S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 02.07.2022 um 10.30 UTC

Von Norden her gelangt kühlere und feuchte Luft ins Land. Auch im Süden wird die
Temperatur im Laufe der Woche gedämpft.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 09.07.2022

Die Mittelfrist weist zu gestern kaum Neuigkeiten auf. Deutschland liegt im
Einflussbereich eines Hochs mit Zentrum über dem Atlantik bei den Britischen
Inseln und Tiefdruckgebieten über Nordeuropa. Ausgehend von diesen
Tiefdruckgebieten erstreckt sich ein Langwellentrog über Mitteleuropa bis in den
Alpenraum.

Die Achse des Troges liegt am Dienstag westlich von Deutschland. Im Südosten
gibt es anfangs noch Schauer- und Gewitterreste einer ostwärts abgezogenen
Front. Im Norden schleift der Trog schon mit dichteren Wolken und etwas Regen.
Dazwischen macht sich vorübergehend Hochdruckeinfluss bemerkbar. In den Norden
fließt bereits kühle Luft, im Süden ist es indes noch sommerlich warm.

Am Mittwoch schwächelt der Hochdruckeinfluss und der Trog zieht von West nach
Ost über Deutschland hinweg. Entsprechend werden vor allem in der Nordhälfte
einzelne Schauer induziert, für Gewitter dürfte die Energie kaum ausreichen.
Allenfalls am Alpenrand sind gewittrige Entwicklungen noch wahrscheinlich. Da
die Feuchtigkeit der Atmosphäre eher mäßig ist, sind die Schauer leichter Natur.
Gebietsweise bleibt es auch gänzlich trocken. Mit nordwestlicher Strömung fließt
allerdings kühle Luft ein. Im Norden steigt die Temperatur kaum auf 20 Grad, im
Süden wird gebietsweise noch einmal ein Sommertag (>=25 Grad) erreicht.

Zum Donnerstag hin zieht ein Randtief vom Norden in den Süden Skandinaviens und
reaktiviert den Trog. In höhenkalter Luft (im Norden 3, im Süden 7 Grad in 850
hPa) bilden sich vermehrt Schauer, vereinzelt auch Gewitter. Die PPW reichen bis
zu 30 l/qm, was durchaus zu starken Schauern und Gewittern führen kann. Am Boden
erwärmt sich die Luft nur noch im Südwesten auf mehr als 25 Grad, sonst ist es
nur mäßig warm, an den Küsten mitunter kühl. Mit dem Druckanstieg zwischen Hoch-
und Tiefdruckgebiet frischt der West- bis Nordwestwind spürbar auf und sorgt an
den Küsten für steife, auf den vorgelagerten Inseln mitunter auch stürmische
Böen.

Die Trogachse verlässt Deutschland Freitagfrüh ostwärts. Dahinter wird mit
nordwestlicher Strömung feuchte und weiterhin kühle Meeresluft ins Land geführt.
Es ist also unbeständig. Sommerliche Temperaturen findet man nur noch am
Oberrhein. Im übrigen Bundesgebiet liegen die Höchstwerte zwischen 20 und 24
Grad. Dazu weht vor allem im Norden und Osten ein lebhafter West-Nordwestwind.

Am Samstag scheibt sich von Westen her wieder Hochdruckeinfluss nach
Deutschland. Die feuchte Luft wird langsam nach Osten gedrängt und die
Schauerneigung sinkt. In den Westen und Südwesten des Landes gelangt auch wieder
mildere Luft, sodass ein Sommertag dort sehr wahrscheinlich ist. Nach Norden und
Osten hin ist die Luft noch kühl und mit 22 bis 24 Grad nicht gerade sommerlich.

In der erweiterten Mittelfrist bleibt das Hoch über Westeuropa bestehen und
Deutschland liegt an der Vorderseite in nördliche Strömung. Nur langsam sickert
mildere Luft (10 Grad in 850 hPa) ins Land. Immerhin nimmt die Feuchte weiter
ab, der Sonnenanteil zu und die dadurch wirksame Erwärmung verschafft dem
Südwesten der Bundesrepublik zu Beginn der übernächsten Woche an die 30 Grad.
Dann sind über weiten Teilen der Mitte und des Südens bis zu 28 Grad, im Norden
immerhin bis 24 Grad zu erwarten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle IFS Lauf weis zu seinen Vorgängern eine hohe Konsistenz auf. Ein
Hoch über Westeuropa und ein Tief über Nordeuropa halten für Deutschland eine
von Norden her zunehmend gemäßigte Temperatur und wechselhaftes Wetter bereit.
Der Trog ausgehend vom Tief über Skandinavien variiert in Zeit und Tiefe sowohl
bei den IFS Läufen als auch im Vergleich zu anderen Modellen. Entsprechend
ergeben sich bei der Feuchtezufuhr und der Hebung Unterschiede, was zu
unterschiedlicher Niederschlagsprognose führt.
In der erweiterten Mittelfrist scheint sich wieder wärmere Luft aus Südwesten
durchzusetzen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Übereinstimmung zwischen IFS, GFS und ICON ist groß. Beim Timing und der
genauen Lage des Troges ergeben sich noch kleinere Unschärfen. Insgesamt ist die
Lage aber eindeutig. Auch die Milderung am Ende der Mittelfrist ist in allen
Modellen zu finden.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Cluster der Mittelfrist sind eintönig: Monocluster sowohl im Zeitschritt
+72-96 h und +120-168 h. Dabei schwenkt das Muster von atlantischem Rücken zu
Blocking am Samstag.
Erst die erweiterte Mittelfrist liefert drei Cluster, wobei eins und zwei mit
Blocking und drei mit atlantischem Rücken aufwarten. Haupt- und Kontrolllauf
liegen in Cluster 1. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Clustern haben für
Deutschland kaum Auswirkungen, da wird nach wie vor „zwischen den Stühlen“ (Hoch
und Tief) liegen.

Die Rauchfahnen sind bis Ende der nächsten Woche schmal. Das stützt die
Wetterprognose. Zum kommenden Wochenende wird der Spread etwas breiter, Haupt-
und Kontrolllauf liegen aber im Mittelfeld und stellen somit keine Ausreißer
dar. Eine Tendenz zu leichter Erwärmung und etwas höherem Geopotential ist in
der erweiterten Mittelfrist erkennbar, allerdings lässt sich weder ein
veritables Hoch noch heiße Luft für Deutschland finden. Der Juli scheint also
eher wechselhaft und mäßig warm zu sein bis Monatsmitte.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Dienstag sind im Südosten anfangs noch starke Gewitter oder Starkregen
wahrscheinlich. Sonst sind die Schauer eher leichter Natur. Erst am Donnerstag
sind wieder starke Gewitter mit Starkregen und eventuell auch stürmischen Böen
möglich.
Der Wind frischt zwar in der zweiten Wochenhälfte auf, stürmische Böen sind aber
allenfalls vereinzelt auf den Nordseeinseln gering wahrscheinlich.

EFI und EPS haben im gesamten Mittelfristzeitraum keine signifikanten Ereignisse
im Programm.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn