S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 30.08.2022 um 10.30 UTC

Im Südwesten und Westen eher wechselhaft mit Schauern und Gewittern, sommerlich
warm, im Osten und Nordosten weitgehend störungsfrei, überwiegend freundlich,
mäßig warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 06.09.2022

Im gesamten Mittelfristzeitraum herrscht wenig Dynamik in der Großwetterlage.
Danach befindet sich ein umfangreicher Trogkomplex über dem nahem Ostatlantik
und Westeuropa sowie ein weiterer über Osteuropa/Russland. Dazwischen wölbt sich
ein meist nur relativ flacher Keil auf. Am Boden liegt dementsprechend eine
Tiefdruckzone über Westeuropa und sorgt für zyklonalen Einfluss und leicht
wechselhaftes Wetter vor allem im Westen und Südwesten. Nach Osten hin dominiert
der Einfluss eines Hochdruckgebietes mit Schwerpunkt im Bereich
Skandinavien/Nordwestrussland. Die Hochrandlage sorgt dort also für nachlassende
Wetterwirksamkeit bzw. Zyklonalität und damit weitgehend störungsfreies Wetter.
Erst zum Ende des Mittelfristzeitraumes und in der erweiterten Mittelfrist
deutet sich eine leichte Verschiebung des westeuropäischen Troges nach Osten hin
an. Damit würde Deutschland insgesamt auf die Vorderseite des Westeuropatroges
in eine südwestliche Höhenströmung gelangen, in der zum einen das
Temperaturniveau nochmal ansteigt (auch im Osten/Nordosten) und zum anderen auch
im Osten/Nordosten die Wahrscheinlichkeit für Schauer/Gewitter ansteigt.

Am Freitag zieht zum einen ein Randtrog ostwärts ab, der sich vom Höhentief über
Nordwestrussland gen Balkan erstreckt und es wölbt sich nachfolgend im Süden ein
flacher Rücken auf. Insgesamt liegt Deutschland dann zunächst weitgehend unter
einer Potenzialbrücke, denn zwischen Island und den Britischen Inseln liegt ein
weiteres Höhentief. Dieses Höhentief verlagert sich im Tagesverlauf etwas
südwärts, die am Boden korrespondierende Tiefdruckzone über Westeuropa vertieft
sich und schiebt sich in Form eines Bodentroges mit eingebettetem Frontensystem
und nachfolgendem Warmsektor auch in den Westen/Südwesten Deutschlands. In der
herangeführten feuchteren Luftmasse kommt es daher im Tagesverlauf im Südwesten
und vor allem über dem Bergland zu örtlichen Schauern oder auch einzelnen
Gewittern. Nach Osten hin dominiert Hochdruckeinfluss und es bleibt
störungsfrei, mit Ausnahme des Ostseeumfeldes trocknet dort die Luftmasse auch
weitgehend ab und es kommt zu größeren Auflockerungen. Im Südwesten wird es mit
Temperaturen in 850 hPa über 10 Grad zudem sommerlich warm, im Nordosten sind
die Temperaturen etwas gedämpft (Temperatur in 850 hPa um 5 Grad).

Am Samstag verlagert sich das westeuropäische Höhentief noch etwas weiter nach
Süden Richtung Irland, der Trog reicht bis zur Iberischen Halbinsel, so dass die
Strömung noch ein wenig aufsteilt und die wärmere Luftmasse mit Temperaturen in
850 hPa zwischen 10 und knapp 15 Grad bis in die mittleren Landesteile voran
kommt. Der Westen und Südwesten liegt im Einflussbereich des Tiefs mit Zentrum
bei Irland und dessen Ausläufern, so dass etwas gehäuft zu Schauern und
Gewittern bis in die mittleren Landesteile kommen kann, lokal besteht Gefahr von
Starkregen und kleinem Hagel. Zudem nimmt der Gradient etwas zu, so dass vor
allem an der Nordsee der ablandige Ost- bis Südostwind zeitweise auflebt. Nach
Osten steigt der Druck von Skandinavien her allmählich, allerdings können vor
allem im Ostseeumfeld Hebungsfelder eines Randtroges des Höhentiefs über
Nordwestrussland für mehr Bewölkung sorgen, das Schauerrisiko ist aber gering.
Sonst dürfte es im Osten/Nordosten weitgehend störungsfrei bleiben.

Am Sonntag verbleibt vor allem der Westen und Südwesten im Randbereich des
Tiefdruckkomplexes über Westeuropa und im Warmsektor des dazugehörigen
Frontensystems, wobei die Warmfront nach Osten unter höherem Druck kaum
wetterwirksam ist. Auch in der Höhe steigt das Geopotenzial: der Keil zwischen
den beiden Höhentiefs wölbt sich über Deutschland noch etwas weiter auf, ist
aber insgesamt recht schmal. Da sich die dynamischen Hebungsantriebe demnach
sehr in Grenzen halten, die Luftmasse aber noch verhältnismäßig feucht ist,
dürfte es im Tagesverlauf in der Südwesthälfte zwar nicht verbreitet, aber doch
zumindest über dem Bergland zu örtlichen Schauern, vielleicht auch mal einem
Gewitter kommen. Im Nordosten ist es freundlicher und weitgehend trocken, mit
Temperaturen in 850 hPa um 5 Grad aber weiterhin „nur“ mäßig warm. Im Südwesten
nähert sich in der südwestlichen Höhenströmung die 15 Grad-Isotherme in 850 hPa,
so dass dort trotz geringerer Sonnenscheindauer sommerliche Höchstwerte zu
erwarten sind.

Am Montag ändert sich an der Gesamtsituation zunächst wenig und wir liegen unter
dem schmalen Höhenkeil. Im Tagesverlauf umläuft das Höhentief westlich der
Britischen Inseln allerdings ein Randtrog, so dass vor allem die westlichen
Landesteile zunehmend unter die Trogvorderseite geraten und auch am Boden
erstreckt sich im Tagesverlauf ein Bodentrog über die Südwesthälfte. Damit
nehmen die dynamischen Hebungsantriebe im Tagesverlauf zu, zunächst treten über
dem westlichen und südwestlichen Bergland nur einzelne Schauer/Gewitter auf, im
Tagesverlauf und vor allem zur Nacht zum Dienstag kommen von Westen dann gehäuft
Schauer/Gewitter/schauerartiger Regen auf. Örtlich sind dabei Starkregen, Hagel
und vielleicht stürmische Böen möglich. Der Osten/Nordosten liegt nach wie vor
im Einflussbereich der Hochdruckzone mit Schwerpunkt über dem
Nordmeer/Skandinavien in Hochrandlage, dort bleibt es störungsfrei und meist
freundlich. Mit dem weiteren Aufsteilen der Strömung macht die wärmere Luftmasse
von Südwesten weiter Boden gen Nordosten gut und die Temperaturen in 850 hPa
liegen dann zwischen etwa 7 Grad im Nordosten und bis zu 18 Grad im Süden.

Am Dienstag verabschiedet sich die Achse des schmalen Höhenkeils auch aus dem
Osten, auch am Boden fällt der Druck und eine Tiefdruckrinne greift von den
südwestlichen Landesteilen über die Mitte ostwärts aus. Ein eingelagertes
Frontensystem des Tiefs bei den Britischen Inseln verlagert sich mit
schauerartigem, teils gewittrigem Regen im Tagesverlauf ebenfalls von Westen
über die Mitte ostwärts und erreicht die Gebiete östlich der Elbe
voraussichtlich m Laufe der Nacht zum Mittwoch. Dabei besteht lokal
Starkregengefahr und zumindest nach aktuellem Stand könnten die Niederschläge
insgesamt relativ flächig ausfallen bzw. zumindest westlich der Elbe in der
Fläche mal 5 bis 15 l/qm Regen bringen. Die wärmste Luftmasse liegt dann mit 850
hPa-Temperaturen zwischen 15 und 19 Grad tagsüber zunächst noch im Südosten, von
Westen sickert nach und nach wieder eine gemäßigtere Luftmasse ein.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich eine leichte Verschiebung der
Grundstruktur nach Osten an, so dass Deutschland mindestens mehr auf die
Vorderseite des westeuropäischen Troges bzw. in zyklonalen Einfluss gerät und
sich das Wetter insgesamt eher wechselhaft gestaltet.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die vorliegenden IFS-Modellläufe simulieren die mittelfristige Wetterentwicklung
insbesondere bis einschließlich Sonntag relativ konsistent.

Zu Beginn der kommenden Woche liefern die Modellläufe zwar weiterhin sehr
ähnliche Grundstrukturen, allerdings nehmen die Abweichungen hinsichtlich der
Position der Druck-/Geopotenzialzentren zu. Dabei zeigen die neueren IFS-Läufe
den westeuropäischen Trog etwas weiter ost-/nordostwärts und damit für
Deutschland auch nach Osten hin mit größerem Einfluss. Je nach Modelllauf liegen
dann entweder nur Teile oder eben Gesamtdeutschland im Bereich der Vorderseite
des Westeuropatroges.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Von den Basisfeldern gibt es bis einschließlich des Wochenendes bei anderen
Globalmodellen wie ICON und GFS nur geringfügige Abweichungen zu den Aussagen
des IFS, relevante Abweichungen sind dann ab Beginn der kommenden Woche
erkennbar. Dann nämlich macht GFS seinem niederschlagsfreudigere Ruf Ehre und
lässt den zyklonalen Einfluss mit der Trogvorderseite schneller auf Deutschland
übergreifen. ICON simuliert relativ ähnlich zu IFS, betont aber den schmalen
Keil und das Aufsteilen der Strömung zum Dienstag etwas mehr und lässt somit
noch etwas wärmere Luft von Süden auf Deutschland übergreifen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS-EPS liefert für den ersten betrachteten Zeitraum von
Freitag 00 UTC bis Samstag 00 UTC (+72 bis +96 h) 5 Cluster mit 16, 13, 9, 9 und
4 Membern, wobei Haupt- und Kontrolllauf in den relativ gering besetzten Cluster
4 einsortiert werden. Alle werden dem Regime „NAO negativ“ also „High-over-Low“
zugeordnet. Für Mitteleuropa und damit Deutschland zeigen sich kleinere
Unterschiede in der Position der Höhentiefs und deren Randtröge, so dass sich
daraus auch theoretisch prognoserelevante Unterschiede ergeben könnten. Dies
beträfe zum einen das Ostseeumfeld (mehr oder weniger Bewölkung und vielleicht
noch ein Schauer) und zum anderen auch den Südwesten Deutschlands mit mehr oder
weniger Schauer/Gewitter, wobei es im Vergleich zum deterministischen Hauptlauf
beide Varianten gibt.
Im Folgezeitraum von Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC (+120 bis +168 h) werden
ebenfalls 5 Cluster mit negativem NAO simuliert. Der Hauptlauf wird in den
Cluster 2 mit insgesamt 11 Membern eingruppiert, der Kontrolllauf in Cluster 1
mit 16 Membern. Unterschiede zeigen sich in der Ausprägung des Keils über
Deutschland und dem Timing bzw. der Intensität des sich von Westen nähernden
Troges.
Die Clusteranalyse für die erweiterte Mittelfrist ab Mittwoch 00 UTC zeigt drei
Cluster (20, 16 und 15 Member, alle negativer NAO), wobei nach überwiegend
zyklonalem Wettergeschehen zum Ende der kommenden Woche von Süden wieder eine
Wetterberuhigung möglich ist, mindestens die nördlichen Landesteilen verblieben
aber wohl im Bereich der Frontalzone.

Die Betrachtung der Rauchfahnen einiger Städte in Deutschland liefert im Prinzip
keine neuen Erkenntnisse. Der Spread hinsichtlich Temperatur und Geopotenzial
nimmt zwar insbesondere nach dem kommenden Wochenende zu. Das Temperaturmaximum
wird relativ sicher für Montag erwartet. Die Niederschlagssignale sind im
Südwesten größer als im Norden/Nordosten, insgesamt wird für Freitag relativ
wenig Niederschlag erwartet, ein erstes Niederschlagsmaximum ist am Samstag zu
sehen, zum Sonntag beruhigen sich die Niederschlags Signale wieder, um im Laufe
des Montags wieder anzusteigen. Nachfolgend bleibt es relativ wechselhaft.
Starkregenpotenzial deutet sich mit Peaks um 20/25 mm, eine größere
Unwettergefahr lässt sich aber nicht ablesen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Freitag im südwestlichen Bergland einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen,
zunehmendes Gewitterrisiko zum Samstag in der gesamten Südwesthälfte auch mit
leichten EFI-Signalen für überdurchschnittliche Niederschläge CAPE/CAPE shear.
Auch am Sonntag und Montag vor allem über dem Bergland örtlich Gewitter mit
lokalem Starkregen, Hagel und Sturmböen möglich – dynamischer Hebungsantrieb vor
allem am Sonntag relativ begrenzt, Montag im Bereich eines Bodentroges und
allmählich „zunehmender“ Trogvorderseite wieder etwas höhere (zeigt sich zum
Montag auch in leicht zunehmenden EFI-Signalen).

Ansonsten am Samstag vorübergehend mal Windböen vor allem an der Nordsee nicht
ganz ausgeschlossen, Windrichtung Ost/Südost, damit ablandig und hinsichtlich
nötiger Warnung wahrscheinlich grenzwertig.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger