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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 01.07.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Abklingende Gewitter, danach zunächst weitgehend warnfrei.
Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC

Aktuell … Die Kaltfront eines Tiefs bei Skandinavien hat Deutschland bereits
Richtung Polen überquert, rückseitig fließt von Nordwesten deutlich kühlere
Meeresluft ein. Diese ist deutlich stabiler geschichtet, so dass letzte Gewitter
am Abend allmählich abklingen werden.
In der Nacht zum Samstag ist mit den Gewittern dann endgültig Schluss. Letzte
und wahrscheinlich nicht mehr gewittrige Regenfälle ziehen aus dem Nordosten in
Richtung Ostsee ab. Und auch am östlichen Alpenrand sowie im Bayerischen Wald
ist mit dem Regen ziemlich bald Schluss. Dem scheidenden Trog folgt von
Frankreich her ein ganz flacher Rücken nach, der das sich nun vollständig über
den Vorhersageraum legende Bodenhoch stützt. Die Bewölkung lockert auf, vielfach
ist der Himmel klar. Dort, wo die Grundschicht durch den vorherigen Regen
ordentlich durchgefeuchtet ist, können sich ein paar flache, im Süden
gebietsweise sogar dichtere Nebelfelder bilden. In der frischen subpolaren
Luftmasse kühlt es sich auf 15 bis 8°C ab, in den westlichen Mittelgebirgen z.T.
sogar noch etwas darunter. Also, Fenster sperrangelweit auf und gut lüften.

Samstag … bestimmt Hochdruckeinfluss das Geschehen im Land. Zwar wandert der
flache Rücken langsam nach Osten ab, dass wir wieder mehr auf die Vorderseite
des runderneuten Troges über dem nahen Atlantik respektive Westeuropa kommen.
Das Setup bleibt aber trotzdem ganz klar antizyklonal konturiert, was sich in
sonnigen oder nur locker bewölkten Verhältnissen widerspiegelt. Lediglich nach
Norden und Nordwesten hin könnte es mitunter mal etwas wolkiger werden
(Quellwolken aus der labilen Grundschicht, Inversion um 750 hPa, dazu einige
Cirren), es bleibt aber im Großen und Ganzen trocken. Da sich ähnlich wie der
Rücken auch das Zentrum des Bodenhochs allmählich ostwärts davonbewegt, setzt
niedertroposphärisch WLA ein, die die T850 von 5 bis 10°C am Morgen auf 7
(äußerster Norden) bis 17°C (südliches Alpenvorland) steigen lässt. Dadurch kann
sich auch die 2 m nach der heutigen, zugegeben nicht unwillkommenen Abkühlung
wieder erholen auf 24 bis 29°C, ganz im Norden auf 21 bis 25°C.

In der Nacht zum Sonntag löst sich aus dem Höhentrog über Westeuropa ein
Randtrog heraus, der zur Nordsee zieht. Ihm vorgeschaltet ist die
teilokkludierte Kaltfront eines Tiefs zwischen Island und Norwegen, die auf den
Nordwesten Deutschlands übergreift. Ihre Wetterwirksamkeit beschränkt sich
zunächst vornehmlich auf Wolkenfelder und weniger auf Niederschlag, was ein paar
vereinzelte schwache Schauer aber nicht ausschließt. Ansonsten fällt der
Luftdruck zwar leicht, trotzdem verläuft die Nacht im größten Teil des Landes
gering bewölkt oder klar mit Tiefsttemperaturen zwischen 16 und 10°C, in einigen
Mittelgebirgstälern und -senken etwas darunter.

Sonntag … zieht der Randtrog nach Skandinavien ab. Dahinter wölben sich die
Isohypsen aber nur kurz ein weinig auf, weil bereits der Haupttrog mit großen
Schritten auf die Nordsee und Benelux zuläuft, um am Nachmittag schlussendlich
auf Norddeutschland überzugreifen. Derweil kommt die weiterhin nur schwach
ausgeprägte Kaltfront in ihren Nordteil etwas weiter nach Osten voran, während
sie nach Süden hin deutlich zurückhängt. Von daher erklären sich auch die großen
Temperaturunterschiede auf 850 hPa, deren Spanne am Nachmittag von 7°C rund um
die Deutsche Bucht und bis zu 18 oder 19°C am Alpenrand reicht. Wettermäßig
läuft der Sonntag in weiten Landesteilen trotz Front noch störungsfrei und
sonnenscheinreich ab. Lediglich nach Nordwesten hin ist der Wolkenanteil höher
und mit Annäherung des Troges sowie mit Hilfe des Tagesgangs entwickeln sich
Schauer, am Nachmittag und Abend lokal auch kurze Kaltluftgewitter. Einzelne
Gewitter sind auch in Alpennähe möglich, wo die Luftmasse von unten zunehmend
labiler wird, die Feuchte zunächst aber noch etwas zu wünschen übriglässt. Die
Temperatur steigt in der Südosthälfte auf 28 bis 32°C, sonst auf 23 bis 28°C, an
der Nordsee bleibt sie bei westlichem Wind etwas darunter.

In der Nacht zum Montag gibt es mit dem Trogdurchgang weitere Schauer, Richtung
Küste auch vereinzelte kurze Gewitter. Gewitter mit erhöhter Starkregengefahr
sind auch im Süden möglich, wo von Frankreich her ein kleiner Randtrog mit
ausgewiesenem PVA-Maximum auf eine „dankbare“ Warmluft (feucht und potenziell
instabil) stößt. Zwischen den Aktivzonen im Norden und Süden bleibt die Nacht
bei teils wolkigem, teils klarem Himmel aber trocken
Montag … Am Montag bleibt das großräumige Zirkulationsmuster über dem
nordatlantisch-europäischen Raum durchwegs meridional geprägt mit sich immer
wieder regenerierenden Höhenrücken über Nordost- bzw. Osteuropa und über dem
mittleren Nordatlantik. Dazwischen „zwängt“ sich ein Langwellentrog, der sein
Drehzentrum allmählich vom Nordmeer Richtung Mittel- und Südskandinavien
verlagert.
Dabei weist der angesprochene Trog zwei Drehzentren auf: Eines ostnordöstlich
von Island und ein weiteres über der nördlichen Nordsee, das sich bis Dienstag,
00 UTC nach Südskandinavien verlagert und dabei auch den Norden und Nordosten
Deutschlands streift.
Im Bodenfeld kann sich von einem kräftigen Hochdruckgebiet über dem Ostatlantik
eine Brücke über Frankreich allmählich bis nach West- bzw. Südwestdeutschland
ausweiten, während sich der Süden und Südosten des Landes anfangs noch im
Einflussbereich einer sich allmählich auflösenden Kaltfront eines Tiefs über
Südskandinavien befindet.
Vor allem vom Schwarzwald bis zum ostbayerischen Mittelgebirgsraum und weiter
südöstlich entwickeln sich präfrontal im Einflussbereich warmer und instabiler
Luftmassen im Tagesverlauf Schauer und auch einzelne kräftige Gewitter. Auch im
Norden und Nordosten gibt es mehr Wolken als Sonne und einzelne kurze Schauer.
Dazwischen bleibt es teils sonnig, teils wolkig und trocken. Die Temperaturen in
850 hPa liegen zwischen 5 Grad im Nordwesten und 15 Grad an den Alpen
entsprechend wird es im Norden maximal mäßig warm (18 bis 22 Grad), ansonsten
warm, im Südwesten auch sehr warm (meist 23 bis 29 Grad).

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle aller gängigen globalen Wettermodelle laufen ähnlich, so dass mit
einer hohen Eintrittswahrscheinlichkeit der Prognose gerechnet werden kann.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Stefan Külzer