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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 16.08.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Am Mittwoch im Westen einzelne kräftige Gewitter, Donnerstag und Freitag
steigende Gewitter- und Starkregengefahr, Entwicklung unsicher.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC

Aktuell … liegen wir noch unter schwachem Hochdruckeinfluss, der aus einem
Höhenrücken resultiert, der sich vor einem Trog über Westeuropa nach Norden
aufwölbt. Die sehr warme Luftmasse wird stabilisiert und etwas abgetrocknet, was
auch eine ruhige Nacht zum Mittwoch verspricht.
Zumindest weitgehend muss man sagen. Zum einen ist die Luft im Norden noch
feuchter und leicht labil, die abendlichen Schauer und vereinzelten Gewitter
halten sich aber nicht mehr lange. Zum anderen ist der Trog leicht progressiv
und greift langsam auf Westfrankreich über, während der Höhenrücken nach Osten
und Norden abgedrängt wird, allerdings behält dieser noch seinen Einfluss auf
unser Wetter.
Meist herrscht also geringe Bewölkung, es bleibt trocken und auch Nebel ist kein
Thema. Mit Annäherung des Höhentroges beginnt der Luftdruck im Westen zu fallen
und mit der aufkommenden, zunächst schwachen Hebung aus PVA ziehen Wolken auf,
eventuell gibt es im äußersten Westen und Südwesten in der zweiten Nachthälfte
leichte Regenfälle oder es driften Schauerreste von Frankreich und Benelux
herein. Die Schichtung wird zwar potentiell instabil, es sitzt aber auch ein
recht fester Deckel drauf, demnach sind Gewitter unwahrscheinlich.
Die Nacht wird teilweise sehr mild; in Ballungsgebieten kann das eine
Tropennacht bedeuten, die ansonsten vor allem an Nord- und Ostsee auf der Karte
steht.

Mittwoch … kommt der Höhentrog nur sehr zögernd nach Osten voran, da das Setup
weiter östlich mit Rücken und Trögen über Osteuropa sich als sehr stabil
erweist. Das eingelagerte Höhentief nähert sich von der Biskaya kommend der
Bretagne. Davor schwenken in der schwachen südlichen Strömung
flache Randtröge über uns nordwärts, die sich vor allem in den IPV Feldern
abzeichnen.
Darüber hinaus labilisiert die Schichtung durch niedertroposphärische WLA
(Anstieg T850 auf etwas über 20°C im Süden). Allerdings bleibt die Luft meist
recht trocken, was sich dann auch in mageren Cape Werten und verhaltenen
Modelloutputs, was die Konvektion angeht, niederschlägt.

Nur in Teilen des Nordens und Westens wird wieder Feuchte angereichert und PPW
steigt auf um 35 mm, ML Cape bis 1000 J/kg. Für einzelne, teils kräftige
Gewitter, vereinzelt Unwetter sollte es vor allem dort reichen. Auch ich
Südwesten wäre mit Hilfe der Orografie das ein oder andere Gewitter nicht
ausgeschlossen. Insbesondere in der Osthälfte passiert bei reichlich
Sonnenschein bis zum Abend noch nichts.

Dabei wird es noch mal heiß mit Spitzen bis 35°C nach Osten hin, während im
Westen bei größeren Bewölkungsanteilen die 30°C-Marke nicht mehr erreicht wird.

Zum Abend und in der Nacht zum Donnerstag gelangt vor allem der Südwesten auf
die diffluente Vorderseite des Höhentroges mit signifikanter Hebung, wobei der
Wassergehalt der Luft weiter steigt, teils über 40 mm. Dort kommen von
Frankreich und der Schweiz her kräftige Schauer und Gewitter, eventuell stark
verclustert, als teils gewittriger Starkregen auf. Unwetter durch heftigen
Starkregen ist dabei nicht ausgeschlossen.
Auch über dem Nordwesten, Nordseeumfeld, SH kommt vermehrt Hebung in Gang als
Folge einer sich einstellenden Gegenstromlage. Bei MU Cape um 500 J/kg wären
Schauer und Gewitter möglich, auch hier mit steigender Starkregengefahr.
Ansonsten ist die Gewitterneigung gering. Ob später auch aus den Alpen heraus
Gewitter den äußersten Süden erreichen, ist unsicher. Die Nacht bleibt sehr mild
bis warm, vor allem nach Osten zu mit teils mehr als 20°C.

Donnerstag … macht der Trog langsam weiter Boden nach Osten gut und
nähert sich über Benelux, wobei er Abtropftendenzen nach Südostfrankreich und
zum Westalpenraum aufweist. Das eingelagerte Höhentief kann in mehrere Zentren
zerfallen, deren Zugbahnen unsicher werden, aber auch entscheidenden Anteil an
der Lage und Intensität der Regenfälle haben dürften. Der Schwerpunkte könnte
aber südlich der Alpen nach Osten ziehen. Vorderseitig formiert sich eine
Bodentiefdruckrinn, die bogenförmig vom Südosten und der östlichen Mitte
Richtung Nordsee reicht. Sowohl bodennah, als auch in der Höhe bleiben die
Windgeschwindigkeiten gering.

Derweil findet überall eine Feuchteanreicherung statt mit der instabilsten Luft
im Norden und Osten, wo die Rinne liegt. Bei PPW Werte bis 40 mm wird Cape über
1500 J/kg generiert, was sich im Tagesverlauf in teils starken Gewittern
entlädt. Dabei muss mit Starkregen, auch mehrstündig bis in den Unwetterbereich
gerechnet werden, dazu kommt Hagel, mangels Scherung sollte der
Organisationsgrad der Zellen aber gering bleiben und auch die Gefahr extremer
Böen ist gering, auch wenn Sturmböen, vereinzelt schwere Sturmböen nicht
ausgeschlossen sind.

Im Westen und Südwesten, wo sich ganztags starke Bewölkung hält und etwas
kühlere und stabilere Luft einsickert, ist die Gewittergefahr geringer, dafür
fällt hier gebietsweise schauerartiger Regen, der örtlich von Gewittern
begleitet ist. Dort wird es schwer mit Werten auf sommerlichem Niveau, im Osten
wird es dagegen noch einmal bis zu 34°C heiß.

In der Nacht zum Freitag kommt der Trog mit seiner Achse nach Westdeutschland
voran, die Tiefdruckrinne wird in den Nordosten unseres Landes gedrückt. U.a.
die Lage der Drehzentren in der Höhe bleibt unsicher, ein Schwerpunkt könnte
über Norditalien liegen, ein weiterer über Nordwestdeutschland. Dort und an der
Rinne treten weiter kräftige Schauer und Gewitter auf, die im Laufe der Nacht in
teils nicht gewittrigen Starkregen übergehen können. Es besteht Unwettergefahr
durch teils heftigen Starkregen. In den Regionen dazwischen passiert aber auch
nicht nichts, auch da sind einzelne Regenfälle und Gewitter nicht
ausgeschlossen. Die Unsicherheiten kommen auch darin zum Ausdruck, dass die
Ensembles nur verschmierte Hinweise auf kräftigen Regen liefern, offensichtlich
hat jedes Member, jedes Ensembles seinen eigenen Kopf. Am ehesten lässt sich
ganz Süden aus den Ensembles ein Signal für ergiebige Regenfälle ablesen.

Freitag … Schwenkt der Höhentrog über uns nach Osten, gefolgt von einem
flachen Höhenrücken, der den Südwesten und Westen erfasst. Die Tiefdruckrinne
mit der heißen Luft verlässt uns nach Osten hin. Vor allem die Osthälfte und
größere Teile des Nordens liegen aber zunächst auf der Trogvorderseite und im
Bereich der instabilen und sehr feuchten Warmluft, sodass dort weitere
schauerartige, teils gewittrige Regenfälle mit Starkregenpotential anstehen. Im
äußersten Nordosten können sich eventuell tagsüber in der abziehenden
Tiefdruckrinne noch mal heftige Gewitter, bzw. lokale Unwetter bilden.

Zur Mitte und nach Westen hin wird die Wahrscheinlichkeit für Starkregen
geringer, auch wenn mit Annäherung des nächsten Troges im Westen und Nordwesten
tagsüber wieder einzelne Schauer und Gewitter möglich sind, die aber keine
Unwettergefahr bieten.
Im äußersten Süden sind bei bedecktem Himmel und längeren Regenfällen kaum 20°C
zu erwarten, an der Oder vielleicht sogar nochmal 30°C, der Rest pegelt sich
dazwischen ein.

Modellvergleich und -einschätzung

Der grobe Fahrplan steht, die Details sind sehr unsicher. Hinsichtlich der
kurzen Wellen und Konvergenzen im Bodenwindfeld gibt es teils erhebliche
Abweichungen, die auch die Niederschläge prägen.
Vor allem der Donnerstag und Freitag stehen im Zeichen teils starker Regenfälle
und Gewitter, die auch in den Unwetterbereich gelangen können. Die Schwerpunkte
und wie viel es nun wirklich regnet sind unsicher.
Ob für die Gewitter und Regenfälle in der Nacht zum Donnerstag schon
Vorabinformationen nötig werden, kann am Mittwoch tagsüber entschieden werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner