S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 18.07.2022 um 10.30 UTC

Im Norden warm, im Süden heiß. Am Donnerstag und am Samstag erhöhte
Gewitterneigung.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 25.07.2022

Am Donnerstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, zeigen sich nach IFS zwei
Höhenrücken, ein weit nach Norden ausgreifender über dem östlichen Mitteleuropa
sowie ein flacher über dem Südwesten Europas. Dazwischen befindet sich ein
Höhentrog, in welchen über dem Norden Deutschlands ein Höhentief eingebettet
ist. Dieses verpasst der Hitzewelle erst einmal einen kleinen Dämpfer und sollte
auch regional (nach IFS über dem Norden und den Alpen) für Schauer und Gewitter
sorgen, wobei es durchaus zu Unwettern kommen kann. Im Bodendruckfeld befinden
wir uns zwischen tiefem Luftdruck östlich unseres Landes und Hochdruck über den
Britischen Inseln. Mit dem daraus resultierenden nordwestlichen Wind gelangt
eine Kaltfront in den Nordwesten des Landes und drückt dort die Temperatur in
850 hPa bis zum Abend auf etwa 10°C hinunter, während sich im Süden noch die
15°C halten.

Am Freitag zieht das Höhentief rasch ab und der Rücken aus dem Südwesten Europas
zieht heran. Doch auch dieser schwenkt rasch durch, so dass am Abend schon
wieder ein kurzwelliger Trog auf den Nordwesten übergreift. Bodennah sind die
Druckdifferenzen gering, etwas höherer Luftdruck liegt nordwestlich unseres
Landes, so dass der Wind schwach mit nördlichen Komponenten weht. Die Kaltfront
kommt aber kaum nach Süden voran, und am Nachmittag kommt auf der
Trogvorderseite schon wieder sehr heiße Luft (T850 20°C) in den Südwesten
Deutschlands voran. Während im Norden Nordseestratocumulus den Sonnenschein und
die Temperatur dämpfen sollte, wird es im restlichen Land wieder sonnig und sehr
warm bis heiß. In der Nacht zum Samstag schwenkt dann der Trog vor allem über
den Norden Deutschlands hinweg. Je nachdem wieviel Feuchte dann zu Verfügung
steht, dürfte es vor allem im Norden und in der Mitte eine gewittrige Nacht
geben.

Am Samstag stellt sich in der Höhe eine recht glatte und mäßig starke
Westströmung ein. Bodennah bleiben die Luftdruckgegensätze schwach, wobei der
Luftdruck im Norden leicht höher sein soll. Bei der Temperatur gibt es dagegen
deutliche Differenzen, was bei der Westlage in der Höhe auch zu erwarten ist. Im
Bereich der Nordsee haben wir in 850 hPa nur um 10°C, an den Alpen um 20°C.
Gewitter gibt es am Anfang noch im Norden, sowie auch an den Alpen. Sonst
scheint meist wieder die Sonne.

Am Sonntag wölbt sich direkt über dem westlichen Mitteleuropa wieder ein Rücken
auf. Auslöser sind das Abwandern des schwachen Hochschwerpunktes ins östliche
Mitteleuropa und ein recht kräftiges Tief nördlich von Irland, das auf der
Vorderseite eines südostwärts schwenkenden Troges entsteht. Diese Konstellation
erlaubt eine Rückkehr der aus Nordafrika stammenden Tropikluft in den Süden
Deutschlands, wobei am Abend im äußersten Südwesten in 850 hPa an der 24°C-Marke
gekratzt werden soll. Im Norden verbleiben wir dagegen bei
normalhochsommerlichen 12°C. Dort gibt es vielleicht noch einige Wolken,
ansonsten ziehen nur Cirren über den Himmel.

Am Montag verlagert sich der Höhenrücken langsam nach Osten, wohingegen ein aus
dem Trog hervorgegangenes Höhentief über Schottland zu liegen kommt. Auch in
Bodennähe liegen die Drucksysteme ähnlich, so dass mit südwestlichem Wind die
Gluthitze nach Norden vorankommt. Bis 12 UTC erreicht in 850 hPa die Temperatur
im Norden 16°C, im Südwesten 24°C, wobei die 20°C-Isotherme in etwa über der
Mitte liegen soll. Damit könnte es vor allem im Südwesten neue Hitzerekorde
geben. Allerdings könnte die Luftmasse dann etwas feuchter sein als bei der
aktuell bevorstehenden Hitzewelle, so dass in der Nacht zum Dienstag mit
weiterem Herannahen des Troges eine ausgewachsene Gewitterlage entstehen könnte.

In der erweiterten Mittelfrist soll dann dieser Trog durchschwenken und mit ihm
deutlich weniger warme Luft bis in den Süden des Landes gelangen, so dass dort
die Hitzewelle erst einmal beendet wird. Nachfolgend setzt sich
Hochdruckeinfluss durch, die große Hitze verbleibt dann aber über Südeuropa.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen beiden Vorgängerläufen ist im
Groben gesehen sehr gut, so dass der oben beschriebene Ablauf im Wesentlichen in
allen Läufen wiederzufinden ist. Allerdings ist die Konfiguration der Tröge
(Donnerstag und Freitag/Samstag) durchaus mit größeren Unsicherheiten behaftet,
so dass insbesondere die Gewitterprognose noch auf sehr unsicheren Beinen steht.
Vor allem der zweite Trog, der nach der aktuellen Prognose recht flach und
schnell durchläuft, war bei den Vorgängerläufen noch viel stärker simuliert, so
dass nach diesen Läufen eine größere Gewitterlage möglich gewesen wäre.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bezüglich der Detailprognose unterscheiden sich die vorliegenden Modelle stark.
So zeigen IFS, ICON und GEM das Höhentief am Donnerstagmittag über dem Nordosten
Deutschlands, IFS und GEM etwas stärker als ICON. GFS hat das Höhentief zu
diesem Zeitpunkt im Südwesten, UK10 gar nicht. Bei GFS zieht dann das Höhentief
auch erst im Laufe des Freitags ab, während die anderen Modelle dann schon
wieder auf Hochdruck setzen. Der nächste Trog zum Samstag ist bei ICON, GFS und
UK10 deutlich stärker ausgeprägt bei IFS und GEM, UK10 zeigt am Samstagmorgen
sogar ein kräftiges Bodentief über dem Nordwesten Deutschlands. Danach setzt
sich bei allen Modellen wieder der Rücken durch. Das bedeutet aber, dass die
Entwicklung der beiden Gewitterlagen noch mit sehr hohen Unsicherheiten behaftet
ist.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das IFS-Ensemble wird im Mittelfristzeitraum (Samstag bis Montag) auf vier
Cluster verteilt. Diese besetzen interessanterweise am letzten Prognosetag alle
vier Wetterregime. Dabei ähneln sich aber C1 und C2 (zusammen 27 Mitglieder,
Hauptlauf, Kontrolllauf) sehr stark und spiegeln das oben geschriebene wider.
Allerdings werden sie gegen Ende den Regimes „Blocking und „Positive NAO“
zugeordnet. C3 (13 Mitglieder) simuliert gegen Ende eine stärkere Westlage bei
uns, wird aber der „Negativen NAO“ zugeordnet, weil das Potential bei Grönland
sehr hoch simuliert wird. Zuletzt zeigt C4 mit 11 Mitgliedern gegen Ende eine
Trog-/Nordwestlage über Mitteleuropa, also kühler und feuchter. Dieses wird dem
Regime „Atlantischer Rücken“ zugeordnet. Insgesamt fällt aber schon auf, dass
die Alternativen zu den verschiedenen Globalmodellen durchaus nicht ganz schwach
besetzt sind.
Der Blick in die erweiterte Mittelfrist offenbart dann eine deutliche Tendenz zu
Lagen mit Trogeinfluss.

Im Norden Deutschlands (Hamburg) deuten die IFS-Rauchfahnen noch einmal ein
Hitzemaximum am nächsten Montag an (T850 über 15°C), das aber keineswegs sicher
ist. Nachfolgend pendelt sich das Temperaturniveau bei etwas über 5°C ein. Am
Donnerstag zeigt sich eine markante Niederschlagsspitze.
Im Süden Deutschlands soll das Hitzemaximum Anfang kommender Woche nach dem
Hauptlauf stärker ausfallen als das aktuelle, es werden sogar Ausreißer bis 26°C
gerechnet. Allerdings liegt der Schwerpunkt der Läufe bei knapp unter 20°C.
Danach ist auch im Süden ein deutlicher Abwärtstrend zu sehen. In der nächsten
Woche pendelt sich die Temperatur auf etwa 12°C ein. Niederschlagssignale sind
am Donnerstag und Samstag vorhanden, fallen aber schwach aus.

Beim GFS ist der Hauptlauf ein absoluter Ausreißer. Nach diesem stiege die
850-hPa-Temperatur am nächsten Mittwoch über Hamburg auf 22°C an, über Freiburg
am Dienstag auf 25°C. Die Mehrheit der Ensemblemitglieder liegt aber in beiden
Städten deutlich tiefer. Es zeigt sich auch bei den GFS-Rauchfahnen die Tendenz
zu zurückgehenden Temperaturen und niedrigerem Geopotential in der nächsten
Woche. Die Niederschläge fixieren sich ähnlich wie beim IFS auf die beiden
Trogdurchgänge am Donnerstag und Samstag. In der nächsten Woche ist nicht allzu
viel Regen zu finden.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI: Der EFI zeigt ein Hitzesignal über dem Süden Deutschlands ab dem
Wochenende.

Regen:
Sowohl Cosmo-LEPS als auch ICON-EPS und IFS-EPS zeigen ein Signal für mehr als
25 l/m² in 12 Stunden im Nordwesten Deutschlands am Donnerstag.

Gewitter: Markante Gewitterlagen deuten sich am Donnerstag vor allem im Norden
sowie wieder in der Nacht zum Samstag und am Samstag an. Unwettergefahr besteht
zumindest lokal bezüglich aller Parameter.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann