S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 08.08.2022 um 10.30 UTC

Hochsommerlich warm bis heiß. Abgesehen von lokalen Schauern und Gewittern
Fortdauer der Trockenheit.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 15.08.2022

Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Donnerstag liegt Deutschland im
Einflussbereich einer umfangreichen Hochdruckzone, die sich vom nahen
Nordostatlantik über Großbritannien und Mitteleuropa hinweg bis in den
Nordwesten Russlands erstreckt. Somit dominiert hierzulande Absinken und es
erwartet uns ein weiterer sonniger Tag. Dabei ist sehr warme bis heiße Luft
wetterbestimmend mit T850 hPa-Werten zwischen 10 und 16 Grad.

Am Freitag und Samstag ändert sich für den größten Teil des Landes nichts am
Wettercharakter. Im Bodendruckfeld verbleiben wir am Rande der Hochdruckzone,
sodass das trockene Wetter bei hochsommerlichen Temperaturen weitgehend anhält.
Eine Einschränkung oder einen Hoffnungsschimmer bezüglich Niederschläge gibt es
für den Südosten und Osten Deutschlands. Dort nähert sich am Freitag
vorübergehend ein Höhentief an, das sich aber am Samstag schon wieder in
Richtung Adria davon macht. Ob es dort in der doch relativ trockenen Luftmasse
in Verbindung mit dem Höhentief zur Auslöse einzelner Schauer und Gewitter
reicht, bleibt abzuwarten. Fest steht aber, dass flächendeckende Niederschläge
nicht damit einhergehen.

Der Sonntag stellt voraussichtlich den heißesten Tag der Woche dar. Wir liegen
unter der Achse eines vor allem in 300 hPa gut ausgeprägten Rückens und auch im
Bodendruckfeld dominiert weiterhin schwacher Hochdruckeinfluss. Bei nur wenigen
Wölkchen am Himmel heizt sich die Luft nahezu landesweit auf 30 bis 34, lokal 35
Grad auf (T850 hPa zwischen 14 und 19 Grad). Knapp unter 30 Grad verbleibt die
Temperatur nur im äußersten Norden, an den Küsten sowie südlich der Donau.

Am Montag wandert der Rücken unter Abschwächung weiter ostwärts und wir gelangen
allmählich auf die Vorderseite eines flachen Randtroges über Frankreich. Damit
einhergehend setzt auch im Bodendruckfeld Druckfall ein und von Westen greift
eine flache Tiefdruckrinne auf uns über. Wirklich frontales Geschehen ist damit
nicht verbunden. Mit der Zufuhr etwas feuchterer Luft ist aber im Bereich einer
Konvergenz bzw. rückseitig davon im Westen und Südwesten mit der Bildung
einzelner Schauer und Gewitter zu rechnen, die lokal auch mit Starkregen und
Sturmböen verbunden sein können. Die T850 hPa steigt sogar noch etwas weiter an
bis auf 21 Grad. Aufgrund der Wolkenbildung sollte das Temperaturniveau vom
Vortag aber nicht überschritten werden.

In der erweiterten Mittelfrist verlagert sich die Rinne ostwärts über uns
hinweg, sodass auch in den weiteren Landesteilen lokale Schauer und Gewitter zu
erwarten sind. Eine nachhaltige Linderung der Trockenheit ist damit aber nicht
verbunden. Vielmehr baut sich nachfolgend von Westen bereits das nächste Hoch
auf, sodass sich eine Änderung des bisherigen Strömungsmusters über Europa nicht
abzeichnet.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der heutige 00 UTC Lauf des EZMW-Modells zeigt zwar kleinere Unterschiede in der
Position der Druckgebilde im Vergleich zu den gestrigen Läufen, signifikante
Änderungen des Wetterablaufs haben diese aber nicht zur Folge. Insofern kann die
Konsistenz als gut bezeichnet werden.
Im Detail ist beispielsweise das Höhentief am Freitag seit dem gestrigen 12 UTC
Lauf etwas stärker ausgeprägt und weist eine abgeschlossene Isohypse auf, sodass
auch die Niederschlagstätigkeit geringfügig stärker ausgeprägt ist. Allerdings
verliert es auch schneller wieder an Einfluss auf unser Wetter.
Das Übergreifen der Tiefdruckrinne wurde auch in den gestrigen Läufen schon
gezeigt. Allerdings waren auch in den älteren Läufen nur wenig
Niederschlagssignale damit verbunden.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Großen und Ganzen wird die Entwicklung der Mittelfrist von ICON, GFS und EZMW
sehr ähnlich gesehen. Allerdings greift das Höhentief bei ICON und GFS mit
seinem Kern auf den Osten und Südosten des Landes über, was bei EZMW nicht der
Fall ist. Zudem behält es auch am Samstag noch seinen Einfluss auf unser Wetter.
Entsprechend sind an beiden Tagen mehr Niederschlagssignale vorhanden als bei
EZMW.
Das Übergreifen der Tiefdruckrinne wird zwar von den Modellen übereinstimmend
gezeigt, aber auch hier ist die Ausprägung unterschiedlich. Bei GFS ist sie am
schwächsten ausgeprägt ohne nennenswerte Auswirkungen, gefolgt von EZMW. Bei
ICON ist die Rinne markanter ausgeprägt und auch der Trog greift geringfügig
weiter ostwärts aus. Dies resultiert auch in deutlich mehr Niederschlagssignalen
im Westen und Südwesten als bei GFS und EZMW.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahne für Offenbach spricht eine eindeutige Sprache. Bei nur geringem
Spread steigt die Temperatur 850 hPa von Tag zu Tag etwas an und erreicht am
Sonntag, auf Basis von Haupt- und Kontrolllauf sogar erst am Montag den
Höhepunkt. Die Mehrheit der Member zeigt bereits im Laufe des Montags einen
Rückgang der Temperatur, was für ein früheres Übergreifen der Rinne (wie bei
ICON) sprechen würde. Der Temperaturrückgang nach Passage der Rinne wird
einheitlich gezeigt. Niederschlagssignale sind bis einschließlich Samstag nicht
vorhanden. Nachfolgend nehmen die Signale etwas zu, bleiben aber bezüglich der
Menge auf niedrigem Niveau.

Betrachtet man zusätzlich noch die Plumes von München oder Dresden, so zeigt
sich am Freitag eine deutliche „Delle“ beim Verlauf des Geopot 500 hPa, die auch
von allen Membern mitgetragen wird, sodass das Übergreifen des Höhentiefs sicher
scheint. Die Niederschlagssignale halten sich aber sehr in Grenzen und werden
nur von wenigen Membern angedeutet. Wenn überhaupt, sollten Schauer und Gewitter
also nur ein sehr lokales Phänomen sein.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden drei
Cluster, die alle dem Regime „Blocking“ zugeordnet wurden. Für Mitteleuropa sind
dabei keine signifikanten Unterschiede zu erkennen. Ähnliches gilt für den
darauffolgenden Zeitraum von Samstag bis Montag 00 UTC. Hier gibt es zwei
Cluster mit 30 Membern im ersten und 21 im zweiten Cluster. In Cluster 1 zeigt
sich dabei auch ein etwas früheres Übergreifen der Rinne am Montag als in
Cluster 2.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Freitag und Samstag sind im Osten und Südosten lokale Schauer und Gewitter
gering wahrscheinlich. Aufgrund langsamer Verlagerung ist lokal markanter
Starkregen um 20 l/qm in kurzer Zeit nicht ausgeschlossen.

Am Montag können sich im Westen und Südwesten einzelne Schauer und Gewitter
entwickeln, teils in Verbindung mit Starkregen um 20 l/qm innerhalb einer
Stunde, Sturmböen und Hagel.

Am Samstag und Sonntag steigt zudem die Wärmebelastung stark an.

Sonst werden im Vorhersagezeitraum keine Wettergefahren erwartet.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger