S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 01.07.2022 um 10.30 UTC

Zunächst Brückenlage; im Norden leicht unbeständig und mäßig warm, sonst
sommerlich warm und (bis auf anfangs noch Schauer und Gewitter im Süden)
störungsfrei. Ab Donnerstag insgesamt etwas unbeständiger und kühler.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 08.07.2022

Im gesamten Mittelfristzeitraum bleibt das großräumige Zirkulationsmuster über
dem nordatlantisch-europäischen Raum durchwegs meridional geprägt mit sich immer
wieder regenerierenden Höhenrücken über Nordost- bzw. Osteuropa und über dem
mittleren Nordatlantik. Dazwischen „zwängt“ sich ein Langwellentrog, der sein
Drehzentrum allmählich vom Nordmeer Richtung Mittel- und Südskandinavien
verlagert und vor allem in der zweiten Wochenhälfte seine Fühler auch mal nach
Mitteleuropa ausstreckt. Somit weist das gesamte Muster eine leichte Progression
nach Osten auf.

Am Montag weist der angesprochene Trog zwei Drehzentren auf: Eines
ostnordöstlich von Island und ein weiteres über der nördlichen Nordsee, das sich
bis Dienstag, 00 UTC nach Südskandinavien verlagert und dabei auch den Norden
und Nordosten Deutschlands streift.
Im Bodenfeld kann sich von einem kräftigen Hochdruckgebiet über dem Ostatlantik
eine Brücke über Frankreich allmählich bis nach West- bzw. Südwestdeutschland
ausweiten, während sich der Süden und Südosten des Landes anfangs noch im
Einflussbereich einer sich allmählich auflösenden Kaltfront eines Tiefs über
Südskandinavien befindet.
Vor allem vom Schwarzwald bis zum ostbayerischen Mittelgebirgsraum und weiter
südöstlich entwickeln sich präfrontal im Einflussbereich warmer und instabiler
Luftmassen im Tagesverlauf Schauer und auch einzelne kräftige Gewitter. Auch im
Norden und Nordosten gibt es mehr Wolken als Sonne und einzelne kurze Schauer.
Dazwischen bleibt es teils sonnig, teils wolkig und trocken. Die Temperaturen in
850 hPa liegen zwischen 5 Grad im Nordwesten und 15 Grad an den Alpen
entsprechend wird es im Norden maximal mäßig warm (18 bis 22 Grad), ansonsten
warm, im Südwesten auch sehr warm (meist 23 bis 29 Grad).

Am Dienstag verlagert der Höhentrog über Südskandinavien unter Konturverlust
sein Drehzentrum rasch nordwärts und der Gradient über dem Vorhersagegebiet
fächert etwas auf. Somit kann sich der Einfluss der Hochdruckbrücke etwas
verstärken. Im Nordwesten und Norden des Landes bleibt es nördlich der
Divergenzachse der Brücke aber meist bewölkt (länger Sonnenschein gibt es am
ehesten an der Ostsee), Schauer entwickeln sich allerdings kaum mehr.
An den Alpen und im Vorland halten sich Reste der instabilen Luftmasse, wobei
einzelne Schauer und Gewitter nicht ausgeschlossen sind.
Ansonsten dominiert ruhiges und vor allem im Südwesten sowie in den mittleren
und östlichen Landesteilen auch sonniges Hochdruckwetter bei ähnlichen
Höchstwerten wie am Vortag.

Am Mittwoch kommt die Hauptachse des Troges allmählich Richtung Skandinavien
voran und weitet sich dabei etwas nach Mitteleuropa aus. Nach wie vor bleibt
aber ein kräftiger Keil des Hochs östlich der Britischen Inseln über Frankreich
nach Mitteleuropa gerichtet, zudem hält schwache Kaltluftadvektion die
dynamischen Hebungsprozesse auf der Vorderseite des Troges sehr in Grenzen.
Insgesamt nimmt der Wolkenanteil nördlich der Divergenzachse des Keils, der etwa
über die Mitte des Landes hinweg ostwärts verläuft, noch etwas zu, an den Küsten
und im Norddeutschen Tiefland reicht es eventuell für etwas Regen bzw. einzelne
unergiebige Schauer. In der Mitte und im Süden ändert sich dagegen nur wenig.
Allerdings wird es auch dort wohl nicht mehr ganz so warm wie an den Vortagen,
meist bewegen sich die Höchstwerte im Norden zwischen 17 (Küsten) und 22 Grad,
sonst zwischen 22 und 27 Grad. Dabei weht an den Küsten zeitweise lebhafter
West- bis Nordwestwind.

Am Donnerstag und Freitag verlagert sich nach Lesart des IFS das Drehzentrum des
Höhentroges von Mittelskandinavien allmählich ins Baltikum. Dabei wird auch der
Bodenhochkeil über dem Vorhersagegebiet nach Süden abgedrängt, kann sich aber
über Südwestdeutschland zum Freitag hin wieder regenerieren. Somit stellt sich
eine nordwestliche Bodenströmung ein, mit der die kühlere Meeresluft etwas
weiter nach Süden vorankommt. Dabei bleibt es im Südwesten wohl überwiegend
trocken, ansonsten kann es aber einzelne (am Freitag vor allem im Norden und
Osten auch häufigere), wenn auch meist nur wenig ergiebige Schauer geben. Am
ehesten im Norden, Nordosten und Alpen sind auch kurze Gewitter möglich. Dazu
weht zeitweise lebhafter West- bis Nordwestwind.
Die Temperatur in 850 hPa geht nun auch im Süden und in der Mitte etwas zurück;
sie bewegt sich an beiden Tagen zwischen 5 Grad im Norden und etwa 11 Grad ganz
im Süden. Somit liegen die Höchstwerte meist zwischen 17/18 Grad an den Küsten
und 26, vielleicht 27 Grad am Oberrhein.

In der erweiterten Mittelfrist, also zum übernächsten Wochenende, verlagert sich
der Höhentrog weiter nach Osteuropa und das kräftige Atlantikhoch streckt seine
Fühler in Form des sich wieder verstärkenden Bodenhochkeils nach Mitteleuropa
aus. Der Norden und Osten des Landes bleiben nördlich der Divergenzachse des
Hochkeils, so dass dort, vor allem im Nordwesten, immer wieder Wolkenfelder
durchziehen und es nur mäßig warm wird. Ansonsten bleibt es aber störungsfrei,
oft sonnig und warm, aber nicht heiß.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle IFS-Lauf erweist sich als konsistent zu seinen beiden Vorläufen.
Vor allem der gestrige 12 UTC-Lauf war ab Wochenmitte etwas antizyklonaler
aufgestellt als der aktuelle, ansonsten unterscheiden sich die Läufe im Großen
und Ganzen nur bzgl. der Phase der durchziehenden Trogachsen bzw. Randtröge, vor
allem in der zweiten Wochenhälfte.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Ähnliches gilt für den Vergleich mit den vorliegenden Globalmodellen. Bis
Dienstag lassen sich kaum Unterschiede ausmachen. Auch danach fahren die Modelle
im Groben eine einheitliche Linie. Allerdings unterscheiden sie sich im Laufe
der zweiten Wochenhälfte ein wenig bzgl. der Abfolge der Trogpassagen und der
damit einhergehenden (leichten) Schauertätigkeit. Insgesamt sind vor allem am
Mittwoch und dann wieder am Freitag ICON und GFS etwas zyklonaler aufgestellt
als IFS (und am Mittwoch auch UKMO), beide Modelle haben in erster Linie am
Mittwoch auch etwas höhere Niederschlagsmengen auf der Agenda, IFS zieht aber am
Freitag etwas zeitverzögert nach. Auch wird nach Lesart beider Modelle auch
etwas stärkerer Wind (an den Küsten und auf einigen Berggipfeln eventuell sogar
markante Böen) simuliert.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Bis in die erweiterte Mittelfrist (also bis T+240 h) verteilen sich die 49
ENS-Läufe, der Haupt- und Kontrolllauf auf lediglich einen Cluster. Dabei ist
zunächst der Höhenrücken über Nordost- und Osteuropa dominant (Typus: Blocking),
ab Wochenmitte, mit der leichten Progression des Langwellentroges über
Nordwest-/Nordeuropa nach Osten, dann einmal mehr, wie schon so häufig in diesem
Sommer, das kräftige Nordatlantikhoch (Typus: Atlantischer Rücken). Somit wird
das Atlantikhoch immer wieder seine Fühler nach Mitteleuropa austrecken können,
eventuelle Abtropftendenzen des Höhentroges Richtung West- bzw. Südwesteuropa
stehen derzeit überhaupt nicht auf der Agenda, auch nicht beim Blick auf die
anderen vorliegenden Globalmodelle. Somit sind länger anhaltende Hitzewellen
bzw. Schwergewitterlagen wohl bis auf Weiteres nicht zu erwarten.

Diese relative Modelleinigkeit schlägt sich auch in den Rauchfahnen nieder,
wobei der Spread der 850 hPa-Temperatur der Rauchfahnen einzelner Gitterpunkte
im Vorhersagegebiet ab Wochenmitte, vor allem zum Wochenende hin etwas größer
wird. Dann nehmen auch die ansonsten spärlichen Niederschlagssignale ein wenig
zu.
In der zweiten Wochenhälfte steht wohl vor allem für Norddeutschland eine
durchaus als kühl zu bezeichnende Wetterperiode ins Haus, während es im Süden
relativ warm bleibt. Zum Wochenende hin steigen die Temperaturen dann allgemein
wieder etwas an, die 30 Grad dürften aber selbst in den wärmebevorzugten
Regionen im Südwesten des Landes, wenn überhaupt, nur mit Müh und Not erreicht
werden.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Signifikante Wettererscheinungen stehen im Mittelfristzeitraum kaum auf der
Agenda.
Mit der sich auflösenden Kaltfront bzw. präfrontal kann es am Montag vor allem
südlich der Donau und im ostbayerischen Mittelgebirgsraum noch einzelne
kräftigere Gewitter geben, wobei Starkregen wohl im Fokus steht (vielleicht auch
mehrstündig) und Unwetter nicht komplett ausgeschlossen werden kann.
Auch am Dienstag sind noch vereinzelte kräftige Gewitter an den Alpen möglich.
Ansonsten kann es im Norden und Nordosten am Montag und dann wieder ab
Donnerstag einzelne kurze Gewitter mit steifen bis stürmischen Böen geben, am
Freitag eventuell auch weiter südlich.
Je nach Modell sind dann auch außerhalb der Gewitter an den Küsten sowie auf
einigen Mittelgebirgsgipfeln stürmische Böen nicht ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ECMWF-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff