S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 30.06.2022 um 10.30 UTC

Brückenlage und Sommerwetter. Im Süden leichte Gewitterneigung.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 07.07.2022

Am Sonntag liegen wir am Rand eines Langwellentroges über dem Nordmeer unter
einer westsüdwestlichen Strömung wobei ein kurzwelliger Anteil nach
Norddeutschland schwenkt. Davor hat sich eine schwache Rinne mit eingelagerter
Kaltfront gebildet, die Deutschland mit Ostkurs überqueren. Das zuvor
wetterbestimmende Hoch zieht zur baltischen Küste. Zwar ist die Höhenströmung
leicht zyklonal, jedoch sorgt Kaltluftadvektion für Stabilisierung und leichtes
Absinken, sodass der Tag in den meisten
Gebieten ruhig verläuft und durch die kräftige Einstrahlung nochmals sehr warm
wird. Einzelne Gewitter gibt es am ehesten im Süden, im Nordwesten eventuell ein
paar Schauer. Nachts erfasst der Trog den frontalen Bereich und kann die
Kaltfront über dem Südosten und Osten aktivieren.

Am Montag bleibt der Haupttrog über Nordeuropa erhalten und die bei uns
verlaufende westliche Höhenströmung ist teilweise sogar leicht zyklonal,
allerdings werden schwache Hebungsimpulse daraus, durch Kaltluftadvektion
kompensiert und ausgehend vom kräftigen Hochdruckgebiet über dem Nordatlantik
baut sich eine schwache zonale Hochdruckbrücke über Mitteleuropa auf, die auch
über die Mitte Deutschlands verläuft. Im Norden ziehen in der westlichen
Strömung ein paar Schauer durch, verbunden mit zeitweise auflebendem Wind an der
See. Im Süden halten sich Reste der instabilen Warmluft, die mit Hilfe der
Orografie für einige Gewitter gut ist. Im Norden und Nordwesten wird es mäßig,
sonst sommerlich warm.

Am Dienstag erreicht uns ausgehend vom fast stationären Trog über Nord- und
Nordwesteuropa ein kurzwelliger Trog, der in der trocken-stabilen Luftmasse über
dem Norden und der Mitte kaum Auswirkungen hat. Lediglich über Norddeutschland
sind ein paar Schauer möglich, weil dort die Luft dann doch etwas feuchter ist.
Im Süden lagert nach wie vor etwas wärmere und leicht instabile Luft, in der
durch den Trog die Schauer und Gewitterneigung etwas steigen könnte. Letztlich
hält sich aber die Bodenhochdruckbrücke über Mitteleuropa, mit etwas Wetter in
der Peripherie. Was die Temperaturen angeht, ändert sich nicht viel im Vergleich
zum Montag.

Am Mittwoch verlagert sich die Trogachse insgesamt etwas nach Osten, was die
Strömung in der Höhe auf westliche bis nordwestliche Richtungen drehen lässt.
Kurzwellige Troganteile in der leicht zyklonalen Höhenströmung liefern einen
gewissen Hebungsantrieb, der durch Kaltluftadvektion meist wieder zunichte
gemacht wird. Lediglich im Norden sind dadurch ein paar Schauer möglich, an der
See eventuell kurze Kaltluftgewitter. Im Süden nimmt die Gewitterbereitschaft
insgesamt ab. Reste der feuchten Luft können an und in den Alpen noch für
Gewitter sorgen. Die Temperatur bewegt sich geringfügig nach unten.

Am Donnerstag deutet sich eine Ausweitung des Troges über Mitteleuropa nach
Süden an, wobei der Höhenrücken und die Bodenhochdruckzone nach Südwesten
abgedrängt werden. Mit einer Kaltfront setzt die Zufuhr frischer Meeresluft über
die Nordsee (T850 5°C) ein und es kommt von Nordwesten her vermehrt zu Schauern,
im Norden und Nordosten zu kurzen Gewittern. Das Temperaturniveau bewegt sich
weiter leicht nach unten und es wird etwas wechselhafter.

Zum Ende der nächsten Woche deutet sich wieder verstärkt Hochdruckeinfluss an,
da der Trog nach Osten abgedrängt werden soll und wir unter die Ägide eines
Höhenrückens über Westeuropa gelangen können.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist recht gut mit ein paar Abstrichen.
Der neue Lauf simuliert die Kaltfrontpassage zu Beginn rascher und räumt in der
Folge die feuchte Luft auch im Süden nachhaltiger aus. Der Trogvorstoß zum Ende
der Mittelfrist kommt in der aktuellen Version stärker heraus. Die Vorläufe
hatten ihn schwächer und weiter östlich auf der Karte.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Grundsätzlich bieten die einschlägigen Mittelfristmodelle einen ähnlichen
Ablauf, ohne echte Alternativen. Einige Unschärfen, was die Ausbreitung der
Gewitter im Süden und die Wetteraktivität im Norden angeht, gibt es natürlich,
wirklich relevant sind diese aber nicht. Eine Ausnahme ist das GFS, das für
Dienstag ein stärkeres Rückdrehen der Höhenströmung und eine Tiefdruckrinne über
der Mitte und Ostdeutschland simuliert. Damit verbunden könnte sich die Warmluft
mit Gewittern vorübergehend wieder nordwärts ausbreiten. Allerdings steht GFS
mit dieser Entwicklung allein auf weiter Flur und wirklich wahrscheinlich ist
das Alles damit nicht. Den Trogvorstoß zum Ende zeigen mit Differenzen auch ICON
und GFS.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte zeigen in den Kurven für die
Temperatur in 850 hPa und beim Geopotential einen seitwärts Verlauf, will
meinen: es passiert mittelfristig diesbezüglich nicht viel. Das Geopotential
bleibt konstant auf hohem Niveau, die Temperaturen (850 hPa) liegen im Norden
etwas unter 10°C, über der Südhälfte um diesen Wert oder etwas darüber. Nur im
Süden gibt bei der Temperatur einen leichten Abwärtstrend. Das deckt sich recht
gut mit dem operationellen Lauf, der von der Kurvenschar auch ganz gut
eingehüllt wird. Dazu gibt es im Süden deutliche, sonst nur sporadische oder
leichte Niederschlagssignale. Der Trogvorstoß zum Ende wird von den Ensembles
nur bedingt gestützt, der Spread wird dann aber erwartungsgemäß ohnehin größer.

Die Clusterung liefert im Zeitraum bis +168h einen Cluster mit der westlichen
Höhenströmung bei positiver Geopotentialanomalie im Süden. Die Clusteranzahl
wird auch in der erweiterten Mittelfrist nicht größer, hier zeigt sich aber,
dass der Höhenrücken über Westeuropa unter Verstärkung seine Fühler nach
Mitteleuropa ausstreckt. Auch dies deckt sich mit den Erwartungen aus dem
Hauptlauf.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Viel gibt es an dieser Stelle nicht zu berichten. Im Süden kommt es zu einigen
Gewittern, die durchaus markanten, vereinzelt Unwetterkriterien wahrscheinlich
vor allem durch Starkregen genügen können. Ob es zum Ende der Mittelfrist
vorübergehend wechselhaft und kühler wird, ist unsicher.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, nebst EPS, Mos

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner