S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 31.08.2022 um 10.30 UTC

Gebietsweise kräftige Schauer und Gewitter, vereinzelt Unwetter. Sommerlich
warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 07.09.2022

Am kommenden Samstag liegen wir unter einer südwestlichen Höhenströmung auf der
Vorderseite eines hochreichenden Tiefdruckgebietes westlich Irlands. Dem
gegenüber steht eine Hochdruckzone, die ausgehend vom Hoch über dem Nordmeer bis
Osteuropa reicht. Die daraus mit östlichen Winden ausfließende trockene und
mäßig warme Festlandsluft beeinflusst den Norden und Nordosten, während
ansonsten eine Tiefdruckrinne mit feuchter und teils sehr warmer Luft
wetterbestimmend ist. Vor allem in der Südwesthälfte sind getriggert durch einen
Kurzwellentrog, der nach Nordosten abläuft, etwas verbreiteter teils kräftige
Schauer und Gewitter zu erwarten.
Am Sonntag verschiebt sich die Grenze der feuchten zur trockenen Luft zwar nach
Norden, ein Höhenrücken, der sich vor dem Trog über Mitteleuropa nach Norden
aufwölbt, dämpft aber die konvektive Aktivität deutlich. Einzelne Gewitter
entwickeln sich dennoch, vor allem über dem Bergland und eventuell noch an der
Grenze zur trockenen Luft, aber insgesamt bei weitem nicht so häufig und kräftig
wie am Vortag.
Am Montag verhält sich das Strömungsmuster leicht progressiv. Das Höhentief
verlagert sein Drehzentrum nach Irland, der Höhenrücken zieht über uns unter
leichter Verstärkung nach Osten, was insbesondere im Westen wieder eine
südwestliche, leicht wellende Strömung aufkommen lässt. Derweil verstärkt sich
in der Südwesthälfte die Zufuhr sehr warmer und feuchter Luft und dort sind im
Tagesverlauf teils starke konvektive Umlagerungen in Form von Schauern und
Gewittern an der Tagesordnung, während weiter östlich der Rücken dazu führt,
dass sich in der Hochdruckzone ein neuer Schwerpunkt über der Ostsee ausbildet.
An dessen Südwestflanke legt der Ostwind zu und die trockene, ganz im Nordosten
auch recht kühle Luft gewinnt über Deutschland wieder nach Südwesten hin an
Raum.
Am Dienstag liegt das Drehzentrum des Höhentroges nahezu stationär bei Irland.
Kurzwellige Anteile laufen an seiner Südflanke nach Osten bis Nordosten und
drängen den Höhenrücken ins östliche Mitteleuropa ab. Dabei verschiebt sich auch
die Bodenhochdruckzone unter Abschwächung nach Osten und über Deutschland
breitet sich eine flache Tiefdruckrinne angefüllt mit sehr warmer und feucht
instabiler Luft aus. Da mit den Trögen auch Hebung ausgelöst wird und sich dem
Nordwesten eine schleifende Kaltfront nähert, sollte es einigermaßen verbreitet
zu Regen oder Gewittern kommen, die auch Unwetterpotential besitzen dürften. Für
Details ist es freilich noch viel zu früh.
Am Mittwoch hat uns die Kaltfront wahrscheinlich zügig ostwärts passiert, die
Strömung glättet durch und in der nunmehr aus Westen einströmenden mäßig warmen
bis warmen, aber weiter recht feuchten Luft kommt es noch zu einzelnen
Regenfällen oder Gewittern, die aber nicht mehr das Potential des Dienstags
besitzen.
In der erweiterten Mittelfrist wäre nach Lesart des aktuelle IFS Laufs vor einem
nächsten Randtrog kurzzeitig nochmal ein Vorstoß heißer Luft nach Mitteleuropa
möglich, verbunden mit einer vorübergehenden Wetterberuhigung.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist aktuell gut. Die letzten
Simulationen unterschieden sich jeweils etwas in der Lage des Höhentroges, des
vorseitigen Rückens und der Hochdruckzone über Nordosteuropa. Da wir gerade
dazwischen liegen, variieren immer die Anteile des Hochdruckeinflusses und der
feuchten Luft in der Tiefdruckrinne. Zum Ende werden die Unterschiede größer. So
ist beispielsweise der neuerliche Vorstoß heißer Luft in der erweiterten
Mittelfrist neu und damit mit großen Fragezeichen versehen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Grundsätzlich andere Ideen und damit echte Alternativen haben die anderen
globalen Modelle auch nicht zu bieten. Die Unterschiede liegen in den kurzen
Wellen und damit eher in den Details. Den kleinen knackigen Kurzwellentrog des
IFS zu Beginn, am kommenden Samstag hat sonst kein anderes Modell zu bieten.
Auch das Ausmaß in dem zu Wochenbeginn die trockene Luft sich wieder bei uns im
Norden breitmacht und das Timing der nachfolgenden Entwicklung, vor allem der
Kaltfront am Dienstag werden abweichend simuliert. Da sind ICON und UKMO
progressiver als IFS und GFS.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Mittelfristig stützen die Ensembles anhand der Rauchfahnen die Aussagen des
Haupt- und des Kontrolllaufs. Die Temperaturkurve und die des Geopotentials
verlaufen zunächst recht eng gebündelt mit einem Maximum zu Beginn der nächsten
Woche und fächern erst nachfolgend im Verlauf der nächsten Woche wieder etwas
stärker auf, bei insgesamt aber abfallender Tendenz.

Niederschlagssignale gibt es am Samstag und ab Montag, im Norden und Osten meist
erst ab Dienstag. Die neuerliche, wahrscheinlich kurze Hitzewelle in der
erweiterten Mittelfrist stützen die Ensembles nicht, obwohl der Kontrolllauf
sich in diesem Punkt dem Hauptlauf anschließt.

Die Mittelfrist ist geprägt von einer „High over Low“ Situation über dem
Nordatlantik. Die entsprechende positive Geopotentialanomalie befindet sich im
Raum Island/Grönland, das entsprechende große Tief/Trogsystem bei Irland. Alle
Cluster werden in das Wetterlagenmuster NAO negativ einsortiert. Die
Unterschiede der Cluster für Mitteleuropa sind sogar bis 168h ziemlich gering,
obwohl bis +96h 5, danach 3 Cluster gebildet werden. Die Abläufe unterscheiden
sich lediglich leicht; bezüglich des Timings sowie Ausprägung und Lage des
Troges bzw. des ostwärts schwenkenden Höhenrückens.

In der erweiterten Mittelfrist sieht es aus Sicht der Ensembles eher nach leicht
zyklonalem Wetter in einer mäßig warmen bis warmen Westströmung aus (40 Member
in Cluster 1 und 2). Haupt- und Kontrolllauf finden sich in Cluster 3 wieder mit
insgesamt 11 Membern.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Mittelfristig begleiten uns über weite Strecken teils kräftige Schauer und
Gewitter, die örtlich unwetterartig ausfallen können. Das gilt am Samstag grob
gesprochen in der Südwesthälfte, gefolgt von einem Minimum der Gewitteraktivität
am Sonntag. Ab Montag breiten sich die Gewitter wieder von Südwesten her aus und
erreichen am Dienstag den Nordosten. Vor allem dann deutet sich eine gewisse
Dynamik (siehe u.a. CAPE SHEAR, EFI) an, mit den ein erhöhtes Unwetterpotential
verbunden sein dürfte. Die große Unwetterlage dürfte es aber auch dann nicht
werden, u.a. spielt wahrscheinlich schon die etwas fortgeschrittene Jahreszeit
eine Rolle.

Neben den Gewittern bleibt zu konstatieren, dass die meist konvektiven
Niederschläge in den ja nach wie vor vorhandenen Dürreregionen erneut
(weitgehend) trockene Gebiete hinterlassen werden; es also wiederum nicht
überall regnet.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS (EPS)

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner