S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 11.08.2022 um 10.30 UTC

Fortdauer des hochsommerlichen Wetters. Am Montag vorübergehend teils
unwetterartige Gewitter, nachfolgend erneut sehr warm bis heiß.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 18.08.2022

Um es gleich vorweg zu nehmen: Im mittelfristigen Zeitraum geht der Hochsommer
in die Verlängerung. Schauer und Gewitter bringen nur regional Niederschläge,
aber keine wesentliche Umstellung der Großwetterlage hin zu einem kühleren
Witterungsabschnitt.

Zu Beginn stehen am Sonntag die Zeichen weiterhin voll auf Hochsommer.
850hPa-Temperaturen von 20°C im Südwesten und 15°C im Norden sorgen erneut für
heiße Temperaturen zwischen 30 und 35 Grad, denn es scheint in weiten Teilen
Deutschlands die Sonne neben harmlosen Quellwolken. Deutschland befindet sich
zwar auf der Vorderseite eines Trogs über Westeuropa, dessen Hebungsantriebe
allerdings noch westlich von uns verbleiben. Frühestens am Abend könnten aus
Südwesten erste Schauer und Gewitter übergreifen, wahrscheinlich bleibt es aber
noch trocken. Ein paar letzte Schauer und Gewitter sind auch noch im Erzgebirge
und im Bayerwald möglich, verursacht durch ein nach Südosten abziehendes
Höhentief über Südosteuropa.

In der Nacht zum Montag und am Montag formiert sich im Bereich des
Langwellentrogs über Westeuropa ein Randtrog, der in der Nacht den Westen
erreicht und im Tagesverlauf zur Nordsee zieht. Die damit verbundenen
Hebungsantriebe greifen bereits im Laufe der Nacht mit Schauern und Gewittern
auf den Westen und Südwesten über. Im Tagesverlauf breiten sich zum Teil heftige
Gewitter nordostwärts aus, wobei sich quer über Deutschland auch eine
Konvergenzlinie formieren kann, die am Abend über der Nordosthälfte liegt. Die
Kaltfront greift am Abend auf den Westen über. Diese synoptische Konstellation
riecht förmlich nach Unwettern, wobei der Schwerpunkt aus aktueller Sicht in der
Mitte und bis zum Abend in der Nord- und Nordosthälfte zu finden ist
(Bodenkonvergenz und dynamische Hebung durch den Randtrog). Die wärmste
Luftmasse (T850hPa bis 18°C) wird in den Osten abgedrängt, wo nochmals
verbreitet über 30 Grad erreicht werden. In den übrigen Landesteilen bleibt es
(knapp) unter 30 Grad, wobei das erreichte Temperaturniveau stark von der
Konvektion und der Bewölkung abhängt.

Am Dienstag zieht der Randtrog nach Norden ab und löst sich auf, während der
eigentliche Trog über der Biskaya leichte Abtropftendenzen zeigt. Dadurch stellt
sich über Deutschland wieder ein antizyklonales Regime ein, wobei mit einer
südwestlichen Strömung erneut subtropische Heißluft nach Deutschland einströmt.
Bis zum Abend pirscht sich im Südwesten schon wieder die 20-Grad-Isotherme an,
die „15er“ erstreckt sich etwa nördlich der Mittelgebirge. Die Schauer und
Gewitter ziehen nach Norden ab und uns steht ein neuerlicher sonniger und
hochsommerlicher Tag mit Höchstwerten um oder über 30 Grad bevor, nur im Norden
wird es etwas weniger warm.

Auch am Mittwoch hält die südwestliche Höhenströmung an. Der Trog befindet sich
nämlich weiterhin über Westeuropa und stößt bis zur Iberischen Halbinsel vor.
Über der Südwesthälfte steigen die Temperaturen in 850hPa wieder über 20°C,
sodass dort in Verbindung mit der kräftigen Einstrahlung wieder
Nachmittagstemperaturen zwischen 30 und 35 Grad zu befürchten sind. In der
Nordwesthälfte wird es nicht ganz so heiß. Dort sorgen kurzwellige Anteile an
der Ostflanke des Trogs bzw. am Westrand der heißesten Luft im Tagesverlauf für
Schauer und teils kräftige Gewitter.

Am Donnerstag kommt der Trog etwas nach Osten voran, wodurch die heißeste Luft
aus Deutschland verdrängt wird. Schon ab der Nacht kommt es vermehrt zu Schauern
und Gewittern, die tagsüber anhalten. Für Details bezüglich Schwerpunkte und
Intensität der Gewitter ist es natürlich noch zu früh. Dabei wird es schwülwarm
bis -heiß.

In der erweiterten Mittelfrist sieht es aktuell nach leicht unbeständigem Wetter
aus, wobei die Temperaturen nur leicht zurückgehen und weiterhin auf einem
sommerlichen Niveau verbleiben.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Dienstag ist der aktuelle IFS-Lauf noch weitgehend auf Linie mit den
Vorläufen. Während nachfolgend im gestrigen 00UTC-Lauf der Langwellentrog
nordwestlich der Iberischen Halbinsel komplett abtropfte, ist dies im heutigen
00UTC-Lauf nicht mehr der Fall. Daher liegt der Hitzeschwerpunkt nun deutlich
weiter östlich (Südosthälfte Deutschlands, gestern über Zentralfrankreich) und
auf die Nordwesthälfte greifen Schauer und kräftige Gewitter über, die gestern
noch nicht auf dem Programm waren. Nachfolgend nehmen die Prognoseunterschiede
weiter zu, wobei sich das sommerliche Temperaturniveau fortsetzt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch ICON und GFS stützen die Prognosen des IFS. Vor allem in der Nacht zum und
am Montag muss mit Schauern und teils schweren Gewittern gerechnet werden,
während sich nachfolgend am Dienstag wieder sonniges und heißes Wetter
einstellt. Auch am Mittwoch unterscheiden sich die verschiedenen Modelle nur
geringfügig. Die Tendenz hin zu unbeständigerem Wetter mit Schauern und
Gewittern (v.a. in der Nordwesthälfte) zeigen auch ICON und GFS.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen zeigen bis Montag sowohl bei der Temperatur als auch beim
Geopotential nur einen geringen Spread. V.a. im Westen und Nordwesten (Beispiel
Köln) nehmen ab Montag die Niederschlagssignale zu, im Südosten (Beispiel
München) sind die Niederschlagssignale deutlich geringer.

Am Dienstag, v.a. aber ab Mittwoch wird der Spread zunehmend größer. Während im
Westen die Mehrzahl der Member um oder unter 15°C in 850hPa bleiben, steigen im
Südwesten die Mehrzahl der Member wieder auf um oder über 20°C.

Die Clusteranalysen (t120h-168h) zeigen zwar 6 Cluster auf, die aber alle
durchweg über dem genannten Zeitraum dem Blocking-Regime zugeordnet werden.
Daher ist keine grundlegende Umstellung der Großwetterlage zu erwarten.
Unterschiede bestehen v.a. bezüglich der Lage und Mächtigkeit der blockierenden
Antizyklone, was durchaus Einfluss auf das Wettergeschehen in Deutschland hat
(eher trocken und warm bis heiß oder unbeständig und feucht-warm).

Nachfolgend (t192h-240h) werden weiterhin 6 Cluster angeboten, in denen mehr
oder weniger schnell eine Umstellung hin zu einer positiven NAO eingeleitet
wird.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Sonntag dauert Hitze und Trockenheit an bzw. erreichen ihren (vorläufigen)
Höhepunkt.

Ab der Nacht zum Montag kommen von Südwesten und Westen her kräftige Schauer und
Gewitter auf, die sich am Montag im Tagesverlauf nordostwärts ausbreiten. Dabei
sind organisierte Strukturen und unwetterartige Entwicklungen durch Starkregen,
Hagel und Sturmböen wahrscheinlich.

Am Dienstag erwartet uns erneut verbreitet Hitze, am Mittwoch v.a. in der
Südosthälfte.

Vor allem in der Nordwesthälfte entwickeln sich am Mittwoch Schauer und teils
kräftige Gewitter, die teils unwetterartig ausfallen können. Auch am Donnerstag
setzt sich das unbeständige Sommerwetter mit Schauern und Gewittern fort, wobei
dann ganz Deutschland betroffen sein kann.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, ICON-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel