S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Sonntag, den 14.08.2022 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 14.08.2022 um 10.30 UTC
Gewitterneigung und Unwettergefahr. Ende der Hitze.
Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 21.08.2022
Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Mittwoch liegen wir unter einer
südsüdwestlichen Strömung zwischen einem Trog über Westeuropa und einem nach
Osten abwandernden Höhenrücken. Dabei gelangt schwülheiße Luft nach Deutschland,
in der die 850 hPa Temperatur zwischen 14°C im Nordwesten und über 20°C über dem
Südosten liegt. Im Bereich einer flachen Tiefdruckrinne entwickeln sich kräftige
Schauer und Gewitter mit Unwetterpotential, wobei im Südosten, wo die Luft am
trockensten ist, konvektiv am wenigsten passiert. Häufig muss mit großer
Wärmebelastung gerechnet werden.
Am Donnerstag zeigt sich das Strömungsmuster progressiv und die Trogachse
erreicht mit einem oder mehreren eingelagerten Höhentiefs Westdeutschland. Die
mit heißer Luft angefüllte Tiefdruckrinne verlagert sich in die östlichen
Ladnesteile. Bei hoher Wärmebelastung sind dort wieder teils starke Gewitter und
Unwetter möglich. Ansonsten sind eher schauerartige Regenfälle zu erwarten, die
aber weiter von einzelnen eingelagerten Gewittern begleitet sein können.
Angesichts der vorangegangenen extremen Trockenheit klingt es zwar fast wie ein
schlechter Witz, die Regenmengen könnten aber Stark- oder Dauerregenwarnungen
bis Unwetter erforderlich machen. In die westlichen Landesteile strömt derweil
eine moderater temperierte, aber weiter warme bis sehr warme und feuchte
Luftmasse ein.
Am Freitag zieht der Höhentrog unter langsamer Auffüllung nach Osten und wird
dabei zum Randtrog eines über dem Nordatlantik anstehenden großen
Langwellentroges. Die Tiefdruckrinne hat uns dann schon nach Osten verlassen und
auf deren Rückseite erfolgt mit auf nordwestliche Richtungen drehendem Wind auch
im Osten ein Luftmassenwechsel, hin zu gemäßigteren, aber weiter sommerlich
warmen Temperaturen. Während es im Westen unter leicht antizyklonaler Strömung
abtrocknet, kommt es ansonsten zu weiteren teils kräftigen Regenfällen, vor
allem nach Osten hin auch zu Gewittern. Mit oder ohne Gewitter sind
Starkregenfälle bis in den Unwetterbereich möglich.
Am Samstag zieht der Trog nach Osten ab und von Westen her schiebt sich unter
einem Höhenrücken ein schwacher Keil des atlantischen Hochs zu uns nach
Mitteleuropa vor. Die Wetterberuhigung fällt aber möglicherweise nicht sehr
nachhaltig aus. Zunächst sind nach Osten hin noch Regenfälle möglich und auch
sonst sieht es in feuchter Luft durch Warmluftadvektion und kurzwellige Tröge,
die den Rücken überlaufen nach teilweise bewölktem Wetter und leichter
Schauerneigung aus.
Am Sonntag liegen wir unter einer westlichen Strömung am Rand des
Langwellentroges über Nordwesteuropa. Dabei gelangt warme Luft mit 850 hPa
Werten um 10°C nach Mitteleuropa, in der gebietsweise sommerliche Temperaturen
erreicht werden.
Die Strömung ist nach Norden leicht zyklonal gestrickt und über die Nordsee
nähern sich wieder Tiefausläufer mit starker Bewölkung und Regen, während sich
über der Mitte und dem Süden leichter Hochdruckeinfluss hält. Mit Hilfe der
Orografie sind aber über den Alpen ein paar Gewitter möglich.
In der erweiterten Mittelfrist steht zunächst die Passage der Tiefausläufer an,
gefolgt möglicherweise von erneutem Hochdruckeinfluss. Die Entwicklung wird aber
schon ab dem kommenden Wochenende unsicher.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Das liegt auch an der Konsistenz, die zunächst gut ist, zum nächsten Wochenende
aber schwächelt. Die Vorläufe sahen teilweise die Passage eines etwas
markanteren Troges vor, der aktuell nur leicht über dem Norden erkennbar wird.
Ohnehin wird die Wetterberuhigung ja auch in der aktuellen Version nur
angedeutet, leicht wechselhaft bleibt es insgesamt doch.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
In groben Zügen sehen die anderen Globalmodelle, GFS, ICON und UKMO den Ablauf
zunächst ähnlich, offenbaren aber u.a. Unterschiede im Timing. ICON schließt
sich der flotteren Gangart des IFS an, GFS und UKMO lassen den Trog etwas
langsamer nach Osten vorankommen und haben auch für Samstag im Osten noch
kräftige, teils von Gewittern begleitete Regenfälle auf der Karte. Dafür lässt
sich zum Ende ICON nicht lange bitten und lässt am Sonntag Tiefausläufer rasch
von Westen über ganz Deutschland nach Südosten ausbreiten, während dann GFS eine
Hochzelle über Nordwestdeutschland simuliert.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen des Hauptlaufs, dessen Kurven in recht guter Übereinstimmung mit den
Ensembles verlaufen. Während das Geopotential leicht ondulierend seitwärts
verläuft, gehen die Temperaturen in 850 hPa von anfangs über 15°C auf Werte um
oder etwas unter 10°C am nächsten Wochenende zurück. Vor allem bis Freitag gibt
es teils kräftige Niederschlagspeaks, die ab dem Wochenende nachlassen, aber
nicht verschwinden, sodass auch dann von leicht wechselhaftem Wettercharakter
ausgegangen werden darf.
Die ersten beiden Cluster für Mittwoch und Donnerstag unterscheiden sich bei uns
nur marginal. Bis +168h werden 4 Cluster gebildet, die ins Blocking einsortiert
werden. Der Hauptlauf liegt in Cluster 3 mit 12 Membern. Das Maximum der
positiven Anomalie liegt in allen Clustern weit nach Nordosteuropa verschoben
und bei uns zeigen sich ausgehend vom Langwellentrog über dem Nordostatlantik
eher zyklonale Strukturen. Der kleine Keil zum nächsten Wochenende wird dabei
nur angedeutet, entfaltet also wahrscheinlich nur bedingt Wetterwirksamkeit.
Für die erweiterte Mittelfrist sind 5 Cluster vorhanden, die deutlicher
divergieren. Der größte Cluster (19 Member) lässt dann einen Höhenrücken über
Mitteleuropa aufwölben, andere Cluster haben aber zyklonalere Strukturen über
uns zu bieten. Entsprechend vage werden die Prognosen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Zumindest bis Freitag, eventuell darüber hinaus kommt es in feuchter Luft und
Tiefdruckeinfluss von West nach Ost zu teils kräftigen und zumindest örtlich
unwetterartigen Gewittern oder Regenfällen.
Die Probabilistik hält sich zwar noch vornehm zurück und zeigt nur geringe
Wahrscheinlichkeiten für derartige Entwicklungen, immerhin sind aber u.a. im
EFI, CAPE, CAPE Shear und in „unseren“ Ninjo Feldern für die Niederschläge
Hinweise darauf vorhanden.
Die Hitze wird dabei nach Osten abgedrängt, was auch gut im EFI dokumentiert
wird. Wie verbreitet und wie viel Regen fällt, ist natürlich unsicher, einige
Einzellösungen warten aber mit extremen Regenfällen über 100 l/qm in 12 Stunden
auf.
Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS und EPS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner