S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 27.08.2022 um 10.30 UTC

Am Südrand einer Hochdruckzone bei recht gemäßigten Temperaturen im Norden meist
trocken, im Süden stärkere Neigung zu Schauern und Gewittern.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 03.09.2022

Am Dienstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach IFS die
Frontalzone sehr weit im Norden und mäandriert über Island, Grönland,
Spitzbergen und Nordskandinavien. Dort liegt ein Trog, der mit schwacher
Ausprägung auch noch bis nach Mitteleuropa südwärts ausgreift. Insgesamt sind
aber die Geopotentialgegensätze bei uns nur schwach ausgeprägt. Dieses steigt
nach Süden hin nur noch schwach an, da der Anstieg der Temperatur nach Afrika
hin zu einem guten Teil vom dort etwas niedrigeren Bodendruckniveau kompensiert
wird. Wetterbestimmend für uns ist ein kräftiges Hoch über dem Nordmeer, das von
einem dort liegenden Höhenrücken gestützt wird. Wir liegen an der Südostflanke
dieses Hochs in der Zufuhr etwas kühlerer Luft von Skandinavien her, die aber
insgesamt recht trocken ist. Allerdings simuliert IFS reichlich
Grenzschichtfeuchte, was wohl der Verdunstung über der warmen See geschuldet
ist. Somit können sich im Norden teils tiefe Wolken halten, der daraus
simulierte Niederschlag dürfte sich aber in Grenzen halten. Im übrigen Land ist
es in der trockenen Luftmasse meist freundlich und trocken. Nach Süden hin
steigt in 850 hPa das Temperaturniveau deutlich an, von etwa 6°C im Norden auf
16°C an den Alpen. Somit herrscht im Norden nur mäßig warmes Temperaturniveau,
im Süden durchaus sommerliches. Dort ist auch die Luftmasse etwas feuchter, so
dass sich im Laufe des Tages etwas CAPE aufbauen kann. Zudem zieht am Abend von
Westen ein kleiner Randtrog heran, der noch mehr Feuchte in den Süden bringt und
in den Nachtstunden könnte dann ein Gewittercluster dort ordentlich Regen
bringen.

Am Mittwoch wandelt sich der schwache Trog, der am Vortag noch von Skandinavien
ausging, zunehmend in eine schwache zonale Geopotentialrinne (zwischen dem
Nordmeerhoch und generell höherem Potential im Süden) um. Damit gerät die
Luftmasse insgesamt leicht in Hebung, feuchtet sich etwas an im Süden geht das
Temperaturniveau zurück. Dort werden weiterhin stärkere Regenfälle simuliert,
auch im übrigen Land wird es unbeständiger mit Schauern und Gewittern. Das
Temperaturniveau in 2 m dürfte auch allgemein etwas zurückgehen.

Am Donnerstag schwächt sich die Potentialrinne wieder etwas ab. Mit jetzt etwas
stärker nach Süden ausgreifenden Trögen an den Flanken des Nordmeerhochs, stellt
sich zunehmend eine Omegalage ein, wobei wir sozusagen in der Mitte zwischen den
„Füßen“ des Omegas liegen. Das Hoch lenkt mit östlichen Winden eher noch kühlere
Luft zu uns, so dass in 850 hPa die Temperatur im Nordosten auf 4°C sinkt, im
Südwesten auf 11°C. Insbesondere im Süden hält sich noch feuchtere Luft, dort
kann es noch etwas mehr schauern, sonst beginnt der September recht freundlich
mit durchschnittlichem Temperaturniveau.

Keine großen Änderungen ergeben sich am Freitag. Erst in der Nacht zum Samstag
macht sich ein Tief bemerkbar, das sich westlich Irlands massiv verstärkt. Es
sorgt bodennah für auffrischenden Ostwind, gleichzeitig wird in der Höhe wieder
wärmere und feuchtere Luft in den Westen gesteuert. In der Folge sollen
Samstagfrüh kräftige Schauer und Gewitter in den Südwesten ziehen.

Am Samstag verlagern sich die synoptischen Strukturen insgesamt westwärts. Die
Achse des Omegas liegt dann westlich von uns und mit dem Ostwind gelangt noch
etwas kühlere Luft in den Nordosten (nur noch 2°C in 850 hPa). Gleichzeitig
kommt das System aus dem Westen kaum noch ostwärts voran, es weitet sich
lediglich mit Schauern und Gewittern auf den Süden aus, schwächt sich aber im
Tagesverlauf ab.

In den Folgetagen ändern sich die Strukturen nur wenig. Da sich die Tröge an den
Flanken des Omegas südwärts ausweiten, verlagern sich jetzt die gesamten
Strukturen südwärts. Das Bodenhoch weitet sich vom Nordmeer bis Mitteleuropa aus
und das höchste Geopotential ist dann über Frankreich und der Nordsee zu finden.
Damit lässt der Ostwind bei uns nach und zunehmendes Absinken sorgt für trockene
Luft und allmähliche Erwärmung, so dass sich sonniges und ruhiges
Spätsommerwetter einstellt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle Lauf ist bis Donnerstag recht konsistent mit seinen beiden
Vorgängerläufen. Danach werden allerdings die Unterschiede deutlich größer. Die
genaue Lage des westlichen Troges wurde von Lauf zu Lauf unterschiedlich
simuliert und damit auch das Übergreifen der Regenfälle von Westen. So zeigte
z.B. am nächsten Samstag der gestrige 00-UTC-Lauf das westliche (dann
abgetropfte) Höhentief nördlich von Irland, der 12-UTC-Lauf über Wales und der
heutige 00-UTC-Lauf weit südwestlich von Irland. Im weiteren Verlauf wären wir
nach den beiden Vorläufen auf eine warme und gewittrige Trogvorderseite gelangt,
nach dem aktuellen Lauf dagegen direkt unter das Hoch an der Ostflanke des
Omegas.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die vorliegenden Globalmodelle zeigen bis kommenden Samstag sehr ähnliche
Entwicklungen, wobei auffällt, dass das Höhentief am Samstag bei (fast) allen
anderen Modellen weiter östlich simuliert wird als bei IFS. Interessant ist auch
noch ein recht scharfer Trog, der bei UK10 in der Nacht zum Samstag von Westen
gegen die Alpen läuft, den die anderen Modelle nicht haben. GEM zeigt eine
Entwicklung, bei der sich die beiden Tröge, die das Omega flankieren, verbinden
und den Hochdruckeinfluss weit nach Norden abdrängen.

Auch der Trog, der am Mittwoch den Regen im Süden bringen soll, wird noch recht
uneinheitlich simuliert.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das IFS-EPS verteilt sich im Mittelfristzeitraum (Do, 00 UTC bis Sa, 00 UTC) auf
drei Cluster. C2 (19 Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) spiegelt das oben
beschriebene Szenario wider. C1 (24 Mitglieder) zeigt dagegen, dass das
Potential über Mitteleuropa etwas stärker zurückgehen soll und das Hoch nach
Norden abgedrängt wird, ähnlich wie in dem GEM-Szenario. Bei C3 (8 Mitglieder)
soll sich das Hoch fast bis zum Nordpol zurückziehen. Bei uns entstünde dann
eine eher tiefdruckgeprägte südliche Westlage, wenn auch mit recht schwacher
Strömung.
Im Zeitraum von Sonntag, 00 UTC bis Dienstag, 00 UTC werden vier Cluster
gebildet. Hier geht die Tendenz wieder zu den Hochdrucklagen: C1 (18 Mitglieder,
Hauptlauf, Kontrolllauf) spiegelt wieder den oben beschriebenen Hauptlauf wider.
C2 (15 Mitglieder) zeigt die Omegalage mit Achse östlich unseres Landes, C3 (10
Mitglieder) ebenso eine Omegalage mit Achse bei uns. C4 (8 Mitglieder) hat
dagegen eine ausgewachsene Troglage im Angebot.

Die Rauchfahnen des IFS für den Norden (Hamburg) und den Süden (Augsburg) zeigen
im Norden zunächst sehr konstantes Geopotential, das zum Samstag leicht
zurückgehen soll, danach bei sehr großer Streuung aber tendenziell wieder nach
oben geht, wobei auch Ausreißer weit nach unten gezeigt werden. Die Temperatur
soll bis Samstag langsam fallen, wobei der Schwerpunkt des Ensembles etwas über
dem Hauptlauf liegt. Danach soll es bei großer Streuung wieder bergauf gehen.
Niederschlagssignale sind zunächst nicht üppig, nehmen aber am nächsten
Wochenende zu.
Im Süden zeigt der Schwerpunkt des Ensembles von Mittwoch bis Samstag Werte um
10°C, wobei der Hauptlauf darum schwankt. Anschließend ist eine leichte Tendenz
nach oben zu erkennen, wobei der Spread groß wird. Das Geopotential zeigt ein
deutliches Minimum am Freitag, danach geht es wieder hoch. Niederschlagssignale
gibt es reichlich und wiederholt.

Auffallend ist, dass sich die geringen Geopotentialschwankungen auf den ersten
Blick nicht so richtig mit den Clustern vereinbaren lassen wollen. Das liegt
wohl daran, dass bei insgesamt recht ausgeglichenem Geopotentialniveau recht
kleine Änderungen gleich ein deutliches Abweichen in der wahrnehmbaren Struktur
haben können. So zeigt sich die flache Geopotentialrinne, die oben am Mittwoch
beschrieben würde, in den Clustern recht auffällig.

Bei den Rauchfahnen des GFS folgt im Norden bei der Temperatur der Hauptlauf dem
Schwerpunkt des Ensembles (das ähnlich liegt wie bei IFS) von Donnerstag bis
Samstag schon wieder leicht nach oben – Insgesamt fällt beim GFS die Abkühlung
im Norden etwas moderater aus. Die Niederschlagssignale sind ebenso schwach.
Auch im Süden gibt es Unterschiede bei der Temperatur. GFS zeigt zum Ende des
Zeitraums den Hauptlauf im oberen Bereich des Ensembles und nicht im unteren,
wobei auch dort das Ensemble ähnlich liegt. Auch GFS zeigt wiederholte und nicht
ganz schwache Niederschlagssignale.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI:
Keine Signale.

Niederschlag:
In der Nacht zum Mittwoch und am Mittwoch in der ersten Tageshälfte zeigen alle
Ensembles geringe Wahrscheinlichkeiten für mehr als 25 l/qm Regen in 12 Stunden
im Süden Deutschlands. Cosmo-LEPS bringt weitere Signale am Donnerstag in
Baden-Württemberg. IFS bringt sehr schwache Signale das ganze nächste Wochenende
über.

Sturm:
Cosmo-LEPS zeigt sehr schwache Signale für stürmische Böen am Mittwoch an der
Ostsee und am Donnerstag über den Ostfriesischen Inseln.

Gewitter:
Am Dienstag wird über dem Südwesten erhöhtes CAPE simuliert, so dass mit dem
herannahenden Trog Gewitter wahrscheinlich sind. Am Mittwoch sind dann mit dem
durchziehenden Trog teils gewittrige Regenfälle zu erwarten. Ähnliches
wiederholt sich am Freitag, an dem auch im Südwesten wieder erhöhtes CAPE
erwartet wird. In der Nacht zum Samstag nähert sich dann die Front mit mitunter
starken Gewittern, die am Samstag im Süden anhalten. Bei allen Gewitterlagen
besteht Unwettergefahr zumindest wegen Starkregens.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann