S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 13.06.2022 um 10.30 UTC

Donnerstag im Südosten kräftige Gewitter. Am Wochenende vor allem in der Mitte
und im Süden sommerlich heiß. Ab der Nacht zum Sonntag steigendes Gewitterrisiko
mit Unwetterpotential.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 20.06.2022

Zum Wochenende erreicht die erste kräftige Hitzewelle des Sommers Deutschland.
Wie lange und wie stark sie wird, steht es noch nicht ganz fest.

Zum Anfang der Mittelfrist am Donnerstag wird Deutschland von einem Hoch mit
Schwerpunkt über der südwestlichen Nordsee beeinflusst. Dies wird von einem
Hochkeil gestützt. An seiner Ostflanke strömt noch stabile und relativ trockene
Luft ein und sie sorgt für freundliches Wetter in Deutschland. Lediglich im
Südosten des Landes hält sich etwas feuchtere Luft. Dabei besteht dort die
Gefahr für einzelne kräftige Gewitter. Die Temperatur bleibt noch gedämpft. Mit
20 bis 24 Grad im Norden und 25 und 31 Grad im Rest des Landes. Nachts kann sich
die Luft mit 14 bis 8 Grad stark Abkühlen.

Am Freitag verstärkt sich der Hochkeil und erstreckt sich von Marokko bis nach
Südskandinavien. Zusammen mit einem Höhentief bei Portugal und einem
Langwellentrog über Nordeuropa wird sehr heiße Luft nach Westeuropa hergeführt.
Das Schönes-Wetter-Hoch verlagert sein Schwerpunkt genau über Deutschland.
Wolken stören kaum und es bleibt überall trocken. Lediglich an den östlichen
Alpen besteht ein geringes Gewitterrisiko. Verbreitet wird es sommerlich warm
bis heiß mit Höchstwerten zwischen 25 und 30 Grad, im Westen und Südwesten bis
33 Grad. Etwas kühler bleibt es ganz im Norden. In der Nacht zum Samstag bleibt
es im Westen mit 18 bis 15 Grad sehr mild. In der Osthälfte kann man noch mit 14
bis 9 Grad durchlüften.

Am Samstag hat die Hitzewelle Deutschland fest im Griff. Der Hochkeil liegt dann
genau über Deutschland, das Bodenhoch verlagert seien Schwerpunkt weiter nach
Südosten. Die Temperaturen steigen dadurch verbreitet auf Werte zwischen 30 und
35 Grad an. Im Westen und Südwesten sind auch lokal 37 Grad möglich. Der
Höhenrücken hindert zudem die Gewitterneigung. Eine Ausnahme gibt es allerdings.
Es deutet sich an, dass der Trog über Nordeuropa die Oberhand auf das
Wettergeschehen in Norddeutschland übernimmt. Dort nähert sich die Kaltfront
eines Tiefs über Skandinavien und sie kann den ersten Regen im äußersten Norden
bringen. Einzelne kräftige Gewitter sind nicht ausgeschlossen. Die Nacht zum
Sonntag wird voraussichtlich die wärmste. In den Ballungsräumen in der Mitte und
im Süden Deutschlands sinken die Temperaturen kaum unter 20 Grad, sonst bleibt
es mit 18 bis 12 Grad sehr mild.

Am Sonntag liegt Deutschland zunehmen auf der Vorderseite des Troges, der sich
von Bretagne über der Nordsee bis nach Skandinavien erstreckt, in einer
südwestlichen Höhenströmung. Die Kaltfront liegt quer über Norddeutschland und
sorgt schon dort für kräftige Abkühlung und zeitweiligen Regen. Die Mitte und
der Süden des Landes bleiben noch unter der Hitze. Allerdings wird die Luft
zunehmend labiler, sodass dort das Risiko für heftige Gewitter ansteigt. Große
Temperaturunterschiede werden wir voraussichtlich bekommen. In Norddeutschland
werden hinter der Kaltfront Höchstwerte von nur 17 bis 22 Grad erreicht. Sonst
liegen sie noch mal zwischen 29 und 37 Grad.

Am Montag stellt sich im Norddeutschland dank der Unterstützung eines Hochkeils
mäßig warmes und meist freundliches Wetter ein. Die Südhälfte des Landes
verbleibt hingegen in der feuchtwarmen Luftmasse. Dabei muss weiterhin mit
kräftigen Gewittern gerechnet werden. Das Unwetterpotential bleibt es erhöht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Am Anfang der Mittelfrist zeigen die jüngsten 3 Modellläufe des IFS eine recht
konsistente Vorhersage des großräumigen Strömungsmusters. Der Hochdruckeinfluss
überwiegt. Lediglich im Südosten Deutschlands sorgt feuchtere Luft für eine
erhöhte Gewitterneigung.

Am Wochenende nehmen die Unterschiede allerdings deutlich zu: Der kräftige
Höhenrücken, der sich von Frankreich über Deutschland bis nach Osteuropa
erstreckt und eine Hitzewelle zu uns bringt, wird im neusten Lauf von einem Trog
über Skandinavien deutlich schneller verdrängt. Dabei bringt eine Kaltfront
bereits am Sonntag in Norddeutschland eine deutliche Abkühlung. Im Lauf -24h
hingegen lag das Land noch voll unter der „Hitzeglocke“.

Zusammengefasst kann man sagen, dass die Hitze zum Wochenende kommen wird, aber
es ist noch unsicher, wie lange sie anhält. Wahrscheinlich hält sie in
Norddeutschland nur für einen Tag, in der Mitte und im Süden für zwei bis
maximal 3 Tage an.

Am Donnerstag treten im Südosten einzelne kräftige Gewitter auf und dann ab der
Nacht zum Sonntag mit der Annäherung der Kaltfront und im Vorfeld steigt das
Risiko für kräftige Gewitter mit Unwetterpotential an.

Zum Wochenbeginn bleibt es wechselhaft, im Norden dann nur mäßig, in der Mitte
und im Süden sommerlich warm. Vor allem dort besteht weiterhin die Gefahr von
kräftigen Gewittern.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Freitag liegt das IFS im Vergleich zu den anderen Globalmodelle (GFS, GEM
und UKMO) ähnlich. Ab Samstag beginnen die Unterschiede, wobei die Tendenz
ähnlich ist: der Höhepunkt der Hitze wird von allen Modellen am Samstag
erreicht. Schon ab der Nacht zum Samstag beginnt von Norden her mit der
Kaltfront die Abkühlung. In wie weit am Sonntag die Kaltfront vorankommt, ist es
noch unsicher.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen bzgl. der Temperatur der verschiedenen Städte Deutschlands sind
bis Samstag gebündelt und zeigen eine sukzessive Erwärmung auf sommerliche bis
hochsommerliche Werte (Südwesten) und über meist trockene Verhältnisse. Die
Prognose ist also recht sicher, dass die Hitze kommt. Ab der Nacht zum Sonntag
zeigen die Rauchfahnen einen Temperatursturz auch von mehr als 10 Grad. Sowohl
der deterministische als auch der Kontrolllauf gehen sowie die meisten Members
mit. Nur wenige Members weisen nur einen geringen Temperaturrückgang auf.

Bzgl. des Niederschlags gibt es bis Samstag wenig Signale, außer im Südosten des
Landes. Ab Sonntag zeigen alle Meteogramme Niederschlagssignale.

Bis t+96 gibt es nur ein Cluster und zeigt unserer Rücken, der uns die
Hitzewelle beschert. Aber schon bei t+120-168 gibt es 5 Cluster und alle Cluster
zeigen einen zunehmend zyklonal geprägten Wettercharakter und das Ende der
Hitze.

Die hohe Clusteranzahl von 5 bzw. 6. In den erweiterten Mittelfrist mit stark
variierenden klimatologischen Regimen zeigen aber, dass man vorerst kaum stabile
Tendenzen angeben kann, wie schnell sich die Wellen verlagern. Die Numerik hat
mit der beschriebenen Umstellung der Hintergrundströmung einfach noch zu große
Probleme.

Am wahrscheinlichsten scheint es, eine Rückkehr zum wechselhaften Wetter bei
mäßig warmen bis warmen Temperaturen zu kommen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:

Hier gibt es noch wenig zu berichten. Am Donnerstag besteht zwischen Donau und
Alpenrand sowie teils auch am Bayerischen Wald das Potenzial für einzelne, teils
kräftige Gewitter.
Ab der Nacht zum Sonntag, wahrscheinlich eher ab Sonntag nimmt je nach Modell
die Gewittergefahr bzw. das Unwetterpotenzial vor allem in der Mitte und im
Süden zu. Feinheiten können noch keine genannt werden, Sturmböen und Hagel bis
in den Unwetterbereich wären jedoch bei der Luftmasse ein Hauptaugenmerk.

TEMPERATUR:

Besonders entlang des Oberrheins bis ins Rhein-Main-Gebiet (RMG) wird es eine
heiße Mittelfrist mit beständigen Maxima um 30 Grad, wobei sich die Hitze am
Samstag ihren Höhenpunkt erreicht. Eine starke Wärmebelastung ist zu erwarten,
wenngleich die anfangs noch recht moderaten Minima eine Ausgabe zeitlich etwas
verzögern könnten. Besonders am Samstag könnten wir im Südwesten Maxima bis 37
Grad entlang des Oberrheins bis ins RMG erhalten. Das wird auch vom EFI mit
Werten von 0.8 bis 0.9 angedeutet. Die CDFs im Südwesten sind steil und am
oberen Rand des Modellklimas aufgestellt. Die Unsicherheiten bezüglich der
Maximalwerte wurden aber weiter oben bereits dargelegt. Vor allem die Nacht zum
Sonntag bringt in den Ballungsräumen im Westen kaum eine Abkühlung mit
Tiefstwerten, die kaum unter 20 Grad sinken. Am Sonntag werden in der Mitte und
im Süden noch mal 30 bis 36 Grad erreicht und die Luft wird zunehmend schwüler
also unerträglicher.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, MOSMIX, GFS, UKMO, GEM

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta