig zu und auch
einzelne Unwetter, eventuell nicht nur durch Starkregen, sind mit dabei, ohne
dass sich eine großräumige Unwetterlage abzeichnet.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner