S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 10.07.2022 um 10.30 UTC

Hochsommerlich warm, teils auch heiß. Dabei weitgehend trocken, nur im Süden am
Freitag eventuell starke Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 17.07.2022

Am Mittwoch liegt in 500 hPa anfangs ein Höhenrücken über Deutschland, der im
Tagesverlauf und in der Nacht nach Südosten abgedrängt wird. Ihm folgt ein
Kurzwellentrog, dessen Achse Deutschland bis zum Donnerstagmorgen aber auch
schon weitgehend überquert haben soll. Dem Kurzwellentrog in der Höhe läuft
Niedertroposphärisch ein Bodentrog voraus, in den eine Kaltfront eingebettet
ist, die bis zum Abend etwa die nördlichen Mittelgebirge erreicht. In der Folge
zeigen die Modelle vor allem über der Mitte Deutschlands etwas dichtere
Bewölkung. EZMW quittiert dies auch mit verhaltenen präfrontalen (Kata-Charakter
der Front) Niederschlagssignalen (ebenso wie z.B. UKMO), während es nach ICON
oder GFS weitgehend trocken bleiben soll. Unabhängig von möglichen
Niederschlägen bringt die Kaltfront dem Norden im 850er Niveau eine gewisse
Abkühlung. Liegen die entsprechenden Werte am Morgen noch zwischen etwa 11°C im
äußersten Norden und knapp 18°C im Südwesten, so sinken diese laut EZMW im Raum
Flensburg bis zum Abend auf etwa 7°C ab. Für den Süden ist dagegen ein
umgekehrter Trend auszumachen, dort steigen die Werte bis zum Abend verbreitet
auf 18 bis 19°C an. Präfrontal kann es mit Sonnenunterstützung in der Mitte und
im Süden mit Temperaturmaxima zwischen 29 und 34 Grad sehr heiß werden, lokal
könnte sogar die 35-Grad-Marke erreicht werden. Im Norden, wo die Kaltfront sich
schon recht früh bemerkbar macht, liegen die Höchstwerte dagegen nur bei 25 bis
29 Grad. Dass mit Kaltfrontpassage der Wind von West-Südwest auf Nordwest dreht,
bedeutet für de Küsten (insbesondere die Nordsee) auflandigen Wind. Entsprechend
wird es auf den Nordseeinseln wohl nur für Spitzenwerte um 20°C reichen. Apropos
Wind: Ob an der Kaltfront und im Bodentrog steife Böen auftreten ist noch nicht
ausgemacht. EZMW hat diese im Programm, ICON simuliert dagegen einen deutlich
schwächer ausgeprägten Druckgradienten mit entsprechend niedrigeren Windmaxima.
Trotz der hohen Temperaturen steht uns in der Nacht zum Donnerstag wohl keine
Tropennacht mit Minima über 20°C ins Haus. Die Kaltfront kommt noch etwas weiter
nach Süden voran und sorgt so zunehmend auch in der Mitte und dem Süden für
etwas Abkühlung.

Am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag zeigt sich eine insgesamt
west-nordwestliche Höhenströmung in 500 hPa. Damit fehlen aus der Höhe
nennenswerte Hebungsimpulse, wenn man mal von einem kurzwelligen Troganteil über
dem Nordosten absieht, der dort für teils dichtere Wolken sorgt. Die Kaltfront
kommt kaum noch nach Süden voran, erreicht zum Abend aber immerhin Nordbayern
und Nordbaden. Durch postfrontalen Druckanstieg fehlt zusehends die
frontsenkrechte Schubkomponente. Entsprechend lassen die ohnehin mit einem
Fragezeichen versehenen potentiellen Niederschläge an der Front, die in der
Nacht noch bei EZMW oder UKMO vorhanden sind, nach. Durch den Druckanstieg
verschärft sich über dem Nordosten der Druckgradient, was bei den meisten
Modellen für steife Böen im erweiterten Ostseeumfeld reicht. Ansonsten ist es
bei geringen Druckunterschieden schwachwindig. Da die Front nicht bis an die
Alpen vorankommt, wird im Süden auch die heiße Luftmasse nicht ausgeräumt.
Entsprechend verharren die 850er Temperaturen dort zwischen 15 und knapp 20°C,
was im 2m-Niveau Höchstwerte von bis zu 32 Gard erwarten lässt, vielleicht
punktuell auch etwas mehr. Für diese feucht-heiße Luftmasse wird auch etwas CAPE
simuliert, eventuell reicht es mit orografischer Unterstützung für Schauer oder
Gewitter. Im äußersten Norden sind es am Abend dagegen in 850 hPa nur 5 bis 6°C,
was an den Küsten erneut Maxima von etwa 20°C bedeutet.

Am Freitag ändert sich an der west-nordwestlichen Höhenströmung nichts
Wesentliches. Eingelagerte kurzwellige Anteile können über dem Norden und der
Mitte ob der Trockenheit der Luftmasse den sommerlichen (und weiter zu
trockenen) Wettercharakter nicht trüben. Im Süden soll sich jedoch zwischen dem
hohen Druck über dem Norden und der Mitte Deutschlands sowie hohem Druck über
den Alpen nach EZMW die vormals schwache Tiefdruckrinne, in die die Kaltfront
eingebettet ist, verstärken. Dort kommt es in der Folge zu Hebungsprozessen.
Dies deutet z.B. auch UKMO an. Schauer und Gewitter wären die Folge, die lokal
auch kräftig ausfallen können. Der große Temperaturgegensatz zwischen Nord und
Süd in 850 hPa bleibt erhalten, auch wenn es sich über dem Süden etwas abkühlt.
Am Abend sollen es entsprechend im äußersten Südwesten noch 18°C, im Norden
teils nur 5°C sein.

Am Samstag bildet sich ein Höhenrücken aus, der von West nach Ost über
Deutschland hinwegschwenkt und am Sonntag schon wieder in eine glatte
west-nordwestliche Höhenströmung übergeht. Dazu kommt hoher Luftdruck – und
fertig ist das sehr sonnige Sommerwetter. Allerdings schieb sich dann schon von
Westen sehr heiße Luft heran. Liegen die 850er Temperaturen am Samstag noch
zwischen 8 und 17°C, so sind es am Sonntag schon 11 bis 20°C. Somit wird es
wieder sehr warm bis heiß, verbreitet mit Maxima über 30°C.

Am Montag und Dienstag unter Hochdruckeinfluss meist sonnig und hochsommerlich
warm bis heiß.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs im Vergleich zu den Vorläufen ist gut!
Bis zum Donnerstag zeigen sich keine großen Unterschiede. Am Freitag zeigt sich
die von allen angedeutete west-nordwestliche Höhenströmung mal mehr und mal
weniger von kurzwelligen Trog-Rücken-strukturen deformiert. Letztendlich hat
dies aber bei allgemein vorhergesagtem hohem Luftdruck und trockener Atmosphäre
keine Prognoserelevanz. Auch die Muster der Temperaturen in 850 hPa zeigen nur
geringe Unterschiede.

Erst am Samstag und Sonntag beginnen der aktuelle Lauf und die Vorläufe eine
größere Spreizung aufzuweisen. So steht am Sonntag einem westeuropäischen Rücken
in 500 hPa im gestrigen 12-UTC-Lauf ein Trog an gleicher Stelle gegenüber. Zum
gleichen Zeitpunkt simuliert EZMW nach neuester Modellversion ein kräftiges
Höhentief westlich der Iberischen Halbinsel, der gestrige 00-UTC-Lauf sah dieses
Höhentief noch über Nordspanien. Und: Die betrachteten 00-UTC-Läufe von heute
und gestern sagten auch für das Wochenende trockene und hochsommerlich warme bis
heiße Bedingungen vorher – während der gestrige 12-UTC-Lauf in der
Nordwesthälfte und auch im Süden verbreitet Regen angedeutet hat.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch auf internationaler Ebene ist man sich einig. Bis zum Donnerstag zeigen
sich keine nennenswerten Modellunterschiede. Am Freitag deuten z.B. EZMW, UKOM
und GFS eine recht glatte nordwestliche Höhenströmung über Deutschland, die in
einen Trog über dem östlichen Mitteleuropa mündet, während ICON der
Höhenströmung einen eher antizyklonalen Charakter verleiht.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles des EZMW werden von Mittwoch bis Donnerstag in 4 Cluster
aufgeteilt. Der mit 7 Mitgliedern kleinste Cluster bleibt durchgängig in der
Kategorie „Blocking“, bei ihm zeigt sich ein Höhenrücken über Mitteleuropa als
sehr persistent. Die anderen Cluster wechseln von „Blocking“ in „Atlantic
Ridge“, bei ihnen wird der Rücken nach Osteuropa geschoben und die Höhenströmung
glättet – bis auf kurzwellige Anteile – durch. Das ist ja auch (s.o.) die Lösung
des Hauptlaufs (und des Kontrolllaufs), der bzw. die beide in Cluster eins
einsortiert werden.

Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden, also von Freitag bis Sonntag, werden 3
Cluster angeboten. Der mit 18 Mitgliedern größte wechselt von „Atlantic Ridge“
über „Positive NAO“ zu „Blocking“. Dieser Cluster baut zum Ende des betrachteten
Zeitraums über Mitteleuropa einen Rücken auf. Die mit 17 bzw. 16 Mitgliedern nur
unwesentlich kleineren Cluster zwei und drei bleiben konsequent auf der
„Altantic Ridge“-Schiene, bei ihnen ist es ein sehr flacher Rücken über
Westeuropa, der simuliert wird. Dabei liegen sowohl der Haupt- wie auch der
Kontrolllauf in Cluster 3.

Die EZMW-Rauchfahnen zeigen ein leichtes „Wellenmuster“ bezüglich der
850-hPa-Temperatur. Einem Anstieg selbiger bis zum Mittwoch auf 15 Grad folgt
ein Rückgang auf etwa 10 Grad am Freitag, bevor dann wieder ein Anstieg auf etwa
23 Grad in der Nacht zum Montag erwartet wieder. Dabei beziehen sich die
genannten Werte auf den fast gleichauf mit dem Kontrolllauf liegenden Hauptlauf,
und beide bilden recht gut die Mitte der Verteilung ab. Die Streuung ist dabei
bis zum Mittwoch sehr gering, wird mit dem einsetzenden Rückgang am Mittwoch
aber größer und mit dem erneuten Anstieg der Temperatur am Freitag geht auch
nochmal ein Anstieg der Streuung einher. Interessant die Nacht zum Montag:
Während der Hauptlauf bei den 850er Temperaturen auf hohem Niveau verharrt,
„stürzt“ der Kontrolllauf geradezu ab.

Die „Wellenbewegung“ der 850er Temperaturen findet sich auch beim Geopotential
wieder. Einem Anstieg bis Mittwoch folgt ein Rückgang bis Freitag folgt ein
Anstieg bis Sonntag.

Die GFS-Ensembles stützen die Ansicht der EZMW-Ensembles. Die Rauchfahnen zeigen
bei GFS ebenfalls ein „Wellenmuster“, allerdings ist erst beim zweiten „Knick“
am Freitag wieder hin zu höheren Temperaturen eine kräftige Zunahme der Streuung
zu erkennen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Temperatur:

Der EFI zeigt für Mittwoch im Süden und in der Mitte Signale für signifikant
über dem Klimamittel liegende Temperaturen. Dies gilt laut EFI am Donnerstag nur
noch im äußersten Süden, am Sonntag dagegen dann im Südwesten.

Bei COSMO-LEPS liegen die Wahrscheinlichkeiten für Höchstwerte über 30°C am
Mittwoch entlang des Rheins bei 100%, in weiten Teilen es Südens und der Mitte
bei über 60%. Die Wahrscheinlichkeiten für mehr als 35°C liegen am Oberrhein
punktuell bei 10 bis 20%.

Auch am Donnerstag sind an Ober- und Hochrhein die Wahrscheinlichkeiten für mehr
als 30°C mit Werten zwischen 50% und 80% sehr hoch. Ansonsten sind es in der
Südhälfte verbreitet 20% bis 50%.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas