SXEU31 DWAV 091800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 09.08.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Ruhige Hochdrucklage auf sommerlich warmem bis heißem Niveau. Anhaltende
Trockenheit und Waldbrandgefahr. Im Südwesten zeitweise leicht böiger
Nordostwind.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC

Aktuell … scheint im Westen die Sonne von einem wolkenfreien Himmel, im Osten
teilt sie ihn sich mit zahlreichen harmlosen Quellwolken, die zum Abend wieder
in sich zusammenfallen. Es sollte fast überall trocken bleiben, auch im Umfeld
der Oder, was durch die jüngsten RGB Konvektionsbilder gestützt wird, die
keinerlei Vereisung der Wolkenoberflächen andeuten. Ein schwacher Schauer kann
vielleicht in Richtung Cottbus/Lausitz nicht komplett ausgeschlossen werden,
jedoch mit 0,x l/qm Mengen.

Die abendlichen Werte liegen entlang des Rheins, im Rhein-Main-Gebiet sowie im
Saarland um 30 Grad, sonst zwischen 25 und 28 Grad und im Norden sowie am
Alpenrand bei 22 bis 24 Grad. Der Nordostwind weht mäßig bis frisch.

Mittwoch … und
Donnerstag … breitet sich der Höhenkeil von Nordwesteuropa sukzessive bis zu
den baltischen Staaten aus. Niedertroposphärisch etabliert sich eine zonal
ausgerichtete Hochdruckbrücke, die von Neufundland über England, Südskandinavien
bis ins nordwestliche Russland reicht. Das europäische Bodenhoch mit dem Namen
OSCAR weist zwar mehrere Zentren auf, ist jedoch bezüglich der Duckmaxima eher
mäßig stark ausgeprägt und schwächt sich zum Donnerstag mit Blick auf die
klimatologische Norm etwas ab.

An beiden Tagen dominiert deutschlandweit ruhiges Sommerwetter, wobei der
Sonnenschein tagsüber nur zeitweise durch lockere Wolkenfelder gestört wird.
Während am Mittwoch nur im Westen Maxima von 30 bis örtlich 33 Grad erwartet
werden, weitet sich die Hitze am Donnerstag nordostwärts bis nach Berlin aus.
Auch sonst werden mit 25 bis 29 Grad hochsommerliche Werte erwartet. Dank der
weiterhin sehr trockenen Luftmasse kühlt es in den Nächten ordentlich ab, sodass
bei Minima zwischen 15 und 9 Grad gut durchgelüftet werden kann.

Schauen wir noch auf einige Besonderheiten an beiden Tagen. Die Luftmasse ist
ziemlich trocken, was aktuelle Radiosonden zeigen (z.B. 10739 Stuttgart mit PPWs
von 18.6 mm im 12z Aufstieg), was in Vorhersagesoundings mit ähnlichen Werten zu
sehen ist und was auch von NESDIS mit 40 bis 60% TPW Anomaliewerten gezeigt
wird. Dabei wird über der Mitte und im Süden die (vertikal) breite
Absinkinversion mit RH Werten von 4-6% in 700 hPa von Mittwoch auf Donnerstag
mit abnehmender Schichtdicke sukzessive abgebaut, während sich nach Nordwesten
zu wenig ändert. Die niedertroposphärische Luftmasse kann zum Nachmittag jeweils
bis rund 750-800 hPa durchmischen mit bodennahen RH Werten um 30%, was der
anhaltenden Trockenheit und Waldbrandgefahr natürlich entgegenkommt. Von Südwest
nach Nordost schwanken wir dabei zwischen Stufe 4 oder 5 auf der fünfteiligen
Skala des Waldbrandgefahrenindex.

Die hochreichend durchmischte Grenzschicht erlaubt am Mittwoch im Tagesverlauf
ein effektives Herabmischen von 15 bis 20 kn Ost- bis Nordostwinden im
Südwesten, wobei ICON-D2 EPS einige Signale für Bft 7 Böen gibt. Dennoch scheint
sich alles meist im Bft 5 bis 6 Niveau und vielleicht hier und da mit einzelne
Bft 7 Böen abzuspielen. Großflächig warnwürdig sollte dieses Ereignis aus
heutiger Sicht nicht ausfallen, jedoch kann eine regionale Ausgabe von Bft 7
Böen im Südwesten nicht ausgeschlossen werden. Inversionsabhängig kann der Wind
im Hochschwarzwald sowie auf der Alb zeitweise auch stürmisch aus Ost wehen, was
beide Tage betrifft. Inwieweit wir exponiert zeitweise in den Bft 9 bis 10
Bereich kommen, was ICON D2-EPS andeutet, ist noch sehr unsicher und wird aus
aktueller Sicht eher angezweifelt, wenngleich nach Sonnenuntergang mit
Abkopplung von der Grenzschicht / Entwicklung der nächtlichen Grenzschicht die
850/950 hPa Winde teils bis in den 30-35 kn Bereich angehoben werden (Bft 7-8).
Daher erscheinen Bft 8 Böen, vielleicht auch mal eine nächtliche Bft 9 im
exponierten Bergland Südwestdeutschlands realistisch und eine markante Warnung
ist z.B. für den Hochschwarzwald ebenfalls nicht vollständig auszuschließen.

Fazit: Im Tiefland Südwestdeutschlands weht der Ostwind am Mittwoch etwas
kräftiger als am Donnerstag, jedoch selbst am Mittwoch nur regional grenzwertig
warnwürdig. Besonders am Mittwoch/Nacht zum Donnerstag könnte im Hochschwarzwald
eine markante Windwarnung regional notwendig sein.

Im restlichen Land weht der Nordostwind an beiden Tagen mäßig bis frisch.

Ganz im Norden können in den Nächten lokal seichte Nebelfelder auftreten, die
jedoch nicht warnwürdig ausfallen sollten.

Freitag … kommt dann etwas Bewegung in die eingefahrene Wetterlage, denn von
Osten nähert sich ein Kaltlufttropfen Südostdeutschland an. Dabei wird dessen
Zugbahn und Verlagerungsgeschwindigkeit überraschend homogen gesehen, wobei das
Zentrum zur Mittagszeit über dem Osten Österreichs liegen sollte und 12 Stunden
später die nördliche Adria oder Südbayern erreicht (die Streuung der Numerik
bezüglich der Verlagerung nimmt zu).
Signifikante Änderungen für das Wetter in Deutschland ergibt diese Entwicklung
weiterhin keine, denn die Sonne strahlt meist von einem wolkenlosen oder leicht
bewölkten Himmel und es bleibt trocken. Aber in den Südosten sickert im Umfeld
des Kaltlufttropfen in 700-500 hPa feuchtere Luft ein, sodass es hier stärker
quellen kann, doch die Numerik besteht weiterhin drauf, jegliche Schauer und
Gewitter inneralpin oder in Tschechien zu belassen. Glauben wir das mal für
jetzt bzw. warten noch ab, wohin sich der Kaltlufttropfen letztendlich
verlagert.
Vom Niederrhein bis zur Oder wird es mit 30 bis 34 Grad erneut ein heißer Tag,
während sonst sommerlich warme 25 bis 29 Grad erwartet werden. Der Nordostwind
weht mäßig bis frisch.

Zusammengefasst also erwartet uns eine ruhige, sommerlich warme bis heiße und
trockene Kurzfrist.

Modellvergleich und -einschätzung

Weiterhin gibt es innerhalb der Numerik keine nennenswerten Diskrepanzen, was
diese Kurzfrist betrifft. Die Verlagerung des Kaltlufttropfens zum Freitag wird
sehr gut erfasst, wobei GFS innerhalb der jüngsten 5 Läufe etwas mehr nach
Norden drängt und somit etwas westlicher als ICON und IFS liegt. Von daher
möchte ich nicht ausschließen, dass dessen Einfluss zum Freitag mit Blick auf
ein geringes Gewitterpotenzial in Bayern doch noch zunimmt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy