SXEU31 DWAV 201800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 20.06.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Im Süden und Westen teils kräftige Gewitter, Unwetter nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC

Aktuell … schwenkt ein Trog über Deutschland nach Osten und bringt im
Nordosten Schauer und kurze Gewitter. Südlich einer Kaltfront etwa an der Donau
gibt es teils kräftige Gewitter mit Starkregen und Hagel. Ansonsten sorgt
steigender Druck und Kaltluftadvektion von Westen her für Wetterberuhigung.

Dieser Trend setzt sich in der Nacht zum Dienstag fort. Ein von Frankreich
heranschwenkender Höhenkeil sorgt für verstärktes Absinken und den Aufbau einer
Bodenhochdruckzone über Deutschland. Die damit einhergehende Beruhigung erfasst
auch den Nordosten und den Süden, wo letzte Schauer und Gewitter abklingen. Auch
der zunächst im Südosten an der Kaltfront und im Norden am Rand eines
Bodentroges über der Ostsee kräftige West bis Nordwestwind lässt nach und
entsprechend warnfrei sollte die Nacht meist ablaufen.
Bei häufig geringer Bewölkung geht in der frischen und abgetrockneten Meeresluft
die Temperatur außer ganz im Süden, in küstennahen Bereichen und in den
Großstädten meist in den einstelligen Bereich zurück.

Über dem Süden liegt die dann weitgehend inaktive Luftmassengrenze mit ein paar
mehr Wolken, feuchterer Luft und Tiefwerten, die vom Oberrhein nach SE Bayern
bei etwa 18 bis 12°C liegen.

Dienstag … zieht der Höhenrücken langsam über Deutschland ostwärts, wobei er
durch kräftige Warmluftadvektion vor einem Höhentrog über der Biskaya
regeneriert wird.
Er stützt eine schwache Hochdruckbrücke, die von Irland bogenförmig über
Norddeutschland hinweg bis zum zentralen Mittelmeer reicht und sich unter
Abschwächung etwas nordwärts verlagert. Unterhalb der Absinkinversion können
sich in der labilen Grundschicht harmlose Quellwolken bilden, ansonsten scheint
in weiten Teilen des Landes die Sonne.

In den Süden und Südwesten kommt vorderseitig eines Gewittertiefs über
Frankreich wieder die feuchtere (PPW bis 30 mm) und labile (ML Cape über 1000
J/kg) Warmluft zurück. Mangels Dynamik entwickeln sich vor allem über dem
Bergland nachmittags vereinzelt Gewitter (Hagel, Starkregen, stürmische Böen).
Unwetter sind dabei nicht ganz ausgeschlossen.

Ein Fragezeichen gibt es im Westen, wo ein Kurzwellentrog von Belgien her
ebenfalls einzelne Schauer und Gewitter auslösen soll. Die Schichtung ist dort
aber nicht sonderlich labil, etwas MU Cape wird aber auch dort angezeigt, sodass
die Gewitter zumindest nicht ganz ausgeschlossen sind.

Die Temperatur steigt im Norden auf 20 bis 25°C. Lediglich dort, wo der Wind
direkt von der See her weht, ist es frischer. Noch wärmer wird es im Süden und
in Teilen der Mitte, wo 24 bis 29°C, im Südwesten um 30°C zu erwarten sind.
Abgesehen von einzelnen 5er und 6er Böen an der Ostsee und den Gewitterböen weht
der Wind meist schwach, allenfalls mäßig.

In der Nacht zum Mittwoch weiten sich das Gewittertief und die feuchtlabile
Luftmasse bis etwa zur Main-Linie aus. Die Gewitteraktivität dürfte von
Frankreich und der Schweiz her sogar zunehmen, da durch kurzwellige Tröge Hebung
ausgelöst wird. Einzelne teils kräftige Gewitter sind im Süden, Südwesten und
eventuell auch im Westen möglich, auch abseits der Berge und vereinzelt
unwetterartig durch heftigen Starkregen.

Weiter nördlich und östlich hält sich das Zwischenhoch mit teils klarem Himmel
und teils einstelligen Temperaturen, am Oberrhein liegt das nächtliche Minimum
teilweise nahe 20°C.

Mittwoch … wird auf der Vorderseite des über Biskaya liegenden Höhentiefs
feuchtwarme Luft aus dem westlichen Mittelmeerraum nach Norden geführt, die über
Deutschland aber kaum weiter nach Norden Boden gut macht und in etwa bis zur
Mainlinie vorankommt.

Überlagert wird das Ganze von einer Geopotentialbrücke über dem Westen und
Südwesten, sowie einem Höhentrog, der von Nordsee nach Osten bis Südosten
schwenkt und letztlich auch dafür sorgt, dass sich die feuchte Luft nicht
nordwärts ausbreiten kann.
So entwickelt sich in Süddeutschland in der feuchtwarmen Subtropikluft ML CAPE
bis fast 1000 J/kg bei PPWs bis 40 mm. Ausgelöst durch kurzwellige Tröge und
Konvergenzen im Bodendruckfeld entwickeln sich südlich des Mains teils kräftige
Schauer und Gewitter.
Wegen der geringen Zuggeschwindigkeit (Mittelwind in 850 hPa nur um 5 kt) steht
vor allem der Starkregen im Focus. Selbst heftiger Starkregen
(Unwetter) ist möglich.
In der Mitte und im Norden passiert wettermäßig nicht viel. Die gemäßigte
Luftmasse ist zu trocken, als dass der schwache Trog im Norden Schauer auslösen
könnte.

Mit der kräftigen Einstrahlung im Norden kann sich die Luft weiter
erwärmen, so dass fast überall ein Sommertag erwartet wird. Nur im Küstenbereich
ist es mit 19 bis 24 Grad kühler.

In der Nacht zum Donnerstag lassen die Gewitter im Süden zunächst nach, bevor
von Frankreich her ganz im Südwesten im Laufe der Nacht erneut Gewitter
aufziehen können. Meist sollte es sich um markante Entwicklungen handeln,
vereinzelte Unwetter durch heftigen Starkregen bleiben aber möglich.

Donnerstag … liegt Westdeutschland auf der Vorderseite des Cut-Off-Tiefs über
der Biskaya in einer südlichen Höhenströmung. Östlich davon wölbt sich vom
Mittelmeer ein Höhenrücken bis Südskandinavien auf, dessen Achse über den
östlichen Landesteilen verläuft.
Dabei gelangt sehr warme bis heiße Luftmasse zu uns. Im Tagesverlauf wird das
Höhentief allmählich in den nachrückenden atlantischen Langwellentrog
eingebunden, damit steilt die Strömung weiter auf und die feuchte und instabile
Luftmasse im Bereich der Tiefdruckrinne mit mehr als 15 Grad in 850 hPa macht
Boden gen Norden gut und erfasst die gesamte Südwesthälfte.

Dabei können vor allem über dem Südwesten und Westen kurzwellige Tröge für
Hebung und somit für Auslöse der Labilität sorgen. Hohe CAPE-Werte (teils über
1000 J/kg) und ein Wassergehalt bis 40 mm sowie geringe
Verlagerungsgeschwindigkeiten sorgen für Starkgewitterpotenzial (Starkregen,
Hagel, Sturmböen), teils Unwettergefahr insbesondere hinsichtlich Starkregen.
Die Nordosthälfte verbleibt nördlich der Luftmassengrenze in einer zwar ebenso
(sehr) warmen, aber trockenen Luftmasse. Bei anhaltendem Sonnenschein bleibt es
dort niederschlagsfrei.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren ähnlich. Unterschiede beschränken sich auf Details.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner