S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 13.07.2022 um 10.30 UTC

Vorübergehend heiß, zum Ende Gewitter möglich, aber kein Ende der Trockenheit.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 20.07.2022

Am Samstag liegen wir unter einer zyklonalen nordwestlichen Höhenströmung
zwischen einem Höhenrücken über Südwest- und Westeuropa und einem Trog über
Skandinavien. Dieser gestaltet den Wetterablauf im Norden unbeständig, teils
windig und recht kühl, ansonsten sorgt ein Hochkeil, der ausgehend vom Hoch über
England über Deutschland nach Osten reicht, für teils freundliches und tagsüber
warmes bis sehr warmes Wetter. Die Nächte sind in trockener Luft frisch.
Am Sonntag verschiebt sich das Strömungsmuster insgesamt etwas nach Osten mit
dem Rücken über Westfrankreich und dem Richtung Osteuropa abwandernden
Höhentrog. Das Bodenhochdruckgebiet verlagert seinen Schwerpunkt in die südliche
Nordsee, wobei in den Norden weiterhin recht frische, sonst mäßig warme bis
warme Luft gelangt, die sich tagsüber unter Absinken und bei teilweise
anhaltendem Sonnenschein kräftig erwärmt. Vereinzelt sind im Südwesten an die
30°C möglich, während an der See bei auflandigem Wind um die 20°C zu erwarten
sind.
Am Montag geht die Entwicklung in kleinen Schritten weiter. Der Höhenkeil nähert
sich zögernd, das Bodenhochdruckgebiet findet sich schwerpunktmäßig über
Mitteleuropa ein. Unter Absinken erwärmt sich die Luftmasse auch im Norden und
in den Südwesten gelangt zögernd sehr warme bis heiße Luft aus Südwesteuropa,
womit dort bei sonnigem Wetter gebietsweise die 30°C Marke geknackt wird. Der
Norden liegt derweil noch im Zustrom einer zumindest in der Grenzschicht
feuchteren Luftmasse, in der einige Wolken involviert sind und wo teilweise
„nur“ 21 bis 25°C auf der Tagesordnung stehen.
Am Dienstag erreicht die Rückenachse Deutschland, während westlich davon ein
Trog zur Biskaya zieht und zur Bildung einer Tiefdruckrinne über Frankreich
führt. Zwischen ihr und dem langsam über uns nach Osten abziehenden Hoch gelangt
außer in den Nordosten heiße Luft aus dem westlichen Mittelmeerraum und
Südwesteuropa, die im Westen und Südwesten in einigen Regionen für mehr als 35°C
gut ist. Unter dem Höhenrücken überwiegt Absinken und in der trockenen Luft
dürfte es sonnig bleiben.
Am Mittwoch zieht der Rücken ab und wir gelangen auf die Vorderseite des
Richtung England und Nordsee schwenkenden Troges. Dabei greift von Westen her
die Tiefdruckrinne mit eingelagerter Kaltfront auf Deutschland über. Dabei
breitet sich die heiße Luft vorübergehend bis in den Nordosten aus. Zugleich
nimmt die Neigung zu Schauern und Gewittern zu und auch Unwetter sind möglich.
Details und ob eine überregionale Unwetterlage ansteht, sind sehr unsicher, eine
Unwetterlage wäre aber durchaus im Bereich des Möglichen.

In der erweiterten Mittelfrist könnte sich rasch der Hochdruckeinfluss bei uns
regenerieren.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist eigentlich recht gut, nur wird der
an sich unstrittige Ablauf von Lauf zu Lauf etwas verzögert. Die Hitze nächste
Woche lässt sich demnach Zeit, sie kommt zwar, ist wahrscheinlich aber auch
recht bald wieder vorbei. Die Temperaturspitzen, gebietsweise um 35°C,
vereinzelt 38/39°C, sind im aktuellen Lauf in den Mittwoch verschoben worden.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen betrachteten Globalmodelle liefern keine grundsätzlich neuen
Erkenntnisse. Die Unschärfen liegen in Details. Vor allem GFS und UKMO
simulieren zum Ende rascher und lassen wie ICON den Trog dann südlicher ansetzen
und über Frankreich zu uns hereinschwenken. Vor allem GFS zapft die Heißluft
stärker an und lässt die 22°C Isotherme in 850 hPa am Mittwoch bis zur Ostsee
vorankommen.
Den Modellen ist eins gemein: die Hitze kommt, ist bald vorbei und geht ab
Mittwoch mit Gewittern zu Ende.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen die Aussagen von Haupt- und
Kontrolllauf. Die Kurven passen gut zueinander und zeigen in der Temperatur
einen deutlichen Aufwärtstrend bis Dienstag/Mittwoch der nächsten Woche mit bis
zu ca. 20°C in 850 hPa über der Mitte, im Süden etwas darüber. Bis dahin bleibt
es niederschlagsfrei, dann folgen ab Mittwoch einige Niederschlagssignale, die
aber insgesamt spärlich ausfallen und Zweifel an der Ergiebigkeit eventueller
Regenfälle aufkommen lassen.

Die 4 Cluster in den ersten Tagen der Mittelfrist unterscheiden sich nicht viel
über Mitteleuropa. Im Zeitraum bis 168h werden 3 fast gleich große Cluster mit
18, 17 und 16 Membern gebildet. Diese unterscheiden sich vor allem in der
Progression des Rückens über uns nach Osten, seiner Ausprägung und der
Entwicklung des nachfolgenden Höhentroges, wobei Cluster 1 der ICON und GFS
Lösung ähnelt mit etwas südlicherer Zugbahn, in Cluster 2 liegen Haupt- und
Kontrolllauf.
Die Cluster werden überwiegend ins Blocking sortiert, woran sich auch in der
erweiterten Mittelfrist nichts ändert. Trotz vorübergehend zyklonaler Strukturen
überwiegt auch dann wohl hohes Geopotential und antizyklonaler Einfluss.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

In der nächsten Woche steht eine kurze, aber durchaus knackige Hitzewelle an,
die ihr Maximum Dienstag oder Mittwoch haben dürfte. Vielleicht rückt sie aber
in den nächsten Läufen noch weiter nach hinten. Gebietsweise sind, außer
vielleicht ganz im Norden, Maxima um 35°C möglich, in der Spitze lokal eventuell
38 oder 39°C. Im EFI greift ab Dienstag der Bereich mit stark positiver
Temperaturanomalie von Frankreich auf Südwestdeutschland über.
Danach folgen am Mittwoch und Donnerstag Gewitter, deren Ausprägung unsicher
erscheint. Angesichts der Temperaturen sollte man auch von (lokalen?) Unwettern
ausgehen. Die Niederschlagssignale in den Ensembles und diversen Modellen wirken
nicht sehr ermutigend, sodass das eigentlich markante, die anhaltende Dürre in
großen Landesteilen, durch lokal starken Regen nicht beendet wird.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS + EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner